Der Steinkohlenabbau in Altenessen, einem nördlichen Stadtteil von Essen, begann mit dem Bau der Zeche Anna ab 1845. Rund zehn Jahre später folgte ab 1854 der Bau der Zeche Carl, die 1861 mit der Förderung begann. Zeittypisch wurde der Förderturm Carl in der Bauweise als Malakoffturm ausgeführt. Die Zeche Carl gehörte zum Cölner Bergwerksverein. Dieser Verein war eine Aktiengesellschaft mit Beteiligung namhafter Kölner Bankhäuser und von Friedrich Grillo. Nach 1918 kam es zur Verbindung mit dem Stahlunternehmen Hoesch (www.rheinische-industriekultur.de). In den folgenden Jahren wurden weitere Zechen in Altenessen und seiner Umgebung errichtet, darunter die Emscherschächte in Vogelheim, die Zeche Emscher 3 bzw. Zeche Emil sowie die Zechen Heinrich und Fritz. Ihre Besonderheit war, dass sie nach 1918 unterirdisch miteinander verbunden wurden (sog. Verbundbergwerk) und gemeinsam ein 15,6 Millionen m² großes Bergwerksystem mit mehreren Schächten bildeten (www.zechecarl.de). Die hochwertige Gasflammkohle, die bei der Koksherstellung eingesetzt wurde, sicherte der Zeche eine gute Entwicklung. Der Steinkohlenabbau führte zu einer raschen Urbanisierung Altenessens, der einstigen 500-Seelen-Gemeinde. Seine Einwohnerzahl stieg bis 1915 auf etwa 50.000. Da der öffentliche Wohnungsbau mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten konnte, errichteten die Zechenbetreiber Wohnsiedlungen, so ab 1868 die Lampferhofsiedlung, ab 1904 in der Nähe der Emscherschächte die Vierhäuser an der Wildenstraße, die bis 1914 durch Steiger- und Beamtenhäuser in geschossbauweise ergänzt wurden (www.rheinische-industriekultur.de). Die Schächte Emil und Carl wurden 1929 zusammengelegt und die Förderung im Schacht Carl eingestellt. Er wurde fortan als Wetterschacht, für die Materialförderung und Seilfahrt für die Zeche Emil-Emscher genutzt, auf der die Förderung konzentriert wurde.. Die Gebäude der Zeche Carl wurden weiterhing z.B. als Werkstätten oder als Sitz der Wohnungsverwaltung genutzt. Im Jahr 1955 wurde die Zeche endgültig geschlossen. In den 1970er Jahren kam der Steinkohlebergbau dann in Altenessen und seiner Umgebung zum vollständigen Erliegen (www.zechecarl.de).
Heute wird das Zechenensemble Carl kulturell genutzt. Getreu dem Motto „Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel“, sind in den mittlerweile denkmalgeschützten Gebäuden verschiedene Nutzungen untergebracht, so z.B. das soziokulturelle Zentrum Zeche Carl mit einem vielfältigen Bühnenprogramm (Konzerte, Comedy, Kabarett, Lesungen, Partys) und zahlreichen kulturellen Projekten, ebenso das Maschinenhaus Essen - Theater der kommenden Generationen (www.zechecarl.de).
kulturhistorische Bedeutung Die „Zeche Carl gehört mit dem wohl ältesten erhaltenen Malakowturm im Ruhrgebiet von 1856/57 (die Doppelturmanlage der Zeche Holland in Gelsenkirchen aus den 1850er Jahren ist bisher nicht genau datiert) zu den Glanzlichtern der Bergbaudenkmale des Ruhrgebietes. Besonders interessant ist aus wirtschaftshistorischer Sicht seine Entstehungsgeschichte, die verbunden ist mit einer der ersten Aktiengesellschaften des Ruhrbergbaus. Hervorzuheben ist auch die erhaltene Einbindung des Turmes in ein historisch stimmiges Umfeld mit Bauten aus der späteren Entwicklungsphase der Zeche und mit der in einiger Entfernung zur Schachtanlage 1868 entstandenen Lampferhofsiedlung.“ (www.rheinische-industriekultur.de). Dieses Zitat beschreibt treffend den historische Zeugniswert der Zeche Carl für die Technik- und Sozialgeschichte des Ruhrbergbaus. Zu betonen ist die Gründung durch den Cölner Bergwerksverein, der als einer der ersten Aktiengesellschaften des 19. Jahrhunderts (gegr. 1847) gleichzeitig die sich gegenseitig verstärkende unternehmerische Verbindung zwischen Eisenbahnbau, Bankwesen und Montanindustrie repräsentiert (ebd.). Diese Fakten und die gegebene Ablesbarkeit der historischen Bauweisen sowie der funktionalen und städtebaulichen Zusammenhänge begründen die sehr hohe kulturhistorische Bedeutung der Zeche Carl.
Hinweis Das Objekt „Zeche Carl in Altenessen“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (de.wikipedia.org). Das Objekt „Zeche Carl in Altenessen“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Zeche Carl in Altenessen (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 277).
(Angelika Mikusz / Martina Gelhar, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2025)
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Empfohlene Zitierweise
Angelika Mikusz / Martina Gelhar (2025): „Zeche Carl in Altenessen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356007 (Abgerufen: 30. September 2025)
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