Der Wert dieser relativ kleinen Streuobstfläche ist durch folgende Kriterien bestimmt:
1.) Kulturhistorische Bedeutung
Die Doppelreihe teilweise sehr alter Obstbäume (Einzelexemplare möglicherweise über 80 Jahre) steht an einer alten historischen Verbindungsstraße, die bereits auf der Tranchotkarte von 1809 als Allee eingetragen ist. Es ist wahrscheinlich, dass sie auch ein Teil der Römerstraße von Ahrweiler nach Bonn ist. Die Flurbezeichnung heißt nicht ohne Grund „An der Rheinstraße“.
2.) Obstarten- und Sortenvielfalt
Bei 33 Hochstämmen sind 5 Obstarten anzutreffen, davon 25 Apfel, 4 Birnen, 2 Pflaumen, 1 Nussbaum und 1 Wildkirsche.
An Sorten konnten sicher bestimmt werden: Roter Boscoop, Gelber Edel, Rheinischer Bohnapfel, Rheinischer Winterrambur, Rheinische Schafsnase, Rheinischer Krummstiel, Geheimrat Oldenburg, Hauxapfel, Jacob Lebel, Engelsberger Renette, Ontario/ Berlepsch, 5 weitere Apfelsorten sind unsicher bzw. unbestimmt. An Birnensorten sind Gräfin von Paris und Marie Luise (?) anzutreffen. Gerade die noch unbestimmten ältesten Apfelbäume sind trotz teilweise maroder Stämme sehr ertragreich mit makellosen Früchten.
Vier der Altbäume mit Altsorten sind besonders wertvoll, zeigen sie doch, dass sie mindestens 80 Jahre an diesem Standort überlebt haben und damit widerstandsfähige, an Klima und Boden angepasste, schädlingsresistente Sorten sind, die auch für den Erwerbsobstbau – nicht nur für das Drachenfelser Ländchen – einmal wieder interessant werden könnten. Diese Vielfalt an vitalen Obstsorten auf engem Raum dürfte nicht oft anzutreffen sein.
3.) Ökologische Bedeutung
Auch der ökologische Wert dieser Streuobstfläche ist sehr hoch einzuschätzen. Nicht zuletzt, weil auf der Nordwest-Seite des Streifens sich eine natürliche Feldhecke gebildet hat und damit auf der sonst landwirtschaftlich intensiv genutzten Rheinterrasse ein Refugium für Hecken- und Bodenbrüter entstand. Wiesel und Wildtiere (Hase, Rebhuhn, Fuchs) finden sich hier ein. Häufig anzutreffen sind Fledermäuse sowie Tag- und Nachtgreifvögel. Dieser vielfältige Biotop ist für viele gefährdete Arten ein wichtiges Refugium.
4.) Biotopverbundfunktion
Dieser ökologisch außerordentlich vielfältige Kleinstandort erfährt seine besondere Bedeutung im Biotopverbund mit den Naturschutzgebieten Rodderberg - Dächelsberg - Kottenforst. Diese Streuobstinsel ist ein bedeutsamer Trittstein im Netz mit diesen umliegenden Naturschutzgebieten.
5.) Landschaftsästhetischer Wert
Nicht zu unterschätzen ist auch der landschaftsgestalterische Wert dieser Streuobstfläche. Diese Streuobstallee mildert zumindest etwas die optische Dominanz der Stromgittermasten einer Überlandleitung die über die flache Landschaft zwischen Gimmersdorf und Ließem führt. Auch in der Fernblickbeziehung ist diese Streuobstfläche am Rande der Mittelterrasse ein Blickfang und gliederndes Element in der sonst durch Landwirtschaft und Plantagenobst geprägten Landschaft.
Aus den oben genannten Gründen ist dieser kleine aber vielfältige Streuobstbiotop ein sehr wertvoller Einzelstandort mit großer Bedeutung für die Kulturlandschaft des „Drachenfelser Ländchen“ insgesamt.
(Dietrich Kampe, Wachtberg, 29. April 2011)
Tabelle: Datierung / Pflanzdatum der Bäume (wirtschaftliches Alter)
Pflanzdatum | 2011-2000 | 1999-1990 | 1989-1960 | 1959-1910 | vor 1910 | |
Altersklasse (Jahre) | I (1-10) | II (11-20) | III (21-50) | IV (51-99) | V (über 100) | Summe |
Apfel | 4 | 7 | 7 | 7 | - | 25 |
Birne | 2 | 2 | - | - | - | 4 |
Pflaume / Zwetsche | - | - | 2 | - | - | 2 |
Kirsche | - | - | 1 | - | - | 1 |
Walnuss | - | 1 | - | - | - | 1 |
Sonstige | - | - | - | - | - | - |
Summe | 6 | 10 | 10 | 7 | - | 33 |