Kirche
Ausstattung
Konventsgebäude
Geschichte
Kulturdenkmal
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Kirche
Die ehemalige Klosterkirche wurde im Jahr 1688 begonnen und um das Jahr 1698 vollendet. Die geostete Saalkirche zeigt sich als schlichter Putzbau mit eingezogenem, rechteckigem Altarraum zwischen kleinen Oratorien und anschließendem Psallierchor, dessen Ostwand sich über der mittelalterlichen Wehrmauer erhebt. Der hohe Unterbau der nordseitig angeschobenen Sakristei wurde zum großen Teil mit Rotsandsteinquadern erneuert. Es handelt sich um eine rundbogige Sandsteingliederung. Das verschieferte Satteldach ist ostseitig abgewalmt und dort erhebt sich ein stattlicher achteckiger Spitzhelmdachreiter, der im Jahr 1884 hinzugefügt wurde.
Das ursprüngliche Westportal wurde mit dem Bau der angrenzenden Bahnlinie in den Jahren 1857/59 aufgegeben. Der jetzige Eingang befindet sich seitlich rechts in der Nordwand, am Schlussstein ist die Jahreszahl 1688 zu sehen. Er ist über der hohen Freitreppe erreichbar und wird von einem durchaus aufwendig bemalten Wappenstein bekrönt. In einer Nische der Ostwand befindet sich eine Statue des heiligen Nikolaus, am Sockel mit Schifferzeichen trug er ehemals die Jahresbezeichnung 1706. Vor der Nordwestecke der Sakristei steht eine ausdrucksvolle Sandsteinfigur der Muttergottes aus rotem Sandstein, die mit „FWK 1709“ bezeichnet ist.
Den Innenraum, mit breitem Triumphbogen, überspannt eine weite Tonne. Die Längswände sind durch korbbogige Wandnischen gegliedert. Das eingezogene Presbyterium kreuzgrat-, der quadratische Mönchschor tonnengewölbt. Die Westempore, deren Brüstung in der Mitte dreiseitig hervortritt, ruht auf kantigen steinernen Stützen. Der Aufgang zu ihr wurde im Jahr 1994 erneuert.
Ausstattung
Die Ausstattung der Barockzeit ist größtenteils erhalten geblieben. Die furnierten Altäre aus dem Jahr 1694 zeigen übereinander gestellte Ädikulen mit Sprenggiebeln und reichem vegetabilem Schnitzwerk. Die ursprünglichen Altarbilder wurden in den Jahren 1933 bis 1935 durch Werke von Bernhard Scherer, Bingerbrück, ersetzt: Diese zeigen am Hochaltar den Gekreuzigten, im Auszug den heiligen Nikolaus; am Marienaltar, bezeichnet mit dem Jahr 1694, die thronende Muttergottes mit Pfarrkirche und Wernerkapelle in spätem Nazarenerstil (1935), im Auszug den Gottvater. Die Werke am rechten Seitenaltar zeigen: den heiligen. Antonius von Padua in barocker Formensprache (Kopie nach Murillo), im Auszug den heiligen Josef.
Darüber hinaus gibt es zwei stark restaurierte, handwerklich gemalte Antependien, die mit dem Jahr 1692 bezeichnet sind und die Marienmotive zeigen; Kanzel mit polygonalem Korb (ursprünglich vom Kreuzgang her zugänglich); den Orgelprospekt mit filigranem Akanthusschnitzwerk, entstanden um die Jahre 1710/20.Weiterhin besteht die Austattung aus einer Figur des heiligen. Josef. Das Relief des kreuztragenden Christus aus dem 16. Jahrhundert, das von der ehemaligen kurpfälzischen Neuen Kellerei stammt, wurde an der Südwand angebracht. Das Gemeindegestühl ist in historistischer Formensprache.
Die Ausmalung aus dem Jahr 1902 in Teilen rekonstruiert. Die auf Metall gemalten Kreuzwegstationen wurden als Kriegergedächtnis nach dem Ersten Weltkrieg gestiftet. Die Glasfenster aus dem Jahr 1932 tragen die Bezeichnungen:. GLASMALEREI / BINSFELD / U. CO. / TRIER. Ambo und Zelebrationsaltar aus Kalkstein von Guy Charlier, aus Trier wurden nach der Renovierung im Jahr 1994 aufgestellt.
Im Psallierchor sind besonders beachtenswert: ein fein gearbeiteter barocker Kruzifixus, sowie zwei Ölbilder- die großformatige barocke Pietà und Maria Magdalena nach Coreggio von dem in Bacharach gebürtigen Maler Gerhard von Kügelgen (1772-1820).
Konventsgebäude
Das dreiflügelige Konventsgebäude, welches heutzutage als katholisches Pfarrhaus dient, wurde erst in den Jahren 1704/1705 erstellt und gruppiert sich mit der Kirche zu einem Geviert. Es sind hierbei doppelgeschossige Putzbauten unter Schieferdächern mit scheitrechter Sandsteingliederung. Der Kreuzgang unter den Pultdächern ist sparsam durchfenstert. Die äußere Erdgeschosswand des Ostflügels steht auf der mittelalterlichen Ringmauer; um das Jahr 1914 wurde ein risalitartiger Aussprung hinzugefügt.
