Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail

Mergen-Haus (18. und 19. Jahrhundert)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Oberkail
Kreis(e): Eifelkreis Bitburg-Prüm
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 19,68″ N: 6° 40′ 52,57″ O 50,0388°N: 6,68127°O
Koordinate UTM 32.333.965,07 m: 5.545.520,39 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.548.848,89 m: 5.544.946,80 m
  • Das Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (1960er Jahre)

    Das Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (1960er Jahre)

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  • Ehemaliger Hauseingang zum Leuschen-Haus am Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (2024)

    Ehemaliger Hauseingang zum Leuschen-Haus am Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (2024)

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  • Das Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail, Blick in Richtung Schostisch (späte 1960er Jahre)

    Das Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail, Blick in Richtung Schostisch (späte 1960er Jahre)

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  • Gesamtansicht des Stockhauses Näckels-Haus in Oberkail (2024)

    Gesamtansicht des Stockhauses Näckels-Haus in Oberkail (2024)

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  • Schlussstein am Scheunentorbogen am Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (2024)

    Schlussstein am Scheunentorbogen am Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (2024)

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  • Das Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (vor 1948)

    Das Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail (vor 1948)

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Im 18. Jahrhundert begann die Entwicklung dieses Hauses, das bis heute die Geschichte seiner Besitzerfamilien und ihrer Zeit widerspiegelt. Das Näckels-Haus, ursprünglich um 1730 erbaut und damals mit dem Hausnamen „Mergen“ belegt, ist ein Beispiel für Veränderungen über mehrere Generationen hinweg. Von Wilhelm Löwen, dem ersten Besitzer, über die Erbschaften, die Eheschließungen der Familie und die Verkäufe bis hin zu den Umbaumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts zeigt sich, wie das Haus immer wieder an die Gegebenheiten der jeweiligen Zeit angepasst wurde. Besonders im 19. Jahrhundert veränderte sich das Anwesen, um neuen Herausforderungen gerecht zu werden. So lässt sich am heutigen Gebäudebestand des Näckels-Hauses noch gut die Kleinteilung infolge der Realerbteilung bis hin zum durch Kauf wiedervereinigten Komplex an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erkennen.

Lage und Gebäudebeschreibung
Fassadengliederung des Gebäudekomplexes
Vorgelagerter Baukörper und Garagenbereich
Entstehung und Entwicklung des Hauses im 18. Jahrhundert
Aus einer Vogtei wurden drei Häuser - Vom Ancien Régime zur Realerbteilung im 19. Jahrhundert
Gebäudeteile A, C und D: Umbauten und neue Eigentümer im 19. Jahrhundert
Gebäudeteil B: Umbauten und neue Eigentümer im 19. Jahrhundert
Familie Näckel übernimmt das Anwesen – die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Landwirtschaftliche Nutzung und Erweiterungen in den 1920er Jahren
Umbaumaßnahmen der Familie Näckel und Aktivitäten im Wohnhaus
Erweiterung und Umbaumaßnahmen der Familie Kuhn
Die 1970er und 1980er Jahre: Letzte große Umbaumaßnahmen der Familie Kipp
Die letzten Jahre und der Leerstand
Ausgründung aus Mergen: Das Schostisch-Haus im Kuhberg 11
Quellen


Lage und Gebäudebeschreibung
Die Front des heutigen Gebäudekomplexes mit der Adresse Kuhberg 9 verläuft nahezu parallel zur Straße. Der Abstand beträgt an der unteren Grundstücksgrenze knapp 16 Meter und an der oberen circa 13 Meter. Der Grundriss ist fast rechteckig, mit einer Länge von rund 20 Metern und einer mittleren Tiefe von etwas weniger als zehn Metern. Dieses Hauptgebäude ist durchgängig zweigeschossig und wird von einem Satteldach mit schiefergrauen Dachpfannen abgeschlossen. An der linken Seite befindet sich ein schmaler, anderthalbgeschossiger Anbau mit einem nach links abfallenden Pultdach. Dieser Schuppen ist durch den tieferliegenden Hausgarten zugänglich. Über der Eingangstür ist ein schmales Fenster mit Sprossenkreuz eingelassen. Alle Außenwände des gesamten Gebäudekomplexes sind verputzt und weiß gestrichen, während die Tür- und Fenstereinfassungen sandsteinrot gehalten sind.
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Fassadengliederung des Gebäudekomplexes
Die asymmetrische Fassadengliederung lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:
1. Gebäudeteil A – Haupthaus: Die drei Achsen, die mit der Haustüre in der Mitte das eigentliche Haupthaus kennzeichnen, haben unterschiedliche Abstände zueinander und auch zur linken Gebäudekante. Das linke Fenster im Erdgeschoss ist ein Zwillingsfenster und somit breiter als die vier anderen Fenster dieses Hausteils. Die Haustüre ist mit einem leichten Bogen in Sandstein gefasst. Alle Fenster haben rechteckige Sandsteineinfassungen.

