Sommerauer Schlossberg

Schlossberg bei Sommerau

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Gutweiler, Morscheid, Sommerau
Kreis(e): Trier-Saarburg
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 42′ 56,22″ N: 6° 44′ 7,07″ O 49,71562°N: 6,7353°O
Koordinate UTM 32.336.746,97 m: 5.509.474,41 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.553.072,15 m: 5.509.037,75 m
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    VIdeo zum Leuchtpunkt Sommerauer Schlossberg

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    Burgruine Sommerau

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    Schachbrettfalter

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Das Zusammenspiel der Feuchtwiesen, Röhrichte und des Seerosenteichs im alten Ruwermäander mit den heißen und trockenen Hängen des Schlossberges, an denen die steilsten Weinberge des Ruwertal neben verwunschenen Eichenwäldern liegen, hat eine ausgesprochen vielfältige Flora und Fauna auf engstem Raum geschaffen. Über all dem scheint auch heute noch die ehemalige Burg Sommerau zu wachen.

Beschreibung
Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Entstehung und Geologie
Klima
Flora
Fauna
Wein, Kultur, historische Bauten

Beschreibung
Der Sommerauer Umlaufberg liegt gut 10 km von der Moselmündung entfernt im Kerbtal der Ruwer. Die Ruwer als Gewässer 2. Ordnung und viele ihrer Zuflüsse wurden von 1993 bis 2004 in einem großangelegten Naturschutzprojekt gewässerökologisch aufgewertet und entwickelte sich seitdem zu einem wertvollen Fließgewässersystem. Über die Flurbereinigung und die Aktion Blau wurden vielerorts Gewässerrandstreifen angelegt, die naturnahe Bachuferwälder und Uferzonen ermöglichen.
Das Höhenniveau liegt zwischen ca. 190 m ü. NN in der Talsohle und 270 m ü. NN im Bereich der Hangschulter. Die Talhänge weisen mit bis zu 70 % in den Weinbergen, sogar fast 100 % im bewaldeten Abschnitt östlich der Burgruine, extreme Steillagen auf.
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Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Die Ruwer floss bis ins 13. Jahrhundert in einem Omega um Sommerau herum. Dadurch entstand der enge Talkessel mit den steilen Hängen und dem Sporn in der Mitte. Der Mensch begann den Sporn an seiner schmalsten Stelle zu durchbrechen, um die Steine als Baumaterial für die Burg zu nutzen. Das entstehende stärkere Gefälle reichte zudem zum Antrieb von Mühlen. Noch heute sieht man die Stelle des Ruwerdurchbruchs am als Naturdenkmal geschützten Wasserfall. An dieser Stelle wurde der Flussmäander abgeschnitten, und es bildete sich der prägnante Umlaufberg heraus. Auf dessen Kuppe steht heute die Ruine einer Burg aus dem 13. Jahrhundert.
Der nur etwa 45 ha große Talabschnitt bietet auf engstem Raum ganz unterschiedliche Lebensraumelemente: Wasserflächen der Ruwer und des Seerosenteichs, feucht-nasse Wiesen in der Talsohle, trocken-heiße Südhänge mit Rebflächen oder südwest- bis nordexponierte Steilhänge mit unterschiedlichen Waldtypen. Dazu kommen anthropogene Elemente wie die Burgruine und die Ortschaft Sommerau.
Der Landschaftsausschnitt befindet sich im FFH-Gebiet „Ruwertal und Seitentäler“. Er ist mit zahlreichen FFH-Lebensraumtypen wie mageren Flachland-Mähwiesen, Seen mit entsprechender Flora, Auwäldern und Eichen-Hainbuchenwäldern ausgestattet.
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Entstehung und Geologie
