Geschichte
Der älteste Hinweis auf die Burganlage stammt von Johann Goswin Widder, der 1788 ein altes Gemäuer, welches die Heidenburg genannt (Widder 1788, S. 375) erwähnt. Damit korrespondiert, dass noch bis in die jüngere Vergangenheit in der Literatur auf dem Krämelberg ein Römerkastell vermutet wurde. Spätestens 1994 wurde diese Ansicht revidiert und festgestellt, dass Bergkegel in der frühen bis mittleren Latènezeit befestigt war und in römischer Zeit dort lediglich einige Grabdenkmale und Göttersteine aufgestellt worden waren.
Im Volksmund wird die Burgstelle allgemein als „Heidenburg“ oder „Herrenburg“ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343) bezeichnet. Letztlich ist ein konkreter Burgname vollkommen unbekannt, jedoch scheint ein Zusammenhang mit dem Ortsnamen zu bestehen. „Stouf“ bedeutet im Mittelhochdeutschen hochragender Felsen, vergleichbar einem umgestülpten Becher ohne Fuß (Vgl. Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343). Die Bearbeiter des Artikels „Herrenburg“ im Pfälzischen Burgenlexikon gehen davon aus, dass ursprünglich der „heute durch Steinbrüche weitgehend abgetragene Melaphyrstock … seiner Form nach als stouf bezeichnet“ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343) wurde. Darauf verweisen nicht zuletzt die benachbarten Siedlungsnamen Ober- und Niederstaufenbach. Letztlich ist - ähnlich dem Gewässernamen „Staufenbach - “auf einen ursprünglichen Burgnamen Stoufenburc (mit dem bei Burgnamen charakteristischen -en- in der Wortfuge)„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343) zu schließen. Die Ähnlichkeit mit dem Burg- und Ortsnamen Namen “Stauf„ in der Nordpfalz ist evident.
Da es an konkreten urkundlichen Hinweisen zur Burg und deren Geschichte mangelt, ist man auf mehr allgemeine Überlegungen angewiesen. Oberstaufenbach war Teil des Reichsamts Deinsberg (heute: Theißberg) am Glan. Es lag am Nordwestrand des mittelalterlichen Kaiserslauterer “Reichslandes„, das seit 985 unter salischer Hoheit stand. Daher kann vermutet werden, dass der Burg im Reichenbachtal und “im Nordwestteil der „terra imperii“ wesentliche Aufgaben„ der wirtschaftlichen Erschließung sowie der “Verkehrs- und Herrschaftssicherung zufielen„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343).
Die Bedeutung und Erschließung dieser Region des Reichslandes in ottonischer Zeit unterstreichen zwei überlieferte Urkunden. So überließ der römisch-deutsche König (später Kaiser) Otto I. der Große (* 912; † 973) 945 seinem Gefolgsmann Franco “sechs Königshufen mit Hintersassen zwischen Reichenbach und Bosenbach, also in dem Gemarkungsbereich des um diese Zeit erst gegründeten Nieder- und Oberstaufenbach„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343). Auch der Sohn und Nachfolger des Kaisers Otto II. (* 955; † 983) veräußerte im Jahre 976 in diesem Umfeld diverse Güter.
Möglicherweise befand sich bereits Ende des 10. Jahrhundert auf dem Bergkegel ein kleiner Sakralbau zu dem sich eine Turmburg (Wohnturm) gesellte. Die Burg wurde jedoch schon im Mittelalter - vielleicht zugunsten der Reichsburg Deinsberg - aufgelassen und findet deshalb nirgends eine schriftliche Erwähnung.
Baubeschreibung
Vor allem im 19. Jahrhundert vermutete man auf dem Gipfelplateau eine spätrömische Höhensiedlung. Als Beweis für diese These dienten in Zweitverwendung verbaute römische Denkmalreste. Gleichwohl bewertete bereits 1886 Wilhelm Harster die Baulichkeiten als “frühmittelalterliche Dynastenburg„ (Harster 1886 S. 45). Eine genaue Bewertung der Baureste erschwerte schon damals die Tatsache, dass die auf dem Westausläufer des Krämelberges gelegene Burg “schon im 19. Jahrhundert weitgehend einem Melaphyr-Steinbruch zum Opfer„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343) gefallen war. Glücklicherweise ließ noch 1885 der Historische Verein der Pfalz die damals noch Reste aufmessen und durch Wilhelm Harster 1886 dokumentieren.
Dieser Kenntnisstand blieb bis 1990 erhalten. Doch konnte entgegen aller Annahmen “1990 der gesamte Ringmauerverlauf der Burg im Süden nachgewiesen werden„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343), so dass hier eine aktuelle Untersuchung möglich war. Man konnte die Reste einer 1,50 m bis 1,80 m starke umlaufenden Wehrmauer nachweisen. Diese hat “die Gestalt eines abgerundeten Dreiecks von 98 Metern Länge und 68 Metern Breite„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343). Im erhaltenen Südabschnitt konnten weder Graben noch Tor nachgewiesen werden. Wahrscheinlich steht ein noch heute sichtbarer älterer Hohlweg zur Südseite im Zusammenhang mit einer Zugangsanlage.
Es mangelt generell an Nachrichten zur anzunehmenden nördlichen Innenbebauung. 1885 wies man im Ostareal lediglich die Mauerwange eines Gebäudes unbekannter Funktion nach. Das benachbarte Gebäude erwies sich als Kapelle “mit abgesetztem quadratischem Chor„ (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 343). Von herausragender Bedeutung war ein südlich anschließendes, zentral positioniertes Bauwerk. Es handelt sich um einen zweikammerigen, massiven (Mauerstärke ca. zwei Meter) Wohnturm. Bemerkenswert ist, dass die Außenmaße des Turms (14 x 17 Meter) die des Wohnturms der südpfälzischen Burg Schlössl übertreffen.
Das karge Fundmaterial - dabei fischgrätig verzierte Quader - wird allgemein dem 11. und 12. Jahrhundert zugerechnet (vgl. (Bernhard/Barz/Keddigkeit 2002, S. 344).
(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2024)