Wehrer Rosenberg

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Palzem
Kreis(e): Trier-Saarburg
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 34′ 56,57″ N: 6° 23′ 14,8″ O 49,58238°N: 6,38744°O
Koordinate UTM 32.311.159,29 m: 5.495.478,54 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.528.062,53 m: 5.494.031,41 m
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    Video zum Leuchtpunkt Wehrer Rosenberg

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    Panorama des Wehrer Rosenbergs

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    Weinberg auf dem Wehrer Rosenberg

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    Trockenmauern

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Die Weinbergterrassen des Wehrer Rosenbergs sind eng verzahnt mit anderen wertvollen Biotopen wie Kalkfelsen, wärmeliebende Gebüsche oder Schluchtwälder. Auf engstem Raum findet sich eine außerordentliche Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten und ihrer Lebensräume. Von Orchideen über Reptilien bis hin zu einer reichhaltigen Insektenwelt gilt es auf dem gleichnamigen Seitensprung des Moselsteigs eine faszinierende Kulturlandschaft zu entdecken.

Landschaftliche Besonderheit
Entstehung/ Geologie
Klima
Flora
Fauna
Wein, Kultur und historische Bauten

Die Weinbergterrassen südlich der Ortslage Wehr bilden ein engverzahntes Mosaik aus begrünten Rebflächen, Trockenmauern, Felsen und Gebüschen. Eingebettet ist der Weinberg der Lage Wehrer Rosenberg in ganz verschiedenartige Biotopflächen angefangen von Kalkfelswänden über trockene Säume entlang von Trockenmauern bis hin zu einem Ahorn-Schluchtwald in dem angrenzenden Tal des Helterbaches, der nahe des Hangfußes in die Mosel mündet. Die Vielfalt der Lebensräume und die schonende weinbauliche Bewirtschaftung ermöglichen eine ausgesprochen reichhaltige Flora und Fauna auf engstem Raum.

Landschaftliche Besonderheit
Die einzige Weinlage an der Obermosel, in der auf gut 2,5 ha Fläche Weinbergterrassen bewirtschaftet werden, findet sich auf der deutschen Seite hier im Rosenberg. Tatsächlich war der Weinberg schon so gut wie brach gefallen, als ein Winzer Teilbereiche davon von seinem Großvater erbte. Er entschloss sich, ihn wieder zu bewirtschaften - und zwar herbizidfrei. Peu à peu wurden alle Flächen im Weinberg aufgekauft. Ursprünglich waren es Kleinstparzellen mit einer Größe zwischen 89 und 120 Quadratmetern. Die Reben wachsen auf zahlreichen kleinen Terrassen, die nur zu Fuß zu erreichen sind und von Hand gepflegt werden. Felsklippen und Trockenmauern wechseln einander ab. „Das Terroir ist einzigartig“, begeistert sich der Winzer Armand Frank. „Die Weine aus dieser Lage haben ihren eigenen, typischen Charakter mit einer gewissen Rosenduftnote.“
Die Gemarkung Wehr liegt im Landschaftsschutzgebiet Obermoseltal. Einige der Biotope (Schluchtwald, naturnahe Bachabschnitte, Felswand, Trockensäume) sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt. Direkt durch den Leuchtpunkt führt der Seitensprung „Wehrer Rosenberg“ des Moselsteigs, auf dem die Landschaft bestens erkundet werden kann. Die Tour ist knapp fünf Kilometer lang und verläuft neben den Weinbergterrassen auch durch das umliegende FFH-Gebiet „Kalkwälder bei Palzem“.

