Geschichte von Philippsburg und der Rheinschanze
Der Rhein als Grenze, Zollhaus und Höfe bei der Rheinschanze
Das Ende der Festung
Lukrative Schmuggleraktivitäten
Veränderte Situation durch die Rheinbegradigung
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Geschichte von Philippsburg und der Rheinschanze
1615 bis 1623 baute der Speyerer Bischof Christoph Philipp von Sötern, bedroht durch die umliegenden protestantischen Territorien, den Ort Udenheim zur Festung aus und benannte sie nach seinem Vornamen. Im 30-jährigen Krieg wechselte Philippsburg mehrmals den Besitzer und wurde mal durch die Kurpfalz, dann durch Frankreich, dann durch die kaiserliche Armee, schließlich durch Schweden, dann wieder kaiserlich und erneut durch Frankreich erobert. Nach dem Krieg baute Frankreich die Festung weiter aus und errichtete auch die Rheinschanze („Fort du Rhin“) auf der Westseite des Flusses. 1676 bezwang das Deutsche Reich das störende Einfallstor der Franzosen, diese gewannen die Festung jedoch 1688 wieder zurück. Durch die vielfältigen kriegerischen Auseinandersetzungen finden sich in den Archiven die verschiedensten militärischen Karten, auf denen die Rheinschanze, die umgebenden Orte sowie Brücken über den Rhein, häufig detailliert abgebildet sind.
Der Rhein als Grenze, Zollhaus und Höfe bei der Rheinschanze
Immer wieder war der Rhein Grenze verschiedener Herrschaftsgebiete. Der Übergang bei Mechtersheim per Fähre wurde häufig genutzt, so dass dort eine Zollstation eingerichtet wurde. Von Philippsburg aus führte damals eine Straße über den Mechtersheimer Hof nach Landau, auf der wohl reger Verkehr herrschte. Die Erhebung des Zolls war für die Kurpfalz eine wichtige Einnahmequelle. Ein „Schatzungsbelagsregister“ von 1718 nennt den Zoller Johannes Gerwind als Insasse des Mechtersheimer Hofes. Offensichtlich war er gegenüber den Grundherren nicht schatzungspflichtig, er musste also keine Steuern von seinen landwirtschaftlichen Erträgen zahlen, sechs Morgen waren ihm zur Bebauung zur Verfügung gestellt worden. Heu und Gras konnte er für sein Vieh unentgeltlich in Anspruch nehmen. Sein Haus und Wirtschaftsgebäude musste er allerdings auf eigene Kosten errichten.
Namentlich bekannt ist uns auch der Küfer Johannes Lehmann (gest. 1755) als Zöllner auf der Rheinschanze. Lukrativ war es wohl auch, für die auf den Fährmann Wartenden eine Gaststätte („Zur Rheinschanze“) einzurichten. Genannt als Wirt und „churpfälzischer Zoller und Gerichtsverwandter“ wird dort auch der Zeiskamer Johann Jakob von Gerichten (1681 - 1757). Namentlich erscheint zu dieser Zeit auch eine Person namens Kämmerer als Zolleinnehmer der Kurpfalz und Pächter der Rheinschanzenäcker. Wohl ein Verwandter des oben Genannten mit gleichem Namen, Johann Jakob von Gerichten (1757 - 1814), jedoch aus Offenbach gebürtig und mit einer Mechtersheimerin verheiratet, wird als Schafhalter und Pächter „auf der Rheinschanze“ genannt. Die Gemarkung Schafwiesen findet sich heute noch linksrheinisch gegenüber der Rheinschanzinsel. Auf der Halbinsel lagen die Hammelstücker. Letztlich entstanden drei Bauern- oder Gutshöfe auf dem gesamten Gelände: der Karlshof, der Mittelhof und der Hof bei der ehemaligen Rheinschanze. Eine Zuordnung der Pächter oder Besitzer der einzelnen Höfe ist aus den Akten nicht immer eindeutig zuzuordnen. Als Ackersleute und Wirte kamen Georg Jakob Bühler aus Schwegenheim (1784 - 1818) und Konrad Voltz aus Weingarten (1780 - 1852), ersterer als Gutsbesitzer, der zweite als Pächter auf die Rheinschanze. Danach werden auch noch Adam Moos (Ackersmann) und erneut ein Johannes Lehmann (Ackersmann und Wirt), ein Mennonit, bei der Rheinschanze genannt.
