Die Aegidiuskapelle auf dem Grundstück des heutigen Baumannshofes in Hücheln war einst die Kirche eines Hofgutes des Benediktinerinnen-Klosters Königsdorf. Das Hofgut wird erstmals 1175 urkundlich erwähnt und ist damit gleichzeitig auch die älteste Erwähnung des Ortes Hücheln (huecheln-online.de). Der Klosterhof wurde 1802 säkularisiert und 1818 an die Familie Baumann, die ihn seit 1796 in Pacht betrieb, verkauft (huecheln-online.de).
Beschreibung Bei der Kapelle handelt es sich um einen kleinen romanischen Bruchsteinsaal von etwa 30 Quadratmetern Grundfläche, der weiß verputzt ist. In gotischer Zeit wurde ein Chor mit 5/8-Schluss angefügt und der Fußboden erneuert. Dabei erhielt er eine besondere Gestaltung: Er besteht aus sogenanntem Plätzton. Das sind Tonplättchen, die die Frechener Töpfer als Brennhilfen während des Ofenbrandes als Trennung zwischen ihre gestapelten Gefäße legten, um ein Festbacken zu verhindern. Die Tonplättchen wurden oft als Fußbodenbelag zweitverwendet, indem man sie hochkant nebeneinander in den Boden zu Mustern steckte. 1697 erfolgte nochmals eine bauliche Veränderung, denn die Kapelle erhielt ein barockes Sandstein-Nordportal mit der Inschrift „Anno 1697 den 7. Juni“. Auf dem Kapellendach sitzt ein kleiner Dachreiter.
Geschichte Es wird angenommen, dass die Kapelle in der Zeit um 1150 errichtet wurde. Bei der Restaurierung konnten „Mörtelproben aus der südlichen Wand ins 10. Jahrhundert datiert werden“ (Baumann & Bock 2007, S. 23). Genauere Hinweise auf ihre Entstehung sind nicht hinreichend untersucht, Ausgrabungen brachten folgende Informationen zutage: Ursprünglich war die Kapelle wohl an einen nahezu quadratischen Saalbau angelehnt, d.h. der romanische Kapellenbau schloss sich als nur 1,10 Meter tiefer Chorraum mit einer halbrunden Apsis an. „Während Chor und Apsis später völlig verändert wurden, bestehen die Mauern des Saalbaues bis zur Traufhöhe immer noch aus hochmittelalterlichem, im Mittel etwa 63 cm starkem Tuffsteinmauerwerk“; Reste der Apsis wurden bei den Ausgrabungen 1959/1961 entdeckt (Baumann & Bock 2007, S. 23f). Die Kapelle war von dem Saalbau aus zugänglich. Umbaumaßnahmen wurden Anfang des 17. Jahrhunderts (Chor, Boden und Dach) sowie 1697 (barockes Sandsteinportal an der Nordseite und Glockenturm) vorgenommen (Baumann & Bock 2007, S. 25).
Zwischen 1842 und 1892 durften keine Gottesdienste in der Kapelle abgehalten werden. Am 04.09.1892 wurde zwischen der Katholischen Pfarrgemeinde, dem Eigentümer Matthias Baumann sowie dem Pächter Peter Velder und weiteren Personen die Nutzung der Kapelle für Gottesdienste vertraglich geregelt. Ab 1896 fanden Schulgottesdienste statt, und die Kapellenglocke wurde (ab dem 19. Jahrhundert) bei Leichenzügen von Hücheln zum Frechener Hauptfriedhof geläutet (Baumann & Bock 2007, S. 26). Die Kapelle war Bestandteil wichtiger Prozessionen in Frechen, so z.B. „der alten Gottestracht am Sonntag Vocem iocunditatis, dem Sonntag vor Christi Himmelfahrt“ (Baumann & Bock 2007, S. 28) sowie zur Hagelfeier und dem Aegidiusfest. Übergangsweise diente sie sogar als Pfarrkirche (Baumann & Bock 2007, S. 30). „Heute finden in der Kapelle vor allem Gottesdienste für Familienangehörige und Freunde der Familie Baumann sowie der Gottesdienst am Kirmesdienstag statt“ (Wikipedia: Hücheln).
Insgesamt galt ihr Zustand im 19. Jahrhundert als baufällig. In den Jahren 1959-1961 wurde die Ägidiuskapelle umfangreich restauriert, wobei neue Erkenntnisse zutage traten (Baumann & Bock 2007, S. 21): Bei der Entfernung des Putzes wurden an der Südseite zwei romanische Rundbogenfenster entdeckt, darunter auch das „Beichtfenster“. Daraufhin wurde die Kapellensüdseite wieder in ihren romanischen Ursprungszustand zurückversetzt. Die Nordseite hingegen behielt ihre barocke Ausgestaltung und die Fassade wurde mit einer Kalkschlämme versehen.
Das Beichtfenster Die als „Beichtfenster“ interpretierte Öffnung in der Südostecke des Saalbaus war bis zur Freilegung völlig in Vergessenheit geraten. „Offenbar hatte das nördliche, rechteckige Fenster seine Funktion übernommen“ (Baumann & Bock 2007, S. 27). Die Funktion als Beichtfenster ist nicht absolut gesichert, aber sehr wahrscheinlich: „Beichtvater und Pönitent seien so räumlich voneinander getrennt und die Lage der Kapelle mitten auf dem Feld habe gerade den Feldarbeitern, die z.B. während der Fastenzeit mit der Aussaat von Weizen und Roggen vielleicht zu beschäftigt waren, um in der Pfarrkirche die Beichte abzulegen, dennoch den Empfang des Bußsakramentes ermöglicht“ (Baumann & Bock 2007, S. 27). Möglicherweise diente die Kapelle auch während der Prozessionszüge den vielen vorbeiziehenden Gläubigen als Beichtgelegenheit (Baumann & Bock 2007, S. 28).
Der Heilige Aegidius Der Heilige Aegidius wird als einer der vierzehn Nothelfer seit dem 15. Jahrhundert insbesondere „als Helfer bei der Beichte und als Schutzpatron der stillenden Mütter“ (Baumann & Bock 2007, S. 21f) angerufen.
Hinweise Das Objekt „Aegidiuskapelle auf dem Baumannshof in Hücheln“ ist ein eingetragenes Baudenkmal, laufende Nr. A 33 (Denkmalliste der Stadt Frechen).
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Empfohlene Zitierweise
Nicole Schmitz (2025): „Aegidiuskapelle auf dem Baumannshof in Hücheln”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356023 (Abgerufen: 12. Dezember 2025)
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