Das Gebäude war der Verwaltungssitz der Hüttener Harde und wurde 1856 errichtet. Es ist eines der letzten erhaltenen Gebäude dieser Art im südschleswigschen Raum. Die Hardesvogtei ist in die Denkmalschutzliste des Kreises Rendsburg-Eckernförde eingetragen und wurde als Leitprojekt in das Förderprogramm der Ländlichen Struktur-und Entwicklungsanalyse (LSE) aufgenommen. Aus diesen Mitteln wurde das historische Bauwerk 1998 umfassend saniert. Getragen wird das LSE-Verfahren insbesondere durch die drei Schlei-Gemeinden Fleckeby, Güby und Hummelfeld (nach www.amt-schlei-ostsee.de).
Errichtung und Besitzverhältnisse
Das Gebäude wurde unter dem Vogt Maximilian Franciscus Blaunfeldt (1799-1880) errichtet. Er war Hardesvogt in Fleckeby von 1850 bis 1864. Wegen seiner pro-dänischen Gesinnung war er bei der überwiegend deutsch-gesinnten Bevölkerung unbeliebt. Er ging als Inbegriff des „dänischen Unterdrückers“ in die mündliche Überlieferung ein. Beim Einmarsch preußischer Truppen 1864 als angeblicher dänischer Spion verhaftet und gefangengesetzt, übersiedelte Blaunfeldt nach seiner Freilassung nach Kopenhagen. In Dänemark betrachtete man ihn als Opfer preußischer Gewalt und Willkür (nach www.amt-schlei-ostsee.de).
Die Hardesvogtei wurde bis 1868 als Amtssitz und Dienstwohnung genutzt. Danach ging sie in Privatbesitz über. Seit 1949 ist der Schulverband Fleckeby Eigentümer des Gebäudes. Zwischen 1952 bis 1973 war die Hardesvogtei Sitz der Amtsverwaltung Fleckeby. Auf dem ehemaligen Parkgelände der Vogtei wurde die Grund- und Hauptschule Fleckeby errichtet.
Heute befindet sich im Gebäude die Heimat- und Kulturstätte. Außerdem wird hier eine Ausstellung zur Geschichte der Harden im Herzogtum Schleswig präsentiert.
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Die Harden
Die Harden sind eine für das alte Herzogtum Schleswig typische Form lokaler Verwaltung. Die Halbinsel Jütland war seit dem Mittelalter in Harden untergliedert. Der Begriff Harde bezeichnete ursprünglich eine Siedlungsgemeinschaft. Mit der zunehmenden staatlichen Organisation entstanden die Harden als Verwaltungs- und Gerichtsbezirke.
Sie unterstanden den Ämtern, die größere Räume und mehrere Harden umfassten. Diese wurden in der Frühen Neuzeit ab dem 15. Jahrhundert in Holstein, später in Schleswig und ab der Mitte des 17. Jahrhunderts auch in Dänemark aufgestellt. Daneben bestanden noch weitere Organisationsformen, wie selbständige Städte, Landschaften sowie Guts- und Klosterherrschaften.
Der Hardesvogt war als oberster Verwaltungs- und Justizbeamter Repräsentant der landesherrlichen Macht und zugleich Kontrollorgan der bäuerlichen Selbstverwaltung. Waren es zunächst einflussreiche Bauern der Region, wurden ab dem 18. Jahrhundert nur noch studierte Juristen berufen. Diese sahen sich als Vertreter der Obrigkeit, weniger als solche der örtlichen Bevölkerung.
Der Hardesvogt war Richter in Zivilprozessen und betreute die freiwillige Gerichtsbarkeit. Gleichzeitig war die Hardesvogtei untere Polizeibehörde.
Mit der Einnahme Schleswigs durch preußische Truppen 1864 geht die Verwaltung in der preußischen Organisationsstruktur über. Mit der Bildung der preußischen Provinz Schleswig-Holstein 1867 verloren die Harden vor allem die Gerichtsbarkeit. An ihre Stelle traten als Polizeidistrikte die Hardesvogteibezirke. Sie übten also weiter die polizeilichen Aufgaben aus. Dies endete mit der Einführung der neuen Kreisordnung von 1888, danach galt die Polizei als eigene staatliche Behörde. Die Aufgaben der Harden gingen zugleich in den Ämtern auf, die nun deutlich kleinere Bezirke umfasste.
Die Hüttener Harde
Die Hüttener Harde wurde als Bergharde 1519 erstmalig urkundlich erwähnt. Sie umfasste das Gebiet zwischen Rendsburg und Eckernförde. Die Harde gehörte zum Bezirk der Ämter Hütten und Stapelholm. Sie umfasste 23 Dörfer im westlichen Teil des Altkreises Eckernförde. Der Amtssitz befand zunächst im adligen Gut Hütten. Fleckeby war von 1683 bis 1889 Amtssitz der Hardesvögte. Hier entstanden ein Amtshaus mit Nebengebäuden und Ländereien. Das Haus wird 1856 durch den heute noch bestehenden Neubau ersetzt.
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(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2024)
Hinweis
Die Hardesvogtei ist geschütztes Baudenkmal nach Denkmalschutzgesetz Schleswig-Holstein (Objektnummer: 7744)
Quelle
Heimatgemeinschaft Eckernförde (Hrsg.), Fleckeby – Hardesvogtei online (PDF-Datei, 3,2 MB; abgerufen 15.12.2024)
Internet
www.amt-schlei-ostsee.de: Hardesvogtei (abgerufen 27.12.2024)
kulturwegweiser.kreis-rd.de: Sehenswürdigkeiten im Kreis Rendsburg-Eckernförde: Hardesvogtei Fleckeby (abgerufen 27.12.2024)
de.wikipedia.org: Ämter und Harden in Schleswig (abgerufen 23.12.2024)
www.schleswig-holstein.de: Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein (abgerufen 03.01.2025)