Die Pfarrkirche St. Peter und Paul befindet sich in Bad Hönningen an der Kirchstraße / Ecke Rheinallee. Die Kirche ist in der Regel für Besucher geöffnet.
Historische Bedeutung und frühe Glaubensverbreitung
Die Glaubensboten des Mittelrheingebietes waren im 4. Jahrhundert die Heiligen Lubentius und Castor. Ob das Christentum zu dieser Zeit bereits in Hönningen verbreitet war, ist unklar. Erst im 7. und 8. Jahrhundert wirkte hier die Mission der iro-schottischen und angelsächsischen Glaubensverbreiter, darunter St. Wilibrord (+ 739) und St. Suitbert (+ 713).
Archäologische Funde wie eine Silberscheibe mit Kreuzsymbol aus einem merowingischen Grab belegen eine frühe christliche Besiedlung.
Entstehung der Pfarrei und erste Kirche
Hönningen war ursprünglich Teil der Pfarrei Rheinbrohl, wo im Gertrudenhof des Stiftes Nivelles früh eine kirchliche Zentrale bestand. Eine Urkunde von 1136 belegt eine bereits etablierte Pfarrei in Hönningen. Die Pfarrkirche wurde wohl um diese Zeit gegründet, mit Unterstützung der örtlichen Stifte St. Georgshof (Bamberg) und St. Simeonsstift (Trier). Ihr Standort blieb bis heute unverändert.
Nach einer erhaltenen Grundrisszeichnung aus dem Jahr 1715 war die erste Kirche eine dreischiffige Halle mit Pfeilerarkaden und einer Größe von 20 × 12 Metern. Der Kirchturm ragte in das Kirchenschiff hinein. Rund um die Kirche befand sich ein Friedhof, der bis 1830 genutzt wurde.
Die erste Kirche und ihre Ausstattung
Zur ersten Kirche gehörten zwei Glocken
- Eine kleinere Glocke (550 kg, Ton „G“), 1324 gegossen, mit der Inschrift: „O Rex gloriae, veni cum Pace A.D. MCCCXXIIII“ (O König der Herrlichkeit, komm mit Deinem Frieden A.D. 1324).
- Eine größere Glocke (750 kg, Ton „F“), 1667 gegossen, den Heiligen Petrus, Paulus und Sebastian geweiht. Beide Glocken blieben von der Einschmelzung in den Weltkriegen verschont.
- Ein Taufbecken aus Marmor mit einem Messingaufsatz aus dem Jahr 1727.
- Ein spätgotisches Tafelgemälde der Kölner Schule (nach 1450), das möglicherweise aus dem Kloster Corvey stammt. Es zeigt die Kreuzigungsszene mit einer bildlich geteilten Darstellung der guten und bösen Schächer.
Neubau und Erweiterungen der Kirche
1718 wurde die erste Kirche niedergelegt, der Turm blieb zunächst stehen. Zwischen 1719 und 1722 errichtete man eine größere einschiffige Kirche. Weihbischof Johann Matthias von Eyß weihte sie 1725 zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus. Erst 1788 wurde der alte Turm abgerissen, und das Kirchenschiff um ein Joch verlängert. Eine Inschrift mit römischen Zahlzeichen auf dem Grundstein nennt das Jahr 1788, während Eisenanker am Turm die Jahreszahl 1789 zeigen.
Der Hochaltar aus dieser Bauphase ist bis heute weitgehend erhalten. Er besteht aus vier korinthischen Säulen, die eine Figurengruppe der Dreifaltigkeit tragen, flankiert von lebensgroßen Statuen der Kirchenpatrone Petrus und Paulus.
Umbauten im 20. Jahrhundert
Durch die Industrialisierung stieg die Bevölkerung, und die Kirche wurde erneut zu klein. Der Ausbau wurde durch den Ersten Weltkrieg verzögert, bis 1919 ein Querhaus mit Westchor angebaut wurde. Der Umbau, geplant von den Architekten Huch und Grefkes aus Koblenz, erhielt die Grundstruktur der Kirche und verband Mittelschiff und Seitenschiffe durch große Bögen.
Ein bemerkenswertes Merkmal der Kirche ist ihre ungewöhnliche Westausrichtung. Während christliche Kirchen typischerweise nach Osten ausgerichtet sind, wurde der Eingang aufgrund von Hochwassergefahr auf die höher gelegene Ostseite verlegt.
Die wertvolle Orgel stammt aus dem Jahr 1938 und wurde von der Bonner Orgelbauerfamilie Klais gefertigt.
Modernisierungen und heutige Nutzung
Unter Pfarrer Willi Sauer wurde 1965 das alte Pfarrhaus abgerissen und durch ein modernes Gebäude mit dem Gemeindesaal „Alfred Delp-Haus“ ersetzt. Zudem erhielt der Innenraum der Kirche eine hellere Gestaltung.
Die letzte größere Umgestaltung folgte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Ein neuer Altar und ein Ambo aus rotem Marmor wurden vom Linzer Bildhauer Günther Oellers geschaffen.
Kulturdenkmal
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bad Hönningen, Kirchstraße 5 ist unter Denkmalschutz gestellt. Es wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Neuwied (Stand 09.02.2023, dort S. 7) geführt. Der Eintrag lautet:
„Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul Kirchstraße, urspr. barocker Saalbau, 1718-20, Ostturm 1788, Erweiterung mit Seitenschiffen und Querschiff, 1919/20“
(H. G. Heck, Bad Hönningen, 2019)
Internet
rhein-pfarreien.de: Katholische Pfarreiengemeinschaft Rheinbrohl. (n.d.). Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul Bad Hönningen. (abgerufen 14.02.2025)