Lage und Gebäudebeschreibung
Überblick über die Bauentwicklung auf dem heutigen Grundstück
Geschichte der Bewohner der einzelnen Häuser: Schangen-Stockhaus
Geschichte der Bewohner der einzelnen Häuser: Boden-Haus
Geschichte der Bewohner der einzelnen Häuser: Hill-Stockhaus
Geschichte der Bewohner der einzelnen Häuser: Armenhaus der Gemeinde
Ausgründungen aus dem Schangen-Stockhaus im 19. Jahrhundert
Zusammenfassung / Namensgebung
Kulturdenkmal
Quellen
Lage und Gebäudebeschreibung
Das heutige Grundstück Kuhberg 1 liegt als nahezu gleichschenkliges, spitzwinkliges Dreieck zwischen der Straße Kuhberg und der Schulstraße. Es ist mit zwei größeren, massiven Gebäuden bebaut:
Das Hauptgebäude ist ein langgestreckter, rechteckiger Bau mit einem Schiefer gedeckten Satteldach. Es beherbergt heute zwei Wohneinheiten und erstreckt sich rückwärtig entlang der Schulstraße. Die Vorderseite zeigt zur Straße „Kuhberg“ und ist wie folgt gegliedert: Links beginnen fünf unregelmäßig angeordnete Fensterachsen. In der zweiten Achse befindet sich die Haustür, in der vierten eine kleine Nebeneingangstür. Daran schließen sich die ehemalige Scheunenzufahrt mit einem erhaltenen Torbogen - in den zwei bodentiefe Fenster eingelassen sind - sowie der Eingang zur zweiten Wohnung und ein weiteres Fenster im Erdgeschoss an. Im Obergeschoss wurde oberhalb des Torbogens nachträglich ein Fenster eingebaut, das bewusst schlicht gehalten wurde, um den Charakter der Fassade nicht zu verändern. Zwischen diesem Fenster und der Tür befindet sich eine nach unten versetzte Fensteröffnung, die ursprünglich eine Luke zur Heueinbringung war. Die Rückseite des Hauses zeigt im Bereich des alten Wohnhauses je drei unregelmäßig angeordnete Fenster im Erd- und Obergeschoss. Das äußere Fenster im Erdgeschoss sowie die Fenster im Obergeschoss sind von Sandsteinrahmungen eingefasst. Unter dem mittleren Erdgeschossfenster ist zudem die Sandsteineinfassung einer früheren Kelleröffnung erkennbar. Im Bereich des einstigen Ökonomiegebäudes befinden sich im Erdgeschoss drei und im Obergeschoss vier neuere Fensteröffnungen, die klare Achsen als Ordnungsprinzip aufweisen. Der von vorne nicht einsehbare Giebel besitzt zwei Fenster im Erdgeschoss, eines im Obergeschoss und zwei bodentiefe Fenster im Dachgeschoss. Der gegenüberliegende Giebel, der zum Kailbach zeigt, ist traditionell gegliedert: Auf jeder Etage befinden sich zwei Fenster; die Fenster im Dachgeschoss sind kleiner als jene in den darunter liegenden Stockwerken. Mittig im Erdgeschoss wurde eine zusätzliche Tür eingebaut.
Das zweite große Gebäude auf dem Grundstück besteht ebenfalls aus massivem Stein und war früher Stall- und Scheunentrakt. Dieses steht traufseitig entlang der Straße „Kuhberg“. Der untere Giebel ist über Eck mit dem des Hauptgebäudes verbunden, so dass sich zwischen den beiden Baukörpern und der Straße ein nahezu dreieckiger Hof ergibt. An der Seite zur Straße Kuhberg lassen sich noch heute zwei Bauphasen des ehemaligen Ökonomiegebäudes erkennen: Der jüngere Teil liegt zum Hof hin und beherbergt nun eine weitere Wohneinheit mit der Hausnummer 1b. Der ältere Teil schließt sich hangaufwärts an und besitzt - wie das Hauptgebäude - einen rundbogigen ehemaligen Scheuneneingang. Dort befindet sich seit Kurzem das Fitnessstudio mit Trainingsräumen von Johannes Endres. Der ausgebildete Sport- und Fitnesskaufmann sowie studierte Gesundheitsmanager wählte den Namen „Boden Sport“ als Hommage an seine Schwieger-Großeltern. An der Rückseite des oberen Gebäudes tritt ein Teil weiter zurück und durchbricht damit den ansonsten rechteckigen Grundriss. Beide Gebäudeteile teilen sich aber einen gemeinsamen Dachfirst, die Dachflächen sind mit Dachziegeln gedeckt. Am oberen Giebel schließt sich ein neuerer, mit Blech gedeckter Schuppen an, der zur Holzlagerung und als Garage dient.
