Geschichte des Rathauses
Entstehung des Museums für Ortsgeschichte
Ausstattung des Museums für Ortsgeschichte
Sanierung im Jahre 2017
Kulturdenkmal
Quellen / Internet
Geschichte des Rathauses
Das alte Rathaus, ein Sandsteinbau mit Fachwerk, neben dem Wasserturm sicherlich Mutterstadts bekanntestes Bildmotiv, wurde 1738 errichtet. Das Gebäude bekam ein Walmdach mit einem achteckigen Dachreitertürmchen mit kuppelartiger Bekrönung. Der Zugang zum OG führte ursprünglich über eine Außentreppe auf der Ostseite. Ein in der Südseite eingefügtes Wappen mit der Jahreszahl 1568 weist auf einen früheren Bau hier hin. Das Dorfgericht saß schon an dieser Stelle und noch bis ins 19. Jahrhundert hinein befand sich hier auch der Dorfanger mit einer offenen Wasserstelle als Viehtränke. Es war der Mittelpunkt des seinerzeitigen Ortsgeschehens. Das Rathaus, mehrmals umgebaut und erweitert, zuletzt 1920 mit dem Anbau auf der Nordseite, wurde seit 1738 für die unterschiedlichsten öffentlichen Zwecke genutzt: Dorfgericht, Gerichtssaal, Rathaus, Gebetsraum für Katholiken, Lutheraner und Juden, Feuerwehrunterkunft, Schulsaal, Tabakwaage, Ortspolizeiunterkunft, Sitzungs- und Ratssaal und dann ab Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch als Rathaus mit den Amtsräumen. Charakteristisches Merkmal für das Gebäude ist die von Künstlerhand entworfene schmiedeeiserne Laterne am Eingang und ein die Westwand schmückendes Fresko des Malers Otto Ditscher.1870 wurde neben das Rathaus eine Brückenwaage mit Schuppen gebaut, die hauptsächlich von örtlichen Händlern und Landwirten genutzt und dann im Zuge der Renovierungsarbeiten am Rathaus abgerissen wurde. 1983, mit dem Umzug der Gemeindeverwaltung in das gegenüberliegende neue Rathaus endete die 245-jährige ursprüngliche Zweckbestimmung des Gebäudes; aus dem alten Rathaus wurde das Historische Rathaus - Museum für Ortsgeschichte. Ab Januar 2007 sind auf Wunsch wieder standesamtliche Trauungen, jetzt aber in einem anderen Ambiente als früher, möglich.
Entstehung des Museums für Ortsgeschichte
Sonntag, 9. November 1980, 10.30 Uhr, im damaligen Rathaus, Oggersheimer Str. 13, Zimmer 1: Neun in Mutterstadt wohnende Mitglieder des Hauptvereins des Historischen Vereins der Pfalz und ein Vertreter der Gemeindeverwaltung treffen sich mit dem Ziel, in Mutterstadt eine eigenständige Ortsgruppe zu gründen. Aktueller Anlass dafür ist die im Oktober 1980 erfolgte Grundsteinlegung für ein neues Rathaus. Der an der Ortsgeschichte interessierte Personenkreis sieht hier die realistische Chance, als neugegründete Ortsgruppe das freiwerdende Rathaus umzuwandeln in ein Museum, in ein repräsentatives Gebäude mit einer Dokumentation der Zeit- und Ortsgeschichte von Mutterstadt, also kein Heimatmuseum der üblichen Art. Dieser Gedanke kann dann in den Folgejahren in die Tat umgesetzt werden. Das von den Gemeindebediensteten 1983 geräumte Gebäude wurde in einer ungewöhnlichen Konzeption in den Jahren 1988 bis 1990 saniert und der heutigen Nutzung zugeführt. Die endgültige Gesamtkonzeption wurde vom Historischen Verein am 29.5.1986 in einer elfseitigen Dokumentation vorgestellt, wesentlich verfasst von dem damaligen Vereinsvorsitzenden Herbert Metzger (geb.1940) und seinem Stellvertreter Wilhelm Heil (1921-2015); die Leiter der einzelnen Arbeitskreise steuerten Detailüberlegungen aus ihren Wissensgebieten dazu bei. Für die Planungsarbeiten wurde der Mutterstadter Architekt Rainer Defren beauftragt. Im Mai 1988 wurde dann die Kunsthistorikern Ingrid Bürgy von der Verwaltung befristet auf zwei Jahre eingestellt und mit der wissenschaftlichen Ausarbeitung der Text- und Bildtafeln so - wie der Exponat-Präsentation beauftragt. 1990, also zehn Jahre nach der Vereinsgründung, war es dann soweit: Am 24. August 1990 wurde das mit einem Kostenaufwand von 1.484.000 DM sanierte, renovierte und neu eingerichtete bisherige alte Rathaus in seiner neuen Funktion als Historisches Rathaus - Museum für Ortsgeschichte eingeweiht.