2. Gebäudeteil B – Schmaler, zweiachsiger Anbau: Direkt rechts an das Haupthaus schließt ein schmaler, zweiachsiger Gebäudeteil an. Die Sandsteingewände der Fenster im Obergeschoss stammen vermutlich vom Wohnhausbau des Jahres 1861. Im Erdgeschoss befand sich zuletzt ein Stall, entsprechend ist das Fenster dort ein typisches Stallfenster des 20. Jahrhunderts. Die schlichte Einfassung der Tür zeigt die Initialen der Erbauer sowie die Jahreszahl 1861.

3. Gebäudeteil C – Ehemaliges Scheunentor und Eingang Nebenwohnung: Rechts an Gebäudeteil B grenzt das ehemalige Scheunentor. Minimal zurückgesetzt liegt der Eingangsbereich zur Nebenwohnung, bestehend aus einer Tür ganz rechts und einem kleinen, relativ hoch angebrachten Fenster links daneben. Beim Umbau dieses Bereichs zu Wohnzwecken Ende der 1970er Jahre wurde die Tür tiefer gelegt als ursprünglich. Daher wurde das Türgewände im oberen Bereich zugemauert und trägt nun die Inschrift „Anno 1980“. Der Sandsteinbogen des Scheunentors wurde bei dieser Umbaumaßnahme erhalten und im oberen Bereich verglast, um Licht in die dahinterliegende Wohnung zu bringen. Im unteren Bereich befindet sich heute eine Garage. Der Schlussstein zeigt farbig die Inschrift „Anno 1814 I.A“, wobei es sich vermutlich um „LA“ für Anton Löwen handeln müsste. Im Obergeschoss dieses Gebäudeteils gibt es keine weiteren Fensteröffnungen. Gebäudeteil C grenzt rechts an den Giebel des Hauses Kuhberg 11, das ebenfalls aus dem ehemaligen Mergen-Haus hervorgegangen ist. Dieses Haus soll im Folgenden als Gebäudeteil D bezeichnet werden.

Vorgelagerter Baukörper und Garagenbereich
Parallel zu den Gebäudeteilen B und C verläuft ein weiterer Baukörper direkt am Gehweg entlang der Straße. Er ist eingeschossig und besitzt ein spitzes Satteldach mit schiefergrauen Dachpfannen. Vor dem ehemaligen Scheunentor in Teil C befindet sich in diesem vorgelagerten Bau eine offene Durchfahrt in ganzer Höhe. Links davon liegt eine Garage mit Tor zum Kuhberg hin. Der linke Teil dieses Baukörpers reicht nach hinten bis auf circa drei Meter an Gebäudeteil B heran, wobei das Dach hier als Pultdach mit geringerer Steigung verlängert wurde. Der rechte Teil dieses vorgelagerten Baukörpers diente früher als Hühnerstall.

