Gertrudenhof in Rheinbrohl

Nivellener Gut

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Rheinbrohl
Kreis(e): Neuwied
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 29′ 33,6″ N: 7° 19′ 52,3″ O 50,49267°N: 7,33119°O
Koordinate UTM 32.381.631,37 m: 5.594.740,03 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.594.504,26 m: 5.596.056,41 m
  • Nordost-Seite mit Getrudenkirche (2025)

    Nordost-Seite mit Getrudenkirche (2025)

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  • Ost-Seite mit Getrudenkirche (2025)

    Ost-Seite mit Getrudenkirche (2025)

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  • Blick von der Südost-Seite (2025)

    Blick von der Südost-Seite (2025)

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  • Gertrudenhof von der Süd-Seite (2025)

    Gertrudenhof von der Süd-Seite (2025)

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    Nord-Seite (2025)

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  • Süd-Seite mit Gertrudenkapelle (2025)

    Süd-Seite mit Gertrudenkapelle (2025)

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  • Gertrudenhof mit altem Wirtschaftteil (1960)

    Gertrudenhof mit altem Wirtschaftteil (1960)

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    Museum von Nivelles, Belgien
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  • Gertudenbild im Sitzungssaal des Rathausesdenkirche (2012)

    Gertudenbild im Sitzungssaal des Rathausesdenkirche (2012)

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  • Artikel des Museums Nivelles (1968)

    Artikel des Museums Nivelles (1968)

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  • Übersetzung des Artikel des Museums Nivelles (1968)

    Übersetzung des Artikel des Museums Nivelles (1968)

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Ein Rückblick auf die Geschichte des Gertrudenhofes ist gleichbedeutend mit einem Rückblick auf die Geschichte Rheinbrohls.

Die Anfänge des Gertrudenhofes
Bereits vor 1900 Jahren könnten die Römer an der Mündung des Kaltenbaches in den Rhein erste Gebäude errichtet haben. Im 6. Jahrhundert entstand dort wohl ein fränkischer Königshof auf römischen Grundmauern, von dem aus „Brule trans Rhenum“ verwaltet wurde. Seit der fränkischen Landnahme war mit diesem Hof die Landeshoheit über den Bann Rheinbrohl verbunden.
Zu Beginn des 7. Jahrhunderts gehörte der Hof dem fränkischen König Dagobert I., der ihn seinem Ministerialen Pippin von Landen übereignete - dem Stammvater der Karolinger. Dieser Hof umfasste große Gebiete Rheinbrohls und war der Mittelpunkt des mittelalterlichen Ortes.
Pippin von Landen war verheiratet mit Itta, der Schwester des Trierer Erzbischofs Modoald. Ihre Kinder waren Grimoald, Gertrud und Begga. Nach Pippins Tod zog sich seine Witwe mit Tochter Gertrud ins Kloster Nivellen (heute Nivelles, Belgien) zurück. Dort gründete sie ein Doppelkloster für Nonnen und Mönche.

Der Einfluss des Klosters Nivellen
Gertrud wurde Äbtissin von Nivellen und teilte die Ländereien:
  • Begga erhielt den nördlichen Teil des Hofes (später „Karthause“).
  • Grimoald erhielt das Gut am Rhein (später Kaiserswerther Hof) und auf dem Kirchenhügel (später Werder Hof).
  • Gertrud behielt den Haupthof und brachte ihn ins Kloster Nivellen ein.

Der Nivellener-Hof in Rheinbrohl blieb Oberhof, verbunden mit der Landeshoheit über Rheinbrohl, Ariendorf und Wallen. Gertrud starb 659 in Heiligkeit, und ihre Nachfolgerinnen bewahrten den Besitz.
Unter Kaiser Karl dem Kahlen wurde am 9. Juli 877 der Besitz von „Broele trans Rhenum“ offiziell bestätigt - dies ist die älteste urkundliche Erwähnung von Rheinbrohl.

Entwicklung des Hofes und der Kapelle
Um 700 wurde die Rheinbrohler Gegend durch den hl. Suitbertus von Kaiserswerth vollständig christianisiert.
Die Gertrudenkapelle war Zentrum der Missionstätigkeit. Sie wurde vermutlich auf einem heidnischen Heiligtum errichtet.
Um 880 wurde der Hof erstmals von Normannen zerstört, später wieder aufgebaut.
Rheinbrohl spielte eine wichtige Rolle in der Weinversorgung des Klosters Nivellen. Die Weinlese wurde durch Nivellener Kanoniker überwacht, und der Wein gelangte auf verschlungenen Wegen nach Brabant.