Ausstattung des Museums für Ortsgeschichte
In der Dauerausstellung im EG wird anhand eines Zeitpfeildisplays, ein in 2 Meter Höhe hinterleuchtetes Band von fünfundzwanzig Meter Länge und 60 Zentimeter Breite, in drei untereinander laufenden Tafeln die Welt-, Regional- und Ortsgeschichte von der Steinzeit bis 1989 synchron in Text und Bild gezeigt. Auf die übliche Präsentation von Gebrauchsgegenständen wurde bewusst verzichtet. Einige wenige ausgewählte Fundstücke aus der Vor- und Frühgeschichte und aus der Römerzeit, hier insbesondere im „Römerraum“, werden in Vitrinen gezeigt. Dazu kommen Schautafeln für Baugeschichte, Handwerk und Landwirtschaft, Vereins- und Verbandsgeschichte, Familienforschung, Religionsgemeinschaften sowie Brauchtum, ergänzt durch Karten, Fotos, Ortspläne und Urkunden. Zwei Nebenräume stehen der Ortsgruppe für Sitzungen, Archiv, Bibliothek, Familienforschung zur Verfügung. Im OG ist der große Saal für Wechselausstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge. Gleichzeitig dient er der Gemeinde als Repräsentationsraum z.B. für Empfänge und Ehrungen. Ein Nebenraum kann bei Bedarf mit einbezogen werden. Ein Blickfang am Ende der Treppe zum OG ist eine große Steinstele mit den 59 Namen und Amtszeiten der Schultheiße und Bürgermeister von 1277 bis 2023. Die Einweihung über die Kerwe 1990 wurde zu einem der größten, attraktivsten und fröhlichsten Veranstaltungen Mutterstadts überhaupt. Das viertägige Dorffest rund um das alte und neue Rathaus mit der offiziellen Eröffnung, der Veranstaltung Lebendiger Marktplatz mit früheren Handwerksberufen, der Sonderprägung der Medaille „Historisches Rathaus 1990/2000 Jahre römische Siedlung“, dem historischen Gerichtstag mit Szenen aus Mutterstadts Vergangenheit sowie dem üblichen Kerwe-Programm versetzten den ganzen Ort in Festtagsstimmung.
Sanierung im Jahre 2017
Schäden am Fachwerk, den Gefachen sowie am Putz mussten beseitigt werden. Im Zuge dessen wurde der Blitzschutz instandgesetzt und ein Fallrohr ausgetauscht. Dazu kam der Austausch von zwei Fenstern im Obergeschoss, die jetzt als zweiter Rettungsweg genutzt werden können. „Gobi 18“ lautet der Farbcode, in dem die Fenster und die Fassade des historischen Rathauses in Mutterstadt gestrichen sind - das ist ein Beige-Ton. Und die Klappläden sind in „Ral 5024“ gehalten, einem Pastellblau. Die Farben wurden an die frühere Farbgebung angelehnt. Ein besonderer Farbtupfer ist nun die bisher nicht mehr sichtbare Jahreszahl 1738, die als Baujahr des Gebäudes in seinem jetzigen Zustand gilt. Sie ist an der südöstlichen Fachwerkecke unter dem Walmdach farblich hervorgehoben. Die Sanierung hat rund 32.000 Euro gekostet, die die Gemeinde übernimmt. Ihr gehört das Gebäude. Hauptnutzer ist der Historische Verein. „Mit unserem historischen Rathaus erstrahlt jetzt eines unserer wenigen noch existenten Fachwerk-Kleinodien, die es alle zu erhalten gilt, wieder in neuem Glanz“, sagt Mutterstadts Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD). „Damit ist ein weiterer wichtiger Baustein der Mutterstadter Ortskernsanierung fertiggestellt.“
Kulturdenkmal
Das Historische Rathaus von Mutterstadt wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Pfalz-Kreis geführt (Stand 2024). Der Eintrag lautet:
„Oggersheimer Straße 13
ehem. Rathaus und Betsaal, Walmdachbau, tlw. Fachwerk, Dachreiter, 1738, Umbau 1822, Arch. Johann Philipp Mattlener, Speyer; ortsbildprägend; Wappenstein bez. 1568“.
(Zusammengestellt von Michael Ceranski, Historischer Verein der Pfalz e.V. Ortsgruppe Mutterstadt, 2024)
Quellen
- Mutterstadt - Historisches Rathaus im neuen Glanz (Artikel in der Rheinpfalz vom 12.12.2019)
Internet
de.wikipedia.org: Altes Rathaus (Mutterstadt) (abgerufen 05.11.2024)
www.museumsportal-rlp.de: Museum für Ortsgeschichte Mutterstadt (abgerufen 05.11.2024)
kulturland.rlp.de: Museum für Ortsgeschichte im historischen Rathaus Mutterstadt (abgerufen 05.11.2024)
museen.de: Museum für Ortsgeschichte (abgerufen 05.11.2024)