Vorgeschichte
Der Mechtersheimer Hof
Eine Zeichnung von 1594
„Klein-Holland“
Hofbeständer
Das Dorf Mechtersheim
Steinerne Relikte
Unter französischer und bayerischer Herrschaft
Der Altenhof im 20. Jahrhundert
Internet
Vorgeschichte
Über die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Mechtersheim gibt es unterschiedliche Aussagen von Historikern, die zum Teil auf Irrtümer beruhen, jedoch häufig weitergegeben wurden. Das erste, fundierte Dokument ist eine Schenkungsurkunde des Mainzer Erzbischofs Adalbert I., datiert auf den 7. März 1136, die heute im Generallandesarchiv in Karlsruhe lagert (Bestand C Nr. 18). Darin bestimmt er, dass Zinseinkünfte des verpachteten Guts zu Mechtersheim für die Beleuchtung der Hofkapelle in Mainz verwendet werden soll.
Ein zweites Dokument, in dem alle drei Ortsteile Römerbergs erwähnt werden, ist eine Schlichtungsurkunde zwischen den Klöstern Maulbronn und Eußerthal aus dem Jahr 1192, die ebenfalls im Archiv in Karlsruhe lagert.
Der Mechtersheimer Hof
Nachdem das Zisterzienserkloster Eußerthal das Dorf vollständig übernehmen wollte, mussten die bisherigen Pächter den kleinen Ort verlassen und die Mönche bewirtschafteten selbst ihren Besitz. Später übernahmen vorwiegend Konversen (Laienbrüder) die körperlichen Arbeiten auf dem Mechtersheimer Hof. Auch Gesinde und Tagelöhner waren auf der Grangie (urspr. „Getreidespeicher“, später für die Wirtschaftshöfe der Zisterzienser) tätig.
Bereits 1191 wird von einer Fähre nach Rheinsheim berichtet, 1237 ist eine Kapelle urkundlich erwähnt. 1318 wird die Mechtersheimer Mühle, die durch eine Abzweigung aus dem Lingenfelder Horbach angetrieben wurde, genannt.
Bekanntlich war die Rheinebene immer wieder Kampfplatz in zahlreichen Kriegen. Einen ersten Bericht über die Betroffenheit von Mechtersheim ist aus dem Badisch-Pfälzischen Krieg von 1461/62 überliefert. In der „Speierischen Chronik Von 1406 bis 1476“ wird berichtet: „In dem branten die margraffschen off den pfaltzgraffen und branten dem appt von Usserstal [Abt von Eußerthal] ein gar gutten hoff abe zu Mechterßem, und namen im gar vil viehß dar in wol 52 osßen [Ochsen].“
Im Bauernkrieg, der in der Pfalz auf der Kirchweih in Nussdorf im April 1525 ausgelöst wurde, zogen die Horden auch bis zum Mechtersheimer Hof, weil gerade die kirchlichen Niederlassungen Ziel ihrer Raubzüge waren. Die Zerstörungen müssen groß gewesen sein. Danach haben die Mönche ihren Hof offensichtlich wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht. Als Bewohner werden neben Ackerbauern zahlreiche weitere Berufsgruppen genannt. Kuh- und Schweinehirte, Ochsenknechte und Schäfer, Forst- und Fuhrknechte, Weingärtner, Pflugmeister und Schützen verrichteten dort ihre Arbeit.
Im Unterschied zu den Nachbardörfern Berghausen und Heiligenstein, die dem Speyerer Hochstift gehörten, fiel Mechtersheim als früheres Eigentum des Eußerthaler Klosters schließlich nach der Säkularisierung durch Friedrich III. den Frommen 1561/64 an die Kurpfalz. Die Verwaltung erfolgte jetzt durch die „Geistliche Güter- und Gefälleverwaltung“ in Heidelberg und dem zuständigen Oberamt in Germersheim. Der Kurfürst forderte für seinen neuen Herrschaftsbereich Berichte über die Ausgaben der klösterlichen Höfe an. Daraus erfahren wir auch Details über den Mechtersheimer Hof.
