Vorbild für andere Stadttore
Das Steeger Tor blieb als einziges Stadttor im 17. Jahrhundert unversehrt. Aus diesem Grund galt das Steeger Tor bei der großen Restaurierung zwischen den Jahren 1907 und 1913 als Vorbild für die anderen Türme. Diese erhielten neue Schieferhelme und wurden nach dem Vorbild des Steeger Tors maßvoll ausgebaut.
Gebäude
Der Spitzhelm des Steeger Tores ist stadtseitig mit einem Dacherker versehen. Die bogenförmigen Durchlässe des Münzbaches waren verschließbar. Der gut bewahrte Abschnitt am Steeger Tor mit gedecktem Wehrgang wird seit dem Jahr 1982 durch die Errichtung eines überdimensionierten Hotelgebäudes beeinträchtigt.
Geschichte
Einer undokumentierten Tradition zufolge begann der Bau der Stadtbefestigung im Jahr 1344. Doch wohl erst die Stabilisierung der politischen Verhältnisse nach Ende der Pfandschaft des Erzbischofs Balduin von Trier im Jahr 1354 und die Einführung der Ratsverfassung 1356 boten die geeigneten Rahmenbedingungen für den Ausbau der Stadtbefestigung. Dieser erfolgte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, dessen Bestand sich bis in die Gegenwart in großem Umfang bewahrt hat.
Das Steeger Tor trug im Laufe der Geschichte verschiedene Bezeichnungen: Im Jahr 1499 wurde es als „Holzmartporten“ bezeichnet, später auch als „Holzmarktturm“ sowie „Holztor“. Es blieb wohl als einziges Stadttor im 17. Jahrhundert unversehrt, während mehrere andere Türme der Stadtbefestigung im Jahr 1689 zerstört oder beschädigt wurden.
Kulturdenkmal
Die Stadtbefestigung in Bacharach wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mainz-Bingen (Stand 14.05.2025) geführt. Der Eintrag lautet:
„Stadtbefestigung
neben Oberwesel einzige größtenteils unzerstörte Stadtbefestigung am Mittelrhein, ca. 1360-1400 mit Zollbastion (um 1400) und Burg Stahleck; seit 16. Jh. allmähliche Überbauung der Seite gegen den Rhein (Langstraße), Wehrgang hier nach 1900 wiederaufgebaut als Arkadengang mit mehreren Treppenaufgängen; 1907-13 umfassende Restaurierung der Mauer, Arch. W. A. Schmitt, Koblenz; seit Ende der 1990er Jahre erneut bedeutende Restaurierungsmaßnahmen, neuerdings touristische Erschließung; erhalten sind Mauerabschnitte mit Wehrgang; von den ursprünglich 16 Türmen (darunter sechs Stadttore) Diebsturm oder “Pulverturm„ (Ruine mit Ringmaueranschlüssen und Wehrgang), drei mächtige Stadttore sowie mehrere Bogenpforten: “Fleisch-„, “Bauers-„ und “Zollpforte„, eine am Diebsturm (vermauert), Münztor (um 1396), Markttor, Kranentor, Steeger Tor, Liebesturm, “Katzenturm„ (heute Postenturm, um 1360), “Postenturm„ (heute Spitzenturm), Hutturm, Sonnen- und Kühlbergturm, sog. halbrunder Turm; ein weiterer Turm im Keller des Wohnhauses Langstraße 26“.
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Mainz, 2025, bearbeitet von Kristina Sus, Universität Koblenz unter Verwendung eines Auszugs der Denkmaltopografie der Bundesrepublik Deutschland - Kreis Mainz-Bingen, 2007)