Die Fabrikantenvilla in der Bahnhofstraße geht auf die aus dem heutigen Wuppertaler Stadtteil Barmen stammenden Textilfabrikanten Julius Gauhe (1835-1912, vollständig Johann Friedrich Julius) und Adolf Gauhe (1843-1916) zurück. Die Brüder betrieben in Eitorf zwischen 1873 und 1900 eine Fabrik zur synthetischen Produktion des Textil-Farbstoffs Alizarin. Im Jahr 1879 verlegten sie dann auch ihre Barmer Türkischrot-Färberei Höstery & Gauhe nach Eitorf, die hier bis 1909 bestand.
Auf eine Stiftung über 50.000 Goldmark von Julius Gauhe geht das Eitorfer Krankenhaus zurück, ferner hinterließ die Familie in ihrer neuen Heimatgemeinde neben einem prächtigen Familiengrab auf dem Alten Friedhof gleich mehrere villenartige Wohnbauten:
- ein Haus Gauhe an der Ecke Brückenstraße / Hochstraße (abgerissen für das Haus Max Gauhe),
- ebendort dann das Haus Max Gauhe (zuletzt genutzt als Polizeiwache, abgerissen),
- die Villa Gauhe in der Parkstraße (heute Heim der Caritas Betriebsführungs- und Träger GmbH CBT),
- das Haus von Isabelle Gauhe Am Kapellenhof 4 (ehemaliges Gärtnerhaus der Villa Gauhe / Boge).
Die Villa Gauhe ließen Julius und Adolf Gauhe 1903/04 gleich gegenüber dem Eitorfer Bahnhof etwas zurückgelegen als malerische Anlage an einem etwas zurückgelegenen Hang errichten. Das repräsentativ-prächtige Wohnhaus in wilhelminischem Stil wurde auf einem fast quadratischem Grundriss mit einer Grundfläche von etwa 300 Quadratmetern erbaut. Das zweigeschossige Gebäude mit zusätzlichem Ober- bzw. Dachgeschoss ist mit versetzten Werksteinfassaden und auffälligen Treppengiebeln an den Dächern versehen. Ein markanter Treppenturm mit einem Zeltdach im Südwesten ist neben einem Allianzwappen mit Reichsadler die wohl auffälligste der zahlreichen historisierenden Schmuckformen des Baus (vgl. Abb.).
„Der große Park wurde teilweise bebaut, bietet aber noch ausreichend Raum, um den repräsentativen Bau wirken zu lassen.“ (de.wikipedia.org)
Villa Boge
Um 1930 wurde die Villa Gauhe an den Solinger Metallwarenfabrikanten Adolf Boge senior (1874-1952) verkauft und ist seitdem auch vornehmlich als Villa Boge bekannt.
Boge war zuvor Mitinhaber der für ihre BKS-Schlösser bekannten Rheinische Türschließerfabrik Boge & Kasten GmbH in Solingen. Auf ihn geht das in den 1930ern in Eitorf begründete Unternehmen Boge & Sohn zurück. Der zeitweise größte Stoßdämpfer-Hersteller in Europa beschäftigte alleine in Eitorf als hier größter Arbeitgeber bis zu 1.800 Menschen. Das Firmengelände liegt heute an der nach Adolf Boge benannten Bogestraße.
Nachdem in der Villa Boge jahrelang auch Verwaltungsbüros des Unternehmens untergebracht waren, befindet sich das Anwesen heute wieder in Privatbesitz.
Baudenkmal, Objektgeometrie
Mit Eintragung vom 5. Juli 1990 wurde die „Villa Boge (1903/1904)“ unter der Nr. 56 in die Liste der Baudenkmäler in Eitorf aufgenommen.
Die hier verzeichnete Objektgeometrie weist das zentrale Wohngebäude aus, das umgebende Grundstück nimmt rund 7.600 Quadratmeter Fläche ein (Flur 26, Nr. 113). Das Gebäude sowie ein die Parzelle umgebender Weg sind erstmals auf den historischen Karten der zwischen 1891 und 1912 erstellten Preußischen Neuaufnahme auszumachen (vgl. Kartenansicht).
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)
Internet
serviceportal.eitorf.de: Denkmalschutz (abgerufen 04.03.2025)
de.wikipedia.org: Villa Boge (abgerufen 04.03.2025)
de.wikipedia.org: Julius Gauhe (abgerufen 04.03.2025)