Entstehung und Entwicklung des Hauses im 18. Jahrhundert
Nikolaus Löwen aus Steinborn heiratete 1701 Maria Müller aus Oberkail. Ihr Sohn Wilhelm Löwen ist der erste bekannte Träger des Hausnamens „Mergen“. Möglicherweise leitet sich dieser Name von der Verniedlichungsform („gen“) des Vornamens seiner Mutter („Maria“) ab. Zusammen mit seiner Ehefrau Magdalena (+1756 in Oberkail) hatte Wilhelm zwischen 1731 und 1749 zehn Kinder, die in Oberkail getauft wurden. Aufgrund des eigenen Hausnamens und der Besiedlungsgeschichte des Kuhbergs unterhalb dieses Hauses ist anzunehmen, dass der Ursprung des heutigen Hauses um oder kurz nach 1730 liegt. Der als Hofbesitzer nachfolgende Sohn Anton Löwen (1732-1816) wuchs vermutlich bereits hier auf. Er heiratete 1757 Anna Amalia Crones (*1729) aus dem Lorentz-Haus (heute Bitburger Straße 7). Aus dieser Ehe gingen zwischen 1757 und 1773 sieben Söhne hervor. Bei der von Kaiserin Maria Theresia veranlassten Katasteraufzeichnung im Jahr 1766 werden als Bewohner des Mergen-Hauses, das damals noch keine Stockberechtigung hatte, Wilhelm Löwen (rund 60 Jahre alt) sowie die Eheleute Anton Löwen (34) und Amalia Crones (36) mit ihren minderjährigen Kindern Matthias (7), Hilarius (5) und Karl (2) genannt. Zudem lebten dort Antons unverheiratete Schwester Agathe Löwen (17) sowie eine nicht näher bezeichnete Katharina Blum, vermutlich eine Magd.
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Aus einer Vogtei wurden drei Häuser - Vom Ancien Régime zur Realerbteilung im 19. Jahrhundert
Haus- und Hoferbe wurde Matthias Löwen (1759-1800), der jedoch noch vor seinem Vater verstarb. Zusammen mit seiner Ehefrau Katharina Bickendorf (1760-1813) hatte er vier Töchter und einen Sohn. Drei der Töchter erreichten das Erwachsenenalter. Sie bzw. ihre Ehemänner wurden 1828 und 1835 als Besitzer des Mergen-Hauses genannt: Maria Sybilla Löwen (1790-1825) und Adam Bleser (1774-1832), Katharina Löwen (1795-1848) und Johann Zengerle (1786-1860) sowie Anna Maria Löwen (1797-1867) und Johann Schmitz (1788-1866).

Noch der Tradition des Ancien Régime folgend, heiratete die älteste Tochter Maria Sybilla 1813 ins Elternhaus ein und übernahm dieses. Damals lebten neben den frisch vermählten Eheleuten (23 und 39 Jahre alt) noch die Schwestern Katharina (18) und Anna Maria (16), der Stiefbruder Johann Löwen (11), der Großvater Anton Löwen (81) sowie vermutlich der unverheiratete Onkel Johann Löwen (43) im Haus. Noch unter der Ägide von Großvater Anton wurde 1814 eine neue Scheune erbaut, wie der Schlussstein des Torbogens heute noch ausweist. (Gebäudeteil C). Ein Jahr später heiratete Katharina und wohnte zunächst mit ihrem Mann und ihren Kindern weiterhin im Elternhaus. Erst kurz nach 1830 muss diese Familie in dem schmalen Ökonomiegebäude zwischen Wohnhaus und Scheune eine eigene Wohnstatt errichtet haben (Gebäudeteil B). Anna Maria heiratete 1819 den neun Jahre älteren Schafhirten Johann Schmitz. Sie bauten sich ein eigenes kleines, vermutlich eingeschossiges Häuschen rechts von Scheune und Stall (Standort D).

Im Stammhaus (Gebäudeteil A) verstarben 1816 der Großvater Anton Löwen, 1820 die dreijährige Tochter Margaretha Bleser, 1821 der erst einmonatige Sohn Johann Bleser und 1825 die Mutter Maria Sybilla, geborene Löwen. 1826 heiratete Adam Bleser in zweiter Ehe Katharina Esch (1794-1865) aus Gransdorf. Ihnen wurde der Sohn Nikolaus Bleser (1828-1897) geboren.
Das erste preußische Kataster von 1828 bzw. 1832 zeigt deutlich die Spuren der in französischer Zeit eingeführten und von den Preußen bestätigten Realerbteilung. Es nennt die Grundstücksbesitzer: Das Stammhaus (A) gehörte Adam Bleser, das rechts anschließende schmale Gebäude (B) dem Tagelöhner Johann Zengerle und die Scheune samt Stall sowie das kleine Wohnhaus rechts davon (C und D) dem Schafhirten Johann Schmitz.