Überblick über die Bauentwicklung auf dem heutigen Grundstück
Im Laufe der Zeit befanden sich auf dem heutigen Grundstück insgesamt vier Wohngebäude. Das älteste stand an der Stelle, an der sich heute das Wohnhaus Kuhberg 1b befindet. Es deutet vieles darauf hin, dass die gräfliche Familie zu Beginn des 18. Jahrhunderts gezielt neue Hofstellen im Bereich des Kuhbergs anlegen ließ. Um das Jahr 1700 war das sogenannte Philipps-Haus - die indirekten Vorfahren der späteren Familie Thulen - das einzige Gebäude auf der linken Seite des Kailbaches. Es stand an der heutigen Schulstraße, dort, wo sich heute das Lagergebäude des Malerbetriebs Leischen befindet.
Geschichte der Bewohner der einzelnen Häuser
Im Folgenden werden die Besitzer- und Bewohnerlinien jener Häuser aufgezeigt, die früher auf dem heutigen Grundstück des Anwesens Kuhberg 1 befanden.
Schangen-Stockhaus (Nr. 1 auf Übersichtsplan)
Namensgeber des Schangen-Hauses war vermutlich Johann Dalstein (1694-1755), der aus dem lothringischen Freisdorf (heute Freistroff in Frankreich) stammte und als Hofkutscher auf dem Schloss in Oberkail angestellt war. Kurz vor 1727 heiratete er Agatha Raskop (geboren um 1707), die aus dem Webers-Haus (Bitburger Straße 12) stammte. Zwischen 1730 und 1750 erhielt das Ehepaar von der gräflichen Familie - zusätzlich zu den Einkünften aus dem Dienstverhältnis am Schloss - ein Baugrundstück sowie kleinere landwirtschaftliche Flächen zur Selbstversorgung und als wirtschaftliche Grundlage für die Familie. Diese wurden ihnen als Erbgut verliehen. Im lothringischen Heimatdialekt wurde Johann vermutlich „Jean“ genannt. Daraus entwickelte sich in Oberkail der Rufname „Schang“, vergleichbar mit dem Koblenzer Spitznamen „Schängelchen“. So entstand der Hausname „Schangen-Haus“. Dass dieses Anwesen ursprünglich nicht als landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetrieb gedacht war, zeigt sich auch in der Erbfolge. Anders als in den traditionellen Vogtei-Häusern folgte nicht das älteste Kind nach. Der Erstgeborene, Wolfgang Heinrich Dalstein (1726-1784), heiratete eine Frau aus Gerolstein und zog dorthin. In Oberkail trat stattdessen die zweitgeborene Tochter, Anna Katharina Dalstein (1728-1801), das Erbe von Haus- und Hof an. Sie war in erster Ehe mit Matthias Esch (1716-1760/61) aus Seinsfeld verheiratet und in zweiter Ehe mit Johann Leonhard Berg (1724-1797), der aus dem Oberkailer Backes-Haus stammte. Aus der ersten Ehe gingen drei Kinder hervor, die das Erwachsenenalter erreichten: Anna Katharina Esch (um 1751-1829), Johann Esch (1755-1840) und Johann Adam Esch (1759-1816). Ein Sohn aus der zweiten Ehe, Matthias Berg (1770-1805), gründete um das Jahr 1800, während der Zeit der französischen Besatzung, ein eigenes Haus. Dieses erhielt den Namen „Schangentheis“, abgeleitet vom Stammhaus („Schangen“) und dem Vornamen des Gründers („Matthias“=„Theis“). Es handelt sich dabei um das heutige Haus Kuhberg 12, das im 20. Jahrhundert auch unter dem Namen „Berwangisch“ bekannt war.
