Die Vorgeschichte
Die Rheinebene war in Kriegszeiten immer wieder Durchzugsgebiet der rivalisierenden Heere. Ländereien wurden geplündert, Dörfer niedergebrannt, die Bevölkerung ermordet oder vertrieben. Auch von Seuchen wurden die Menschen heimgesucht. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) war die pfälzische Bevölkerung auf unter 20 Prozent geschrumpft und meist nicht mehr in der Lage, die Ländereien in vollem Umfang zu bewirtschaften. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg brannten 1689 französische Horden zahlreiche Orte der Kurpfalz, darunter auch Speyer, rücksichtslos nieder. Das gleiche Schicksal traf auch die umliegenden Orte. Ein Vierteljahrhundert lang folgte ein Kriegsgeschehen auf das andere. Durch den Friedensvertrag von Rastatt 1714 nach dem Spanischen Erbfolgekrieg kam das Land zunächst zur Ruhe, doch auch der Polnische Erbfolgekrieg (1733-1735) tobte in der Rheinebene. Bei welchem dieser Auseinandersetzungen der Aubacher Hof ruiniert oder immer wieder von diesem Schicksal ereilt wurde, ist nicht mehr festzustellen.
Ein ruinöses Gut
Zwischen Speyer und Berghausen bestand bereits vor den kriegerischen Auseinandersetzungen ein altes Hofgut, dessen genauer Standort sowie Aussehen und Ausstattung der Hofgebäude nicht bekannt ist. Herrenlos gewordene Güter fielen an die Landesherrschaft. Für Berghausen und Heiligenstein war dies das Speyerer Domkapitel und der Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn-Buchheim (Amtszeit von 1719-1743, siehe Abbildung in der Mediengalerie). Er beauftragte seinen Kammerrat Koch, in Berghausen einen aus Steinen erbauten Hof mit Scheune, Kelter und Ställen einzurichten „zur Notdurft der Residenz zu Speyer“, also zwecks Versorgung der fürstbischöflichen Residenz und des Domkapitels. Die an Bauern verpachteten herrschaftlichen Besitzungen sowie angestelltes Gesinde sollten mit ihren landwirtschaftlichen Erträgen dem Bistum dienen. Koch schlug dagegen vor, die Ländereien mit Dudenhofen zusammenzulegen, was ein Hofgut von über 100 Morgen ergeben hätte und auch vom Zollhaus in Berghausen aus hätte verwaltet werden können, wenn dort zusätzlich eine neue Scheuer errichtet worden wäre. Als Verwalter hätte auch Nikolaus Vorhöltzer (1676-1749) vom Zollhaus eingesetzt werden können, der sich um die bischöflichen Güter in Berghausen und Heiligenstein kümmern könnte. Der Vorschlag, das Hofgut beim Zollhaus „an der Landauer straß“ anzusiedeln, wurde bald darauf fallen gelassen, da es dabei zu Grenzstreitigkeiten mit der kurpfälzischen Regierung kam und von dort Einspruch erhoben wurde. So wurden die Pläne für die Errichtung eines bischöflichen Hofguts fallen gelassen.
Schriftliche Hinweise
Als Hofmann wird im Jahr 1732 ein Johann Freiherr von Auwach (andere Schreibweise: Aubach) genannt und der Berghäuser Vincentz Huthmacher (gest. 1750) als Pächter des Aubacher Hofs eingesetzt. Offensichtlich wurde das Gut aber Mitte der 1730er Jahre aufgelassen und verfiel. Erhalten ist eine Zustandsbeschreibung des damaligen Oberschultheißen des Amtes Marientraut in Hanhofen Friedrich Adam Flörchinger aus dem Jahr 1740:
„Ein durch den Krieg ziemlich ruinirtes Einstöckiges zum Auwachischen gut gehöriges Hauß so nicht bewohnet wird, sowie 4 Morgen darzugehörige Weingürthen, so eben falls durch den Krieg verdorben undt öd liegen.“
Zusätzlich zu den Weingärten gehörten zu dem Hofgut noch 12 Morgen (ca. 4 ha) Ackerland sowie die „Auwachschen Wiesen in der Rheinniederung obig der Mörschhohl“. Diese Angaben finden sich in der „Schatzungsrenovation“, einer Flurbeschreibung von 1776, die die Berghäuser Bürger Matheus Denhart, Marx [Marcus] Haaf (1725-1782), Johannes Kestel (1728-1776), Gangolf Lehman (1720-1779), Johann Adam Heimgärtner (1730-1790) und Jacob Magin (1743-1805), allesamt Schöffen und/oder Zöllner am bischöflichen Zollhaus in Berghausen, zwecks einer Grundsteuererhebung auf Anordnung des Bischofs Damian August Philipp Karl Graf von Limburg-Vehlen-Stirum (Amtszeit von 1770-1797) zu erstellen hatten. Die Gewanne Im Aubacher Hof wird auch noch heute im Norden durch die Mörschhohl begrenzt.
In der Folgezeit wurden die Ruinen offensichtlich abgerissen und eingeebnet, so dass keine Baureste mehr zu finden sind. Arbeitskraft war billig und Baumaterial rar, es wurde wohl in der Umgebung beim Wiederaufbau anderer zerstörter Anwesen verbaut. Sogar Steine der Fundamente wurden ausgegraben und wiederverwendet. An Ort und Stelle blieb nur nicht verwertbarer „Bauschutt“ zurück. Der wurde eingeebnet und verschwand bei Rodungsarbeiten für die spätere landwirtschaftliche Nutzung in der Erde. Geblieben ist der Name der Gewanne, die an das Aubacher Gut erinnert. Sie zieht sich von der Richtung Speyer auslaufenden Germersheimer Straße (L 507) die Hochgestade eines sehr frühen Altrheinverlaufs hinab. Auf Grundstücken von Anliegern der Wasengartenstraße, die sich bis zum Nordrand der Gewanne „Im Aubacher Hof“ erstrecken, kommen bei Erdarbeiten immer wieder kleinere Sandsteinbrocken und Ziegelscherben zum Vorschein. Jedenfalls genehmigt der Blick von dort in nordöstlicher Richtung einen herrlichen Blick auf den Speyerer Dom.
(Wilhelm Kögel, Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumsverein in Römerberg e. V., 2024)
Internet
www.kulturelleserbe-rlp.de: Lost Places in Römerberg - Hofgut Aubacher Hof bei Römerberg-Berghausen (abgerufen 27.02.2025)
www.ieg-friedensvertraege.de: Europäische Friedensverträge der Vormoderne - 1714 III 6 Friedensvertrag von Rastatt (abgerufen 27.02.2025)