Der Ortsgrundriss Oberwesels zeigt die regionaltypische Ortsstruktur eines Parallelstraßensystems mit zwei Hauptstraßen und sieben Quergassen mit jeweils eigenem Stadtmauertor und befestigtem Turm als direkte Verbindung zum Rhein. Das Orts- und Straßenbild wird von den Sakralbauten der Liebfrauenkirche im Südosten und der kath. Pfarrkirche St. Martin im Nordwesten der Stadt, welche weithin sichtbare und raumwirksame städtebauliche Akzente bilden, sowie von einem selten dichten Baubestand an Gebäuden aus einer Zeitspanne zwischen dem späten 15. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. Es finden sich Fachwerkbauten des 17./18. Jahrhunderts neben Backsteinbauten des späten 19./ frühen 20. Jahrhunderts mit z. T. aufwendiger Fassadengliederung und vereinzelten Eckerkern, Bauten des frühen 20. Jahrhunderts mit Jugendstilformen und mit historisierendem Fachwerk im Heimatstil sowie Putzbauten aus den 1920/30er Jahren. Von hohem Zeugniswert für die Bau- und Wirtschaftsgeschichte Oberwesels ist überdies die großflächig erhaltene, dichte Bebauung von Wohn-, Wirtschafts- und Geschäftsbauten mit einem engen Bezug zum Weinbau und dem Wirtschaftsfaktor Rhein. Es entstand eine bis heute ablesbar und nachvollziehbar erhaltene, kaum veränderte städtebauliche Ordnung mit einer ungestörten historischen Dachlandschaft aus heimischem Schiefer und zahlreichen überkommenen Baudetails wie Mauereinfriedungen, historischen Türblättern und Brunnenanlagen des 18./19. Jahrhunderts. Zudem ergeben sich von vielen Standorten in der Stadt weitreichende wechselseitige Sichtbezüge zu markanten Bauwerken, welche trotz starker Höhenunterschiede und enger Gassen gut sichtbar als Landmarken Orientierung bieten.
Die Denkmalzone „Historischer Stadtkern Oberwesel“ stellt daher in ihrer Gesamtheit einen bedeutenden und weithin prägenden Bestandteil der historischen und als UNESCO-Welterbe geschützten Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals dar.
Zur Ermittlung und Beschreibung derjenigen Aspekte, die den Denkmalwert der Denkmalzone bestimmen und eindrücklich prägen, wurde in Kooperation zwischen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine detaillierte wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt.
(Ellen Hofmann M. A., Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, Fachbereich Inventarisation, 2024)
Internet
gdke.rlp.de: Inventarisation (abgerufen 07.01.2025)
gdke.rlp.de: Nachqualifizierung der Denkmalzonen in Rheinland-Pfalz (abgerufen 07.01.2025)