Im Schangen-Haus trat in dieser Generation - entsprechend der Anerbenregelung nach luxemburgischem Recht - die älteste Tochter aus der ersten Ehe, Anna Katharina Esch, das Erbe an. Sie heiratete im Jahr 1772 Johann Peter Erdorf (1743-1783) aus St. Thomas. Nach dessen Tod ging sie 1785 eine zweite Ehe mit Johann Kohl (1758-1826) ein, der im Crones-Haus in Oberkail (Kyllburger Straße 3) aufgewachsen war. Im Jahr 1818 wird Johann Kohl, der zweite Ehemann, als Besitzer des Schangen-Hauses genannt. Die älteste Tochter aus der ersten Ehe, Anna Katharina Erdorf (1772-1826), wäre nach der alten Erbfolge die nächste Besitzerin des Schangen-Hauses geworden. Sie verstarb jedoch noch vor ihrer Mutter. Auch ihr Ehemann, Johann Jakob Schwickerath (1764-1824) aus Steinborn, sowie die acht gemeinsamen Kinder, die zwischen 1803 und 1817 in Oberkail geboren wurden, waren bereits vor ihr verstorben. Die Familie der ältesten Tochter aus zweiter Ehe, Anna Maria Kohl (1796-nach 1825), lebte nach ihrer Heirat mit Nikolaus Schmitt (1797-1877) im Jahr 1823 ebenfalls auf dem Anwesen. Welche der Familien in welchem Gebäudeteil wohnte, lässt sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Sicher ist jedoch, dass das Anwesen spätestens in den 1820er Jahren in zwei Wohneinheiten aufgeteilt wurde. Aus dem Jahr 1828 ist überliefert, dass die Witwe des Johann Kohl, also Anna Katharina Esch, im neueren Gebäudeteil wohnte - auf der linken Seite in Richtung Kailbach, etwa an der Stelle des heutigen Haupthauses Kuhberg 1 (siehe Übersichtsplan Nr. 2).
Das ursprüngliche Schangen-Haus wurde vom inzwischen verwitweten Schwiegersohn Nikolaus Schmitt und seinen Kindern bewohnt. In einer Urteilsschrift zu den Holznutzungsrechten aus dem Jahr 1835 wird er zusammen mit seinen minderjährigen Kindern Johann und Katharina Schmitt als Besitzer des Hauses genannt. Johann verstarb noch im Jugendalter, während Katharina im Jahr 1849 Peter Kreutz heiratete und zu ihm nach Hof Hau zog. Aus Nikolaus Schmitts zweiter Ehe mit Eva Kail gingen zwei Familien hervor, die später in der Neustraße lebten: Ludien (heutige Hausnummer 14) und Schul (Nr. 8).
Die älteste Tochter aus seiner dritten Ehe mit Anna Maria Kirst, Katharina Schmitt (1840-1910), heiratete im Jahr 1862 Matthias Hohns (1832-1890) aus Bettenfeld. Nach dem Tod von Nikolaus Schmitt wurde das Schangen-Haus für einige Jahre ihr gemeinsames Eigentum. Im Jahr 1882 verkauften sie es an Johann Schwickerath, der das Gebäude schließlich abbrechen ließ. Erst einige Jahrzehnte später wurden an dieser Stelle neue Ökonomiegebäude errichtet. Als Ersatz kauften die Eheleute Hohns-Schmitt - ebenfalls im Jahr 1882 - das sogenannte „neue Metschend-Haus“, das neben dem heutigen Haus Bitburger Straße 10 stand. Dieses blieb bis zum Tod ihres gleichnamigen Sohnes Matthias Hohns im Jahr 1925 im Familienbesitz. In den folgenden Jahren wechselte das Anwesen zweimal den Eigentümer, bevor es 1932 von Johann Kalle abgerissen wurde, um Platz für den Neubau des heutigen Wohnhauses zu schaffen.
