Stockhaus Schmieds-Haus in Oberkail

Stockhaus Metschend-Haus (19. Jhdt.), Elsen-Haus (20. Jhdt.)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Oberkail
Kreis(e): Eifelkreis Bitburg-Prüm
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 11,25″ N: 6° 40′ 43,35″ O 50,03646°N: 6,67871°O
Koordinate UTM 32.333.773,52 m: 5.545.265,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.548.667,70 m: 5.544.684,81 m
  • Das Stockhaus Schmieds-Haus im Orsfelder Weg 2 in Oberkail von der Straße aus (2024)

    Das Stockhaus Schmieds-Haus im Orsfelder Weg 2 in Oberkail von der Straße aus (2024)

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  • Rückseite des Stockhauses Schmieds-Haus im Orsfelder Weg 2 in Oberkail (2024)

    Rückseite des Stockhauses Schmieds-Haus im Orsfelder Weg 2 in Oberkail (2024)

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Auf dem Gelände des heutigen Schmieds-Anwesens, auf dem auch aktuell noch Landwirtschaft mit Viehhaltung im Nebenerwerb betrieben wird, standen zu Beginn des 19. Jahrhunderts fünf Wohnhäuser, darunter zwei Stockhäuser sowie das ehemalige Schulgebäude mit Lehrerwohnung. Durch Zukäufe, Abrisse sowie Neu- und Umbauten entstand ein Hof, der es den Inhabern des Schmieds-Hauses bis zur Jahrtausendwende ermöglichte, trotz beengter Verhältnisse mitten im Dorf als Vollerwerbslandwirte zu bestehen.

Lage und Baubeschreibung
Schmiede in Oberkail - Ursprung des Schmieds-Hauses?
Schwierige Erbfolge im 18. Jahrhundert
Rückkehr zum Anerbenrecht noch kurz vor Ende des Ancien Régime
Das Wiedererstarken der Landwirtschaft unter den Familien Vanck und Elsen
Kurzüberblick über das frühere Metschend-Stockhaus
Kurzüberblick über das frühere Kohs-Haus
Kurzüberblick über das alte Schulhaus und spätere Gemeindearmenhaus
Quellen

Lage und Baubeschreibung
Am Anwesen Orsfelder Weg 2 ist auch heute noch deutlich die landwirtschaftliche Nutzung des gesamten Gebäudekomplexes erkennbar, so wie er von den letzten beiden Generationen der Bewohner genutzt wurde. Grob gesprochen besteht der Komplex aus einen langestreckten Gebäudeteil, der parallel zur im Hintergrund sichtbaren Pfarrkirche sowie zur unteren Bitburger Straße bzw. dem Orsfelder Weg vor dem Haus verläuft, sowie einen rechts davon abgewinkelten, niedrigeren Gebäudeteil, der sich fast zur Ecke Bitburger Straße / Orsfelder Weg erstreckt. Durch die schräge Zufahrt zu Pfarrhaus und Kirche ist die resultierende Hoffläche fast dreieckig.

Das langgestreckte Gebäude setzt sich aus drei Teilen zusammen. Links befindet sich ein zweigeschossiges Stallgebäude mit einer perfekt symmetrischen Fassadengliederung im Obergeschoss. Drei große Türen führen zum „Heustall“, dem Lagerraum für Heu und Stroh. Die vier Wandflächen neben diesen Türen sind jeweils mit einer Lüftungsluke ausgestattet. Im Erdgeschoss befindet sich mittig eine Stalltür, links davon drei Stallfenster und rechts ein weiteres Stallfenster. Rechts davon schließen sich eine weitere Tür und ein kleines Fenster an, dahinter lag ein ein Futtermittelraum.

Der mittlere Baukörper bildet den Kern des Wohnhauses. Die Dachflächen sind etwas steiler geneigt als die der angrenzenden Nebenbauten, so dass der First des Wohnhauses bei gleicher Traufhöhe etwa einen Meter höher liegt als die Firste von Stall und Scheune. Das Hausdach ist in Welleternit gedeckt, während die Dächer der Nebengebäude mit Blech gedeckt sind. Die Fassade des Wohnhauses wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollständig „modernisiert“. Rechts befindet sich die Haustür, zu der zwei Stufen hinaufführen; der Türrahmen ist mit roten Fliesen eingefasst. Links der Tür befindet sich ein Fenster, daneben ein größerflächiges weiteres Fenster. Im Obergeschoss sind zwei gleichartige große Fenster angebracht.