Gebäudeteile A, C und D: Umbauten und neue Eigentümer im 19. Jahrhundert
Im Stammhaus verstarb 1832 auch Johann Bleser. Seine Witwe wird noch 1840 als Besitzerin genannt. Sie heiratete 1836 den Knecht Peter Weiler (*1804 in Deudesfeld). In den 1840er Jahren errichteten sie das Haus Meisburger Straße 11 und zogen mit dem Sohn bzw. Stiefsohn Nikolaus Bleser dorthin. Das Haus (A) wurde an den Nachbarn aus Hausteil D, Johann Schmitz, verkauft. Er zog mit seiner Frau und den vier jüngeren Kindern dort ein. Sein 1833 geborener Sohn Friedrich Wilhelm Schmitz kaufte später das Haus Kuhberg 10. Dessen Ehefrau Katharina Raskob begründete mit ihrem Beruf den neuen Hausnamen „Hewanns“. Die 1836 geborene Tochter Elisabeth Schmitz heiratete 1866 Johann Peter Schell (*1835) aus Greverath. Nach dem Tod von Elisabeths Eltern übernahmen die Eheleute Schell-Schmitz 1868 das Haus. Auch nach ihrem Tod 1905 blieb Elisabeth noch fünf Jahre grundbuchmäßige Besitzerin, alleiniger Erbe war ihr Sohn Johann Schell.
Johann Schmitz‘ Sohn Johann Baptist Schmitz (*1826) übernahm nach dem Umzug der restlichen Familie in das Mergen-Stammhaus (A) das kleine einstöckige Haus am Standort D sowie Stall und Scheune (C). Er heiratete 1851 Katharina Müller aus Philippsheim. Vermutlich blieb das Paar kinderlos. 1880 veräußerten sie Scheune und Stall (C) an ihren Schwager Johann Peter Schell, der damit – mit Ausnahme des zweiachsigen Häuschens in der Mitte (B) – Besitzer des restlichen heutigen Anwesens Kuhberg 9 wurde. Nach Katharina Müllers Tod 1898 wurde das einstöckige Haus am Standort D an die Besitzer des schmalen Nachbarhauses B, Nikolaus Feltes und Elisabeth Leuschen (siehe unten), verkauft. Seitdem trägt dieses Haus berufsbedingt den Hausnamen Schostisch. Ab diesem Zeitpunkt verliefen die Entwicklungen der heutigen Anwesen Kuhberg 9 und 11 getrennt. (Die Fortsetzung im Schostisch-Haus Kuhberg 11 folgt am Ende dieses Artikels.)
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Gebäudeteil B: Umbauten und neue Eigentümer im 19. Jahrhundert
Da das schmale Häuschen der Familie Zengerle-Löwen (B) rechts und links keinen Platz bot, erbauten seine Besitzer – vermutlich in den 1830er Jahren – vor dem Haus einen kleinen Stall. Dieser ist heute der linke Teil des vorgelagerten Gebäudes, der über einhundert Jahre später zur Garage umgebaut wurde. Haus und Stall wurden nach dem Tod des Besitzerehepaares 1860 verkauft. Drei der fünf Kinder waren jung verstorben. Einzig von der Tochter Gertrud Zengerle (*1825) ist ein Kind bekannt: Johannes Zengerle (1851-1925). Vermutlich zog die ledige Mutter samt Kind nach Düsseldorf. Käufer des Hauses waren Nachbarn von gegenüber: Der Schuster Heinrich Leuschen (1833-1904) stammte aus dem Haus Kuhberg 12, in dem kein Platz mehr für eine weitere Familie war. Nach seiner Eheschließung mit Katharina Lorscheter (1833-1909) im Jahre 1861 baute er das Zengerle-Häuschen um und zog dort ein. Der Türsturz über der späteren Stalltüre zeigt noch heute die Initialen der Eheleute und das Umbaujahr: „HL 1861 KL“. Sieben Kinder sind dort geboren worden, aber nur von zweien ist bekannt, dass sie das Erwachsenenalter erreichten. Tochter Elisabeth Leuschen (1864-1942) lebte nach der Eheschließung 1886 mit dem Schuster Nikolaus Feltes aus Zendscheid (1856-1899) die nächsten 13 Jahre mit sechs Kindern (drei weitere sind als Säuglinge gestorben) in dem kleinen Häuschen bevor sie das rechte Nachbarhaus (Gebäudeteil D) kauften und aufstockten. Der damals noch ledige Sohn der Eheleute Schell-Schmitz aus dem Hausteil A, Johann Schell (1876 Oberkail – 1939 Neuss), kaufte dann auch dieses Häuschen auf. Damit war er ab 1906 alleiniger Besitzer des heutigen Anwesens Kuhberg 9 (Gebäudeteile A, B und C).

