Um 1230/40 erstellte man den bestehenden Bau in der voll entwickelten Formensprache der niederrheinischen Spätromantik als dreischiffige Emporenbasilika mit eingezogener Rundapsis, fluchtendem Querschiff, knappem Langhaus und in den Westquerbau eingestelltem Turm. In den Ostpartien befindet sich wohl Bausubstanz des Vorgängers, in Teilen wurde der Grundriss übernommen. Erst nach Planänderung erfolgte der Einbau der Emporen. Damit erhielt das Mittelschiff die jetzige Höhe. Im Jahre 1379 wurde ein Marienaltar gestiftet. Vor 1550 fand der Verkauf des Patronats an die Kurpfalz statt, die zu einer Eigenständigkeit der Filialen führte. 1689 plünderten die Franzosen die Kirche und von 1698 bis 1707 fand eine simultane Nutzung statt. Im 19. Jahrhundert wurde sie fälschlicherweise auch als „Templerkirche“ bezeichnet.
Umbaumaßnahmen
Größere Maßwerkfenster in der Apsis und im Querhaus wurden im 14. und 15. Jahrhundert eingebaut. 1478 fand die Turmaufstockung stat. Die Sakristei des 18. Jahrhundert brach man im Zuge der purifizierenden ersten Restaurierung 1857 ab. Der Stadtbrand im Jahre 1872 zerstörte die Dächer bis auf die der Seitenschiffe, anschließend wurden alle erneuert. 1890-1896 wurde die Kirche unter der Bauleitung von Heinrich Wiethase aus Köln und Ludwig Hofmann aus Herborn. In dieser Zeit wurde auch das Mittelschiffgewölbe neu aufgeführt. Die 1992-1995 angelegte Farbigkeit bezieht sich auf die von Provinzialkonservator Paul Clemen im Ende des 19. Jahrhundert konzipierte Fassung.
Gestalt
Bei der Kirche handelt es sich um einen aus dem engräumigen Altstadtbebauung steil aufragenden Putzbau unter Schieferdächern und mit reich durchgebildeten Schauseiten. Das Mauerwerk besteht aus Schieferbruchstein, mit Gliederungen in Tuff und Säulenschäften aus Basalt. Die Apsis war ursprünglich dreizonig und - zum Ausgleich der Hanglage - hoch aufgesockelt. Sie vertritt den Typus des rheinischen Etagenchors, hier durch seitliche Rundtürmchen über schräggestelltem Unterbau akzentuiert. Das mehrschichtige Gliederungssystem ist an der Chorfassade am reichsten ausgebildet: Auf strebepfleilerähnlichen Wandvorlagen ruhen durch Bogenblenden verbundene Halbsäulen mit Kelchknospenkapitellen. Mit der Vergrößerung der Fenster im 14. Jahrhundert wurde die ursprüngliche Ordnung gestört, nur seitlich verblieben romanische Öffnungen in gestuften, mit Wülsten ausgesetzten Nischen. Die Zwerchgalerie zeichnet sich durch alternierende Zwillings- und Vierlingssäulen aus. Der Außenbau sonst durch Lisenen und Bogenfriese - nur die Querhausfronten oben von Kleeblattbögen betont - sowie Rundbogenfenster mit eingestellten Wülsten strukturiert. Die Querhausfassaden mit akzentuiertem Giebeldreieck, dort Rundfenster in Siebenpassblende, und nachträglichen Maßwerkfenstern, im Süden mit Fischblasen vom Einbau der Südarmempore im 15. Jahrhundert. Unter den Ostteilen nur von außen erreichbare Tonnengewölbte Räume unklarer Funktion: Dem Apsis-Grundriss folgt ein stollenähnlicher Gang mit Ringtonne zwischen kammerartigen Räumen, zwei weitere jeweils unter den Querschiffarmen.
Innenraum und -Ausstattung
Der Innenraum ist wegen der sehr bedeutenden Höhe des Mittelschiffs sowie der lebendigen Gliederung der Hochschiffwände von imposanter Wirkung. Die Ostteile sind gegenüber dem Langhaus stark erhöht. Die Apsis schließt unmittelbar an das Querhaus an. Seitlich der Apsis befinden sich gewölbte, jetzt als Sakristeien genutzte Anräume. Die reiche Bauplastik ist gekennzeichnet von der Vielfalt der Blatt- und Knospenkapitelle, aber auch figürlicher Kapitelle und Konsolen. Diese Figuren bestehen aus männlichen Atlanten und weiblichen Figuren mit Schlangen und Fabelwesen. Auch gibt es Gewölbeschlusssteine mit Blattwerk.
Einige Bauteile aus der spätromanischen Zeit wurden als Spolien wiederverwendet, so Teile des Chorgestühls von um 1300. Die Orgel der Gebrüder Stumm aus Rhaunen-Sulzbach stammt aus dem Jahre 1826 und wurde in ein älteres, üppig geschnitztes Gehäuse integriert. Dieses lässt sich dem Spätbarock / Frühklassizismus zuordnen. Als Wandmalereien aus dem 13. bis 14. Jahrhundert haben sich in den drei Apsis-Nischen ein Gnadenstuhl zwischen den Aposteln Petrus und Paulus erhalten. Sie wurden 1988 freigelegt und aus konservatorischen Gründen wieder verdeckt. 1892 wurde ein bekleideter Kruzifixus, Johannes der Täufer und Cherubim, eine Szene des Jüngsten Gerichts, zwei Kreuzigungsgruppen, eine Kolossalfigur des hl. Christopherus, der in Teilen aus dem 14. Jh. stammt, ergänzt.
Kulturdenkmal
Das Fachwerkhaus Blücherstraße 2 in Bacharach wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mainz-Bingen geführt (Stand ). Der Eintrag lautet:
„Ev. Pfarrkirche St. Peter Blücherstraße 1
dreischiffige spätromanische Emporenbasilika, um 1230/40, Chor wohl mit älteren Teilen, Umbauten 14.-15. Jh., Turmaufstockung 1478“
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Mainz, 2025 unter Verwendung eines Auszugs der Denkmaltopografie der Bundesrepublik Deutschland - Kreis Mainz-Bingen, 2007)
Internet
de.wikipedia.org: St. Peter (Bacharach) (abgerufen 14.05.2025)
www.regionalgeschichte.net: St. Peter (abgerufen 14.05.2025)