Der dritte Baukörper umfasst eine Erweiterung des Wohnhauses und eine Scheune. An der Fassade befinden sich links übereinander zwei großformatige Fenster im Stil des Wohnhauses. Sämtliche Fensterbänke sind hervorgehoben, die Fensterrahmen nur schmal aufgemalt. Das gesamte Gebäude ist glatt verputzt. Haus und rechter Gebäudeteil verfügen über einen erhabenen Sockel, der ebenso wie der Sockel des Stalls und die Fenstereinfassungen in brauner Farbe abgesetzt ist. Die übrigen Putzflächen sind in einem freundlichen, hellen Ton gestrichen. Rechts der Hauserweiterung befindet sich im Erdgeschoss ein Scheunentor mit geradem Abschluss, darüber eine große Luke zur Bergung von Heu und Stroh. Dieser Gebäudeteil erstreckt sich gleichmäßig hinter dem Querbau bis zur Grundstücksgrenze. In diesem Bereich wurde das alte Metschend-Haus überbaut.

Der Querbau besteht aus zwei Abschnitten, die beide traufseitig zum Hof ausgerichtet sind und ein Satteldach besitzen. Der untere Gebäudeteil ist mit Welleternit, der darüber liegende Teil mit Blech gedeckt. Der an das Längsgebäude anschließende Abschnitt besitzt die gleiche Traufhöhe, ist jedoch weniger tief in der Grundfläche und somit auch in der Firsthöhe niedriger. Im Obergeschoss ist dieser Teil zum Hof hin mit Brettern so geschlossen, dass noch Luft zirkulieren kann, während das Erdgeschoss offen bleibt. Die Verlängerung weist aufgrund des abschüssigen Hofraumes einen tieferliegenden Zugang über ein mittig angebrachtes Schiebetor auf; rechts und links davon sind Stallfenster eingebaut. Hier ist eine Werkstatt untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich vier gleichmäßig verteilte rechteckige Öffnungen im oberen Kniestock, die zur Belüftung des dort gelagerten Getreides dienten. Der untere Giebel des Querbaus besitzt im Erdgeschoss mittig zwei dicht beieinander liegende Stallfenster und im oberen Bereich eine Lüftungsluke. Vor diesem Giebel befindet sich der Dungplatz.
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Schmiede in Oberkail - Ursprung des Schmieds-Hauses?
Der erste namentlich bekannte Schmied in Oberkail tritt 1483 in Erscheinung: „Wilhem Smyt“. Ob er Inhaber einer Erbvogtei war, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Im Jahr 1525 wird eine Schmitz-Vogtei erwähnt, allerdings scheint es damals keinen männlichen Haushaltsvorstand gegeben zu haben. In den Rechnungsbüchern werden als Abgabeleistende „Schmytz Frauwe von jrrem Erff“ genannt. In den 1570er Jahren ist ein Johann Schmitt oder Schmyett Schultheiß in Oberkail. Ein Schultheiß hatte damals Aufgaben vom Grundherren aber zunehmend auch von der Dorfgemeinschaft. Heute wäre seine Position am ehesten mit der eines Ortsbürgermeisters oder einer Ortsbürgermeisterin zu vergleichen. Zwar wird zu dieser Zeit nicht ausdrücklich von einer Erbvogtei gesprochen, doch ist davon auszugehen, dass Johann eine solche innehatte. Im Jahr 1594 werden namentlich Schmidts Hanß und Schmidts Jacob genannt. Wie einige andere Erbvogteien im Dorf wurde auch das Schmieds-Haus nach den Verwüstungen durch französische Truppen sowie infolge der großen Abgabenlast an das Herzogtum Luxemburg zwischen 1655 und 1680 – wie die Rechnungen dieser Zeit belegen – verlassen, und die Felder lagen brach. In einer Abschrift eines alten Güterverzeichnisses wird für das Jahr 1698 Dederich Schmitz als Besitzer des Schmieds-Hauses genannt. Bei den in den Kirchenbüchern erwähnten Familienvätern Wilhelm Schmitz und Kaspar Schmitz könnte es sich möglicherweise um Söhne von Theodor (Dederich) Schmitz handeln. Offenbar wohnten beide Familien im Schmieds-Haus.

