Koberner Schlossberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Naturschutz
Gemeinde(n): Kobern-Gondorf
Kreis(e): Mayen-Koblenz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 18′ 45,45″ N: 7° 27′ 21,17″ O 50,31263°N: 7,45588°O
Koordinate UTM 32.390.059,09 m: 5.574.531,02 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.603.743,70 m: 5.576.196,84 m
  • Film zum Leuchtpunkt Koberner Schlossberg

    Film zum Leuchtpunkt Koberner Schlossberg

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Video
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Film zum Tatzelwurm von Kobern

    Film zum Tatzelwurm von Kobern

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Video
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Panorama des Schlossbergs

    Panorama des Schlossbergs

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Hauswurz

    Hauswurz

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Koberner Schlossberg

    Koberner Schlossberg

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Apollofalter

    Apollofalter

    Copyright-Hinweis:
    Josef Lenz
    Fotograf/Urheber:
    Josef Lenz
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Wimperperlgras

    Wimperperlgras

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • typische Mauerflora

    typische Mauerflora

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Milzfarn

    Milzfarn

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Streifenwanzen

    Streifenwanzen

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Steillagen-Weinbau

    Steillagen-Weinbau

    Copyright-Hinweis:
    Marco Rothbrust
    Fotograf/Urheber:
    Marco Rothbrust
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Acker-Wachtelweizen

    Acker-Wachtelweizen

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Raupe des Apollofalters

    Raupe des Apollofalters

    Copyright-Hinweis:
    Daniel Müller
    Fotograf/Urheber:
    Daniel Müller
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Blick auf Kobern

    Blick auf Kobern

    Copyright-Hinweis:
    Klaus Breitkreutz
    Fotograf/Urheber:
    Klaus Breitkreutz
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Niederburg bei Kobern

    Niederburg bei Kobern

    Copyright-Hinweis:
    Marco Rothbrust
    Fotograf/Urheber:
    Marco Rothbrust
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Tatzelwurm-Brunnen

    Tatzelwurm-Brunnen

    Copyright-Hinweis:
    DLR Mosel
    Fotograf/Urheber:
    DLR Mosel
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der exponiert liegende Gebirgssporn strotzt vor kulturhistorischen Denkmälern und einer beeindruckenden Vielfalt wärmeliebender Pflanzen- und Tierarten. Die berühmte Matthiaskapelle, die vom Aussterben bedrohten Rotflügelige Ödlandschrecke und Zippammer oder viele geschützte Biotope stehen für einen wahren Leuchtpunkt der Artenvielfalt zum Thema „Schloss-Berge“.

Beschreibung
Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Geologie
Klima
Flora
Fauna
Wein, Kultur, historische Bauten
Legende vom Tatzelwurm

Beschreibung
130 m über der Mosel ragt der Koberner Schlossberg zwischen den tief eingeschnittenen Seitentälern von Hohesteinsbach und Eiligbach empor. Der schmale Gebirgsrücken hatte sich bereits früh als idealer Standort für den Bau einer Burganlage erwiesen, die später um eine zweite Burg ergänzt wurde. Zwischen Fluss und steilen Hängen hat sich der 980 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnte Weinort Kobern entwickelt. Dessen Bebauung zieht sich bis in die Seitentäler hinauf und ist mittlerweile übergangslos mit dem südlich angrenzenden Ortsteil Gondorf verschmolzen. An den steilen Talflanken wird traditionell Weinbau betrieben.
nach oben

Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Auf dem langgezogenen Bergrücken des Koberner Schlossbergs liegen die Ruinen der mittelalterlichen Nieder- und Oberburg. Die Burganlagen wurden 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen zerstört. Heute ist der Burgfried der Oberburg wieder aufwändig restauriert. Von herausragender Bedeutung ist jedoch die gut erhaltene und renovierte Matthiaskapelle in der Oberburg, die einen markanten Punkt in der Landschaft darstellt. Zusammen mit den Weinbergterrassen der Steillagen und den Fels- und Gebüschstrukturen ergibt sich ein geradezu malerisches Landschaftsensemble. Das durch den auf einem Felssporn gelegenen romanischen Glockenturm der Pfarrkirche St. Lubentius und den Kreuzweg zwischen den beiden Burgen bereichert wird.
Neben den kulturhistorischen Gebäuden prägen die Weinbergsmauern den Leuchtpunkt. Wie ein Netz spannen sich die Trockenmauern über die Weinberge. Mit dem Burgenbau vor etwa 1000 Jahren hat der Bau der Weinbergsmauern begonnen und bis ins 19. Jahrhundert angedauert. Sie sind Lebensraum für die unterschiedlichsten Tiere und Pflanzen und eines der wichtigsten Elemente für die Biodiversität. Sonne und gute Verstecke (Ritzen und Fugen der Mauern) machen die Weinberge und Trockenmauern so attraktiv für viele Pflanzen und Tiere. Der Lebensraum lockt durch sein mildes, trockenes Klima und die besonderen Strukturen daher sehr viele wärmeliebende Lebewesen an.
Weinberge und Trockenmauern werden immer seltener. Historische Weinberge müssen wegen der zunehmenden Mechanisierung im Weinbau den flurbereinigten Weinbergen weichen. Viele Trockenmauern in brachliegenden Weinbergen verfallen oder werden abgerissen. Dadurch wird dieser einzigartige Lebensraum entwertet. In Kobern werden hingegen noch zahlreiche Weinbergsterrassen bewirtschaftet und somit auch ihre ökologische Wertigkeit erhalten.
Stollen mit einer Gesamtlänge von über 3000 m finden sich unter dem Schloßberg. 1809 rief der französische Innenminister in Paris eine Gratifikation zur Auffindung von Spateisen (Erz) aus. In Kobern begann man mit der Grabung von Stollen und fand verschiedene Erze. Eisen-, Mangan-, Kupferkies, Blei- und Zinkerze wurden gefördert. Wahrscheinlich 1895 wurde der Norbertusstollen geschlossen und der Abbau endgültig eingestellt.
Der gesamte Schlossberg liegt im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet zwischen Schweich und Koblenz“. Er ist direkt umgeben von den europäischen Natura 2000-Schutzgebieten: Vogelschutzgebiet „Mittel- und Untermosel“ und FFH-Gebiete „Moselhänge und Nebentäler der unteren Mosel“ und „Mosel“. Einige natürliche Felsen mit Felsfluren und Felsgebüsche sind als wertvolle Biotope nach dem Landschaftspflegegesetz geschützt. Die Terrassenmosel ist zusammen mit dem Mittelrhein einer der dreißig Hotspots der Artenvielfalt in Deutschland.
nach oben

Geologie
Wie das gesamte Rheinische Schiefergebirge liegt die Geologie um Kobern-Gondorf im geologischen Zeitalter des Devons vor rund 400 Millionen Jahren begründet. Damals befand sich hier ein großes Meer, in dem sich Tonsedimente und Sand auf dem damaligen Meeresboden ablagerten. Das Meer ging zurück und die kilometerhohen Sedimentablagerungen verfestigten sich unter hohem Druck und Hitze zu Ton-/Quarzschiefer, Sand- und Siltsteinen. Im Umfeld des Schlossberges haben wir durch mehrere Verwerfungen einen engen Wechsel dieser Gesteinsschichten. Die geologische Unruhe in dem Gebiet ist im Wesentlichen durch den auch heute noch als aktiv geltenden Vulkanismus in der Eifel begründet. Der Laacher See, ein Vulkan mit wassergefüllte Caldera, liegt nur 17 km entfernt. Auch wenn sein Ausbruch rund 13.000 Jahre zurück liegt, zeugen stetige Erdbeben von dessen Aktivitäten im Untergrund. So wackelten am 11.2.2019 die Gläser in Schränken an der Mosel, als ein Erdbeben mit Stärke 2,8 gemessen wurde. Epizentrum: Kobern-Gondorf.
Die Urmosel lag ehemals viel höher. Durch zahlreiche Landschaftshebungen und -senkungen tiefte sich der Flusslauf in das Grundgebirge ein und bildete dabei die typischen Moselschleifen (Mäander) aus, die sich über die Jahrmillionen immer wieder neu verlagerten. Kobern-Gondorf liegt auf einer vergleichsweise breiten Niederterrasse der Mosel mit Schwemmflächen der einmündenden Nebenbäche. Beides ist heute vollständig durch Siedlungs- und Verkehrsflächen überprägt.
nach oben

Klima
Die Terrassenmosel gehört zu den wärmsten Bereichen im Moselgebiet und in ganz Westdeutschland. Der Koberner Schlossberg weist aufgrund seiner abwechslungsreichen Topographie Hänge nach nahezu allen Himmelsrichtungen auf. Somit wechseln auf engen Raum sehr sonnenexponierte Standorte mit eher schattigen Bereichen ab. An den wärmebegünstigten südost- bis südwestexponierten Hängen haben Winzer Weinbergsterrassen angelegt. Die im langjährigen Mittel (1961-1990) bei 10,4°C liegende Jahrestemperaturwerte, wurde seit 2006 stets überschritten. Gleiches gilt auch für die jährliche Summe der Sonnenstunden. Hier liegt der Durchschnitt für diesen Zeitraum sogar um satte 36% über dem langjährigen Mittel (1.423 Std.). Das Jahr 2018 brachte es sogar auf 2178 (!) Sonnenstunden an der Wetterstation im benachbarten Winningen.
Aus diesem Grund sind in dem Gebiet viele wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Aber auch die Voraussetzung für den Weinbau ist günstig, wie dessen lange Tradition beweist.
nach oben