Familie Näckel übernimmt das Anwesen – die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Im Gebäudebuch des Jahres 1910 werden die Liegenschaften des heutigen Anwesens Kuhberg 9 in zwei Teilen beschrieben. (Die in Klammern eingefügten Hinweise dienen der besseren Orientierung.) Genannt werden: ein Wohnhaus mit Abort (A), eine Scheune mit Stall (C), eine (an Teil A angebaute) Holzremise sowie ein weiteres Wohnhaus (B) und ein Stall mit Keller (Gebäude vor B).
Ab dem selbem Jahr befanden sich diese Gebäude und Grundstücke im Besitz des Ehepaars Johann Näckel (1875-1952) und Anna Maria Weber (1872-1941). Sie stammten aus Gransdorf bzw. Spang und hatten zuvor auf dem Hämmerchen in Eisenschmitt (damals zur Gemeinde Oberkail gehörig), auf der Kornershütte sowie in Eisenschmitt gewohnt. Von ihren sechs dort geborenen Kindern waren zum Zeitpunkt des Umzugs nach Oberkail drei bereits verstorben. Agnes war das erste Kind der Familie, das im Kuhberg geboren wurde.
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Landwirtschaftliche Nutzung und Erweiterungen in den 1920er Jahren
Die Eheleute hatten das Haus im Kuhberg mit dem Ziel erworben, dort eine Landwirtschaft zur Selbstversorgung zu betreiben. Es war geplant, das rechte leerstehende Wohnhaus (B) später zu einem Stall umzubauen. Während des Ersten Weltkriegs sollte dieser unbewohnte Gebäudeteil jedoch zur Einquartierung von Soldaten genutzt werden. Um dies zu verhindern, wurde der Stallumbau kurzerhand über Nacht durchgeführt. Seitdem diente der neue Stall der Rinderhaltung.

Anfang der 1920er Jahre errichtete Johann Näckel in Verlängerung des Ställchens vor dem Hausteil B auch vor der rechten Seite von Hausteil C ein kleines Gebäude. Unten diente es als Hühnerstall, oben wurde Brennholz gelagert. Das Baumaterial dazu hatte er nach und nach überwiegend selbst gesammelt: Steine vom Feld bei der landwirtschaftlichen Arbeit und Holz aus dem Wald, wo er in den Wintermonaten beschäftigt war. Gleichzeitig wurde die überdachte Durchfahrt zwischen dem neuen Hühnerstall und dem bestehenden Stallgebäude erbaut.
Ursprünglich hatte das Stallgebäude kein Tor zur Straße, sondern den Eingang von der Hausseite aus. An dieser Seite war ein kleiner, mit einfachen Brettern gebauter Schuppen zur Lagerung des Brennholzes angebaut.

Umbaumaßnahmen der Familie Näckel und Aktivitäten im Wohnhaus
Auch im eigentlichen Wohnhaus (A) wurden Umbaumaßnahmen vorgenommen. Die stark ausgetretene Sandsteintreppe wurde vollständig erneuert und dabei der Treppenaufgang gedreht, so dass der Aufgang nicht mehr von der Küche sondern vom Flur aus begann. Somit konnte die Küche erstmals als eigenständiger Raum genutzt werden. Auch die Treppe im oberen Stockwerk, die zum Speicher führte, war defekt und sollte ersetzt und auch gedreht werden. Anstatt der geplanten Neuanschaffung wurde auf intensives Betreiben von Anna Maria Näckel geb. Weber kurzerhand die Treppe des rechten Hauses (B), die dort ebenfalls von der ersten Etage auf den Speicher führte, ausgebaut und in Haus A wieder eingebaut. Obwohl die Handwerker zunächst Bedenken hatten, passte die Treppe gut - lediglich eine Stütze steht bis heute nur halb auf dem Boden und erinnert an die Wiederverwendung.