Genaueres Informationen liefert erst das Maria-Theresia-Kataster von 1766. Damals lebten im Schmieds-Haus Katharina Schmitz (*um 1712), die Tochter von Wilhelm Schmitz (+ vor 1766) und seiner Ehefrau Anna Maria Clauß (* in Wallenborn, + 1753 Oberkail), sowie ihr aus dem Konen-Haus in Seinsfeld stammender Ehemann Theodor Weber (1710–1771). Auch deren Tochter Susanna Weber (*1735) und ihr frisch angetrauter Ehemann Nikolaus Steinborn (1734–1769) sowie der noch minderjährige jüngste Sohn Wilhelm Weber (*1751) wohnten im Schmieds-Haus. Peter Schmitz (um 1710-1756), Sohn von Kaspar Schmitz, war mit Magdalena Weber (1713-1765), einer Schwester von Theodor Weber verheiratet. Deren Sohn Johann Jakob Schmitz (1735–vor 1775) lebte 1766 gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria Franziska Etteldorf (1735–vor 1790) und ihrem kleinen Sohn Matthias Schmitz (1764–1770) ebenfalls im Schmieds-Haus. Zu diesem Familienzweig im Schmieds-Haus gehörte zudem Matthias Krämer (1722–1799), der verwitwete zweite Ehemann von Magdalena Weber, der als Fuhrmann, Küfer und Holzfäller tätig war.

Schwierige Erbfolge im 18. Jahrhundert
Welcher der beiden Familienzweige in den ersten zwei Dritteln des 18. Jahrhunderts das später sogenannte Stockrecht am Schmieds-Haus besaß, lässt sich heute nicht mehr eindeutig beantworten. Auf den ersten Blick scheint es, als sei dieses Recht über Wilhelm an dessen Tochter Katharina übergegangen. Ihr Ehemann Theodor Weber war von 1749 bis zu seinem Tod Hochgerichtsschöffe und ab 1759 zugleich Vice-Meyer, beides bedeutende Ämter, die den männlichen Stockerben oder, im Falle weiblicher Stockerbinnen, deren Ehemännern vorbehalten waren. Im anderen Familienzweig wäre 1749 mit Kaspars Sohn Peter Schmitz auch ein Kandidat als Hochgerichtsschöffe verfügbar gewesen, der zudem gleichalt mit Theodor Weber war. Betrachtet man die weitere Erbfolge, so zeigt sich, dass mit Anna Margaretha Schmitz (1773–1796) eine Urenkelin von Kaspar die letzte Stockberechtigte im Ancien Régime war. Daher lohnt es sich, die beiden Familienzweige und ihre Beziehungen untereinander noch einmal genauer zu betrachten.

Katharina und Peter Schmitz, vermutlich Kusine und Vetter, heirateten am 2. März 1734 in Seinsfeld in einer Doppelhochzeit die Geschwister Theodor und Magdalena Weber. Diese Verbindungen sollten offenbar die beiden Zweige im Oberkailer Schmieds-Haus enger miteinander verknüpfen. Möglicherweise war die strikte Anwendung des Anerbenrechts zu diesem Zeitpunkt im Schmieds-Haus bereits durchbrochen worden. Ähnliches praktizierte man zur gleichen Zeit auch im Kiewel-Haus, wo sich um 1770 sogar zwei eigenständige Häuser, Kiewelhansen und Kiewelhilger, entwickelten.
Die bereits erwähnten ältesten Kinder der beiden Familienzweige des Schmieds-Hauses, Susanna Weber und Johann Jakob Schmitz waren somit von der Schmieds-Seite Großkusine und Großcousin, über die Seinsfelder Konen-Familie hingegen Kusine und Cousin. Beide blieben mit ihren Familien im Schmieds-Haus, während die jeweils jüngeren Geschwister keinerlei Ansprüche auf das Anwesen hatten und größtenteils nach auswärts verheiratet waren.

