Wolfer Goldgrube

Leuchtpunkt Wolfer Goldgrube

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Traben-Trarbach
Kreis(e): Bernkastel-Wittlich
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 58′ 50,45″ N: 7° 06′ 29,79″ O 49,98068°N: 7,10827°O
Koordinate UTM 32.364.375,51 m: 5.538.197,63 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.579.533,67 m: 5.538.848,85 m
  • Video zum Leuchtpunkt Wolfer Goldgrube

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    Moselschleife bei Wolf

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    Lebensraumstele

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    Trittsteinbiotop

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In Wolf mit seiner Weinlage „Goldgrube“ vereinen sich viele verschiedene „Mauerlandschaften“, die einer vielfältigen Flora und Fauna Lebensraum bieten. Im Weinberg sind dies Felsvorsprünge, alte und auch neu angelegte Trockenmauern, im Ort die Friedhofsmauer mit den herrlichen „Mauerblümchen“. Artenreich begrünte Querterrassen bereichern die Rebflächen. In der „Wolfer Goldgrube“ leben seltene Tierarten wie Zippammer, Segelfalter oder Blauflügelige Ödlandschrecke. Vom Leuchtpunkt stets zu sehen ist die Klosterruine als Wahrzeichen des Ortes.

Am Flusskilometer 111 liegt das Weindorf Wolf im „Daumen“ des „Handschuhs“, wie die Moselschleifen zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach wegen ihrer besonderen Form genannt werden. Die 7 ha große Weinlage „Wolfer Goldgrube“ liegt gegenüber dem Ort auf der linken Moselseite.

