1709 wurde das Gebäude neu errichtet. Der Kurfürst verlangte, dass in dem Neubau wieder eine Mehlwaage unterzubringen sei. Aufgrund der ähnlichen Hauptfunktion des Neubaus im Vergleich zum abgebrannten Altbau ähnelt der Neubau den älteren Gebäuden in der Umgebung stark. Die geforderte Beibehaltung der Funktion bestimmte anscheinend auch die Form des Hauses mit, sodass ein moderner Entwurf nicht nötig war.
1798 wurden Zunft und Mehlhandelszwang aufgehoben. Daraufhin fand das Gebäude in der Folgezeit unterschiedlichste Verwendungen. Im Jahre 1824 kaufte die Stadt das Gebäude. Eine Zeit lang war die städtische Gewerbeschule in dem Gebäude untergebracht, außerdem war es eine Zeit lang der Vorläufer des heutigen Eichendorff-Gymnasiums in Koblenz. Zudem stellte es zeitweilig den Sitz des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek dar. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude allerdings annähernd komplett zerstört. Jedoch wurde das Krämerzunfthaus durch die Brüder Fritz und Johann Baptist Heitger im Jahre 1951 wieder aufgebaut.
Der Baukörper ist mit 18 m Frontlänge eher der Straße „Auf der Danne“ als der „Kornpfortstraße“ zugewandt. Die Fassadenarchitektur weist große, geschlossene Wandflächen im Erd- und Obergeschoss auf. Das steile Walmdach mit seinen drei Reihen von Dachgauben ist besonders erwähnenswert. Es scheint so, als wäre das Tageslichtbedürfnis auf die Dachzone konzentriert. Die Giebelwand wird von einem Erker geschmückt. Der Erkergiebel enthält das Motiv einer Waage. Auf der Brüstung sind die Nischenfiguren des heiligen Michael, der Muttergottes, der Justitia und Tobias mit dem Engel abgebildet.
Das Haus ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz und in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Es liegt in der Denkmalzone Altstadt.
(Alexandra Janzen, Simon Künzel und Miriam Lux, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Nachtrag 2014: Gründung des Eichendorff-Gymnasiums im Krämerzunfthaus
Das heutige Eichendorff-Gymnasium wurde 1855 im hier beschriebenen Krämerzunfthaus gegründet. Die Stadt Koblenz kooperierte mit dem Staat Preußen, wodurch die Einrichtung einer Gewerbeschule ermöglicht wurde. Preußen erkannte im 19. Jahrhundert den Wert gut ausgebildeter Bürger und reformierte das Bildungswesen. Die Schule sollte auf eine berufliche Tätigkeit im Bereich der Industrie vorbereiten. Die „Königliche und Städtische Gewerbeschule zu Coblenz“ wurde wegen Platzmangel in das Alte Kaufhaus verlegt. Hier verblieb die Einrichtung von 1871 bis 1907. Im Jahr 1907 fand ein weiterer Umzug an den heutigen Friedrich-Ebert-Ring statt, es erfolgte eine Umbennung in Kaiser-Wilhelm-Realgymnasium, der direkte Vorläufer des heutigen Eichendorff-Gymnasiums.
(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)