Gründung der Ordensgemeinschaft der Paulusbrüder
Gründung von Filialen
Zur Zeit des Ersten Weltkrieges
Niedergang
Gründung der Ordensgemeinschaft der Paulusbrüder
Schon in den Gründerjahren des St. Paulusstiftes waren für die Betreuung der ständig zunehmenden Zahl an Behinderten neben den Schwestern auch männliche Pfleger im Einsatz. 1897 gründete Jakob Friedrich Bussereau den männlichen Zweig der Ordensgemeinschaft, die Paulusbrüder, und gab seinen Schwestern und Brüdern von vornherein Ordenskleidung und eine Art Ordensregel. Die von ihm geschaffenen religiösen Gemeinschaften waren anfänglich reine Privatunternehmen des Stifters. Bussereau war jedoch geradezu beseelt davon, diese zu Kongregationen kirchlichen Rechts werden zu lassen, was ihm zu Lebzeiten aber nicht gelingen sollte. Erst 1920, ein Jahr nach seinem Tod wurden mit staatlicher und kirchlicher Genehmigung die Ordensgemeinschaften in „Kongregationen der Schwestern bzw. Brüder vom heiligen Paulus“ umbenannt. In den ersten Jahren des Paulusstiftes Herxheim waren die Schwestern mit den weiblichen Pflegebedürftigen im 3. Stock und die Brüder mit den männlichen Pfleglingen im 2. Stock des noch alleine stehenden Westflügels unter. Nach Fertigstellung des Ostflügels bekamen die Brüder und die von ihnen betreuten Menschen ein eigenes „Zuhause“.
Gründung von Filialen
Nachdem Bussereau auch andernorts Einrichtungen und Filialen auf den Weg gebracht hatte, so 1897 das Paulusstift in Neuötting (Oberbayern), 1899 die Niederlassung Liebfrauenberg bei Bad Bergzabern als Kur- und Erholungsheim, wurde 1905 in Queichheim ein weiteres Anwesen erworben und als Sankt Paulusstift eingerichtet. Am 2. Januar 1905 hielten acht Brüder dort Einzug. Nach einem Jahr zahlreicher Umbauten folgten auch die männlichen Kranken von Herxheim nach Queichheim. Das von staatlicher Seite veranlasste katholische Erziehungsheim St. Josef „für verwahrloste Buben“ auf dem gleichen Gelände, brachte den Paulusbrüdern auch die Übernahme dieser Anstalt und die Überwachung der Zöglinge. Damit diese ein Handwerk erlernen konnten, unterzogen sich die Paulusbrüder der Meisterprüfung in einigen Handwerksbereichen. Das Leben der Brüder regelten die Satzungen, die auf den Dritten Orden des hl. Franziskus zugeschnitten waren. In diesem Geist stand auch die Erziehung der Zöglinge. In der Sprache der damaligen Zeit und im Geiste des Gründervaters Bussereau hieß es: „Die Brüder sollen diese zu einem gottgefälligen Leben in Gebet, Tugendübung und Arbeit anleiten.“ 1913 war der Stifter am Ziel: Seine beiden ordensähnlichen Gemeinschaften „Schwestern bzw. Brüder des Sankt Paulusstiftes vom Dritten Orden des heiligen Franziskus“ wurden kirchlich sanktioniert. Damit waren die Stiftungen Diözesaneinrichtungen nach dem Kirchenrecht.
Zur Zeit des Ersten Weltkrieges
Im März 1917 erteilte der damalige Speyerer Bischof von Faulhaber für beide Ordensgemeinschaften die Genehmigung der 1. Professablegung. 20 Brüder legten ihre Gelübde in die Hände des Generalsuperiors Bussereau. Zwei Jahre später, im März 1919 fand das erste Generalkapitel der Brüder des Heiligen Paulus statt. Bruder Andreas Müller ging daraus als erster Generaloberer hervor. Das war die Zeit, da der Erste Weltkrieg schon zu Ende war. Während des Krieges 1914-1918 stellten die Paulusbrüder ihre Anstalten in Herxheim und anderenorts als Lazarett zur Verfügung. Auch wurden Schwestern zur Krankenpflege in Feldlazarette abgestellt. Es war eine Zeit, da die Anstalten noch jung und auf dem Weg der Konsolidierung zu autonomen und autarken Anstalten waren. Der Tod des Gründers im Jahre 1919, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, erschwerte die Situation.
Niedergang
Die Anzahl von insgesamt 99 Brüdern reduzierte sich nach und nach. In der Zeit des Nationalsozialismus drohte die Gefahr der Verstaatlichung. Einer solchen Aktion zuvorkommend wurde das Paulusstift in Queichheim an das Bistum Speyer verkauft. Die Brüder verrichteten ihre Arbeit weiter, wohnten aber ab diesem Zeitpunkt faktisch in Miete. Im Jahre 1959 entschlossen sich die Brüder vom hl. Paulus, sich aus Queichheim zurückzuziehen und machten den in ihrem Besitz befindlichen St. Josefshof in Völkersweiler zum Mutterhaus. Dieser jedoch musste zuerst jene baulichen Veränderungen erfahren, welche die Betreuung behinderter Menschen möglich machten. Zu diesem Zeitpunkt bestand der Konvent der Paulusbrüder noch aus 20 Personen. „Nachwuchs“ wollte sich nicht mehr einstellen.
Durch den Tod weiterer Mitglieder reduzierte sich der Konvent bis zum Jahre 2008 auf vier Paulusbrüder. Man entschloss sich zur Aufgabe und zum Verkauf des Paulusstiftes in Völkersweiler. Die vier verbliebenen Brüder bezogen im St. Paulusstift in Herxheim ihr letztes Domizil. Drei dieser vier Brüder verstarben zwischenzeitlich in Herxheim. Hier, auf dem Klosterfriedhof fanden die Brüder Paul, Pirmin und Anton ihre letzte Ruhestätte. An die in Queichheim und Völkersweiler verstorbenen und dort beerdigten Brüder vom hl. Paulus wird hier erinnert. Bruder Josef, der letzte Paulusbruder erledigt derzeit die Büroarbeit auch für den Konvent der ins hohe Alter gekommenen Schwestern vom hl. Paulus. Er war auch auskunftsfreudiger Ansprechpartner für den Autor dieser Zeilen.
(Klaus Eichenlaub, Herxheim, 2025 / Freundliche Hinweise von Bruder Josef)