Boden-Haus, früher: Bodenmathes-Haus (Nr. 2 auf Übersichtsplan)
Aus dem ursprünglichen Boden-Haus, das hinter dem heutigen Haus Bitburger Straße 2 stand, stammte Margaretha Siegeler (1774-1844). Im Jahr 1800 heiratete sie Matthias Schwickerath (1770-1820) aus Seinsfeld. Gemeinsam errichteten sie vor 1806 ein Haus am Standort Kuhberg Nr. 6. Dieses Haus erhielt den Namen „Bothemathes“, eine Zusammensetzung aus dem Oberkailer Herkunftshaus der Frau (Boden) und dem Vornamen des Mannes (Matthias). Dort übernahm später der zweite Sohn, Heinrich Schwickerath, das Anwesen. Der erstgeborene Sohn, Peter Schwickerath (1805-1882), errichtete - laut heute noch sichtbarer Hausinschrift 1839 - an der Schangen-Hofstelle (wo zuvor die Witwe von Johann Kohl gelebt hatte) ein neues Wohnhaus. Vermutlich wurde dabei das ältere, schmalere Gebäude im hinteren Bereich überbaut. Hinweise darauf liefert unter anderem die bis vor wenigen Jahren noch vorhandene Kellertreppe in der früheren Küche, die möglicherweise aus dem Vorgängerbau stammte.
(Johann) Peter Schwickerath (1805-1882) war in erster Ehe mit Maria Gedert/Gödert (1809-1849) aus Beilingen und in zweiter Ehe mit Anna Schmitz (1821-1883) aus Seinsfeld verheiratet.
Der Sohn aus der zweiten Ehe, Johann Schwickerath (1851-1926), wird im Grundbuch von 1910 zusammen mit seiner Ehefrau Susanna Schmitz (1849-1925) aus Malbergweich als Eigentümer des Anwesens genannt. Dieses bestand damals aus „Wohnhaus und Abort“, einer Scheune mit Stall, Schweineställen, einer weiteren „Scheune und Stallung“ sowie einem „Holzschuppen“. Im Jahr 1921 wurde ein neuer Stall errichtet. Der Bauentwurfsplan aus dem Jahr 1920 ist heute noch im Haus erhalten. Wenige Jahre später heiratete Peter Schwickerath (1890-1961), Sohn von Johann und Susanna, die aus Badem stammende Anna Maria Weber (1896-1988).
Das Haus und die Landwirtschaft wurden später von ihrer Tochter Magdalena (Martha) Schwickerath (1929-2009) weitergeführt - gemeinsam mit ihrem Ehemann Leonhard Herrmann (1923-2016), der aus dem inzwischen abgerissenen Metschend-Haus in der oberen Bitburger Straße (Standort mit Hausnummer 22) stammte. Beide errichteten auch den unteren, zum Hof hin gelegenen Teil der ehemaligen Scheune neu, der heute die Wohneinheit Kuhberg 1b umfasst. Nach der altersbedingten Aufgabe der Landwirtschaft im Jahr 1988 entkernten deren Tochter Inge Herrmann und ihr Ehemann Stephan Peter Kolhey den ehemaligen Stall neben dem Wohnhaus und richteten dort eine großzügige Wohnung für sich und ihre Kinder ein, die im Jahr 1993 bezogen wurde. Nach dem Tod von Leo Herrmann erfolgten umfassende Umbaumaßnahmen am Wohnhaus sowie am ehemaligen Stallgebäude. Seitdem werden beide Wohneinheiten mit Erdwärme beheizt. Zunächst wurde das Wohnhaus von 1839 (mit vermutlich älterem Ursprung) vollständig entkernt und innen zeitgemäß wieder neu aufgebaut. Die Außenfassade blieb weitestgehend erhalten, das Dach wurde mit Naturschiefer neu gedeckt. Im Jahr 2018 zogen Inge und Stephan Kolhey in das komplett erneuerte Wohnhaus und verkleinerten dadurch ihre Wohnfläche. Ihre Tochter Nina Kolhey und deren Ehemann Johannes Endres übernahmen die umgebaute Wohnung im ehemaligen Stall, die sie an die Bedürfnisse ihrer Familie anpassten. Der Einzug erfolgte im Jahr 2019. In den Jahren 2023 und 2024 bauten Johannes und Nina im ehemaligen Scheunengebäude eine Mietwohnung ein und im oberen Bereich wurde bis 2025 ein Fitnessstudio eingerichtet. Dieses trägt den Namen „Bodensport“ und greift damit erfreulicherweise den alten Hausnamen des Anwesens wieder auf.