Die nächste Generation im Schmieds-Haus, also die der zweifachen Urenkel von Theodor Schmitz war zahlenmäßig stark ausgedünnt. Aus der Ehe von Susanna Weber und Nikolaus Steinborn erreichte nur Maria Anna Steinborn (1769-1823) das Erwachsenenalter. Von Susannas zweiter Ehe mit Johann Jakob Lux (*1730 in Hof Eulendorf) sind nur die Geburten von Zwillingen im Jahr 1773 sowie ein weiteres Kind 1774 belegt. Entweder starben diese Kinder früh oder sie spielten für die Erbfolge keine Rolle. Aus der Ehe von Johann Jakob Schmitz und Maria Franziska Etteldorf starben vier Kinder im Kindesalter; das älteste erreichte gerade einmal fünf Jahre. Allein die Tochter Anna Margaretha Schmitz (1773–1796) überlebte bis ins Erwachsenenalter. Offensichtlich hatten aber beide Frauen gewisse Ansprüche auf das Schmieds-Haus.
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Rückkehr zum Anerbenrecht noch kurz vor Ende des Ancien Régime
Mit Maria Anna Steinborn und Anna Margaretha Schmitz standen am Vorabend der Französischen Revolution nur noch diese beiden Kusinen dritten bzw. zweiten Grades mit Ansprüchen auf das Schmieds-Haus zur Verfügung. Das „Problem“ der Erbnachfolge wurde geschickt und salomonisch gelöst: In einer Doppelhochzeit heirateten die beiden am 16. Februar 1790 die beiden Brüder Johann Adam und Matthias Bayerschen. Johann Adam Bayerschen (1763-1824) war der Erbe des Kiewelhilger-Hauses, so dass Maria Anna Steinborn (1769–1823) zu ihm in das Nachbarhaus zog (heute zu Bitburger Straße 14 gehörig). Johann Adams jüngerer Bruder Matthias Bayerschen (1766–vor 1794) zog hingegen zu Anna Margaretha Schmitz (1773-1796) ins Schmieds-Haus, das fortan ausschließlich ihnen gehörte.
Nach dem frühen Tod ihrer Eltern erbte deren einzige Tochter Susanna Bayerschen (1794–1831) das Schmieds-Haus. Da sie als Kind die Ländereien nicht selbst bewirtschaften konnte, bleibt unklar, wer diese Aufgabe in der Zwischenzeit übernahm.

Im Februar 1810 heiratete Susanna Bayerschen im Alter von nur 15 Jahren den sieben Jahre älteren Matthias Keil (1787–1852) aus dem Schulmers-Haus (Kirchstraße 1). Gemeinsam nahmen sie die Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebs wieder auf. Matthias Keil wird in den Jahren 1828 und 1840 als Besitzer des Schmieds-Hauses genannt. Deren Tochter Elisabeth Keil (1817–1860) heiratete 1836 Matthias Lenz aus Etteldorf (1806–1859), der ab 1853 als Besitzer des Anwesens verzeichnet ist. Deren Tochter Katharina Lenz (*1841) und ihr Ehemann Josef Ludwig Kuhn (1834–1878) erscheinen spätestens ab 1863 als Besitzer. Wenige Jahre später zogen die Eheleute zu der verwitweten Mutter von Josef Ludwig Kuhn, Anna Maria Probst. Damit lebten nun Mutter, Sohn, Schwiegertochter und Enkel in dem Haus, das Anna Maria Probst um 1838 gemeinsam mit ihrem Ehemann Stephan Kuhn erbaut hatte und das deshalb den Hausnamen „Stäphens“ trug (Kuhberg 2). Das Schmied-Haus wurde verkauft.

