Die Fischgründe
Problem der Überfischung
Die Eisbrüche
Die Vogel- und Goldgründe
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Die Fischgründe
Fast sämtliche Fischgründe am Fluss gehörten im Mittelalter bis ins 16. bis 18. Jahrhundert dem Landes- oder Grundherren. Durch eine Rheinbefahrung wurden 1590 die vorhandenen Territorien erfasst. Es war vermutlich das Speyerer Ratsmitglied Wilhelm Besserer, der daraus eine Rheinstromkarte schuf, in der die Details eingezeichnet wurden. Die über 12 Meter lange Karte, die von Beinheim im Elsass bis Philippsburg reicht und auf der uns auch die älteste Abbildung des Mechtersheimer Hofes überliefert ist, lagert im Generallandesarchiv in Karlsruhe. Sie verdankt ihre Entstehung dem Anspruch der Kurpfalz auf die Beherrschung des Rheins und seiner Ufer. Kleine Fischgründe waren auch im Besitz des Mechtersheimer Hofes. Bäche und einzelne Fischlöcher galten zum Teil als Allmend den einzelnen Gemeinden. Im Jahr 1289 nahm das Kloster Eußerthal als Besitzer des Hofes die bei Mechtersheim gelegene Rheininsel Wolfsaue von der rechtsrheinischen Gemeinde Rheinsheim und dem Speyerer St. Germanstift in Erbpacht. Für die Fastenzeiten, jeden Freitag und auch über die ganze Adventszeit wurde gefastet, bildeten die Weiher und Altrheinarme lohnenswerte Möglichkeiten für die Fischzucht und den Fischfang. Auch auf der Wolfsaue befanden sich Fischteiche. Eine Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Mechtersheimer Hofes aus dem Jahr 1564 berichtet über einen Erlös von 294 Gulden aus der Fischerei und dem Verkauf von Schafwolle.
Problem der Überfischung
Von der Kurpfalz eingesetzte Rheingrafen führten Anfang des 17. Jahrhunderts die Aufsicht über die Fischerei am Rhein. Der Fischbestand hatte durch den Zuwachs der Bevölkerung und die daraus resultierende Überfischung, die auch aus den umfangreichen Fastenzeiten entstand, stark abgenommen und bedurfte der Regulierung. Für Mechtersheim war der Fischmeister von Germersheim zuständig. Die Orte Berghausen und Heiligenstein unterstanden dem bischöflichen Grundherren im Hochstift Speyer, auch der Reichsstadt Speyer selbst gehörte ein Salmengrund. Für diese hatte jedoch auch die Germersheimer Ordnung Geltung. An allen Feiertagen, in der Nacht und an den Laichplätzen war das Fischen verboten. Zugleich waren bestimmte Netze vorgeschrieben, aus denen kleine Fische entweichen konnten. Die Salmengründe lagen an flachen, kiesigen Gleithängen der Flussufer, wo die Salmen im Flussstrom stehen blieben. Doch wurden sie auch vom Boot aus in der Rheinmitte befischt. Eine Fangmethode bestand auch im Auslegen von Korbgeflechten am Ufer, jedoch auch im Auswerfen von Fanggarnen.
Durch die Kriegswirren am Ende des 17. Jahrhunderts mit Besatzung in den Dörfern und das Verbot mit Booten auszufahren war die Fischerei oft monatelang nicht möglich. Die verwilderten Fischgründe wurden erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder hergerichtet und verpachtet. Die kurpfälzische Herrschaft beharrte weiterhin auf ihre Eigentumsrechte. Ende des Jahrhunderts kam es, gerade bei den Kämpfen um die Festung Philippsburg, erneut zu Beeinträchtigungen des Fischfangs.