Hill-Stockhaus, später Burkels-Haus (Nr. 3 auf Übersichtsplan)
Die Eheleute Johann Mackard (1722-vor 1767) von der Korneshütte und Susanna Schmitz (um 1720-1770) aus dem Schmieds-Haus (Orsfelder Weg 2) erhielten vermutlich vor 1750 die gräfliche Erlaubnis, ein erbliches Haus zu gründen. Als Bauplatz wurde ihnen ein Bereich zwischen dem Philipps- und dem Schangen-Haus am Eingang zum Hohlweg, der sogenannten „Schangen-Hiehl“ (heutige Schulstraße) zugewiesen, gelegen zwischen dem Kailbach und dem Pflips-Pesch bzw. dem Wenzelsberg. Von dieser Lage leitete sich der Hausname „Hill“ ab. Die älteste Tochter des Paares, Anna Margaretha Mackard (1743-1807), führte das Haus samt kleiner Landwirtschaft gemeinsam mit ihrem aus Gransdorf stammenden Ehemann Georg Burckel (1739-1807) weiter. Anschließend ging es an ihren Sohn Nikolaus Burckel (1766-1818) über. Nikolaus Burckel war dreimal verheiratet. Seine erste Ehe endete bereits nach knapp drei Jahren mit dem Tod seiner Frau. Was aus den beiden Kindern aus dieser Verbindung wurde, ist nicht überliefert. Der älteste Sohn aus der zweiten Ehe mit Anna Schmitz (1750-1808) aus Densborn, Jakob Burckel (1793-1871), betrieb neben der kleinen Landwirtschaft ein Kleingewerbe als Händler oder Krämer. Im Jahr 1822 heiratete er Anna Deges (1797-1877), die - wie seine Mutter - ebenfalls aus Densborn stammte. Offenbar lief das Geschäft jedoch nicht erfolgreich, denn nach dem Tod seines Vaters konnte das Haus nicht in Familienbesitz gehalten werden. Jakob Burckel wohnte zwar weiterhin im Haus, doch spätestens im Jahr 1828 war es in den Besitz von Nikolaus Becker, einem Handelsmann aus Leiwen, übergegangen. Becker hatte auch das Bayers-Haus (Bitburger Straße 14) erworben und ließ sich im selben Jahr ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus in der Wittlicher Straße 11 errichten - jenes Gebäude, das später als Amtsverwaltung genutzt wurde.
Die Stockrechte am Hill-Haus waren nun auf Becker übergegangen, während Jakob Burckel lediglich noch als Bewohner eines Beihauses geführt wurde. Offenbar konnte Jakob Burckel sich jedoch wirtschaftlich wieder stabilisieren, denn es gelang ihm, „sein“ Haus zurückzukaufen. Nach seinem Tod wurden im Grundbuch seine Erben als Eigentümer eingetragen. Dabei handelte es sich vermutlich um seine Witwe, seinen Sohn Nikolaus Burckel (1828-1899) mit dessen Familie sowie die unverheiratete Tochter Katharina Burckel (1830-1899).