Das Wiedererstarken der Landwirtschaft unter den Familien Vanck und Elsen
Wohl kurz vor 1868 kauften Franz Vanck (1822–1893) und seine aus Ordorf stammende zweite Ehefrau Katharina Meyer (1826–1894) das Schmieds-Haus samt einiger Ländereien. Franz war der jüngste Sohn von Joseph Vanck (1779-1832), der den Vorgängerbau der späteren Oberförsterei (Wittlicher Straße 15) erbaut hatte. Den Bauplatz dazu hatte er von den Manderscheid-Sternberger Grafen erhalten, den Nachfahren des früheren Arbeitgebers seines Vaters, der der letzte Rentmeisters auf dem Oberkailer Schloss gewesen war und dort 1803 verstarb. Nach den Umbrüchen der französischen Revolutionszeit war die Familie Vanck teilweise verarmt. Franz Vanck arbeitete 1860 als Knecht in Dockendorf. Seine erste Ehefrau starb in Mülbach bei Baustert drei Tage nach der Geburt des einzigen Kindes Matthias, der nur sechs Wochen alt wurde. Das Geld zum Kauf des Oberkailer Schmieds-Hauses stammte vermutlich von Katharina Meyer aus Ordorf. Jedenfalls begannen sie mit dem Betrieb der Landwirtschaft, die für ihre Nachfahren die nächsten 150 Jahre an diesem Standort prägen sollte. Nach dem Tod ihrer Eltern übernahmen ihre Tochter Anna Maria Vanck (1865-1949) und ihr aus Mötsch stammender Ehemann Theodor Elsen (1861–1950) das Anwesen. Im Gebäudebuch des Jahres 1910 werden die Gebäude auf dem Grundstück genauer bezeichnet: Wohnhaus und Abort, Scheune und Stall sowie Holzschuppen. Auf dem Grundstück hinter dem Haus gab es damals Rindvieh- und Schweinestallungen. Kurz vor dem Jahr 1929 kauften Theodor Elsen und Anna Maria Vanck das damalige Nachbargebäude rechts neben dem Schmieds-Wohnhaus. Es handelte sich dabei um das alte Metschend-Haus, das von Johann Hand bewohnt wurde und der auch noch 1938 dort zur Miete wohnte. Erst nach dem Tod von „Haandten-Hanni“ 1950 wurde das ehemalige Wohnhaus zu Schuppen und Lagerraum umgebaut bzw. umgenutzt.

Im Jahr 1939 kaufte der Sohn der Eheleute Elsen-Vanck, Michael Elsen (1898–1970), von der Gemeinde das damalige Armenhaus links vom Stall des Schmieds-Hauses. Im darauffolgenden Jahr wurde es abgerissen und ein neuer Stall errichtet. Bis 1953 hatte Michel Elsen, zusammen mit seiner aus Binsfeld stammenden Ehefrau Maria Born (1907–1972), den ganzen Besitz seiner verstorbenen Eltern übernommen. Im gleichen Jahr modernisierte er den alten Stall erneut. Mit dem Tod der letzten Bewohnerin des Kohs-Häuschens, Susanne Zasada geb. Großdidier (Kohs-Suhs) im Jahr 1954, wurde das kleine Wohnhaus und eine kleine Scheune zum Verkauf angeboten. Die beengten Nachbarn kauften die Scheune (Wilhelm Kalle) und das Wohnhaus (Michel Elsen). Das ehemalige Wohnhaus stand ungefähr dort, wo sich heute die Dungstelle und der unterste Teil der Werkstatt befinden; 1957 wurde es abgerissen, um Platz für die Nachfolgebauten zu schaffen. So erweitert übernahm der Sohn, Theodor Elsen (1937– 2022), das Anwesen. Er heiratete 1961 Maria Elisabeth Mathar (1940–2014) und führte mithilfe seines Vaters und seiner Onkel die Landwirtschaft fort, während er zusätzlich dem Pferde- und maschinengestützten Holzrücken im Wald nachging. Die Landwirtschaft, heute als Ammenviehhaltung betrieben, wird von deren Sohn Jürgen Elsen fortgeführt. Das Wohnhaus steht seit dem Tod von Theo Elsen leer.
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Kurzüberblick über das frühere Metschend-Stockhaus
Schon in einer Abgabenliste des Jahres 1453 wird „Mutzschertz Claiß van syme Erff“ aufgeführt. Unter verschiedenen Namen wie Mutschers, Meutzers, Mutschend oder Metschend traten im Laufe des letzten halben Jahrtausends immer wieder Metschend-Leute in Erscheinung. Im als Abschrift erhaltenen Güterverzeichnis von 1698 wird Mutzers Caspar als Haushaltsvorstand genannt. Dort ist auch schon der Standort des Mutschend-Hauses angegeben: „Erstlich ein Haus genant das Meutzers Haus mit seinem Zugehör, Scheur und Stallung Gering und Bezirck zu term oben ahn Schmitz understen Hausgoebel und die Platz richt uber.“ Also stand 1698 wohl der Vorgängerbau schon genau dort, wo sich das Metschend-Haus bis 1950 befand.