Konflikte mit den Sayner Grafen
Ab dem 13. Jahrhundert kam es zu Übergriffen durch den Adel, insbesondere die Burgherren von Hammerstein. Die Bevölkerung bat den Grafen von Sayn um Schutz. Sayn entwickelte sich jedoch bald vom bloßen Schutzvogt zum faktischen Landesherren. Die Äbtissinnen von Nivellen wehrten sich erfolglos gegen diesen Machtverlust uns schließlich wurde ein Vergleich geschlossen: 1260 übertrug das Kloster die Landeshoheit an Sayn, sicherte sich aber den Besitz des Gertrudenhofes.
Der Hof blieb auch nach dem Übergang an Sayn Gerichts- und Verwaltungszentrum Rheinbrohls, genoss Asylrecht , d. h., Verfolgte konnten dort für drei Tage Zuflucht finden, um ihre Unschuld zu beweisen. Zudem war er von vielen Lasten befreit. Der Name „Der Hof“ blieb bis in die Neuzeit erhalten.

Umbruch in der Reformation
1561 wurde durch die Grafen von Sayn die Reformation in Rheinbrohl eingeführt. Der Getrudenhof, als fremdherrschaftliches Gebiet unter Nivellen, blieb katholisch und wurde zum Zufluchtsort für die katholische Bevölkerung. Nach dem Tod des letzten Sayner Grafen kehrte Rheinbrohl 1613 zum katholischen Glauben zurück. Kurfürst Lothar von Metternich ließ die Gertrudenkapelle als erste Kirche wieder katholisch weihen.

Übergang an den Kurfürsten von Trier (1706)
Der Hof wurde im 17. Jahrhundert erneuert. 1706 verkaufte das Kloster Nivellen den Gertrudenhof an den Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck für 16.500 Brabanter Taler. Danach wechselte der Hof mehrfach den Besitzer, u. a. zur Familie von Metternich und später von Warsberg-Dort.

Der Niedergang und die Rettung im 20. Jahrhundert
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert verfiel der Hof. 1961 kaufte die Gemeinde Rheinbrohl den stark beschädigten Hof. Nach langwierigen Restaurierungen wurde die Gertrudenkapelle 1982 unter Denkmalschutz gestellt.
Ein Streit entbrannte über die Nutzung des Hofgebäudes. Der damalige Bürgermeister Ferdinand Schmitz setzte sich dafür ein, das historische Gebäude als Rathaus und Versammlungsort zu nutzen. 1966 wurde dies beschlossen, und bis heute bleibt der Hof ein zentraler Punkt in Rheinbrohl.

Das Gertrudenbild im Sitzungssaal
Im Sitzungssaal des Hofes hängt ein Tafelgemälde von 1627, das St. Gertrud als Äbtissin und Fürstin zeigt. Es war vermutlich Teil eines alten Altars der Rheinbrohler Pfarrkirche und wurde 1969 zur Ausschmückung des neuen Rathauses verliehen.

Kulturdenkmal
Der Gertrudenhof in der Kirchstraße 6 ist unter Denkmalschutz gestellt. Es wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Neuwied (Stand 09.02,2023, dort S. 59) geführt. Der Eintrag lautet:
„Kirchstraße 6, ehem. Gertrudenhof (heute Rathaus), Fachwerkbau, tlw. verschiefert, 18. Jh., Kapelle 17. Jh., im Kern 13. Jh.“

(Hansfried Schaefer, Rheinbrohl, 1999, zusammengefasst von Urs Exner, 2025)

Literatur

Lehfeldt, Paul (1886)
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz. (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz / beschrieben und zusammengestellt von Paul Lehfeldt ; 1. Bd.) Düsseldorf.
Schaefer, Hansfried (1972)
Broele Trans Rhenum. Rheinbrohl im Wandel der Zeiten, Festgabe der Gemeinde Rheinbrohl zum 175jährigen Bestehen des Katholische Jungesellvereins Rheinbrohl. S. 136. Rheinbrohl.
Volk, Heinrich (1922)
Ergänzung zur Geschichte des Fleckens Rheinbrohl. Festschrift zum 125 jährigen Jubiläum des Katholischen Junggesellen-Vereins. S. 158. o. O.
Volk, Heinrich (1897)
Geschichte des Fleckens Rheinbrohl. Eine Festschrift zum hundertjährigen Gedenktage des Katholischen Jungesellen-Vereins daselbst. S. 99. Rheinbrohl.
(o.J.)
Pfarrarchiv St.Suitbert Rheinbrohl. Lagerbuch der Pfarrei Rheinbrohl 1897 - 1920. Rheinbrohl.

Gertrudenhof in Rheinbrohl

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kirchstraße 6
Ort
56598 Rheinbrohl / Rheinland-Pfalz
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 877

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Hansfried Schaefer (2015): „Gertrudenhof in Rheinbrohl”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356022 (Abgerufen: 31. Mai 2025)
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