Im Jahr 1905 ist Johann Burkel (1872-1955), Sohn von Nikolaus und von Beruf Anstreicher, als Eigentümer des Hauses eingetragen. Er lebte dort mit seiner Ehefrau Margaretha Elsen (1878-1950) und seinem Bruder Adam Burkel (1879-1966). Im Gebäudebuch von 1910 wurden für das Grundstück ein Wohnhaus mit Abort, ein Stall sowie ein Holzschuppen verzeichnet. Letzterer wurde 1930 erneuert. Zwei Söhne der Eheleute Burkel-Elsen heirateten und zogen nach Otzenhausen. Die älteste Tochter, Margaretha Burkel (1904-1971), heiratete 1933 den gleichaltrigen Matthias Schmitt, einen Steinbrucharbeiter aus Malberg. Matthias Schmitt galt nach seinem Einsatz als Soldat im Zweiten Weltkrieg als vermisst. Margaretha Burkel lebte nach Kriegsende mit ihren drei Kindern und ihrem Onkel Adam im Haus, zog jedoch in den 1960er Jahren nach Kyllburg. Im Jahr 1968 wird das Gebäude offiziell als „Leerstand“ geführt. Kurz darauf erwarb Leo Herrmann aus dem benachbarten Boden-Haus das leerstehende Haus. Nach einem Brand Anfang der 1980er Jahre wurde das Gebäude zur Ruine und schließlich um das Jahr 1990 abgerissen.
Armenhaus der Gemeinde, später Berwanger-Haus (Nr. 4 auf Übersichtsplan)
Möglicherweise wohnten bereits im 18. Jahrhundert der Viehhirte und der Schweinehirte in einem Gebäude an diesem Standort. Zumindest legt die Reihenfolge der Haushalte im Verzeichnis der Volkszählung von 1766 diese Vermutung nahe. Im ersten Gebäudeverzeichnis Oberkails aus dem Jahre 1828 wird an dieser Stelle ein kleines Haus im Eigentum der Gemeinde aufgeführt. Es diente als Armenhaus - also als Unterkunft, die finanziell notleidenden oder bedürftigen Menschen gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung gestellt wurde. Nach dem Bau des neuen Schulhauses in der Wittlicher Straße 2 im Jahr 1845 wurde das bisherige Schulgebäude samt Lehrerwohnung bei der Kirche zum Armenhaus umfunktioniert. Das frühere Armenhaus im unteren Kuhberg wurde daraufhin von Leonhard Schmitt und seinem Schwager Jakob Bairischen (aus dem Flips-Haus, Standort mit Anschrift Schulstraße 2) zu gleichen Teilen erworben. Sie ließen das in die Jahre gekommene Gebäude schließlich 1846 abreißen. Das Grundstück wurde in zwei etwa gleich große Teile aufgeteilt. Leonhard Schmitt gliederte seinen Teil dem Grundstück seines eigenen Hauses an. Jakob Baierschen hingegen erwarb 1848 das Haus Burgstraße 6 und verließ damit den Kuhberg bzw. die Schulstraße. Seinen Anteil am Grundstück des ehemaligen Armenhauses verkaufte er an Margaretha Schmitz (um 1780-1857), Witwe des Johann Leonards (um 1770-1845). Diese ließ zwischen 1853 und 1857 ein neues kleines Haus darauf erbauen. Nach dem Tod ihrer Tochter Elisabeth Leonards (1819-1874) gelangte das Haus in den Besitz von Theodor Komes, der es im Jahr 1884 an den damals 26-jährigen Joseph Kirsten verkaufte. Bereits zwei Jahre später, 1886, wird Nikolaus Ziewer (1857-1937) als Eigentümer genannt. Er veräußerte das Anwesen, das aus einem Wohnhaus mit einem kleinem Stall bestand, im Jahr 1895 an Katharina Berwanger, geborene Kläsener (1859-1929), Ehefrau von Peter Berwanger (1855-1931). Nach dem Tod der Eltern erbte Peter Berwanger junior (1891-1952) das Haus im Jahr 1934. Da er mit seiner Familie im Haus Kuhberg 12 lebte, veräußerte er das Gebäude noch im selben Jahr an Peter Schwickerath aus dem Boden-Haus, der es schließlich im Jahr 1957 abreißen ließ.