In den folgenden Jahren nahm Johann Näckel weitere kleinere Umbauten am Wohnhaus und Stall vor. Der ursprünglich gleich neben der Küche, giebelseitig angebaute Backofen wurde durch einen neuen Backofen ersetzt, der an der Außenseite des alten Kellerraumes an der rückwärtigen Hausseite angebaut wurde. Der dadurch frei gewordene Platz am Giebel wurde genutzt, um eine kleine Werkstatt mit Zugang zum Garten sowie eine Vorratskammer mit Zugang zur Küche zu errichten. Auf der oberen Etage entstand so Platz zur Lagerung von Brennholz. Fünf der sieben erwachsenen Kinder des Ehepaars Näckel-Weber zogen später nach Düsseldorf. Um auch den beiden in Oberkail verbliebenen Töchtern, Katharina (1901-1994) und Agnes Näckel (1910-2012), ein eigenes Einkommen zu ermöglichen, wurde Anfang der 1930er Jahre eine grobe Strickmaschine zur Fertigung von Strümpfen angeschafft. Eine zweite Strickmaschine ermöglichte die Verarbeitung von bis zu acht Farben gleichzeitig und erlaubte feinere Strickarten sowie Muster. Damit konnten Pullover, Jacken und Westen hergestellt werden. Beide Maschinen standen in der Stube, wo auch die Wolle ausgestellt war, sodass die Kundschaft aus den umliegenden Dörfern ihre Auswahl treffen konnte.
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Erweiterung und Umbaumaßnahmen der Familie Kuhn
Katharina blieb zeitlebens als unverheiratete Schwester und Tante im Elternhaus. Ihre Schwester Agnes hingegen heiratete 1935 Ludwig Kuhn (1906-1992), genannt Lui, der aus dem Gerjens-Haus (Kirchstraße 6) stammte. Gemeinsam gründeten sie im Haus im Kuhberg eine Familie. Zwischen 1936 und 1947 wurden fünf Kinder geboren, von denen eines im Alter von vier Jahren verstarb.
Anfang der 1940er Jahre kaufte Ludwig Kuhn einen Lkw, mit dem er die Milchkannen bei den Bauern in den Nachbarorten abholte und zur Molkerei brachte. Anfangs stand dieser Lkw in der Durchfahrt des vorgelagerten Gebäudes. Besonders im Winter bei eisigen Temperaturen erwies sich das aber als sehr unzweckmäßig. Deshalb entschloss er sich, den Stall links von der Durchfahrt zur Garage umzubauen. Der kleine rückwärtige Holzschuppen wurde abgerissen, das Stallgebäude in Richtung Haus erweitert und an der Straße ein großes Tor eingebaut. Weil nun aber ein Stall für die Schweine fehlte, wurde der Stall zwischen der Scheune (C) und dem Nachbarhaus Schostisch, der zwischenzeitlich als Rübenkeller diente, wieder aktiviert.
Im Sommer 1948 führten Agnes und Ludwig Kuhn auch umfassende Umbaumaßnahmen am Wohnhaus durch. Auf der rückwärtigen Seite des Hauses wurde die Küche vergrößert und ein Badezimmer gebaut. Der alte Schornstein sowie die Räucherkammer wurden entfernt. In der Küche schlug man die Feuerbalken so weit ab, dass diese nicht mehr unterhalb der Decke sichtbar waren. Auch im Obergeschoss wurde umgebaut: Das Schlafzimmer wurde durch den Wegfall des Kamins sowie durch die Erweiterung des Hauses vergrößert. Zusätzlich entstand ein weiteres kleines Schlafzimmer.
Für die Zeit selbstverständlich, wurde in diesem Zuge der alte Spülstein in der Küche durch ein modernes Porzellan-Waschbecken ersetzt. Doch schon bald stellte sich heraus, dass dieses Waschbecken ungeeignet war, um darin die Milchkannen zu spülen. Daher wurde wieder ein neuer Spülstein aus regionalem rotem Sandstein eingebaut.
In den Schlafzimmern und im Flur wurden Waschbecken mit fließendem Wasser installiert. Gelegentlich wurden einzelne Zimmer an Urlaubsgäste vermietet, meist Bekannte der in Düsseldorf lebenden Geschwister.