Landschaftsbild
Geologie
Klima
Flora
Fauna
Wein, Kultur, historische Bauten

Landschaftsbild
Im unteren Bereich des Steilhanges erstreckt sich der Leuchtpunkt „Wolfer Goldgrube“ unter hoch aufragenden Felsen. Im Weinberg zeigt sich der Wandel im Weinbau. Trotz der guten Weinberglage wurde die Nutzung ohne geeignete Erschließungswege zunehmend unrentabler. Um die Rebflächen weiterhin bewirtschaften und sogar Brachflächen wieder reaktivieren zu können, werden in der aktuell laufenden Flurbereinigung moderne Querterrassen angelegt, die eine maschinelle Bewirtschaftung ermöglichen. Daneben bleiben Drahtrahmenanlagen in Falllinie und einzelne Wingerte mit der traditionellen Moselpfahlerziehung erhalten. Offene Flächen ohne weinbauliche Nutzung sollen aus landespflegerischen Gründen über eine extensive Beweidung offengehalten werden. So entsteht ein eng verzahntes Mosaik unterschiedlicher Lebensräume. Mauern und Wein sind zwei, die zusammengehören. Das sieht man an den vielen Trockenmauern in den Steilhängen der Mosel. In der Weinlage „Wolfer Goldgrube“ wurden im Rahmen der Flurbereinigung alte Mauern und Felsen wieder freigelegt und neue Trockenmauern errichtet. Das gelang besonders gut in den Querterrassen. Zum Erhalt der Artenvielfalt wurden „Trittsteinbiotope“ in alten Treppenaufgängen und als Ergänzung zum Themenweg „Zippammers Welt“ Lebensraum-Stelen aufgebaut, die nach Art einer Trockenmauer errichtet sind. Zusammen mit den naturnahen Felsen ergeben sich so vielfältige Gesteinsstrukturen im Weinberg. Der gesamte Leuchtpunkt liegt im Landschaftsschutzgebiet Moselgebiet zwischen Schweich und Koblenz„. Die oberhalb angrenzenden Felsen und Wälder sind zudem innerhalb des europäischen Natura 2000-Netzes geschützt. Die Felsbereiche, gemäßigten Trockengebüsche und Eichen-Trockenwälder unterliegen überdies dem Pauschalschutz nach § 30 BNatSchG. Durch den Leuchtpunkt führt der Themenweg “Zippammers Welt„ zum Moselsteig.
Der erste Teilabschnitt wurde 2019 eröffnet. Der Themenweg wurde von Naturerlebnisbegleitern konzipiert und wird im Rahmen der Flurbereinigung gestaltet. Ergänzt wird das Landschaftserleben durch weitere lokale Wanderwege.
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Geologie
In Jahrtausenden hat sich die Mosel tief in den Devon- Schiefer eingegraben, dem weit verbreiteten Grundgestein des Rheinischen Schiefergebirges. Der Schiefer in der Weinlage “Wolfer Goldgrube„ entstand in einem flachen Meer, in dem sich vor etwa 400 Mio. Jahren Tonschlamm ablagerte. Über Millionen von Jahren bauten sich so kilometerdicke Sedimentschichten auf. Der zunehmende Druck und die ansteigende Temperatur in der Tiefe verfestigten die Ablagerungen zu Tonschiefer. Die Kollision tektonischer Erdplatten führte zu einer Zusammenstauchung der Gesteinsschichten. Die Minerale im Gestein regelten sich in feinen Schichten ein - die typische Schieferung entstand. Vor etwa 2 Mio Jahren begann sich die Mosel in unsere Landschaft einzugraben. Im Laufe der Zeit verlagerte sie ihr Flussbett mehrfach und bildete so inzwischen trocken gefallene Umlaufberge, steile Prallhänge und die flacheren Gleithänge. Die “Wolfer Goldgrube„ liegt an einem typischen Prallhang, der hier durch einen hohen Anteil an Felsen geprägt ist.
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Klima
Die Steilhänge der “Wolfer Goldgrube„ sind nach Südwesten ausgerichtet und somit von Mittags- und Abendsonne begünstigt. Die Schiefersteine heizen sich tagsüber wunderbar auf und geben diese Wärme über Nacht an die Reben ab. Die Sonnenstunden an der Mosel liegen im langjährigen Mittel bei etwa 1400 Stunden. Im Jahr 2019 wurden an der Wetterstation in Wolf 2023 Sonnenstunden gemessen. Viele kleine Felsen, Weinbergmauern und Geländenischen begünstigen unterschiedlichste Mikroklimazonen. Pflanzen und Tiere, die Feuchtigkeit und dunklere Plätze bevorzugen, wachsen und leben auf der schattigen Seite der Felsen und Mauern. Auf der Sonnenseite finden wärmeliebende Tiere und Pflanzen hervorragende Bedingungen. Das gilt natürlich auch für Reben und Trauben. Wolf selbst hat nachweislich eines der mildesten Klimas an der ganzen Mosel, da der Ort auf einer Halbinsel liegt und es auch kein Seitental mit abfließender Kaltluft in der Nähe des Ortes gibt.
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Flora
