Bussereaus Grab liegt unmittelbar vor dem großen Steinkreuz. Auf dem schwarzen Steinkreuz steht in goldenen Lettern geschrieben: „Hier ruht die sterbliche Hülle des im Herrn verstorbenen Priesters Jakob Friedrich Bussereau - *2.2.1863 - +2.7.1919 auf Liebfrauenberg - RIP“. Die Darstellung eines Kelches spielt darauf an, dass es sich bei Bussereau um einen Geistlichen gehandelt hat.
Herkunft und Vision
Werdegang: Kaplan und Pfarrer
Rückkehr nach Herxheim
Klostergründung in Herxheim
Filialgründungen an anderen Orten
Klosterregeln
Auszeichnung und Tod
Herkunft und Vision
In Herxheim konnte niemand ahnen, dass der junge Kaplan Jakob Friedrich Bussereau, der hier am 15. September 1886 seine erste Kaplanstelle antrat, diesen Ort nach zehn Jahren mit einem neuen Wahrzeichen bereichern und das Ortsbild verändern würde. Er stammte aus einer Hambacher Arbeiterfamilie und war das dritte von 13 Kindern. Mithilfe des dortigen Ortspfarrers fand er zum Studium der Theologie und Philosophie in München. 1885 trat er ins Priesterseminar in Speyer ein und wurde am 1886 zum Priester geweiht. Seine erste Kaplanstelle Herxheim hatte damals rund 3500 Einwohner, wovon zwei Drittel von der Landwirtschaft lebten. Im Jahre 1888, während seines ersten Herxheimer Wirkens, war in Bussereau ein bemerkenswerter Plan herangereift, den in die Tat umzusetzen er fest entschlossen war. Bei seelsorgerlichen Haus- und Krankenbesuchen war er auch mit dem menschlichen Elend behinderter Menschen konfrontiert. Die Not dieser Menschen gingen so nahe, dass er sich entschloss, eine klösterliche Pflegeanstalt zu gründen, um körperlich und geistig Behinderten und unheilbar kranken Menschen angemessen zu helfen, sie menschenwürdig zu versorgen und ihre Eingliederung in die Gesellschaft zu fördern. Zu jener Zeit gab es für solche kranken Menschen nur vereinzelt Heime und keine staatlichen Hilfen.
Werdegang: Kaplan und Pfarrer
Der gerade 26-jährige Priester fand, als er im August 1889 erstmals sein Anliegen beim Bischof in Speyer vortrug, für seinen Plan kein Gehör, dafür aber den Rat einer zehnjährigen Bedenkzeit. Mittlerweile war er Kaplan in Germersheim. Die Arbeitsunfähigkeit seines Vaters veranlasste Bussereau seine Stelle in Germersheim aufzugeben, um im Bistum Augsburg als Pfarrer tätig zu sein und seinen Eltern und seiner Familie zu helfen; auf eine Pfarrstelle in der Heimatdiözese hätte er noch jahrelang warten müssen. Er wurde Vikar und nachfolgend Pfarrer in der Pfarrei Münster am Lech. Bei der Suche nach einer Heimstatt für ein behindertes Mädchen seiner neuen Pfarrei machte Bussereau die Bekanntschaft mit dem Begründer und Direktor der Ursberger Behindertenanstalt, Pfarrer Ringeisen, dessen Werke er als das empfand, was er selbst in Herxheim verwirklichen wollte. Bussereau ließ sich von seiner Pfarrstelle entbinden, um sich ausschließlich der Armen- und Krankenfürsorge zu widmen. Er trat als Mitarbeiter und Spiritual in die Ursberger Anstalt ein, in der Epileptiker, Geistesgestörte, Körperbehinderte, Taubstumme und Blinde betreut, gepflegt und versorgt wurden. Busserau konnte wertvolle Eindrücke und Erfahrungen für sein für Herxheim beschlossenes Liebes- und Lebenswerk sammeln.
Rückkehr nach Herxheim
Im Frühjahr 1896 nach Herxheim zurückgekehrt, packte er dieses Vorhaben entschlossen an. Dort blühte das religiöse Leben, nicht zuletzt dank einer großen Anhängerschaft im „Dritten Orden des heiligen Franziskus“, einer Laiengemeinschaft. Mit gleichgesinnten, hilfswilligen Personen aus diesem Kreis hat er sein Vorhaben, die Errichtung einer klösterlichen Pflegeanstalt, in Angriff genommen. Junge Frauen, Mitglieder des Dritten Ordens, waren für seinen Plan begeistert. Diese Herxheimer Terziarinnen bildeten mit Bussereau die Keimzelle für die Stiftung. Der Gedanke einer Klostergründung war schon zuvor die Idee der frommen Anna Maria Dudenhöffer, die sich mit Bussereau zusammen fand und mit weiteren Gleichgesinnten zu den engsten Mitarbeiterinnen Bussereaus wurden.
