Entstehung der Kirchengemeinde und Bau der Notkirche
Die Bewohner von Moitzfeld gehörten ursprünglich zur Kirchengemeinde Sankt Nikolaus in Bensberg. Schon vor dem Ersten Weltkrieg kam angesichts wachsender Einwohnerzahlen der Wunsch nach einer eigenen Kirche und Gemeinde auf. Argumentiert wurde auch, dass so die unzivilisierten und politisch unzuverlässigen Bergarbeiter durch den Glauben „gezähmt“ werden könnten.
Deswegen kaufte man 1920 eine alte Militärbaracke aus Köln und baute diese zur Notkirche um, die dem „Arbeiterheiligen“ Sankt Joseph gewidmet wurde. An der Weihe am 17. April 1921 nahm auch Bergwerksdirektor Eckert „als Vertreter des größten Wirtschaftsbetriebs im Bezirk“ teil. Das Mutterunternehmen Rhein-Nassau hatte 4000 Euro für die Kirche beigesteuert und unterstützte auch später noch die „Verschönerung“ und Ausstattung der Kirche finanziell. Der Männergesangsverein „Glückauf“ trat ebenfalls zugunsten der Kirchenfinanzierung auf.
Die Bergbau-Gemeinde in Steinenbrück, deren Kirche Sankt Barbara im Ersten Weltkrieg fertiggestellt wurde, gab zudem überzählige Ausstattung aus ihrer Notkirche an Sankt Joseph ab.
Neubau und architektonische Gestaltung der Kirche
Als nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zuzug von Ausgebombten und Flüchtlingen ein weiterer Bevölkerungsanstieg einsetzte, entschloss man sich noch 1947, die Notkirche durch einen massiven Neubau zu ersetzen, der schon seit den 1930er Jahren in Planung war.
Nach Entwürfen des in Bensberg ansässigen Architekten Bernhard Rotterdam entstand eine Saalkirche mit südlich vorgesetztem Turm und nach Westen abgeschlepptem Satteldach. Von Osten lassen fünf Rundbogenfenster und eine geöffnete Seitenwand des Altarraums viel Licht in den Innenraum. Besonders auffällig ist die durchgehende Verkleidung des Baus in Lindlarer Grauwacke mit grober Oberfläche, in die unter dem Turm große Rundbögen eingreifen.
Die Kirche erforderte zur Absicherung gegen Bergschäden eine besonders massive Fundamentplatte. Viele Gemeindemitglieder, darunter zahlreiche ehemalige und aktive Bergleute, beteiligten sich aktiv am Kirchenbau.
Sie wurde Ende 1950 eingesegnet und seither genutzt. 1951 erfolgte die Fertigstellung des Turms, zwei Jahre später die der restlichen Kirche. Erst 1958 wurde der Bau geweiht.
Bereits seit 1933 war Moitzfeld selbständiges Pfarr-Rektorat, das 1945 ein Pfarrer vorgestellt wurde.
1981 wurde die Kirche saniert, 2024 folgte die Neugestaltung des Innenraums. Heute bildet Sankt Joseph mit der Mutterpfarre Sankt Nikolaus in Bensberg eine Pfarreiengemeinschaft.
(Alexander Kierdorf, BGV Rhein-Berg e.V., 2025)