Zur Anlage der runden bis ovalen Köhlerplatten wurde der Hang angegraben, um genug Platz zu schaffen. Die schwarze Linie verdeutlicht das Profil der Köhlerplatte (2024).
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Meist liegen mehrere Köhlerplatten in Gruppen nebeneinander. Zum Abtransport der Kohle führten von dort aus schmale Pfade talwärts, die heute oft noch anhand eines grabenartigen Verlaufs erkennbar sind, verursacht durch eine lange Nutzung und Erosion (2016).
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Köhlerei Die Köhlerei, also die Verkohlung von Holz zu Holzkohle, hat in den waldreichen Regionen Europas seit Tausenden von Jahren Tradition. Vor der zunehmenden Nutzung von Steinkohle ab Anfang des 19. Jahrhunderts war Holzkohle der einzige Brennstoff, mit dem man ausreichend hohe Temperaturen erreichen konnte, um Erze zu verhütten und Eisen zu schmieden. Zudem war Holz aus Ausgangsmaterial fast überall vor Ort vorhanden, besonders reichlich in den Mittelgebirgen. Die Nutzung der schweren Steinkohle war außerdem an eine Verbesserung der Verkehrswege geknüpft. Ein gewichtiger Grund für die Ablösung der Holzkohle durch die Steinkohle war letztendlich die Erschöpfung der Wälder im ausgehenden 18. Jahrhundert. Durch eine jahrhundertelange Übernutzung standen diese vor dem Zusammenbruch. Der mangelnde Brennstoff Holzkohle wurde zum limitierenden Faktor von Verhüttung und Verarbeitung. In der Folge kommt es zur Verlagerung der Hüttenwerke in die Kohlereviere.
Köhlerei im Siebengebirge Kaum bekannt ist, dass auch im Siebengebirge im größeren Umfang Köhlerei betrieben wurde. Im Rahmen des LVR-Forschungsprojektes „Zeugen der Landschaftsgeschichte“ konnten 2017 im Rhöndorfer Tal zur großen Überraschung mittels reliefbildender Laserscans (DGM) um die 70 potentielle und gesicherte Köhlerplatten dokumentiert werden. Da viele Plätze aufgrund von Forstarbeiten überformt wurden bzw. sich nicht morphologisch im Gelände abzeichnen, ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl noch höher liegt.
Beschreibung Die Köhlerplatten bestehen im Rhöndorfer Tal aus nahezu kreisrunden, horizontalen Verflachungen in Hanglage. Diese besitzen in der Regel einen Durchmesser von ca. 6 m und sind mit etwa der Hälfte ihres Durchmessers in den Hang eingelassen. Je nach Relief entstanden dabei Böschungen von rund einem Meter Höhe. Der Boden der ehemaligen Meilerplätze ist bis heute durch Kohlepartikel tiefschwarz gefärbt.
Technik Zur Verkohlung nutzte man bis armdickes Stangenholz aus den örtlichen Buchenniederwäldern, die alle paar Jahre beschnitten wurden. Stammholz war nur schlecht geeignet, da zu groß im Durchmesser. Das Holz schichtete man kreisförmig zu großen Haufen auf, die bis zu 80 Raummeter Holz enthalten konnten, und deckte sie anschließend mit Grassoden ab. Ein zentraler Kamin diente als Luftkanal. Nach Anstecken der Meiler dauerte die Verkohlung bis zu zwei Wochen, währenddessen der Vorgang immer wieder kontrolliert werden musste. Dafür durfte eine Wasserquelle nicht zu weit entfernt sein. Um die Abdeckung dicht halten und die Verkohlung besser regulieren zu können, benötigten die Köhler Wasser. Sie lebten dafür zeitweilig in einfachen Hütten im Wald. Durch die Verkohlung schrumpft das Volumen auf etwa ein Viertel. Nach Abkühlung der Kohle verpackte man die Holzkohle in Säcke und transportierte sie per Schubkarre oder Esel in das Tal. Bis heute sind im Gelände einige der schmalen alten Wege erkennbar, die von den Köhlerplätzen abwärts führen.
Geschichte Über die Köhlerei ist als „Alltagsgewerbe“ kaum Schriftliches überliefert. Die Anfänge der Aktivität im Siebengebirge sind nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass große Mengen der im Rhöndorfer Tal produzierten Holzkohle in den zahlreichen Schmieden der örtlichen Steinbrüche genutzt wurden. Mussten die Pickel und Meißel doch täglich nachgeschärft werden! Aus dem Jahr 1754 ist eine Rechnung erhalten, in der der Kurfürst einen Honnefer Köhler für die Verwertung von Kruppholz entlohnt. Ab 1760 muss der Förster selbst die Arbeiten übernehmen. Für Königswinter sind 1867 zwei Köhler in den Urlisten verzeichnet. Aufgrund der hohen Anzahl der nachgewiesenen Meilerplätze erscheint es wahrscheinlich, dass die hiesige Holzkohle auch regional exportiert wurde. Zuletzt wird in den 1930er Jahren Köhlerei betrieben. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Neuaufnahme der Aktivität im Rahmen der Wirtschaftskrise. Eine durchgängige Tradition der Köhlerei ist jedenfalls fraglich. Die verkohlten Mengen sind erstaunlich. Der VVS berichtet 1931 von 3000 Raummetern aufgeschichtetem Kohlholz. 1932/33 kommen vier mobile Meiler aus Eisenblechreifen zum Einsatz, mittels derer drei Köhler aus Honnef-Selhof rund 2.000 Raummeter Holz verkohlen. Die Rauchbelästigung im gesamten Ort ist erheblich und es kommt zu zahlreichen Beschwerden, sodass die Köhlerei daraufhin eingestellt wird.
Lage Die Lage der Köhlerplatten konzentriert sich im Rhöndorfer Tal auf den mittleren und oberen Talverlauf. Im mittleren Abschnitt liegen die Platten vor allem auf den nordexponierten Hängen. Zum Talende lässt die Dichte der Plätze etwas nach, sie sind aber weiter präsent. Dort finden sich auch auf der südexponierten Talseite zahlreiche Köhlerplätze. Sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite liegen die Plätze im oberen Tal vor allem im mittleren bis unteren Hangbereich. Dies hängt wahrscheinlich mit der Nähe zum Bach zur Wasserversorgung zusammen.
Datierung Mittelalter bis 1933
Zugang Zum Teil von den Wegen aus einsehbar, erkennbar an den runden bis ovalen Plateaus.
Hinweis Das Objekt „Köhlerplatten im Rhöndorfer Tal“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Historische Nutzungen und ihre Auswirkungen auf die Landschaft. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland, Band 2.) S. 122-124, Köln.
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