Der Eckturm mit hochovalen Fenstern auf der Südostecke, dessen polygonales Obergeschoss über einem Bogenfries auskragt, birgt im Kern einen mittelalterlichen Wehrerker. Einer der beiden Durchgänge zur Kirche trägt die Bezeichnung des Jahres 1705. Im Kreuzgang befindet sich eine Sonnenuhr. Die westlich anschließenden Wirtschaftsgebäude wurden gegen das Jahr 1859 niedergelegt.
Im Südflügel befanden sich zur Klosterzeit Dispens, Refektorium und Küche, darüber de Zellen. Im Westen lagen Besuchs- und Sprechzimmer, im Obergeschoss Gästezimmer. Im Ostflügel hingegen waren Krankenzimmer, im Eckturm die Latrine. Mit dem Funktionswandel wurde die Raumaufteilung teilweise verändert, nur einige barocke Türen sind überkommen. Unter dem Südtrakt erstreckt sich eine langgestreckte tonnengewölbte Kelleranlage, die gartenseitig mit rundbogigem Abgang versehen ist. Dort befindet sich der von der ehemaligen Küche zu bedienende Brunnenschacht.
Im Konventsbau werden zahlreiche Ausstattungsstücke ab dem späten 17. Jahrhundert., auch aus der Kirche stammend, aufbewahrt. Im ehemaligen Refektorium befinden sich eine sehr qualitätvolle süddeutsche barocke Kreuzigungsgruppe. Im Kreuzgang befinden sich Leinwandbilder des 18. Jahrhunderts: ein ehemaliges Altarblatt mit Mariä Himmelfahrt, eine Kopie nach Murillo, ferner die Heiligen Franziskus, Klara, Muttergottes. Darüber hinaus auch Ölbilder von Bernhard Scherer aus Bingerbrück, unter anderem das Martyrium des Knaben Werner aus dem Jahr 1938 (signiert). Eine gotische Spolie von der Wernerkapelle mit qualitätvollem bauplastischen Detail eines Strebepfeiler. Aus dem 18. Jahrhundert stammen gemalte kurfürstliche Wappenschilde sowie gusseiserne reliefierte Ofenplatte, vermutlich aus dem frühen 18. Jahrhundert (Salomos Urteil, Ölwunder des Elisa). Ein prächtiger Paramentenschrank aus dem späten 19. Jahrhunderts ergänzt die Ausstattung. Im Ostflügel befindet sich ein opulenter Neurokoko-Kachelofen aus der Zeit um das Jahr 1900. Gegenüber dem Eingang zum heutigen Pfarrhaus steht eine reliefierte Grabstele des 18. Jahrhunderts. Unterhalb der Sakristei befindet sich ein Missionskreuz mit großem Gusseisenkorpus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Hochwassermarken ab dem Jahr 1882. Nördlich der Kirche wurde im Jahr 1897 die Kaiser-Wilhelm-Eiche gepflanzt.
Geschichte
Unter spanischer Besatzung im Jahr 1620 ist erstmalig die Seelsorgetätigkeit der Kapuziner dokumentiert, die sich im Hospital zum heiligen Geist niederließen. Im Zuge der Rekatholisierung seit dem Jahr 1685 wurden mit Hilfe dieses Ordens die Gottesdienste in der ruinösen Wernerkapelle wiederaufgenommen. Im Jahr 1687 schenkte Kurfürst Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg den Kapuzinern das ehemalige Zollhaus am Rheinufer und Gelände vor der Stadtmauer, wo sich angeblich auch eine St. Peterskapelle befand. In den Jahren 1688 bis 1705 erfolgte die Errichtung des Kapuzinerklosters nach Entwürfen des „Fabricarius“ Hugo von Traunstein auf dem Terrain der ehemaligen Zollbastion außerhalb der Kernstadt, deren Umfassungsmauern großteils beibehalten wurden. Dabei fand das Abbruchmaterial des gotischen ehemaligen Wilhelmitenklosters Fürstenthal am Windsbach Verwendung. Seit dem Jahr 1710 diente das Gebäude außerdem als Pfarrkirche und war im Jahr 1775 mit über 20 Ordensangehörigen belegt. Weiterhin wird ein Friedhof beim Kloster im Jahre 1721 erwähnt. Im Zuge der Säkularisation im Jahr 1802 kommt es zur Aufhebung des Klosters und dient seither als katholisches Pfarrhaus. In den Jahren 1993 bis 1996 erfolgt eine umfassende Innenrestaurierung. Ab dem Jahr 1977 wurden die Konventsbauten mit Pfarrhaus und Pfarrheim umgestaltet.
Kulturdenkmal
Die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus - ehem. Kapuzinerkloster - in Bacharach wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mainz-Bingen (Stand 14.05.2025) geführt. Der Eintrag lautet: „Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus Langstraße 2
ehem. Kapuzinerkloster, Saalbau, bez. 1688, tlw. auf mittelalterlicher Stützmauer; dreiflügeliges Konventsgebäude, 1704/05; barocke Marienskulptur, bez. 1709“
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Mainz, 2025, bearbeitet von Kristina Sus, Universität Koblenz unter Verwendung eines Auszugs der Denkmaltopografie der Bundesrepublik Deutschland - Kreis Mainz-Bingen, 2007)
Internet
de.wikipedia.org: St. Nikolaus (Bacharach) (abgerufen 17.11.2025)
www.regionalgeschichte.net: St. Nikolaus und ehemaliges Kapuzinerkloster (abgerufen 17.11.2025)
www.kathkirchebont.de: Bacharach, St. Nikolauskirche (abgerufen 17.11.2025)