Aufgelistet werden als „Innahm“ für Schafwolle und den Fischfang auf dem Salmengrund, für Wein, Korn, Gerste, Speltz und Hafer aufgezählt. Doch einen viel größeren Umfang nehmen die „ußgabe“ ein für Fleisch, Thunfisch, Salz, aber auch für den Einkauf zusätzlichen Getreides in größeren Mengen als selbst produziert wurde, sowie Lohnkosten für die Handwerker und die eingestellte Mäher. Der Bericht schließt ziemlich deprimierend ab:
„Diser Hofe Mechtersheim hatt vber disen mangel … Das er (wie der frucht allso in Zimlichen wertt ist) sich nitt ohne mercklich schaden erhalltten khan / bescheintt sich andern das die außgab diß ortts so groß ob schon die früchten In gemelltem preiß angeschlag so mög sie diese Suma gelitts bey ??? Gl [Gulden] nicht bezalen.“
Für die Pächter, die den Mechtersheimer Hof übernahmen, dürften die Anfänge auf den ihnen überlassenen Feldern nicht einfach gewesen sein. Die Verträge galten jeweils zehn Jahre und mussten dann erneuert werden. Das „Amtsbesatzbuch“ des Oberamts von 1593 nennt als Bewohner sechs Pächter, zwei Schützen, ein Oberschütze, ein Schweine- und ein Kuhhirt sowie acht „weitere Insassen“.
Eine Zeichnung von 1594
Die älteste Abbildung des Ortes „Metterßheim“ finden wir auf der Rheinstromkarte von 1594, die der Kurfürst anfertigen ließ. Ob es sich bei dem durch eine Mauer begrenzten runden Areal zum Teil um eine stilisierte Zeichnung handelt, kann nicht belegt werden. Aus nördlicher Richtung führt ein Torgebäude in die Ansiedlung. Im Zentrum befindet sich eine Kapelle mit Glockenturm, an die sich ein Gebäudegeviert anschließt, in dessen Innenhof ein Torbogen führt. Das der Kirche gegenüberliegende Gebäude trägt einen schmalen Rundturm. Entlang der Außenmauern sind verschiedene Wirtschaftsgebäude und eventuelle Wohnunterkünfte angeordnet.
„Klein-Holland“
Im Dreissigjährigen Krieg (1618-48) war für Mechtersheim die Nähe zu Philippsburg und der linksrheinisch vorgelagerten Rheinschanze schicksalhaft. Kein Gebäude überstand die Verwüstungen durch österreichische, schwedische und französische Truppen. Kurfürst Karl I. Ludwig (1649 - 80) war bestrebt, die kriegsbedingt geflohene Bevölkerung wieder zurück zu gewinnen. Zudem umwarb er auch Kolonisten aus dem Ausland. Der Mechtersheimer Hof wurde für acht Jahre an „Hermann Giesbert von Rhenen aus Holland und Konsorten“ verpachtet. Die Pächter bauten die Wohnhäuser, Stallungen und Scheunen wieder auf. Die niederländischen Kolonisten waren Ursache für die Bezeichnung der Siedlung als „Petite Hollande“ (Klein-Holland) auf zahlreichen französischen Militärkarten.
Doch die kurpfälzische Regierung war mit den Leistungen der Niederländer nicht zufrieden. Es wurde beklagt, „daß sie die Äcker nicht düngen, besonders in die Stoppeln säen, das Vieh nicht hüten, besonders hin und wider laufen lassen, also daß, wann sie zu Acker fahren sollten, dasselbe erst ein paar Stunden suchen müssen und eher nicht auf den Acker kommen, als wann andere auskommen“. Pächter Giesbert hatte sich 1657 „aus Armut anderswohin begeben“.
Hofbeständer
1676 wurde der Hof an vier neue Pächter übergeben. Der Pachtvertrag dokumentiert, dass „dieser Hof durch die Garnison Philippsburg anno 1674 ganz ruinieret, die Häuser in Asche gelegt, auch nachgehends, als die kaiserliche Armee vor und bei der Belagerung gedachten Philippsburg darauf gestanden, wodurch dann dieser Hof in gänzlichen Ruin kommen, in dem die Weingarten verdorben, das Feld ganz durchgraben, verwüstet und verderbt worden“.
Der Pachtvertrag galt für zwölf Jahre, das gepachtete Land umfasste 1.167 Morgen Ackerland, 303 Morgen unbebaute Äcker und 180 Morgen Wiesen.
Hofbeständer auf dem Mechtersheimer Hof in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts:
- Adrian Brinck mit seinen Söhnen Alexander, Giesbert und Albert
- Nikolaus Wibald
- Gerhard Bosselin
- Felix Kübler
- Hans Peter Dahl und dessen Sohn Alexander (Mitte des 18. Jahrhunderts war Enkel Johannes Beständer des Hofes.