Die 1970er und 1980er Jahre: Letzte große Umbaumaßnahmen der Familie Kipp
In den 1970er und Anfang der 1980er Jahren führten die Tochter von Agnes und Ludwig, Ursula Kuhn (1944-1990), und ihr Ehemann Willi Kipp (1943-2017) größere Umbaumaßnahmen durch. Für sich und die beiden Töchter errichteten sie eine Wohnung in der ersten Etage im alten Leuschen-Haus (B) sowie der angrenzenden Scheune und dem Stall (C). In diesem Teil wurde auf der Rückseite das Haus vergrößert. Die zwischenzeitlich zugemauerten Fenster des Leuschen-Hauses wurden wieder geöffnet und die Sandsteinrahmen freigelegt. Besonders Ursula Kipp legte großen Wert darauf, die ursprünglichen Sandsteingewände an den Fenstern und den Torbogen der alten Scheune zu erhalten. In diese wurden neue Fenster für die dahinterliegenden Schlafzimmer eingebaut. Viele Menschen konnten diesen Wunsch damals nicht nachvollziehen, denn zu jener Zeit war es üblich, alte Bauelemente zu entfernen und große, moderne Fenster einzubauen.
Enkeltochter Alexandra Kipp (*1970) zog Mitte der 1990er Jahre mit ihrem Ehemann Michael Müller aus Sefferweich zu ihrer Großmutter Anges in das Haupthaus (A). Dort führten sie einige Renovierungsarbeiten durch und lebten mit ihren drei Söhnen im Haus.
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Die letzten Jahre und der Leerstand
Nach dem Tod von Agnes Kuhn im Jahr 2012 verzog die Familie Müller-Kipp in ihr eigenes Haus nach Sefferweich. Seitdem steht das Haus im Kuhberg leer, ebenso wie die Wohnung von Willi Kipp nach dessen Tod 2017.
Agnes Kuhn, geborene Näckel wurde 101 Jahre alt und lebte diese ganze Zeitspanne im Haus im Kuhberg 9. Zu ihrem 90. Geburtstag wurde die von ihr selbst verfasste Familiengeschichte als Buch herausgegeben. Zum 100. Geburtstag erschien ein Buch, das einerseits den Anlass würdigte und andererseits 100 Jahre Oberkailer Dorfleben mit der Lebensgeschichte von „Näckels Agnes“ verband.

Ausgründung aus Mergen: Das Schostisch-Haus im Kuhberg 11
Wie bereits beschrieben, wurde der erste Vorgängerbau (D) am heutigen Standort Kuhberg 11 um 1820 als kleines, einstöckiges Haus errichtet. Erst nach dem Erwerb durch die Familie von Nikolaus Feltes (1856-1899) und Elisabeth Leuschen (1864-1942) erfolgten um das Jahr 1899 umfangreiche Umbaumaßnahmen, bei denen das Gebäude auch aufgestockt wurde. Im Erdgeschoss befand sich ganz links, angrenzend an die damaligen Ökonomiegebäude der Familie Näckel, die Haustür. Über ihr ist bis heute die Jahreszahl 1899 zu sehen. Von dort betrat man eine kleine Flurküche, an die sich im hinteren Bereich die Schusterwerkstatt anschloss. Rechts neben der Küche lag die Stube, und hinter der Stube, neben der Werkstatt, befand sich ein Kellerraum. Rechts von Stube und Keller war ein Lebensmittelgeschäft untergebracht, das über einen separaten Eingang verfügte.