Flora
Vielfältige Biotopstrukturen wie Trockenrasen, Mauerflächen, Treppen, Randzonen der Weinberge, Felsnasen, Waldareale, Böschungen, Weinbergsbrachen und unbefestigte Wege wie der Kreuzweg sind auf engstem Raum zu finden. Sie bieten damit einen besonders abwechslungsreichen und vielfältigen Lebensraum für Flora und Fauna
Zu den geschützten Biotoptypen im Leuchtpunktgebiet gehört der Rheinische Glanzlieschgrasrasen mit Steppen-Lieschgras, Kleine Bibernelle, Silber-Fingerkraut, Kartäuser-Nelke, Zypressenwolfsmilch, Acker-Wachtelweizen usw.. Auch Silikatfelsen mit der Wimpern-Perlgrasgesellschaft, zu der unter anderem das namensgebende Wimpern-Perlgras, der Seidige Feld-Beifuss, die Weiße Fetthenne, der Dach-Hauswurz und der Aufrechte Ziest gehören, steht unter Naturschutz. Färberwaid, Blauer Lattich, Feld-Mannstreu oder das Berg-Sandglöckchen sind weitere nennenswerte Pflanzenarten der wärmebegünstigten Standorte. Vielfältig kann bereits eine Pflanzenfamilie sein. Auf einer Botanik-Exkursion 2018, bei der über 200 Pflanzenarten erfasst wurden, konnten allein sechs Arten von Storchschnäbeln gefunden werden: Stein-, Kleiner, Pyrenäen-, Stinkender, Rundblättriger und Blutroter Storchschnabel.
In den typischen Gebüschen warmtrockener Standorte finden sich u.a. Gemeine Felsenbirne, Französische Ahorn, Berberitze, Felsenkirsche, Echter Kreuzdorn und Schlehen. Interessant ist auch die Pflanzenwelt an den Weinbergsmauern. Neben dem Zimbelkraut wachsen dort zahlreiche Farne nicht nur an den Schattenseiten. Die Familie der Streifenfarne ist allein mit fünf Arten vertreten: Schwarzer, Brauner und Nordischer Streifenfarn, Milzfarn und Mauerraute.
nach oben

Fauna
Die floristische Vielfalt begründet auch eine Nahrungsquelle für unterschiedlichste Insekten, Vögel, Reptilien und Säugetieren. Die vom Aussterben bedrohte Rotflüglige Ödlandschrecke ist im Koberner Schlossberg heimisch und häufige anzutreffen. Feuersalamander, Steppengrashüpfer, Feldheuschrecken, Smaragdeidechse und eine große Anzahl an Mauereidechsen fühlen sich im Koberner Schossberg wohl. Die Zippammer brütet gerne in den Übergangsbereichen von Felsen zu Rebflächen. Die seltene heimische Brutvogelart hat an der Mosel ihren bundesweiten Verbreitungsschwerpunkt.
Zu den wärmeliebenden Pflanzen, die im Mittelmeerraum beheimatet sind und sich im Schlossberg finden, gehört die Schwarznessel. Sie ähnelt der Brennnessel und bietet Bienen und Hummeln eine gute Nektarquelle. Wie die Österreichische Rauke steht sie auf der Roten Liste. Einige Falter haben sich auf spezielle Pflanzen spezialisiert und können ohne diese Pflanzen nicht überleben. Zu ihnen gehört der Apollofalter. Er ist auf den weißen Mauerpfeffer als seine einzige Nahrungsquelle angewiesen. Ohne die Brennnessel, die den Raupen von über 40 verschiedenen Falterarten als Nahrungsquelle dient, gäbe es bspw. auch keinen Kleinen Fuchs.
nach oben