Ausgründungen aus dem Schangen-Stockhaus im 19. Jahrhundert
Folgende drei Ausgründungen aus dem Schangen-Stockhaus haben sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ergeben:
Schangentheis (Kuhberg 12)
Der Holzarbeiter Matthias Berg (1770-1805) aus dem Schangen-Haus erbaute um das Jahr 1800 gemeinsam mit seiner Ehefrau Magdalena Berens (1769-1832) den Ursprungsbau des heutigen Hauses Kuhberg 12. Aufgrund seines Vornamens und seiner Herkunft erhielt das neue Anwesen den Hausnamen „Schangentheis“. Im Jahr 1802 wurde das Haus durch ein Dekret der französischen Präfektur hinsichtlich der Wald- und Holznutzungsrechte den bereits bestehenden Stockhäusern gleichgestellt. Die älteste Tochter, Anna Katharina Berg (1797-1855), heiratete den aus Lissingen stammenden Schuster Johann Leischen (1794-1879). Im Jahr 1828 wird er als männlicher Haushaltsvorstand geführt. Im Urteil um die Holznutzungsrechte der Gemeinde aus dem Jahr 1835 werden als Eigentümer des Hauses genannt: „Magdalena Berrens, Wittwe von Mathias Berg und Anna Katharina Berg und deren Ehemann Johann Leuschen, Schuster“. Von den zehn Kindern dieses Ehepaares blieb die Tochter Magdalena Leischen (1828-1910) mit ihrem Ehemann Matthias Klein (1833-1910) im Elternhaus wohnen. Im Jahr 1910 bestand das Anwesen aus Wohnhaus und Stall und befand sich im Besitz zweier ihrer Kinder: des Tagelöhners Matthias Klein (1860-1926) und der standeslosen Eva Klein (geboren 1869). Im Jahr 1921 wurde das Anwesen zu gleichen Teilen an den Tagelöhner Johann Berwanger (1900-1979) sowie an Elisabeth Hendle (1888-1965), Ehefrau seines Cousins Peter Berwanger, verkauft. Nach dem Wegzug Johann Berwangers nach Düsseldorf war ab 1953 die Tochter der Eheleute Berwanger-Hendle, Katharina Berwanger (1922-1990), alleinige Eigentümerin; ab 1957 gemeinsam mit ihrem Ehemann Jakob Witz (1922-1992). Um das Jahr 1960 zog die Familie in ihren Neubau in der Schulstraße 6. Das Haus im Kuhberg 12 wurde anschließend von Franz Hecker (1906-1995) aus Pickließem und seiner Ehefrau Katharina (1920-1991) erworben. Nach dem Tod von Franz Hecker bewohnt die Familie Finkelstein das Anwesen.
Schul (Neustraße 8)
Johann Peter Schmitt (1835-1897), aus dem Schangen-Haus stammend, heiratete im Jahr 1860 Katharina Johann (1836-1902), die zweitälteste Tochter des Lehrers Franz Johann. Vermutlich kurze Zeit später errichtete das Ehepaar ein Wohnhaus in der Neustraße, das aufgrund von Katharinas Herkunft den Hausnamen „Schul“ erhielt. Ihr Sohn, der Anstreicher Johann Baptist Schmitt (1866-1914), verheiratet mit Anna Maria Mayers (1874-1934), übernahm das Anwesen. Laut dem Gebäudeverzeichnis von 1910 umfasste es das Wohnhaus und ein „Abort“ sowie „Scheune mit Stallung“. Im Jahr 1918 wurde zusätzlich ein Schuppen neu errichtet. Als nächste Besitzer folgten der Sohn, der Waldarbeiter Theodor Schmitt (1908-1994), und dessen Ehefrau Barbara Steinbach (1907-1994). Danach übernahm ihr Sohn Peter Schmitt das Haus.
