Burgruine Pleisweiler

Schloss Pleisweiler, Wasserburg Pleisweiler

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Pleisweiler-Oberhofen
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 06′ 51,33″ N: 8° 00′ 1,44″ O 49,11426°N: 8,0004°O
Koordinate UTM 32.427.054,56 m: 5.440.638,47 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.427.100,90 m: 5.442.375,76 m
  • Südwestturm der Burgruine Pleisweiler (1984)

    Südwestturm der Burgruine Pleisweiler (1984)

    Copyright-Hinweis:
    Archiv der Verbandsgemeinde Bergzabern
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Luftaufnahme von Südwesten

    Luftaufnahme von Südwesten

    Copyright-Hinweis:
    Manfred Czerwinski, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde
    Fotograf/Urheber:
    Manfred Czerwinski
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Eine ehemalige Wasserburg befindet sich in der Schloßstraße in Pleisweiler. Sie hat ihre Ursprünge im 15. Jahrhundert.

Geschichte
Die 1985 von August Brauner geäußerte These vom Bestehen einer (älteren) Burg mit Namen „Ochsenstein“ im Umfeld der tatsächlich vorhandenen Burg Pleisweiler entbehrt jeglicher Grundlage. Nach aktuellem Forschungsstand ist auch die in der älteren Literatur behauptete Ersterwähnung von Burg Pleisweiler im Jahre 1473 zweifelhaft (vgl. Übel / Unger, 2007, S. 137f). So bleibt als eindeutiger (ältester) Beweis für die Existenz einer damals bereits vorhandenen Burg eine Pleisweilerer Lagebeschreibung, in der 1476 als Orientierungshilfe eine Lokalität obwendig der burge zu Blyschwiler (Landesarchiv Speyer, D 29, Nr. 254) erwähnt wird.
Burg Pleisweiler war zumindest ihrer Zeit Ersterwähnung Sitz eines Burgvogtes, der gleichzeitig als Schultheiß von Pleisweiler amtierte. Dies belegt damals einerseits eine enge Verbindung zum Kloster Klingenmünster, könnte andererseits „auch eine zufällige Personalunion sein“ (Übel / Unger, 2007, S. 139).
Mehr als ein Indiz, dass Pleisweiler - ähnlich Kloster (Stift) Klingenmünster - Ende des 15. bzw. zu Beginn des 16. Jahrhunderts zumindest im kurpfälzisch dominierten Einflussgebiet lag, ist sicherlich die Tatsache, dass im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 Burg und Ort von Zweibrücken-Veldenz mit militärischen Mitteln in Besitz genommen wurde.
Da König Maximilian I. der Besetzung (nachträglich) zugestimmt hatte, damit seither de jure Pleisweiler im Besitz von Pfalzgraf Alexander von Zweibrücken-Veldenz war, verblüfft eine recht hohe Kreditaufnahme des Stifts, die bereits 1507 ausdrücklich zur Beseitigung der Kriegsschäden im Ort getätigt wurde (vgl. Übel / Unger, 2007, S. 140). Denn erst 1508 kam es zu einer Schlichtung, die die Rückgabe der Anlage beinhaltete. Bischof Philipp von Speyer hatte damals zwischen den Kontrahenten vermittelt: Herzog Alexander gab sloss vnd dorff Blyßwyler (Landesarchiv Speyer, D 29, Nr. 254) den Stiftsherren zurück, die ihrerseits auf Entschädigungen für ansonsten erlittene Kriegsschäden verzichteten. Besitzrechte - gleich welcher Art der Kurpfalz - sind dem Schiedsspruch nicht zu entnehmen.
Möglicherweise diente die Burg im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts als Lager für Stiftseinkünfte (Naturalien) und Sitz des Schultheißen. Dies dürfte im Bauernkrieg die Anlage zum Angriffsziel aufständischer Bauern aus Pleisweiler und Oberhofen gemacht haben. Eine Beschädigung ist eher auszuschließen, da Peter Harer nur vom Diebstahl von Korn, Wein, Vihe und Essenspeyß (Harer, Baurenkrieg, S. 49) berichtet.
Die Aufhebung des Stiftes Klingenmünster 1565/67 durch Kurpfalz betraf auch Burg Pleisweiler. Die Pfalzgrafen zogen die Burg umgehend ein und machten sie später zum Sitz einer kurpfälzischen Kellerei (vgl. Übel / Unger, 2007, S. 140).
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage als unbewohntes „verwüstetes Schlösslein“ (Übel / Unger, 2007, S. 141) bezeichnet. Der vorübergehenden Einquartierung französischer Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg folgte 1714 die Verpachtung der bereits 1713 als ruiniertes Schlößlein (Landesarchiv Speyer, D 29, Nr. 254) bezeichneten Anlage und der zugehörigen Kellereigüter an Franz Karl Siedler. Seine Familie war noch 1780 im Besitz der Burg (vgl. Übel / Unger, 2007, S. 141). Johann Goswin Widder berichtet, dass im letztgenannten Jahr ein Teilabriss der Gebäude begann.
Der Besetzung durch die Franzosen folgte 1798 die Versteigerung des Burgareals als Nationalgut. In bayerischer Zeit wurde die Anlage zweigeteilt. Zwischen 1981 und 1984 erfolgte die Sanierung des Südflügels.

