Geschichte
Bemerkenswert ist die nächste urkundliche Überlieferung im Jahre 1309, denn damals bezeichnete sich Raugraf Georg II. ausdrücklich nach der Burg Stolzenberg. Jedoch trennte sich dieses Geschlecht, dessen andauernden Geldnöte bis ins späte Mittelalter Bestand haben sollten, sukzessive von Burganteilen. So wurde die Burg rasch zur Ganerbenburg und zum Spekulationsobjekt, das man nach Bedarf ganz oder teilweise verkaufte oder verpfändete. So versetzte Raugraf Konrad V. 1334 und erneut 1337 seinen Teil an Stolzenberg dem Grafen Georg von Veldenz (Vgl. Stock 1923, S. 42).
Auch militärisch geführte Auseinandersetzungen bestimmten zur Mitte des 14. Jahrhunderts das Schicksal der Burg. Im Verlauf einer Fehde des Wildgrafen Johann von Dhaun und Heinz von Randeck mit Raugraf Georg II. wurde Burg Stolzenberg von den beiden Angreifern besetzt. Erst nach des Wildgrafen Tod kam es 1350 unter Vermittlung der Grafen Walram von Sponheim und Heinrich II. von Veldenz zur Rückgabe von Burg Stolzenberg an den Raugrafen (Vgl. Wagener 2007, S. 67).
1358 starb die Stolzenberger Linie der Raugrafen aus. Da deren letzter männlicher Vertreter Wilhelm kinderlos war, fiel sein Anteil an Burg und Herrschaft an die Kinder seiner Schwester Loretta, nämlich Philipp und Konrad von Bolanden. Sie wurden damit gemeinsam mit den Grafen von Veldenz Besitzer von Stolzenberg.
1362 öffneten Philipp und Konrad von Bolanden sowie Philipps Frau Imagina dem Grafen Walram von Sponheim und seinen Erben unter anderem die vesten … Stoltzinberg (Generallandesarchiv Karlsruhe, 67/1340, fol. 216ff.). Hintergrund dieser Öffnung und weiterer Zugeständnisse waren offenkundige finanzielle Nöte und die Abhängigkeit der beiden Bolander von den Grafen von Sponheim. Dies wurde vor allem 1364 offenbar, denn Philipps von Bolanden verpfändete damals ein Burgdrittel von Stolzenberg dem Grafen Walram von Sponheim (Vgl. Wagener 2007, S. 68).
Vor 1365 hatten sich die Besitzrechte an der Burg erneut verändert. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass die Grafen Friedrich der Ältere und der Jüngere von Leiningen Anfang Juni 1365 dem Ritter Antelmann von Grasewege und dem Grafen Heinrich von Veldenz mit Zustimmung Philipps von Bolanden und Walrams von Sponheim ihren dritten Teil an der Burg Stolzenberg verkauften. Dementsprechend werden im 1366 errichteten Burgfrieden Philipp von Bolanden, die Grafen Friedrich d.Ä. und Friedrich d.J. von Leiningen, Graf Heinrich von Veldenz und Ritter Antelman von Grasewege als Anteilseigner genannt (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Boppard, Bestand 5WV 022B [Kirchenschaffnei Meisenheim], Mappe 150, Nr. 313). Die Zusammensetzung der Burgeigner änderte sich 1367 erneut. Damals verkaufte Philipp von Bolanden seine Burganteile an Pfalzgraf Ruprecht I., allerdings unter Vorbehalt der „Rechte der Anna von Bolanden“ (Wagener 2007, S. 69).
1368 genehmigte Kaiser Karl IV. dem Grafen Heinrich II. von Veldenz den Ankauf eines Drittels der Burg und vesten Stoltzenberg von den Grafen Friedrich d.Ä. und Friedrich d.J. von Leiningen und der Monarch betonte in diesem Zusammenhang den Rechtsstatus Stolzenbergs als Reichsburg mit den Worten: die von uns und dem heiligen Reiche zu Lehen (Hauptstaatsarchiv München, Rheinpfälzer Urkunde 3151) gegeben sei.
Die Besitzverhältnisse an der Burg und die Zahl der Anteilseigner, änderten sich auch in den Folgejahren permanent, blieben vor allem durch anteilige Ver- und Rückkäufe, Verpfändungen, Erbschaften und Wittumsverschreibungen verworren. Neben einem Teilungsvertrag, den 1387 die Grafen Heinrich III. und Friedrich II. von Veldenz - letzterer war offensichtlich vor 1381 zum Anteilseigner geworden - ist besonders der Zutritt des Philipp II. von Daun (Oberstein) in die Reihen der Anteilseigner zu erwähnen. Sein Burganteil war 1401 als Mitgift der Imagina, Tochter des Raugrafen Philipp von Neuenbaumburg und der Anna von Bolanden in seine Hände gelangt (Vgl. Wagener 2007, S. 69).
