Wie sah die alte Schule aus?
Bei der alten Schule handelte es sich um einen zweigeschossigen, parallel zur Straße ausgerichteten Bau im klassizistischen Stil. Bedeckt war das Gebäude mit einem Krüppelwalmdach. In der Mitte befand sich auf der Straßenseite der Eingang, der in Form eines Dreiecksgiebels besonders betont war. Im Giebelfeld stand „Schule“ geschrieben. Eine Beschreibung laut Grundsteuerkataster von 1839 lautet: „Gemeinde- und Rathaus (Bürgermeisteramt) und Schulhaus mit Scheuer, Stall und Nebengebäuden“. Ein Schulhof schloss sich auf der Gebäude-Rückseite an.
Die alte Schule im 19. Jahrhundert
Im Jahre 1821 wurde die Schule nach dreijähriger Planung erbaut. Es handelte sich bei dem Gebäude um einen vergrößerten Ersatz für ein altes Schul- und Gemeindehaus, das an der gleichen Stelle vorher - wahrscheinlich schon seit mindestens 1771 - stand und für diesen Neubau abgerissen wurde. Es umfasste auf 2 Geschossen Schulräume, Bürgermeisteramt und Lehrerdienstwohnung. Außer Bürgermeisteramt und Wohnung dürften nur 2 Schulräume als solche genutzt worden sein. Nach Erwerb des Lichtenbergerschen Anwesens (heutiges Bürgermeisteramt) gegenüber dieser Schule wurde das Bürgermeisteramt und 1892 die Lehrerdienstwohnung dorthin verlegt. Dadurch entstand mehr Platz für den inzwischen gestiegenen Bedarf an Schulraum.
Wie wurden Kinder in der alten Schule unterrichtet?
Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen machte 1901 den Bau eines zusätzlichen neuen Schulhauses an der Ecke Schulstraße/Berghäuser Straße notwendig (Mädchenschulhaus). Das alte Schulhaus neben der Kirche beherbergte bis 1951 auch einen Kindergarten, der dann in einen Kindergartenneubau neben dem Schwestern- und dem Pfarrhaus neben der „Kleinen Hohl“ umzog. Von 1951 bis 1969 waren im „Alten Schulhaus“ vier Schulsäle vorhanden, in denen sechs Schuljahrgänge unterrichtet wurden. In den beiden Schulsälen im Obergeschoß wurden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet, und zwar jeweils die 6., 7. und 8. Klasse vor dem Schulabschluss der Volksschule. Die Kinder der 1., 2. und 3. Klasse waren auf die Schulsäle im Erdgeschoß verteilt. Die der 4. und 5. Klassen gingen ins „Neue Schulhaus“ in der Schulstraße. Eine Turnhalle gab es nicht. Stattdessen war Gymnastik im Schulhof angesagt, die mit Ballspielen ergänzt wurde. Die acht Klassen (Volksschule) beider Schulhäuser zogen dann 1969 in ein neues Schulgebäude mit Turnhalle in der Gutenbergstraße um. Von da an stand das alte Schulhaus leer und wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen.
Bedeutung für den Ort
Rückblickend darf festgestellt werden, dass in diesem „alten“ Schulhaus die Kinder von fast 150 Schuljahrgängen Lesen, Schreiben, Rechnen und andere kulturelle Techniken lernten und auf das spätere Leben vorbereitet wurden. Die letzten Schüler, die hier unterrichtet wurden, sind mittlerweile im Rentenalter.
(Wilhelm Kögel und Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumsverein in Römerberg e. V., 2024)