Genealogisch sicher lassen sich erst ab dem beginnenden 18. Jahrhundert Zuordnungen treffen. Wilhelm Weber (+ vor 1767) und seine Ehefrau Maria Katharina NN (+ vor 1767) waren die Stammeltern vieler Metschend-Kinder. Ihre älteste Tochter Johanna Weber (* um 1716) heiratete 1741 Leonhard Templesch oder Himpler aus Biersdorf (+ 1767). Deren Tochter Margaretha Templesch (1746-1814) hatte vor 1765 Johann Herrmann (1745-1826) aus dem Diederichs- oder Dieders-Haus (Hauptstraße 1) geheiratet. Damit kam der Name Herrmann, der heute mit allen Metschend in Oberkail verbunden ist, ins Haus. Durch den Code Napoléon wurde noch zu Lebzeiten der Eheleute Herrmann-Templesch die Realerbteilung eingeführt. Der älteste Sohn, Matthias Herrmann (1764-1818), errichtete zusammen mit seiner Ehefrau Magdalena Schielen (1767-1838) aus Kyllburgweiler das sogenannte „Neue Metschend-Haus“. Zu diesem gehörte im Jahr 1828 auch der Großteil der ehemaligen Ökonomiegebäude des Stammhauses. Das neue Metschend-Haus sowie ein Schuppen wurden 1931 vom damaligen Eigentümer Johann Kalle abgerissen, um Platz für den Neubau des heutigen Hauses Bitburger Straße 10 (Standort ehemaliger Schuppen und alte Zufahrt) sowie den Mistplatz und die neue Zufahrt zu den dahinterliegenden Ökonomiegebäuden (Standort des ehemaligen Wohnhauses) zu schaffen.
Der zweitälteste, das Erwachsenalter erreichende Sohn des Paares Herrmann-Templesch war Leonhard Herrmann (1781-1851). Er heiratete 1816 Elisabeth Kammers (1790-1872) aus Bettenfeld. Im Jahr 1828 war er im Besitz des Metschend-Stammhauses, hatte aber nur den Status eines Beihauses. Zwischen 1819 und 1825 wurden vier Kinder des Paares in Bettenfeld geboren, das älteste 1817 und vier jüngere 1826-1832 dagegen in Oberkail. Die junge Familie zog also nach dem Tod des verwitweten Vaters wieder ins Elternhaus ein. Zwanzig Jahre später kauften die Eheleute Herrmann-Kammers das alte Boden-Stockhaus (Standort hinter Bitburger Str. 2) und zogen dorthin. Der Nachbar aus dem Schmieds-Haus, Matthias Lenz (1806-1859), war zwischen 1849 und 1855 im Besitz des alten Metschend-Hauses. Danach gehörte es knapp zehn Jahre lang dem ältesten Sohn der Eheleute Herrmann-Kammers, Nikolaus Herrmann (1817-1872). Zwischen 1864 und 1886 war das Haus im Besitz von Elisabeth Rondé (1821-1884), der Ehefrau von August Schuster. In den folgenden zwölf Jahren bewohnte der Schuster Nikolaus Weiler (*1849 in Porz) das Haus, zusammen mit seiner Ehefrau Katharina Willems (1853-1889) und fünf Kindern. Im Jahr 1898 kaufte der Witwer Jakob Hand (*1844 in Metterich) das alte Metschend-Haus und bewohnte es mit seinem Sohn Johann Hand (*1877 in Oberkail), der auch nach dem Tod des Vaters ab 1915 alleiniger Eigentümer war. Im Gebäudebuch des Jahres 1910 erinnerte man sich noch der früheren Besitzer, das Haus wird dort als „Altmötschenhaus“ bezeichnet. Nach dem Kauf durch Theodor Elsen im Jahr 1929 blieb „Haandten-Hanni“ weiterhin im Haus wohnen. Erst nach dessen Tod im Jahr 1950 wurde das Gebäude für die Landwirtschaft umgenutzt.
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Kurzüberblick über das frühere Kohs-Haus
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es neben dem Metschend-Stammhaus und dem neuen Metschend-Haus noch zwei weitere (sehr) kleine Häuser, die zur weiten Metschend-Familie gehörten und wohl nach 1810 erbaut worden waren. Beide Häuser hatten jeweils eine Grundfläche von circa 40 Quadratmetern und waren aneinander gebaut. Der Standort des einen Hauses war dort, wo heute die Dungstelle des Anwesens Orsfelder Weg 2 liegt. Dessen Besitzer war im Jahr 1828 Johann Herrmann (1811-1848), der auch 1838 die Stockrechte innehatte. Nach seinem frühen Tod zog seine Witwe Maria Anna Schwadorf mit drei Kindern in das Haus Bitburger Straße 6, das direkt neben ihrem Elternhaus, dem Bischoffs-Stockhaus, liegt und von ihrer Schwester und ihrem Schwager erbaut worden war. Zu diesem Zeitpunkt wurden die beiden kleinen Häuschen an der Ecke Bitburger Straße / Orsfelder Weg vereinigt.