Klostergründung in Herxheim
Anfang des Jahres 1896 erhielt Busserau nach erneuter Vorsprache beim Bischof die kirchliche und staatliche Genehmigung zur Errichtung einer klosterähnlichen Versorgung und Pflegeanstalt in Herxheim. Auch der Herxheimer Gemeinderat gab einmütig Zustimmung. Jedoch konnte sich der Gemeinderat mit dem von Bussereau ins Auge gefassten Standort auf dem Höhenzug über dem Dorf nicht anfreunden. Diese wollten die klösterliche Anstalt lieber im Süden am Waldrand errichtet wissen. Busserau setzte sich durch: „Wir müssen unbedingt bei dem Platz auf der Höhe droben stehen bleiben. Gott will es. Es muss von der Welt gesehen werden“.
Im April 1896 eröffnete Bussereau als provisorische Pflegeanstalt das St. Antoniushaus in einem vormaligen Bauernhaus in der Unteren Hauptstraße 157. Dort wurden die ersten Pfleglinge aufgenommen, gleichwohl es noch am nötigsten fehlte. Der Andrang war groß der Raumbedarf bald erschöpft. Bussereau erwarb die erforderliche Grundstücksfläche und noch im gleichen Jahr wurde mit den Bauarbeiten des St. Paulusstiftes begonnen. Im November 1896 zogen Pfleglinge und Pflegepersonal in den fertigen Gebäudeflügel der klösterlichen Anlage um. Zwei Jahre später wurde die Stiftskirche eingeweiht. 1902 war das Mutterhaus in Herxheim im Wesentlichen fertiggestellt. Da Bussereau mittellos war und keine Gelder staatlicherseits und von der Kirchenstellen kamen, grenzt es an ein Wunder, dass das große Werk gelang.
Bussereau war ein Verehrer des heiligen Paulus. Ihn sah er als ein auserwähltes Werkzeug Gottes zur Bekehrung der Menschen und Bussereau sah sich als berufliches Werkzeug zur Linderung körperlicher und seelischer Not von hilfsbedürftigen, kranken Menschen. „Allen alles“ wählte Bussereau zum Leitgedanken seines Werkes.
Filialgründungen an anderen Orten
Bussereau schuf auch andernorts Einrichtungen und Filialen: 1897 das Paulusstift in Neuötting (Oberbayern), 1897 den männlichen Zweig der Ordensgemeinschaft, die Paulusbrüder, die 1906 von Herxheim in das für sie in Queichheim als Anstalt errichtete Sankt Paulusstift übersiedelten. 1899 entstand die Niederlassung Liebfrauenberg bei Bad Bergzabern als Kur - und Erholungsheim.
Klosterregeln
Bussereau gab von vornherein seinen Schwestern und Brüdern Ordenskleidung und eine Art Ordensregel. Die von ihm geschaffenen religiösen Gemeinschaften waren reine Privatunternehmen des Stifters. Bussereau war bestrebt, sie zur Kongregationen kirchlichen Rechts werden zu lassen. Aber erst 1913 war der Stifter am Ziel: Seine beiden ordensähnlichen Gemeinschaften „Schwestern bzw. Brüder des Sankt Paulusstiftes vom dritten Orden des heiligen Franziskus“ wurden kirchlich sanktioniert und zu Kongregationen erhoben. Damit waren die Stiftungen Diözesaneinrichtungen nach dem Kirchenrecht.
Auszeichnung und Tod
Jakob Friedrich Bussereau erhielt eine persönliche Auszeichnung. Papst Pius X. ernannte ihn zum päpstlichen Ehrenkämmerer. 1920 wurden mit staatlicher und kirchlicher Genehmigung die Orden in „Kongregationen der Schwestern bzw. Brüder vom heiligen Paulus“ umbenannt.
In der unermüdlichen Erfüllung seiner Berufung verbrauchte Jakob Friedrich Bussereau seine Kräfte. Er war ja nicht nur Priester, Seelsorger und Armenvater, sondern auch Architekt, Kaufmann, Schriftsteller, Verleger und Techniker. Am 2. Juli 1919 gab der Ordensgründer 56-jährig auf dem Liebfrauenberg, wo er Erholung suchte, seinen Geist in die Hände seines Schöpfers zurück. Das Begräbnis fand am 5. Juli auf dem Friedhof des St. Paulusstiftes in Herxheim statt. Sein Werk war gefestigt und breitete sich zu einem großen sozialen Hilfswerk aus.
(Zusammengestellt von Klaus Eichenlaub, Herxheim, 2025 nach einem Text von Hermann Rieder von 1993)