Vor rund 400 Millionen Jahren lagerten sich in der Region sandige und tonige Sedimente auf dem damaligen Meeresboden ab. Das Meer trat zurück, und die kilometerhohen Ablagerungen verfestigten sich zu Stein. 100 Millionen Jahre später begann die sehr bewegte Gebirgsbildung mit Hebungen, Senkungen, Brüchen und Faltungen, bis schließlich das Rheinische Schiefergebirge entstand. Während der letzten Hebungsphase vor wenigen Millionen Jahren begannen sich Mosel, Saar und Ruwer in den Schiefer einzuschneiden. Die Fließgeschwindigkeit reduzierte sich, und die Flüsse bildeten nun große Schleifen (Mäander) aus, die sich immer wieder verlagerten. Dabei gruben sie sich immer tiefer in das Gebirge ein.
Der aus dem geologischen Grundgestein gebildete Boden ist für den Weinausbau von ganz besonderer Bedeutung. Für die Schieferböden der Steillagen ist ein hoher Skelettanteil, also ein hoher Anteil großer und kleiner Steine, charakteristisch. Feine Bodenpartikel werden durch den Regenabfluss über die Jahre ausgewaschen, auf dem Talboden wieder abgelagert oder mit den Flüssen in die Meere transportiert. Der hohe Anteil dunkler Schiefersteine hat auch Vorteile: Sie erwärmen sich schneller, speichern die Wärme bis in die Nachtstunden und bieten so den Weinreben ein besonders günstiges Mikroklima.
Am Talboden finden wir Böden aus den feinkörnigen Ablagerungen vor, die häufig von hohen Grundwasserständen geprägt sind. Gleye und Pseudogleye prägen diese feucht-nassen Standorte.
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Klima
Die Rebflächen von Sommerau liegen in reiner Südhanglage. Doch ist es an der Ruwer immer etwas kühler als bei ihrer großen Schwester, der Mosel. Kaltluft fließt von den Hochflächen des Hunsrücks in das enge Ruwertal. Traditionell ist die Spätfrostgefahr daher sehr hoch. Um das Risiko zu begrenzen, wurde am Fuße des Weinbergs ein Teich angelegt, der als Wärmespeicher dient und durch eine höhere Luftfeuchtigkeit das Risiko von Frostschäden minimiert.
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Flora
Herausragend ist die räumlich enge Nachbarschaft zwischen absoluten Trockenzeigern, typischen Pflanzen nasser Standorte bis hin zu den Wasserpflanzen im Seerosenteich. Sowohl die Felsen mit ihren Felsfluren als auch der Teich mit dem ihn speisenden Quellbach, die Röhrichte, Feucht- und Nasswiesen sind aufgrund ihrer Seltenheit und ökologischen Bedeutung nach dem Naturschutzgesetz geschützt.
Der Seerosenteich weist neben der Gelben und der Weißen Teichrose sowie dem Wasser-Knöterich noch weitere Wasserpflanzen auf. Im Röhricht wachsen Breitblättriger Rohrkolben, Aufrechter Igelkolben und Fieberklee, in den angrenzenden Feucht- und Nasswiesen auch Breitblättriges Knabenkraut, Wollgräser oder verschiedene Sauergräser wie Braun-, Gelb- oder Sumpf-Segge. Auf den etwas trockeneren, blumenreichen Wiesen geben zahlreiche Zeigerarten wie Acker-Witwenblume, Kleiner Wiesenknopf, Wiesen-Flockenblume, Bocksbart oder Margerite Hinweis auf eine extensive Bewirtschaftung.
In den extrem trockenen Steillagen der Weinberge stößt man insbesondere an Felsen, Mauern und Böschungen immer wieder auf den sukkulenten Weißen Mauerpfeffer und die Gewöhnliche Felsen-Fetthenne, auf Kleines Habichtskraut oder Schafschwingel. Venus-Frauenspiegel, Saat-Wucherblume oder Gewöhnlicher Natternkopf reichen bis in die Rebflächen hinein. Entlang der ehemaligen Bahntrasse, dem heutigen Ruwer-Hochwald-Radweg, herrschen ebenfalls sehr trockene Verhältnisse. Auch hier wachsen deshalb Arten, die auch in den Weinbergen zu finden sind, z.B. Gift-Lattich, Schmalblättriger Hohlzahn und Dach-Hauswurz.