Baubeschreibung
Die teilweise erhaltene, in Privatbesitz befindliche Niederungsburg (sog. Schloss) befindet sich westlich des Ortskerns von Pleisweiler in der Schloßstraße 21/23. Erhalten haben sich der Südflügel, Teile des Westflügels sowie der südwestliche Rundturm (Vgl. Übel / Unger, 2007, S. 142). Dementsprechend bietet sich dem Betrachter das Anwesen als winkelförmiger Walmdachbau. Plänen des 19. Jahrhunderts zeigen darüber hinaus Reste eines Nordflügels und des nordwestlichen (polygonen) Turms. Während die Bauten im Süden und Westen Wohnzwecken dienten, war der Norden Wirtschaftsgebäuden, Scheunen und Stallungen vorbehalten. Die Bebauung im Osten ist unbekannt, sodass hier gesicherte Aussagen unmöglich sind.
Letztlich war die Pleisweilerer Niederungsburg ursprünglich eine Vierflügelanlage des 15. und 16. Jahrhunderts. An den (erhaltenen) Südbau schloss sich eine Toranlage mit einem Turm an. Fundamentspuren im Norden und Osten sind einer umlaufenden Ringmauer zuzuordnen, die nach Ausweis einer Handzeichnung des 19. Jahrhunderts zinnenbewehrt war (vgl. Übel / Unger 2007, S. 143). Der Burghof ist heute wie damals unbebaut.
Die zweigeschossigen Süd- und Westflügel weisen unregelmäßig verteilte Fensterachsen auf und ist unterschiedlichen Zeitfenstern zuzuschreiben. Das Mauerwerk der Gebäude zeigt ein heterogenes Bild. Auffällig sind relativ große Sandsteinquader im unteren Bereich, während in der Höhe der Fenster diese akkurate Steinsetzung abbricht (vgl. Übel / Unger 2007, S. 143).
Das Kellergeschoss des Südbaus besitzt Lichtschlitze und weist darüberliegend Fenstergewände der Renaissance auf. Kragsteine im ersten Stock sind Reste eines Guss- oder Aborterkers (vgl. Übel / Unger 2007, S. 143). In der verputzten westlichen Außenmauer sind einige Schlüsselscharten und die Reste eines weiteren Gusserkers original erhalten.
Das Mauerwerk der nördlichen Hofseite des hier unverputzten Südflügels besteht aus kleinen Quadern. Ein rundbogiges Eingangsportal wurde nach Ausweis einer eingemeiselten Jahreszahl erst 1735 eingefügt. Im Gegensatz dazu ist ein ebenfalls rundbogiger Kellerzugang im Westflügel älter. Dies trifft auch für Eingang zu diesem Bau zu, den die Inschrift „VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM“ (Das Wort Gottes währt in Ewigkeit) ziert. Zu erwähnen ist ein in der Nordwand eingemauertes spätmittelalterliches „Kopfrelief“ (Übel / Unger 2007, S. 143).
Der erhaltene, sechs Meter hohe, mit einer neuzeitlichen, kegelförmigen Bedachung versehene Südwestturm ist das Wahrzeichen der Burg. Auf die ehemalige Wehrfunktion des um 1605 erbauten Rundturms verweisen Schlüssellochscharten in zwei Geschossen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Renaissancegewölbe. Der Keller ist mit dem Nachbarraum im Westen verbunden. In ihm findet sich ein Holzpfeiler mit der Jahreszahl 1605 und der Inschrift L.V.V.W (vgl. Übel / Unger, 2007, S. 143).
Zu erwähnen ist eine östlich anschließende Toranlage an. Deren spitzbogiges Tor schützte ein (abgegangener) Flankierungsturm. Rolf Übel Torsten Unger Rolf vermuten hier eine „Zugbrückeneinrichtung“ (Übel / Unger 2007, S. 143). Der Hirtenbach speiste ursprünglich die von Gräben umgebene Niederungsburg. Die heute trocken gelegten Wassergräben dienten bis zum Burguntergang gleichzeitig der Fischzucht.
Im Süden des Hauptgebäudes befinden sich ein nicht burgzeitliches, ehemaliges Wirtschaftsgebäude und ein Hof. Das Hoftor im Osten trägt die Jahreszahl 1823.

Kulturdenkmal
Zur Burgruine Pleisweiler findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Südliche Weinstraße (Stand Januar 2025). Der Eintrag lautet:
„Schloßstraße 21/23, sog. Schloss, ehem. Wasserburg, im Ursprung 15. Jh.; winkelförmiger Walmdachbau, Renaissancefenster, Eckturm, bez. 1605, Hofpforte bez. 1823“

(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2024)

Literatur

Brauner, August (1985)
Das "Pleisweilerer Schloß", eine der wenigen erhaltenen Wasserburgen, restauriert Versuch zur Aufhellung ihrer Geschichte. In: HeimatJbSÜW 7, o. O.
Eckardt, Anton (1935)
Die Kunstdenkmäler des Bezirksamtes Bergzabern. Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Bd. 4. München.
Harer, Peter (1551)
Bauernkrieg 1525, Sammelhandschrift - Cod. Karlsruhe 2476 / Peter Harer, Johannes Zimmermann. In: Cod. Karlsruhe 2476, Karlsruhe.
Keddigkeit, Jürgen; Burkhart, Ulrich; Übel, Rolf (2007)
Pfälzisches Burgenlexikon, Bd. IV.2. St - Z. S. 137-144, Kaiserslautern.

Burgruine Pleisweiler

Schlagwörter
Ort
76889 Pleisweiler
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Jürgen Keddigkeit: „Burgruine Pleisweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355873 (Abgerufen: 30. April 2025)
Seitenanfang