Das Ende der Festung
Durch den Frieden von Ryswijk, der den Pfälzischen Erbfolgekrieg beendete, war Philippsburg wieder an das Deutsche Reich gekommen. 1734, nach erneuten Kämpfen um die Festung, bei denen die Bevölkerung links und rechts des Rheins viel erdulden musste und die Kampfhandlungen 30.000 Todesopfer gekostet haben sollen, musste man erneut vor den Franzosen kapitulieren, die jedoch drei Jahre später wieder abzogen. Nach sechs Jahrzehnten in deutscher Hand belagerten die französischen Revolutionstruppen im September 1799 wieder die Festung. Es kam es zu einem 6-tägigen Bombardement, die mit der totalen Zerstörung sämtlicher Gebäude endete. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 befahl Napoleon die Festung dem Erdboden gleichzumachen. Dies bedeutete auch das Ende der Rheinschanz-Anlagen. Nach dem Wiener Kongress 1815 und mit dem Vertrag von München 1816 kam der linksrheinische Teil der Kurpfalz an Bayern, Speyer wurde Bezirkshauptstadt. Die rechtsrheinische Kurpfalz war dem badischen Großherzogtum zugesprochen worden. So war und ist der Rhein weiterhin Grenze.
Lukrative Schmuggleraktivitäten
Mehrere umfangreiche Schmuggleraktivitäten musste das „Königl. Oberzoll- und Hallamt“ in Speyer im Juli 1833 feststellen. Die „Königl. Schutzwache von Mechtersheim“ beschlagnahmte „morgens 3 Uhr, auf dem Wege von Lingenfeld nach Heiligenstein von einer 20 Mann starken Schwärzerrotte 12 Kistchen Kandis [von] 440 Pfund [Gewicht] … und 6 Säcke Zucker, 438 Pfund“. Am nächsten Morgen „9 Uhr, am schwarzen Hamm in einem Sack Gras 2 Brod Melis zu 10 Pfund“. Auch diese „Schwärzer“ waren entflohen, die beiden Zuckerhüte zur Beschlagnahme beim Oberzollamt in Speyer abgeliefert worden. Zwei Tage später konnte die Mechtersheimer Zollschutzmannschaft auf einem Feldweg von einem weiteren „entflohenen Schwärzer, welcher in einer Grasbürde ein Sack Kaffee zu 43 Pfund … versteckt hatte“, in Beschlag nehmen und abliefern. Die „unbekannten Eigenthümer [!] dieser Waare [!] (wurden) aufgefordert, sich binnen sechs Monaten zu melden und ihre Ansprüche nachzuweisen“. Ende des Folgejahres wurden erneut am „Abend sechs Uhr, vier Säcke Zucker, 196 Pfund, dann heute früh zwei Uhr, 1 Sack Zucker, 46 Pfund, im Wiesengrunde bei Mechtersheim“ entflohenen Schwärzern abgenommen. Rechts und links des Rheins wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts häufig von solchen Schmuggelaktivitäten berichtet. Die Bezeichnung „Schwärzen“ entstand, weil sich die Schmuggler häufig durch Schwärzen des Gesichts unkenntlich machten. Der Zucker in unterschiedlichster Form sowie Kaffee scheint jedenfalls ein lohnendes Schmuggelgut gewesen zu sein.
Veränderte Situation durch die Rheinbegradigung
Durch die ab 1817 begonnene Rheinbegradigung und den Ende der 1830er Jahre vollendeten Mechtersheimer Durchstich veränderte sich der Zugang zur Rheinschanze, der auf dem Landweg von Mechtersheim aus nicht mehr möglich war. Die Rheinschanzinsel wurde badisch. Die Mechtersheimer Landwirte verkauften ihre Felder, etwa 400 ha, an Philippsburger Bewohner. Als Gebäude erhalten geblieben sind der Mittel- und der Unterhof, deren Gelände heute von einer Pilzzuchtfirma genutzt wird.
(Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V., 2024)
Internet
www.kulturelleserbe-rlp.de: Lost Places in Römerberg - Befestigungsanlage Rheinschanze auf der Rheinschanzinsel zwischen Philippsburg und Römerberg-Mechtersheim (abgerufen 6.3.2025)