Von den nachfolgenden, zahlreichen besitzrechtlichen Veränderungen ist vor allem die im Zusammenhang mit der kurpfälzischen Landesteilung von 1410 erfolgte Überlassung der 1367 von Pfalzgraf Ruprecht I. angekauften Stolzenberger Anteile (siehe oben) an Pfalzgraf Otto von Mosbach (1390 - 1461) erwähnenswert. Es überrascht allerdings, dass Otto, der 1412 noch im Besitz dieser Anteile war, bei einem 1418 geschlossenen Burgfrieden unerwähnt bleibt. Genannt wurden damals als Gemeiner lediglich Raugraf Otto, Herr zu Neu- und Altenbaumburg (1/3), Graf Friedrich von Veldenz (1/3) und Philipp von Daun, Herr zu Oberstein (Landesarchiv Speyer, C 67, Nr. 48).
Vor 1457 war es zu einem großen Revirement gekommen, denn das Burg- und Herrschaftsdrittel des Raugrafen Otto, der mit erheblichen finanziellen Nöten zu kämpfen hatte, war auf bisher ungeklärte Art und Weise, „eventuell auf dem Umweg über Pfalzgraf Otto von Mosbach, an seinen Bruder Stephan“ (Olaf Wagener 2007, S. 71) - beide Söhne Ruprechts von der Pfalz - gekommen. Stephan hatte darüber hinaus Anna von Veldenz, die Letzte ihres Geschlechts, geheiratet und daher fiel ihm auch das Veldenzer Drittel an Stolzenberg zu. Letztlich war sein Sohn Ludwig I von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz, genannt der Schwarze (*1424; †1489) nun Besitzer von zwei Dritteln der Burg (und Herrschaft) Stolzenberg.
Dies führte zum Untergang der Burg im „Weißenburger Krieg“ (1469 - 1472), den Ludwig I und Pfalzgraf Friedrich I., der Siegreiche führten. Truppen des Kurpfälzers nahmen 1471 Stolzenberg - die gut veste, so der Propagandist des Siegers Michel Beheim - ein und brachen anschließend die Anlage (Olaf Wagener 2007, S. 71). Da noch 1502 die Eigentümer Stolzenberg als zerbrochene Feste bezeichneten, ist anzunehmen, dass ein Wiederaufbau unterblieben war. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die pfalz-zweibrückische Regierung ihren Stolzenberger Herrschaftsanteil (2/3) umgehend verwaltungstechnisch der Burg und Kellerei (Moschel-)Landsberg zuordnete.
Am Zustand der Burg änderte sich nichts. 1677 heißt es dementsprechend, das auf einem Berg gelegene alte Hais Stolzenberg [sei] vorlängst zerstöhret worden (Olaf Wagener 2007, S. 72). Weiterer Verfall, Steinraub und die Nutzung von Teilen des Burgareals als Steinbruch bis zum Beginn der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts vollendeten den Untergang. Grabungen fanden bisher nicht statt.
Baubeschreibung
Die stark überwachsene Burgstelle Stolzenberg oberhalb des gleichnamigen Hofes erstreckt sich auf dem schmalen, auf der West- und der Ostseite steil abfallenden Grat des Stolzenberges (289 m über NN). Die fast 80 Meter lange Burg schützten im Norden wie im Süden den Grat durchtrennende Abschnittsgräben (Vgl. Wagener 2007, S. 73).
Karge Reste aufgehenden Mauerwerks der stark zerstörten Burg sind lediglich am Osthang zu beobachten. Das innere Burgareal prägen verstürzte Mauern, einzelne Mauersteine, Schieferplatten und Schutt. Dies alles bietet - ohne Grabungen - kaum konkrete Anhaltspunkte für Baulichkeiten. Im allgemein höher gelegenen Nordosten der Anlage, letztlich an der höchsten Stelle der Burg, zeichnet sich im Gelände der Grundriss eines vermutlich ehemals rechteckigen, frei stehenden Turmes ab (Vgl. Wagener 2007, S. 74). Am östlichen Steilabfall dieses Plateaus befinden sich zwei Mauerstücke am Hang, möglicherweise Reste der Ringmauer.
Der gesamte westliche Teil der Anlage weist terrassenartige Abstufungen auf, die Olaf Wagener „an spätere Weinbautätigkeit denken“ lässt und er daher „eine sichere Ansprache des Aussehens der Burg im Westen ohne archäologische Forschungen [für] nicht möglich“ hält (Wagener 2007, S. 74).
(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2024)
Internet
ebidat.de: Eintrag in der Burgendatenbank Ebidat (abgerufen am 26.02.2025)