Das zweite Haus gehörte 1828 Bernhard Herrmann (1799-1882), der aus dem neuen Metschend-Haus stammte. Zeitweise lebte Bernhard Herrmann mit seiner zweiten Ehefrau Katharina Leonards und insgesamt zehn Kindern in dem kleinen Haus. Der Umzug der Nachbarn 1849 bot eine einmalige Gelegenheit zur Vergrößerung, und beide Häuser konnten zusammengelegt werden. Nach dem Tod des Vaters übernahmen die Tochter aus zweiter Ehe, Christina Herrmann (1843-1908), und ihr aus Metterich stammender Ehemann Andreas Hand (1847-1920) das Haus. Im Gebäudebuch von 1910 wird der Besitz genauer beschrieben: Wohnhaus und Abort sowie Stall und auf dem Nachbargrundstück eine Scheune mit Keller. Laut Grundbuch waren spätestens ab 1923 der Fabrikarbeiter Thomas Zasada mit seiner Ehefrau Susanna Großdidier (1888-1954) die Besitzer. Susanna Großdidiers Großeltern Nikolaus Raskob und Katharina Heinen waren die letzten Nachfahren der Kochs-Ursprungsfamilie, die bis kurz vor 1900 Besitzer des Kochs-Hauses in der Kirchstraße 3 gewesen waren. Von diesen ging der Hausname Kohs auf das Haus Zasada-Großdidier an der Ecke Orsfelder Weg / Bitburger Straße über. Nach dem Wegzug der Kinder und dem Tod von Susanna Zasada ging das Haus in den Besitz von Michel Elsen über, der es 1957 abreißen ließ.
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Kurzüberblick über das alte Schulhaus und spätere Gemeindearmenhaus
Im 18. Jahrhundert befand sich das Schulhaus selbstverständlich in der Nähe der Kirche, denn der Pfarrer und die Sendschöffen waren damals für die Bereitstellung eines Schulhauses und die Anstellung eines Lehrers verantwortlich. Nachdem bei der Visitation 1687 genau dies angemahnt wurde, muss die Umsetzung innerhalb der nächsten Generation erfolgt sein. Jedenfalls finden sich in den Visitationsprotokollen der 1730er Jahre keine weiteren Ermahnungen zum Thema Schule. Zur Zeit des Maria-Theresia-Katasters 1766 ist ein Schulhaus mit einer kleinen Lehrerwohnung am Standort des heutige Kuhstalls des Anwesens Orsfelder Weg 2 überliefert. Bewohner waren der Lehrer und Küster Peter Raskob, seine Ehefrau Maria Schmitz und der damals 19-jährige Sohn Nikolaus Alexander Raskob, der später seinem Vater als Küster und Lehrer nachfolgen sollte. Das Schulhaus mitsamt der Lehrerwohnung ging in der französischen Zeit in den Besitz der Zivilgemeinde über, bei der es auch in der preußischen Zeit verblieb. Laut Urkataster von 1828 war die Gemeinde Oberkail Eigentümerin.