Die Mauer- und Felslandschaften in und um Wolf herum bieten Lebensräume für vielerlei Arten. An den Felswänden der Goldgrube wachsen der Schildampfer - ein Relikt der letzten Eiszeit, wilde Stachelbeeren, Felsenkirschen, seltene Flaumeichen, Färberwaid, Wermut, Efeu und Goldlack. Die neu angelegten Querterrassen bieten mit ihren Böschungen ideale Bereiche, um seltene Pflanzen wieder anzusiedeln. Dies wurde versuchsweise in einigen Weinberg-Terrassen umgesetzt und zeigt eine tolle Pflanzenvielfalt. Hier finden sich je nach Jahreszeit Heidenelken, Kartäusernelken, Aufgeblasenes Leimkraut, Echtes Leinkraut, Großblütige Königskerze,
Gewöhnlicher Natternkopf und Quirl-Salbei - um nur einige zu nennen. Färberhundskamille und Inkarnat-Klee sind in den ausgebrachten Rebzeilenbegrünungen ebenso zu finden. Am Wanderweg “Zippammers Welt„ und entlang der Trockenmauern wachsen Wilde Möhre, Weißer Mauerpfeffer, Feldsalat (“Wingert-Salat„), Wegwarte, Echter Dost, Tüpfelfarn, Brauner Streifenfarn und der seltene Milzfarn. Dank der vielen wilden Erdbeeren in den Rebflächen riecht es im Frühsommer sehr verführerisch. Viele der genannten Arten sind auch an den alten Trockenmauern in der Ortslage Wolf zu beobachten. So ist zum Beispiel der Friedhof mit einer alten Trockenmauer eingefriedet. Hier gedeihen Milzfarn, Mauerraute und Streifenfarn genauso wie das hübsche Mauerzimbelkraut oder die schöne Mauerglockenblume. Die Mauerlandschaften zeigen die enge botanische Beziehung zwischen Dorf und Landschaft.
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Fauna
Die bunte Mischung aus Gebüsch, Wald und offenen und bepflanzten Weinbergzeilen der “Wolfer Goldgrube„ bietet vielen verschiedenen Tieren ein Zuhause. Hier finden sich die geschützte Mauereidechse, die seltene und scheue Schlingnatter, die Blindschleiche, die Blauflügelige Ödlandschrecke, zahlreiche Schmetterlingsarten wie der Schwalbenschwanz, der Segelfalter, der Admiral, der Rote Scheckenfalter und viele Perlmuttfalter. Die in Deutschland seltene Zippammer, die eher in der Mittelmeerregion zu Hause ist, lebt hier in der Wolfer Goldgrube mit mehreren Brutpaaren. Über die Zippammer, den Weinbergvogel schlechthin, sind weitere Informationen auf dem Themenweg “Zippammers Welt„ durch die Weinlage “Wolfer Goldgrube„ zu finden. Auch viele weitere Singvogelarten wie Nachtigall oder Dorngrasmücke brüten dort. In der Felsnase der “Wolfer Goldgrube„ brüteten in den letzten Sommern die Turmfalken. Als Jagdrevier wird die Weinlage vom Rotmilan, Schwarzmilan, Turmfalken und Mäusebussard genutzt. Sogar Kolkraben oder Uhus wurden bereits gesichtet. An der Mosel leben Kormorane, Stockenten, Schwäne und seit einigen Jahren auch Nilgänse. Die “alte„ Moselbrücke bietet vielen Mehlschwalben ein Zuhause. Die alten Bruchsteinhäuser
des Ortes bieten mit ihren vielen Mauerritzen Platz für Bienenvölker, Nischen für ein Nest für den Hausrotschwanz, den Turmfalken oder den Mauersegler.
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Wein, Kultur, historische Bauten
Weinbau gab es in Wolf vermutlich schon vor den Römern. In der näheren Umgebung wurden Werkzeuge für den Rebschnitt aus der Keltenzeit gefunden. Die Römer kultivierten und intensivierten den Anbau von Wein. Ein Zeugnis dieser Zeit sind die Mauerreste einer römischen Kelteranlage, die vermutlich aus dem 3. Jahrhundert stammt. Vom Leuchtpunkt aus hat man freie Sicht auf das Wolfer Kloster. Es ist heute eine Ruine und steht auf den Fundamenten eines Wachturmes aus der Römerzeit. Für die Klosterbrüder wurde 1488 ein Weinkeller mitten im Ort erbaut – ein langgestrecktes Tonnengewölbe, über dem die Servatiuskapelle (1491
geweiht) und später die heutige Evangelische Kirche (1685) errichtet wurden. Im Kreuzgewölbe der Schaffnei (1782 neben der Kirche erbaut) wurden Teile des Films “Heimat IV – die andere Heimat„ von Edgar Reitz gedreht.
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(Andrea Weyel, Marion Sausen, Carsten Neß, Bernkastel-Kues, 2024)

Wolfer Goldgrube

Schlagwörter
Ort
56841 Traben-Trarbach - Wolf
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
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Andrea Weyel, Marion Sausen, Carsten Neß: „Wolfer Goldgrube”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355813 (Abgerufen: 30. April 2025)
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