Wein, Kultur, historische Bauten
Die Geschichte der beiden Burgen ist eng mit dem Geschlecht der Herren von Isenburg-Kobern verbunden und weist ins 12. Jh. zurück. Die ältere Oberburg könnte allerdings bereits lange vorher existiert haben. Die Matthiaskapelle aus dem 13. Jahrhundert ist eine der bedeutendsten spätromanischen Kapellen in Rheinland-Pfalz. Sie ist keine Burgkapelle im gewöhnlichen Sinne, sondern diente in erster Linie der Aufbewahrung der Kopfreliquie des Hl. Matthias, die Heinrich II von Isenburg-Kobern von einem Kreuzzug mitgebracht haben soll. Von daher erklärt sich ihr Grundriss als sechsseitiger Zentralbau mit turmartig erhöhtem Mittelraum. Sie wurde in den 1990er Jahren umfassend renoviert und kann an den Sonntagen im Sommer besichtigt werden.
Der romanische Glockenturm stammt ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und stand von Anfang an von der Kirche getrennt allein auf dem Felssporn. Der Kreuzweg umfasst 15 Stationenkapellen, deren Außenwände mit rotschwarzen Lava-Krotzen verkleidet sind. Er wurde zusammen mit dem Kreuz auf der Höhe 1867 errichtet. Nach mutwilligen Zerstörungen am Kreuz und den Bildstöcken in den 1970er Jahren, wurde er mit Bildtafeln aus Mayener Basalt 1982 wieder errichtet.
Der Schlossberg ist auch Name für die direkt oberhalb von Kobern angrenzenden Weinberge. Bis zu 20 mit Trockenmauern abgestützte Terrassen liegen hier übereinander. Bei der notwendigen Handarbeit bei der Bewirtschaftung der Weinbergsterrassen und den häufig auch noch vergleichsweise geringen Ertrag pro Rebfläche ist es erstaunlich, dass sich der allergrößte Teil noch in weinbaulicher Nutzung befindet. Dafür werden die Winzer mit bester Qualität der Trauben belohnt.
Der Koberner Schlossberg ist für den Wandertourismus hervorragend erschlossen. Der Premiumwanderweg „Koberner Burgpfad“ und der originell ausgeschilderte „Tatzelwurmwanderweg“ führen direkt durch das Leuchtpunktgebiet. Kobern-Gondorf ist Start-Ziel-Ort für zwei Etappen des Moselsteigs. Zur Oberburg mit der einzigartigen St. Matthiaskapelle führt eine schmale Fahrstraße.
nach oben

Legende vom Tatzelwurm
Es war einmal, da lebte der Tatzelwurm in den Höhlen des Koberner Schlossbergs. Der Tatzelwurm war ein drachenartiges Lebewesen. Aber im Gegensatz zu vielen andern Drachen war er friedlich und deshalb bei den Koberner Bürgern sehr beliebt.
Eines Tages zogen Hungersnöte über das Land. Die Winter waren eisig, die Sommer voller Hitze und die Herbststürme so heftig, dass nichts geerntet werden konnte. Die Koberner fragten sich, wer wohl daran schuld sei? Ein fremder Magier kam nach Kobern und versprach - bei entsprechender Belohnung - den Schuldigen für die Missernten zu benennen. Und er überzeugte die Koberner, dass der Tatzelwurm der Schuldige sei, dass er die Felder und Weinberge verwüste. Und so sah sich der Ritter Heinrich von Kobern in der Pflicht zum Schutze der Bürger, den Tatzelwurm zu töten. Mit einer List erschlug er den friedliebenden Drachen in seiner Höhle.
Jedoch nahm nach dieser Tat die Hungersnot kein Ende. Im Gegenteil zu den Missernten kamen jetzt noch Plünderungen. Räuberbanden überfielen den Ort und raubten das Wenige, was die Koberner noch hatten. Die Menschen erkannten, dass sie dem Tatzelwurm Unrecht angetan hatten. Dass sie einem bösen Magier, einem Verführer, aufgesessen sind, der den Tatzelwurm als Sündenbock missbraucht hatte.
Ritter Heinrich bereute seine Tat und weinte drei Tage und drei Nächte vor dem toten Tatzelwurm in dessen Höhle. Und es heißt: Eine seiner Tränen sei bis in das Herz des Tatzelwurms vorgedrungen und der Tatzelwurm hätte noch einmal kurz die Augen geöffnet und zum Ritter Heinrich gesagt: „Lügen haben unser beider Leben zerrüttet. Lügen haben mir mein Leben genommen und dein Herz zerbrochen. Bitte, lass dies nicht umsonst geschehen sein.“
Eine Bitte, die bis heute gilt. Denn immer wieder werden nicht nur Drachen, sondern auch Menschen durch Lügen zu Sündenböcken gemacht. Die Geschichte vom Tatzelwurm kann uns eine Mahnung sein.
nach oben

(Gaby u. Martin Dötsch, Christine u. Kalle Grundmann, Carsten Neß, 2024)

Koberner Schlossberg

Schlagwörter
Ort
56330 Kobern-Gondorf - Kobern
Fachsicht(en)
Landeskunde, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Gaby u. Martin Dötsch, Christine u. Kalle Grundmann, Carsten Neß: „Koberner Schlossberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355716 (Abgerufen: 30. April 2025)
Seitenanfang