Die Tochter des Urenkel Johann Michael, Anna Susanna Dahl, heiratete 1792
den aus Baden stammenden Johann Philipp Gund.
Das Paar wurde zu Stammeltern mehrerer Mechtersheimer Gutsbesitzer und
Gastwirte.)
Im Jahr 1787 wurde die Mechtersheimer Gemarkung neu vermessen und ein umfangreiches Lagerbuch (Landesarchiv Speyer Bestand A 2 Nr. 1400) hergestellt. Viele heute noch vorhandene Gemarkungssteine tragen die Jahreszahl dieser Maßnahme. Sechs Jahre später wurden auch die Wiesen und Weinberge erfasst.
Das Dorf Mechtersheim
Im September 1792 wurde die Gemarkung an zwanzig Erbpächter verpachtet. Jeder Hof hatte ca. 46 Morgen Ackerland, 16 Morgen Wiesen und etwa 1 ¼ Morgen Weinberge. Nur der ursprüngliche Dahl'sche Gutshof blieb bestehen. Er umfasste 202 Morgen Ackerland, 90 Morgen Wiesen und einen Weinberg von 1 ¾ Morgen. Von dieser Zeit an bezeichnete man Mechtersheim als Dorf.
Steinerne Relikte
Aus welcher Zeit sie stammen, aus der im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnten Kapelle oder aus der Kapelle, die auf der Rheinstromkarte von 1594 abgebildet ist, oder aber aus einer späteren Epoche, das lässt sich nicht mehr feststellen. Doch in mehreren alten Gebäuden des Ortes finden sich sog. „Ochsenaugen“ (lat.: Oculus).
Unter französischer und bayerischer Herrschaft
Im Ersten Koalitionskrieg zwischen 1792 und 1797 kamen die linksrheinischen Territorien und damit auch Berghausen, Heiligenstein und Mechtersheim unter französische Herrschaft. Die Grundsätze der Revolution führten zur Aufhebung der Leibeigenschaft, die Besitztümer der kurpfälzischen „Geistlichen Güter- und Gefälleverwaltung“ wurden Nationalbesitz. Der Grundbesitz der früheren Erbpächter wurde zum Kauf angeboten. Die Mechtersheimer Bauern konnten zu einem großen Teil ihre ehemaligen Pachtgüter ersteigern. Folge davon war jedoch in der Folgezeit die Aufteilung und damit Verkleinerung des Ackergeländes unter den Erben. In der nachnapoleonischen Zeit kam die Pfalz 1816 an Bayern. Das Dorf Mechtersheim vergrößerte sich ständig.
Der Altenhof im 20. Jahrhundert
In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 glich Mechtersheim einem Inferno. Hunderte Bomber der britischen Royal Airforce überflogen Deutschland. Die Bomben, die auch hier auf das Dorf niederprasselten, setzten Scheunen und Ställe in Brand. Der Altenhof mit seinen eng ineinander gebauten Landwirtschaftsbetrieben wurde zu einer einzigen Ruine.
Wenn wir nun mit dem ehemaligen Mechtersheimer Hof einen großen zeitlichen Sprung machen, bleibt für die Einwohner und viele Besucher aus der Umgebung das bekannte Mechtersheimer Altdorffest in Erinnerung. Ab 1978 wurde jedes Jahr im September auf dem früheren Hofgelände und in allen Bauernhöfen der Nachbarbarschaft ein Wochenende lang gefeiert. Die Dorfvereine mit ihren Freiwilligen, zusammen geschlossen durch das Ortskartell, boten Musik und Tanz und vielfältiges Essen und Trinken an. Das Fest wurde zu einem Aushängeschild des Dorfes in der ganzen Region. Doch nachdem sich mit den Jahren immer weniger Scheunentore öffneten, fand 2012 nach 35 Jahren das letzte Altdorffest statt, dem wohl viele Besucher heute noch nachweinen.
(Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V., 2024)
Internet
www.landesarchiv-bw.de: Findbuch C: Privaturkunden vor 1200 (abgerufen 16.10.2025)
www.regionalgeschichte.net: Adalbert I., Erzbischof von Mainz (abgerufen 16.10.2025)
de.wikipedia.org: Grangie (abgerufen 16.10.2025)