Till-Moyland – Römische Lagervielfalt am Niederrhein

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Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Bedburg-Hau
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 46′ 40,8″ N: 6° 14′ 13,08″ O 51,778°N: 6,23697°O
Koordinate UTM 32.309.396,60 m: 5.739.959,09 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.516.397,79 m: 5.738.229,08 m
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Zu einem der wichtigsten Militärstandorte am Niedergermanischen Limes, Till-Moyland, gehören acht römische Lager. Dies ist äußerst selten und unterstreicht die strategische Bedeutung des Platzes in römischer Zeit. Vom kleinen Marschlager bis zu einem der größten am Rhein, vom dauerhaft belegten Hilfstruppenkastell bis zum kurzfristig genutzten Legionslager - hier zeigt sich ein breites Spektrum von Militäranlagen an einem Ort (siehe Karte in der Medienleiste):

1 Im großen Marschlager am Sandkampshof lagerte ein Heer von etwa 20.000 Soldaten auf dem Marsch.
2 Im temporären, stark befestigten Lager am Westrichhof überwinterten einige tausend Soldaten.
3 Das temporäre Lager am Kapitelshof hatte mehrere Verteidigungsgräben.
4-7 Die verschiedenen Marschlager dienten wohl Truppen von mehreren hundert Mann auf dem Durchmarsch.
8 Im Hilfstruppenkastell Steincheshof war für über hundert Jahre eine 500 Mann starke Einheit stationiert.

Wohl nicht zufällig liegt der Ort auf halber Strecke zwischen Xanten und Nijmegen (Niederlande), den großen römischen Militärstandorten und Hauptstädten der einheimischen Stämme. Die Lager wurden geschickt auf der Landfläche zwischen den sumpfigen Resten früherer Rheinarme positioniert. Der aktive Rheinstrom in römischer Zeit verlief weiter nördlich.

Militärisches Großaufgebot am Sandkampshof
Das Lager am Sandkampshof (siehe Medienleiste, Karte Nr. 1) wurde bei systematischen und großflächigen Magnetometermessungen entdeckt. Von Südosten nach Nordwesten maß es 552 Meter; nach Nordosten in Richtung Rhein kann der Wehrgraben noch mindestens 380 Meter weit verfolgt werden. Rheinverlagerungen im Mittelalter haben den Lagerteil nördlich der heutigen Sommerlandstraße vermutlich weitgehend zerstört. Mit einer ursprünglichen Innenfläche von etwa 25 Hektar zählt es zu den größten Marschlagern in den römischen Rheinprovinzen. In ihm war kurzfristig ein Großteil des gesamten Provinzheeres, etwa 20.000 Mann, versammelt, die dicht an dicht in Zelten schliefen.

Selten findet man Spuren einer so großen Armee auf dem Marsch, vor allem am linken Rheinufer. Die römische Armee legte zwar viele kleinere Lager zu Manöverzwecken an, bei denen hunderte Soldaten das Schanzen übten, doch mehrere tausend Mann in einem Lager stellten immer eine logistische Herausforderung dar. Eine so große Armee bestand in der Regel aus Legionssoldaten, die unterstützt wurden durch Reiter und weitere Hilfstruppen, wie spezialisierte Speerwerfer. Das Kommando konnte bei einer einzigen Person liegen: dem Statthalter von Niedergermanien und direktem Vertreter des Kaisers am Rhein. Was diesen allerdings mit seinem Heer nach Till führte, ist noch unbekannt.

Till-Moyland als Bollwerk im Bataveraufstand?
Am heutigen Westrichhof wurde ein mit mindestens fünf Gräben befestigtes Lager nachgewiesen (siehe Medienleiste, Karte Nr. 2), eine der ungewöhnlichsten Anlagen am Rhein. Die Gräben bestanden nicht alle zur gleichen Zeit, man veränderte offenbar mehrmals das Sicherungskonzept. Der äußerste Lagergraben umfasste dabei ein Areal von etwa 18 Hektar. Zusätzlichen Schutz bot ein Erdwall, dessen Außenseite wohl mit Holzbalken verstärkt war. Der Innenraum bot mit 14 Hektar noch genügend Platz für eine römische Legion. Welche Truppe hier lagerte, ist jedoch noch unklar. Die starke Befestigung spricht zum einen für eine konkrete Bedrohungssituation, zum anderen dafür, dass die Truppe länger am Ort verblieb, vielleicht für einen Winter.

In den Jahren 69 und 70 nach Christus war der Niederrhein im Brennpunkt des Weltgeschehens. Hier musste der Aufstand der Bataver niedergeschlagen werden, die vom Rheindelta aus die römische Herrschaft am gesamten Rhein in Frage stellten. Ihr Anführer Civilis überfiel im Spätsommer des Jahres 70 nach Christus auch das Lager der 10. Legion bei einem Ort namens Arenacium. Bis heute ist unklar, wo genau dieser Ort zwischen Kalkar und Nijmegen (Niederlande) lag. Neben Kleve-Rindern zählt Till zu den möglichen Schauplätzen einer entscheidenden Machtprobe des Römischen Reiches.

Eine besondere Truppe am Rhein
Am Steincheshof hatte die römische Armee ein Kastell für eine 500 Mann starke Einheit angelegt. Von hier aus wurde die Sicherheit des Rheinufers und die Limesstraße überwacht. Ein erstes, etwa 3 Hektar großes Lager wies einen Graben und vermutlich einen Erdwall auf; die Soldaten waren in Zelten untergebracht. Kurz nach 70 nach Christus wurde es durch ein etwa 2 Hektar großes Kastell ersetzt. Dieses diente dauerhaft als Garnison und war mit festen Gebäuden ausgestattet. Die Mannschaftsbaracken bestanden aus Lehmfachwerk, das zentral gelegene Stabsgebäude vermutlich aus Stein. Um etwa 180 nach Christus wurde das Kastell aufgegeben. Seine Überreste bildeten mit der Zeit einen flachen Hügel, der heute den ehemaligen Standort markiert.

Irgendwann im 2. Jahrhundert nach Christus kommandierte in Till ein gewisser Claudius Aelianus die cohors II civium Romanorum (zweite Kohorte römischer Bürger). Er „stammte von der mauretanischen Erde“, also aus dem heutigen Nordwestafrika, wie auf seinem nahebei gefundenen Grabstein steht. Seine Hilfstruppeneinheit zählte zu den wenigen, die nicht in eben eroberten Gebieten aufgestellt worden war, sondern aus römischen Bürgern bestand. Dass sie wie Legionäre ausgerüstet waren, belegt der Fund einer manica, eines Schienenpanzers speziell für die Unterarme.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2025)

Till-Moyland – Römische Lagervielfalt am Niederrhein

Schlagwörter
Ort
74551 Bedburg-Hau - Till-Moyland / Deutschland
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn -27, Ende 476

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„Till-Moyland – Römische Lagervielfalt am Niederrhein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356514 (Abgerufen: 27. August 2025)
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