Die trockenen Wälder sind neben der standortgerechten Trauben-Eiche hier auch von der Vogel-Kirsche geprägt. Da, wo auf dem felsigen Untergrund nur eine minimale Bodenauflage besteht, findet man den für Trockenwälder typischen Krüppelwuchs der Eichen, der von ihrem Überlebenskampf zeugt.
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Fauna
Wie bei den Pflanzen wird auch die Tierwelt von der standörtlichen Vielfalt am Sommerauer Ruwerbogen geprägt. Entlang der Uferbereiche der Ruwer kann man mit Glück den auffälligen Eisvogel beim Ansitz und vielleicht sogar beim Fischen beobachten. Im sauberen Wasser sind neben Forellen, Bachneunauge, Groppe und Äsche noch weitere Fischarten beheimatet. Auch die Wasseramsel mit ihrem weißen Latz könnte in ihrer lebhaften Art von einem Uferstein zum anderen hüpfen, um dann plötzlich im Bach abzutauchen. Am Seerosenteich schwirren im Sommer zahlreiche Libellen, wie der Plattbauch, über die Seerosenteppiche hinweg.
In der Hitze der Weinberge fühlen sich Mauereidechse und Schlingnatter wohl. Die Blauflügelige Ödlandschrecke begleitet einen im Sommer entlang der Schotterwege quasi auf Schritt und Tritt. Die ansonsten perfekt an den grau-melierten Untergrund der Schieferböden angepasste Heuschrecke offenbart ihre leuchtend blauen Flügel erst, wenn sie im letzten Moment zu ihrem weiten Sprungflug ansetzt.
Auch wenn man sie kaum einmal sehen wird: Die Europäische Wildkatze durchstreift die Talwälder regelmäßig. Das Ruwertal stellt wie viele naturnahe und strukturreiche Bachtäler von Hunsrück und Eifel wichtige Vernetzungsachsen für diese heimische Katzenart dar. In Rheinland-Pfalz lebt ein Großteil des gesamtdeutschen Bestandes. Damit tragen die Rheinland-Pfälzer auch eine besondere Verantwortung für den Fortbestand dieser europaweit seltenen Tierart.
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Wein, Kultur, historische Bauten
Sommerau, der kleine Mühlenort im Ruwertal, gehört erst seit etwas mehr als 100 Jahren zu den außergewöhnlichsten Weinbauorten des Anbaugebiets Mosel. 1889 legte der Traben-Trarbacher Weinhändler Adolph Huesgen 6 ha Weinbauflächen an, dazu einen großen Teich sowie ein Verwalter- und Kelterhaus. Der für damalige Verhältnisse große Weinberg zählt zu den steilsten im Ruwertal. Um dem Weinberg den Namen „Schlossberg“ geben zu dürfen, erwarb er auch die mittelalterliche Burgruine Sommerau und sanierte diese. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kauften Edith und Gustav Willkomm für die Familienweingüter Peter Mertes die Sommerauer Weinberge, die bis heute von Bernkastel-Kues aus bewirtschaftet werden. 1980 fanden weitere umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt, die den Bestand des Kulturdenkmals dauerhaft erhalten sollen. Die Familie setzt sich auch für den Schutz des Seerosenteichs ein.
Auf der 1998 endgültig stillgelegten Bahntrasse wurde der Ruwer-Hochwald-Radweg angelegt. Zusammen mit der Traumschleife Morscheider Grenzpfad ist der Leuchtpunkt für Rad- und Wandergäste gut erschlossen.
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(Felix von Nell, Carsten Neß, Bernkastel-Kues, 2024)

Sommerauer Schlossberg

Schlagwörter
Ort
54371 Sommerau
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
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Felix von Nell, Carsten Neß: „Sommerauer Schlossberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355722 (Abgerufen: 30. April 2025)
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