Ludien (Neustraße 14)
Johann Baptist Schmitt (1831-1913), ebenfalls aus dem Schangen-Haus stammend, errichtete wohl kurz nach 1864 gemeinsam mit seiner Ehefrau Margaretha Ludes (1839-1907) ein Wohnhaus, das heute noch vorhanden ist. Der neue Hausnamen „Ludien“ leitete sich vom Geburtsnamen der aus Neidenbach stammenden Ehefrau ab. Als Hausbesitzer folgte ihnen ihr Sohn Leonhard Schmitt (1873-1949). Dieser wird im Jahr 1910 als Tagelöhner geführt. Damals gehörten zum Wohnhaus ein „Abort“, eine Scheune und ein Stall sowie ein Holzschuppen. Der Stall wurde im Jahr 1935 neu errichtet. Ein zunächst 1935 erbauter Feldschuppen wurde 1947 wieder abgebrochen und durch eine Feldscheune ersetzt. Im Jahr 1938 wird Leonhard Schmitt als Waldarbeiter bezeichnet. Seine Ehefrau Katharina Geimer (1878-1947) brachte neun Kinder in diesem Haus zur Welt. Drei von ihnen verstarben im Kleinkindalter. Von den sechs überlebenden Geschwistern waren fünf kleinwüchsig und blieben unverheiratet. In den 1950er Jahren werden alle Geschwister als gemeinsame Besitzer des Anwesens geführt. Johann Baptist Schmitt (1910-1977) bewirtschaftete die Landwirtschaft zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth Kuhn (1918-2008) sowie seinen Geschwistern Margareta (1904-1985), Peter (1909-1988), Angela (1914-1968), Johann (1915-2000) und Leonhard (1916-1990). Leo und Hanni verbrachten ihren Lebensabend im Altenheim in Balesfeld, ihre Schwägerin wohnte zuletzt in der Einliegerwohnung des Neubaus ihrer Tochter Waltraud in der Neustraße 15. Das Ludien-Haus wurde schließlich verkauft und gehört heute der Familie Rohde.
Zusammenfassung / Namensgebung
An den insgesamt sieben in diesem Artikel behandelten Häusern lässt sich die zum Teil kreative Namensgebung gut nachvollziehen und erkennen. Generell sind die meisten der alten Hausnamen aus Berufen, Standorten oder Namen von Personen entstanden. Für den Hausnamen Boden war der Beruf der Auslöser. Philipp stammte aus dem Reiss-Haus (Orsfelder Weg 4/6) und war Bote, deshalb wurde aus dem ehemaligen Brücken-Erb, das er übernommen hatte, in der Folge dann Boden. Ebenso stammt der Hausnamen Schul vom Beruf des Vaters der Ehefrau ab, der Lehrer war und deshalb mit seiner Familie auch im Schulgebäude wohnte. Der Hausnamen Hill leitete sich von der Lage des Anwesens am Eingang zur Schangen-Hiehl (Hohlweg = Hill) ab. Von Namen leiteten sich die Hausnamen Schangen (Vorname Johann = Schang) sowie Ludien (Nachname der aus Neidenbach eingeheirateten Ehefrau) ab. Eine Besonderheit aus der Zeit um 1800 ist die Kombination eines alten Stockhausnamens mit einem männlichen Vornamen, der uns hier gleich zweimal begegnet ist: Bodenmathes (Mathes vom Vorname des Matthias Schwickerath und Boden vom Hausnamen der Frau, Margaretha Siegeler) sowie Schangentheis (Ausgründungshaus von Matthias, also Theis, Berg aus dem Schangen-Haus).
Kulturdenkmal
Das Oberkailer Boden-Haus wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Eifelkreis Bitburg-Prüm (Stand Juni 2024) geführt. Der Eintrag lautet: „Kuhberg 1, Quereinhaus, Wohnteil bez. 1839, Wirtschaftsteil bez. 1845.“
(Jörg Kreutz, Oberkailer Zeitspuren e.V. - geschichtlicher Verein der Ortsgemeinde Oberkail, 2025)
Quellen
- Kreisarchiv Bitburg: Akten des Standesamtes Oberkail.
- LHAK 15, 1052, Maria-Theresia-Kataster 1766.
- LHAK 15, 280, Steuerliste 1793.
- LHAK, Außenstelle Kobern-Gondorf; Bestände 734-1104, 736-2291 und 736-3427.
- Pfarrarchiv Oberkail und Bistumsarchiv Trier: Kirchenbücher der Pfarrei Oberkail.
- Pfarrarchiv Oberkail: Gebundene Abschrift eines Güterverzeichnisses aus der Zeit um 1700.