Entstehung/ Geologie
Geologisch gehört die Region zur Trier-Luxemburgischen Bucht, einem nach Nordosten weisenden Ausläufer am Ostrand des Pariser Beckens. Hier hatten sich nach Senkungen in dem Grundgebirge und anschließendem Wassereinbruch des südlich angrenzenden Ur-Ozeans Tethys über Jahrmillionen bis zu dreitausend Meter mächtige marine Sedimentschichten unterschiedlicher Art abgelagert. Der für Wehr und die Obermosel charakteristische Muschelkalk entstand vor etwa 220 bis 230 Millionen Jahre in einem küstennahen Flachwassermilieu. Der langestreckte Kalkfelsen südlich des Rosenbergs aus Dolomitstein des Oberen Muschelkalks kann als erdgeschichtlicher Zeuge des Endes dieser erdgeschichtlichen Epoche angesehen werden. Weiter oberhalb schließen sich die tonig-mergeligen Schichten des Keupers an, die erdgeschichtlich etwas jünger sind.
Die Mosel hat sich erst viel später in das Grundgebirge eingeschnitten, während sie noch in der zweiten Eiszeit vor rund einer Millionen Jahre auf einer Breite von vier Kilometern über die damaligen Hochflächen ausufernd mäandrierte. Erst mit der beschleunigten Hebung des Rheinischen Schiefergebirges vor circa 500 000 Jahren auf der Höhe von Cochem begann sich die Mosel in ihr tiefes Tal einzugraben. Im Zusammenspiel von Kalt- und Warmzeiten folgten unterschiedliche Erosions- und Ablagerungsphasen, die zur Ausbildung der Moselterrassen in den unterschiedlichen Geländeniveaus führte.
Auch der Moselmäander bei Wehr ist durch die Dynamik des Flusses geprägt. Der Leuchtpunkt liegt am Ende eines steil aufragenden Prallhangs der Mosel. Auf der schmalen Niederterrasse führen in der Gegenwart die Verkehrswege entlang. Oberhalb wurde das anstehende Dolomitgestein angeschnitten, das die örtlichen Felswände und -stufen bildet. Da die Trockenmauern der Weinberge stets aus dem lokalen Material errichtet wurden, sind die Weinbergterrassen des Wehrer Rosenbergs aus Kalkstein und stellen eine Besonderheit für die Moselregion dar.
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Klima
Die Obermosel befindet sich in einem relativ ausgeglichenen, atlantisch geprägten Klima mit fast schon mediterranem Charakter. Die jährliche Durchschnittstemperatur der letzten eineinhalb Jahrzehnte liegt bei 11°C und somit um über einen Grad höher als das langjährige Mittel (1961-1990). Noch gravierender ist die Zunahme der Sonnenstunden in diesem Zeitraum. Selbst das sonnenärmste Jahr 2016 lag rund 350 Stunden über dem langjährigen Mittel. Die Jahre 2018 und 2019 wiesen sogar über 2000 Sonnenstunden pro Jahr auf.
Die für den Weinbau günstigen klimatischen Rahmenbedingungen werden durch Süd- bis Südwest-Exposition des Leuchtpunktes noch gefördert. Die Trockenmauern und Felsen speichern die Wärme des Tages und geben diese in den Abend- und Nachtstunden wieder an die Umgebung ab. Der Kaltluftzufluss über das Helterbachtal wird durch die bewaldeten Hänge gemindert. Dennoch sind Spätfröste immer wieder dokumentiert. Noch gravierender sind Unwetterereignisse mit Hagel und Sturm. So berichtet die Dorfchronik über eine Gewitterfront am 2. Juli 2000, die mit Orkanstärke und Hagel über Wehr hinwegfegte und die Weinlage Rosenberg zu 100 % geschädigt hat.
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Flora
Das Weinbauklima und die basenreichen Böden lassen eine für die Obermosel typische Vegetation entstehen, die sich aber in vielen kalkliebenden Pflanzenarten deutlich von der restlichen Moselregion unterscheidet. Stellvertretend dafür sind die Orchideenvorkommen. 2020 wurde sogar eine Bocks-Riemenzunge in einem bewirtschafteten Wingert entdeckt. Dort findet man auch größere Vorkommen der Weinbergs-Hyazinthe (Muscari neglectum). Vertreter herbizidfrei bewirtschafteter Rebflächen und ihrer Säume sind z.B. der Gemeine Dost (Origanum vulgare), die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis), Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) oder das wärmeliebende Gemeine Eisenkraut (Verbena officinalis). An den vielen Trockenmauern finden sich Weißer und Scharfer Mauerpfeffer (Sedum album u. S. acre).
In den Gebüschen der Weinbergsbrachen wachsen Straucharten wärmebegünstigter Standorte wie Liguster (Ligustrum vulgare), Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus) oder Schlehe (Prunus spinosa). Manchmal ranken Rotbeerige Zaunrübe (Bryonia dioica) oder Waldrebe (Clematis vitalba) an den Gehölzrändern empor. Die Trauben-Eiche (Quercus petraea) ist Charakterart ebenfalls wärmeliebender Eichen-Mischwälder. Die basenreichen Böden zeigt der Waldmeister (Galium odoratum) in der Krautschicht an. Die Ahorn-Schluchtwäldern des Helterbaches prägen die namensgebenden Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitz-Ahorn (Acer platanoides) oder Feldahorn (Acer campestre). Aber auch die Berg-Ulme (Ulmus glabra) findet mach noch im Unterwuchs. Man findet hier aber auch den Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium), der auf nordexponierten, kalkhaltigen Steilhängen wächst.
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Fauna
In den strukturreichen Weinbergterrassen sind zahlreiche Insekten unterwegs, z.B. Rotklee-Bläuling (Polyommatus semiargus), Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha_pamphilus), Moschusbock (Aromia moschata), Königskerzen-Mönch (Cucullia verbasci), Ockergelber Blattspanner (Camptogramma bilineata) und Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Yponomeuta cagnagella). Beobachtet wurden auch Mauereidechsen (Podarcis muralis), Blindschleichen (Anguis fragilis) sowie im Bereich der Schluchtwäldern Feuersalamander (Salamandra salamandra).
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Wein, Kultur und historische Bauten
Die weinbauliche Nutzung des Rosenbergs ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Damals erzielte man dort einen Reinerlös von 102 Silbergroschen/Morgen. Mehr als das Doppelte/Morgen von dem, was im Jahr 1869 an der Obermosel üblich war (46 Silbergroschen/Morgen). Noch im Jahr 1923 zahlte das Hotel Adlon für ein Fuder Spätburgunder aus dem Rosenberg den höchsten Preis, den es je Fuder für Moselwein ausgegeben hat. In der Region hatten sich zahlreiche Bauern eine Parzelle in dem Berg gesichert. Allerdings mussten sie auch höhere Steuern zahlen.
Wehr, als Ortsbezirk von Palzem, gehört zur südlichsten Weinbaugemeinde im Anbaugebiet Mosel. Auch heute wird in der Lage Wehrer Rosenberg Spätburgunder neben Grauburgunder angebaut. Die Muschelkalkböden eignen sich besonders gut für diese Burgunder-Rebsorten.
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(Christiane Beyer, Alexander Schumitz, Carsten Neß, Bernkastel-Kues, 2024)

Wehrer Rosenberg

Schlagwörter
Ort
54439 Palzern - Wehr
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Christiane Beyer, Alexander Schumitz, Carsten Neß: „Wehrer Rosenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355750 (Abgerufen: 30. April 2025)
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