Der Stadtbrand
„Wir erhalten soeben die erschütternde Nachricht von einem Brandunglück, größer und trauriger, als wir seit lange von einem solchen zu berichten hatten“, musste am 23. Juli 1857 selbst die „Bonner Zeitung“ eingestehen: „In Trarbach brach in vorgestriger Nacht Feuer aus und verbreitete sich trotz aller dagegen gemachten Anstrengungen mit so unwiderstehlicher Macht, dass es erst gestern und nicht eher bewältigt werden konnte, als bis es zweihundert und fünfzig Häuser, darunter die Kirche […] in Asche gelegt hatte.“
Auch die nach und nach aus den Nachbarorten eintreffenden Feuerwehren waren angesichts der sich rasch ausbreitenden Brandkatastrophe machtlos, zumal ausgerechnet die beiden besten Trarbacher Feuerspritzen in die Nachbarstadt Zell ausgeliehen waren, wo es wenige Tage zuvor ebenfalls gebrannt hatte. Starker Wind, der von der Mosel in das Seitental des Kautenbaches blies, entfachte zu alledem stets aufs Neue den Funkenflug, sodass sich selbst auch in den Dachböden weiter entfernter Gebäude das dort frisch eingelagerte Heu und Stroh wie Zunder entzündete. Die Hitze der vorherigen Sommerwochen hatte die in der Region üblichen Fachwerkhäuser mit Lehmwänden wie Feuerholz ausgetrocknet, sodass es in den Tagen und Wochen danach in diversen Nachbarorten und Städten (so etwa bereits am 23. Juli in Bernkastel und am 12. August in Traben) zu mehreren weiteren Großbränden kam.
Doch so vernichtend wie Trarbach sollte es in diesem Katastrophenjahr keinen anderen Moselort treffen. Tatsächlich bedeutete der verheerende Stadtbrand vom 21. Juli 1857 für das romantische Moselstädtchen und einstigem Regierungssitz der Grafen von Sponheim das Ende des historischen mittelalterlichen Stadtbildes, das mit seinen stattlichen Bürgerhäusern und verwinkelten Gassen noch kurz zuvor ungezählte Maler selbst auch aus dem fernen England angelockt hatte. Nach nur vier Stunden standen am Abend von den 220 Wohnhäusern lediglich noch 40, von den insgesamt 355 Gebäuden der Stadt waren gerade einmal 55 übrig. Bloß an den Stadteingängen, sowie am Moselufer war es gelungen, einige wenige Gebäude vor den Flammen zu retten. Dazwischen gähnte nunmehr eine noch Tage später rauchende Trümmerstätte, wie sie allenfalls an die Folge mancher späterer Bombennächte des Zweiten Weltkrieges erinnerte. Menschenleben waren in diesem Fall allerdings glücklicherweise nicht zu beklagen.
Beim Wiederaufbau Trarbachs wurde dann nicht allein das dortige Straßennetz neu und rechtwinklig angeordnet, sondern insbesondere auch die traditionelle Fachwerkbauweise verboten, die damit für immer aus dem örtlichen Straßenbild verschwand. Die eigentliche Brandursache konnte auch später nie geklärt werden, wobei die Legende allerdings von spielenden Kindern wissen will, die sich auf einem Dachboden heimlich Spiegeleier gebraten hätten.
(Christof Krieger, Mittelmosel-Museum Traben-Trarbach, 2024)