Nach dem Neubau eines Schulhauses im Dorf im Jahr 1846 wurde das alte Gebäude neben der Kirche nicht mehr zu diesem Zwecke genutzt. Die Gemeinde richtete hier ihr Armenhaus ein und verkaufte das bisherige Armenhaus im Kuhberg. (Dieses wurde dann abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der später in den Besitz der Familie Berwanger überging.)
Das Gebäudebuch von 1910 nennt als Eigentümer des früheren Schulhauses die Gemeinde Oberkail und gibt als Zweck „Wohnhaus zur Unterbringung von Armen“ an. Bereits 1938 muss das Haus leer gestanden haben. Im darauffolgenden Jahr, 1939, wechselte es dann den Besitzer: Michel Elsen, Landwirt und Ehemann von Maria geb. Born, erwarb das Gebäude. Er sorgte 1940 für den Abbruch des alten Hauses und errichtete an dessen Stelle einen neuen Stall.

(Jörg Kreutz, Oberkailer Zeitspuren - geschichtlicher Verein der Ortsgemeinde Oberkail, 2025)

Quellen
  • Herzoglich von Croysches Archiv Dülmen, HCAD, BMB, 16, 15, Urteil vom 29. November 1832 in Sachen der Fürsten von Salm-Salm gegen die Stockbesitzer in Oberkail.
  • Kreisarchiv Bitburg: Akten des Standesamtes Oberkail.
  • LHAK 15, 1052, Maria-Theresia-Kataster 1766.
  • LHAK 15, 280, Steuerliste 1793.
  • LHAK, Außenstelle Kobern-Gondorf; Bestände 734-1104, 736-2291 und 736-3427.
  • Pfarrarchiv Oberkail und Bistumsarchiv Trier: Kirchenbücher der Pfarrei Oberkail.
  • Pfarrarchiv Oberkail: Gebundene Abschrift eines Güterverzeichnisses aus der Zeit um 1700.
  • taatsarchiv Brüssel - Archives Générales du Royaume de Belgique, Bestand Arenberg, La 5359, Rechnungen Oberkail 1453.
  • Urteilsschrift des Rheinischen Appellations-Gerichtshof zu Cöln in seiner öffentlichen Sitzung des ersten Civil-Senats vom 22. April 1835.
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Literatur

Gerten, Erich (2001)
Bildung und Erziehung. Oberkailer Schulgeschichte. In: Oberkail. Geschichte eines Dorfes in der südlichen Eifel, herausgegeben von Erich Gerten, Jörg Kreutz und Claus Rech, S. 255-263. Neuerburg.
Mehs, Matthias Joseph (1934)
Das Oberkailer „Nahmen Buch der Heiligen Undt Hochheiligen Bruderschaft Jesu undt Mariae“. In: Wittlicher Tageblatt, Nr. 277 und 282, Sonderdruck, Wittlich.
Rech, Claus (o.J.)
Stockbesitzer und Beisassen in Oberkail (Eifel). Ein Beitrag zur Geschichte der Oberkailer Häuser und ihrer Bewohner vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. o.O.. Online verfügbar: https://www.wgff.de/trier/
Roos, Stefan (1999)
Familienbuch Eisenschmitt 1716-1899. Welschbillig.

Stockhaus Schmieds-Haus in Oberkail

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Orsfelder Weg 2
Ort
54533 Oberkail
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Jörg Kreutz: „Stockhaus Schmieds-Haus in Oberkail”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356583 (Abgerufen: 11. September 2025)
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