Die Eisbrüche
Eine besondere Art von Fischgründen stellen die Eisbrüche dar. Dies waren Uferstellen mit fast stillstehendem Wasser, die in der kalten Jahreszeit schnell zufroren. Rund um angelegte Löcher im Eis wurden dazu Netze aufgestellt und die Fische durch Stampfen auf der Eisfläche zu den Löchern hingetrieben. Die Eisbrüche mussten jedoch auch der Obrigkeit gemeldet werden. Einen anderen Zweck erfüllte ein Eisbruch auch in späteren Zeiten: Wenn die Flachwässer und Wiesen im Winter überflutet waren und zufroren, wurden aus dem Eis große Brocken herausgehauen. Diese nutzte man dann in den Kellern zum Kühlen von Bier, vielleicht auch von anderen Produkten. So konnte, vor der Einführung der Elektrizität und der Erfindung von Kühlgeräten, oft bis weit in den Sommer hinein in den Kellern für eine konservierende Temperatur gesorgt werden. A. Becker beschrieb 1928, wie man in Speyer einst den Rheinsalm fing:
„‚Gen Abend‘, so erzählt mir ein alter Speyerer Fischer, zogen wir auf den Salmfang aus. Rechts und links am Ufer fährt je ein Nachen mit den Fischern; das Garn ist also über den ganzen Strom gespannt. So treibt es , etwa anderthalb Meter über dem Boden durch ‚Schwemmer‘ straff gezogen, stromab, und der am Grund des Wassers stromaufwärts schwimmende Fisch kommt unfehlbar ins Garn. War das Netz so eine Strecke von etwa anderthalb bis zwei Kilometer stromabwärts getrieben, so holten die Fischer es ein. War ein Salm im Netz, so wurde er vom ältesten Fischer ergriffen und mit einem bereit gehaltenen Knüppel getötet. Bei diesem Akt hielten alle anderen Fischer beide Hände an den Mund und riefen ‚Juche! Laßt sie rascher laufen!‘ Dieser Ruf galt nach dem Glauben der Fischer den Meeresgöttern, die ihnen mehr Beute zulaufen lassen sollten. War das Netz dann eingeholt und die Beute in Weidenzweige gepackt, dann setzte man sich ans Ufer und sang ein altes Volkslied. Dann wurden die Nachen wieder zwei Kilometer stromaufwärts gezogen, um einen neuen Zug zu tun. Man benutzte zum Fang stets die gleiche Stromstrecke, die hieß der Salmengrund.“
In der Auenlandschaft fanden sich auch an vielen Stellen Fischerhütten, die es ermöglichten, dem Arbeitsplatz am Rhein möglichst nahe zu sein. Eine Bemerkung aus dem Jahr 1770 berichtet, dass „so viele Salmengründe aufgerichtet wurden, daß der Rhein bei allen Engen Tag und Nacht mit [Fischer-]Garn bestrichen wird“. Durch die Begradigung des Rheins und der dadurch stärkeren Strömung wurde die Ausübung des Fischfangs auf dem Fluss immer mehr zurück gedrängt. Um so mehr verlegte man nun das Fischen in die Altrheinarme.
Zum Schutz des begehrten Salms wurde 1885 ein Staatsvertrag zwischen Deutschland, Holland und der Schweiz geschlossen, der eine besondere Schonung des Lachses beinhaltete. In dieser Zeit siedelte sich der Zander im Rhein und wurde zur begehrten Fischart. Der Fischfang als eines der ältesten Gewerbe, das entlang des Rheins ausgeübt wurde, war in den Dörfern südlich von Germersheim noch stärker ausgebildet. Dafür boten die Gemarkungen um die heutigen Römerberger Ortsteile mehr Möglichkeiten für die Landwirtschaft und den Weinbau. Spuren zu den früher oft überlebensnotwendigen Aktivitäten des Fischfangs sind vier Fischer- und Angelsportvereine in Römerberg, die ihre Fischgewässer pflegen und mehrmals im Jahr die Bevölkerung zum Fischessen einladen.
Die Vogel- und Goldgründe
In den Auenlandschaften fanden sich auch Vogelgründe am Flussufer, wo Wildenten gefangen werden konnten. Ein Vogelfänger, der häufig in einer Hütte neben dem Fanggebiet wohnte, spannte im flachen Wasser Netze und trieb dort die Vögel hinein. Dokumentiert ist, dass „von dem Roten Hamm bis an den hare graben [Horbach] zwischen den von Lengfelt und Mechtersheim“ Enten gefangen wurden.
Ein Goldgrund, wo auf Sand- und Kiesbänken Goldwäscherei betrieben wurde, wird 1668 bei Mechtersheim bei der Rheinschanze, aber auch noch Ende des 18. Jahrhunderts, erwähnt. Weitere Goldgründe werden auf der rechten Rheinseite gegenüber Heiligenstein sowie bei Speyer und Germersheim, rechtsrheinisch bei Philippsburg und weiter flussaufwärts beschrieben. Ein Bericht von 1721 protokolliert, dass der Rote Hamm „ehemals sehr guter Grund und der größte Goldgrund gewesen, aber vom diesjährigen großen Wasser mit Sand überschwemmt“ ist. Auf der Flotzgrün sei der Goldgrund „mittelmäßig … kann gewaschen werden, wenn der Rhein noch drei Schuh [ca. 1 m] fallet.“ Mancherorts führte die Goldwäscherei zu Klagen der Fischer, da dazu große Löcher am Ufer ausgehoben wurden, die den Flusslauf veränderten.
Heute wird die Welt der Großvögel in Römerberg besonders geschützt. In den Mechtersheimer Tongruben, die 1983 zum Naturschutzgebiet erklärt wurden, leben und brüten auf einem Gelände von 34 ha mit großer Wasserfläche und Uferzonen mit Schilfpflanzen und Gebüsch tausende Wildgänse und -enten. Auch Störche, Kormorane und Reiher können in der Gemarkung häufig beobachtet werden.
(Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e. V.)
Internet
www.kulturelleserbe-rlp.de: Lost Places in Römerberg - Eisbrüche, Salmen-, Gold- und Vogelgründe nahe Römerberg (abgerufen 28.10.2025)
www.landesarchiv-bw.de: Große kurpfälzische Rheinstromkarte (abgerufen 28.10.2025)