Von der Küche führte eine Holztreppe in das obere Stockwerk. Im hinteren Teil des Hauses lagen zwei Schlafzimmer. Im Flur befand sich der große Schornstein. Zur Straße hin lag ein weiteres Schlafzimmer. Daneben war ein kleiner Raum, in dem Schuhe verkauft wurden. Eine Treppe neben diesem Raum führte auf den Speicher. Rechts neben dem Geschäft hatte die Familie zudem einen kleinen Stall.
Das Haus war durch seine vielseitige Nutzung sehr beengt. Aus Platzmangel wurde das Leder für die Schuhanfertigung häufig in der Stube zugeschnitten. Wollten Kundinnen und Kunden Schuhe kaufen, mussten sie mit in das kleine Zimmer im Obergeschoss gehen, um dort eine Auswahl zu treffen und die Schuhe anzuprobieren.
Der Sohn von Nikolaus und Elisabeth Feltes, Heinrich Feltes (1887-1957), führte die Schusterei weiter. Mit seiner Frau Eva Maria Willems (1898-1984) aus Gransdorf hatte er vier Kinder. Nach dem Tod seines älteren Bruders im Krieg und dem Säuglingstod einer älteren Schwester übernahm der Sohn Leo Feltes (1929-2006) das Geschäft und die Schusterei. Gemeinsam mit seiner Frau Susanna Bischof (1928-1999) aus Eisenschmitt nahm er verschiedene Umbauten am Haus vor.
Im Erdgeschoss wurde die Stube zu einer neuen Küche umgebaut. Im ehemaligen kleinen Schuhverkaufsraum auf der ersten Etage entstand ein Badezimmer. Das bisherige Schlafzimmer dahinter wurde zum neuen Verkaufsraum für Schuhe und viele Jahre später zum Esszimmer umgewandelt. Im weiteren Verlauf wurde über dem Lebensmittelgeschäft ein neues Wohnzimmer eingerichtet, dahinter ein weiteres Schlafzimmer. Der Speicher diente als Lagerfläche für das Geschäft. Der ehemalige Stall wurde zu einer Garage umgebaut.
Nach dem Tod der kinderlosen Eheleute Feltes-Bischof wurde das Haus verkauft. Der heutige Besitzer ist Alwin Föst.
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(Alexandra Kipp-Müller und Jörg Kreutz, Oberkailer Zeitspuren e.V. - geschichtlicher Verein der Ortsgemeinde Oberkail, 2025)


Quellen
  • Kreisarchiv Bitburg: Akten des Standesamtes Oberkail.
  • LHAK 15, 1052, Maria-Theresia-Kataster 1766.
  • LHAK 15, 280, Steuerliste 1793.
  • LHAK, Außenstelle Kobern-Gondorf; Bestände 734-1104, 736-2291 und 736-3427.
  • Mündliche Überlieferung: Agnes Kuhn, geb. Näckel (1910-2012) und Rudolf Kuhn (*1936).
  • farrarchiv Oberkail und Bistumsarchiv Trier: Kirchenbücher der Pfarrei Oberkail.
  • Pfarrarchiv Oberkail: Gebundene Abschrift eines Güterverzeichnisses aus der Zeit um 1700.
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Literatur

Gerten, Erich; Kipp-Müller, Alexandra (2010)
100 Jahre Oberkailer Dorfleben 1910-2010 – von der Kaiserzeit bis ins 21. Jahrhundert. – von der Kaiserzeit bis ins 21. Jahrhundert. Norderstedt.
Kuhn, Agnes (2000)
Kuhberg - Meine Familiengeschichte. Oberkail.
Mehs, Matthias Joseph (1934)
Das Oberkailer „Nahmen Buch der Heiligen Undt Hochheiligen Bruderschaft Jesu undt Mariae“. In: Wittlicher Tageblatt, Nr. 277 und 282, Sonderdruck, Wittlich.
Rech, Claus (o.J.)
Stockbesitzer und Beisassen in Oberkail (Eifel). Ein Beitrag zur Geschichte der Oberkailer Häuser und ihrer Bewohner vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. o.O.. Online verfügbar: https://www.wgff.de/trier/
Rheinischer Appelations-Gerichtshof zu Cöln (Hrsg.) (1835)
Urteilsschrift des Rheinischen Appelations-Gerichtshof zu Cöln in seiner öffentlichen Sitzung des ersten Civil-Senats vom 22. April 1835. Köln.
Roos, Stefan (1999)
Familienbuch Eisenschmitt 1716-1899. Welschbillig.

Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kuhberg 9
Ort
54533 Oberkail
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Alexandra Kipp-Müller, Jörg Kreutz: „Stockhaus Näckels-Haus in Oberkail”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356588 (Abgerufen: 12. November 2025)
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