In der Jugendstilstadt Traben-Trarbach erhebt sich auf der Trarbacher Seite des Flusses ein Bergrücken mit der Ruine der „Grevenburg“. An ihrer sonnigen Flanke findet man die Reben im Steilhang der Weinberglage Trarbacher Schloßberg. Die Nordseite wird von Wald bedeckt.
Die Weinberglage wurde früher nur durch eine Römerstraße, die „Alte Straße“, erschlossen. Sie war einmal die viel genutzte Verbindung in den Hunsrück und wurde an einigen Stellen mit beidseitigen Mauern wie ein Hohlweg ausgebaut. Fels und Schiefermauern -teilweise in beeindruckenden Spannbögen- bieten so mit einer sonnigen und einer schattigen Seite ganz unterschiedliche Lebensräume. Auch während einer Flurbereinigung blieb der alte Verbindungsweg mit seinem ursprünglichen Charakter erhalten. Die angrenzenden Weinberge und Obstwiesen, Weinbergbrachen und Übergänge zum Wald erweitern die Vielfalt an Landschaftselementen.
Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Der Ort Trarbach erstreckt sich weit in seine Seitentäler Richtung Hunsrück. Das Kautenbachtal führt zu der circa drei Kilometer von der Moselfront entfernten Thermalquelle Bad Wildstein. Der kleinere Schottbach bildet das zweite Seitental. Auf dem niedrigen Bergrücken zwischen den Bachtälern wurde die evangelische Kirche mit angrenzendem Friedhof erbaut.
Am Gleithang der Mosel liegt Traben und auf der gegenüberliegenden Seite am Prallhang befindet sich Trarbach. Der Trarbacher Schloßberg zeigt Richtung Mosel seine nördliche, bewaldete Seite. Richtung Süden zum Schottbach zwischen Ort und Burgruine sieht man schon von weitem die steilen Weinberge.
Mit Fuhrwerken ging es über die „Alte Straße“ durch die Weinberge zur Burg, vorbei an den Trockenmauern und Felsen. Auf dem felsigen Untergrund sind noch Spuren der Kuhgespanne zu sehen, die sich mit ihren eisenbeschlagenen Karrenrädern tief eingruben. Die beeindruckenden Spannbögen im Trarbacher Schloßberg sind vor gut 150 Jahren entstanden. Die vorhandenen Felsen wurden mit diesen Entlastungsbögen überspannt und darüber Trockenmauern errichtet. Nun konnten die Winzer hinter den Mauern und über dem Fels die Bodenauflage deutlich erhöhen und neue Weinbergsfläche gewinnen.
Für das anfallende Hang- und Regenwasser wurde längsseitig eine Wasserrinne aus dem Felsenfuß geschlagen. Bergseitig finden sich hier heute noch querlaufende Rillen, die ein zu schnelles „Runterstürzen“ des Wassers bei starken Regenfällen verhindern sollen oder sollten. Dort bilden sich noch heute kleine Wasserpfützen, die der Tierwelt als wertvolles Wasserreservoir im sonst trockenen Weinberg dienen.
Der Trarbacher Schloßberg liegt im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet Schweich bis Koblenz“. Die Felsengebüsche und trockenen Hang- und Felswälder unterhalb der Grevenburg sind als gesetzlich geschützten Biotope ausgewiesen.
Entstehung/Geologie
Die Schieferfelsen im Trarbacher Schloßberg sind vor circa 400 Millionen Jahren in der Devonzeit entstanden. Kilometerdicke Schichten von Sedimenten wurden seinerzeit in einem großen Flachmeer abgelagert. Je mächtiger diese Sedimente wurden, desto kompakter und härter wurden sie. Durch hohe Temperaturen, Druck und tektonische Bewegungen entstand so der Schiefer. Hier im Trarbacher Schloßberg zeigt sich sehr schön, dass sich Schiefer in dünne Platten zerlegen lässt. Auch die Auffaltung des ehemaligen Meeresbodens zum Rheinischen Schiefergebirge hin ist hier sehr gut zu erkennen.
Die Trockenmauern im Schloßberg wurden aus Schieferbruchsteinen gesetzt. Sie zeigen viele verschiedene Farbtöne, während der „gewachsene Fels“ vorwiegend grau erscheint. Die abweichenden Farben des Schiefers hängen mit der chemischen Verwitterung der unterschiedlichen Mineralien zusammen, die im Gestein vorhanden sind. Die dunkelgraue Farbe entsteht durch fein verteilte kohlig-teerhaltige Substanzen und Pyrit, einem Eisenmineral. Hellgrauer Schiefer entsteht durch die Oxidation an der Luft. Durch den Sauerstoff hellt sich die kohlenhaltige Substanz auf. Eingelagerte Eisenminerale oxidieren ebenfalls. Je nach Einlagerungsgrad nehmen sie gelbe, braune und rötliche Töne an.
Klima
Die Steillagen des „Trarbacher Schloßbergs“ werden durch die Südostausrichtung der Weinberge von der vollen Sonne verwöhnt. Der Wald auf dem „Schloßberg“ hält die vom Hunsrück kommende kalte Luft weitestgehend ab. Bei Gewittern, die in aller Regel aus Westen kommen, hilft jedoch die kühlere Luft aus dem Seitental, Hagelereignisse von Trarbach und oft auch Traben fernzuhalten. Die Gewitter ziehen dann von Kröv direkt Richtung Reil weiter.
Die Besonderheit des Hohlwegs im „Schloßberg“ ist, dass er immer auch eine schattige (und damit feuchtere) Seite zu bieten hat. Genau wie der Schlossberg als ganzer Berg die Vielfalt an Lebensräumen durch eine sonnige und eine schattige Seite erlangt.
Flora
Der Hohlweg begünstigt eine sehr abwechslungsreiche Pflanzenvielfalt: Auf der schattigen Mauerseite wachsen Farne, (z.B. Schwarz- und Braunstieliger Streifenfarn, Tüpfelfarn) Moose, Flechten und Schöllkraut. Auf der sonnigen Seite gibt es u.a. Mauer-Zimbelkraut, Hängepolster-Glockenblume, Weißer und Scharfer Mauerpfeffer. Besonders schön anzusehen ist ein regelrechter „Mauerpfeffer-Teppich“ im oberen Bereich des Hohlweges. Auf den Felsen sieht man im Frühling den Goldlack blühen.
In den Weinberg-Randlagen und dem „Brandweg“ wachsen Gewöhnlicher Natternkopf, Ehrenpreis, Wingert-Salat (Feldsalat), Schneeglöckchen, Tüpfelfarn, Behaartes Schaumkraut, Taubnessel, diverse Storchschnabel-Arten, Mehlige Königskerze, Wald-Erdbeere, Wilde Möhre, Schafgarbe, Roter Fingerhut und verschiedene Wolfsmilch-Gewächse.
Im oberen Abschnitt des Weges direkt unterhalb der Burg auf den Geröll- oder Schutthalden findet man die stinkende Nieswurz. Der Name kommt vom unangenehmen Geruch der Blätter. Die stinkende Nieswurz blüht vom Spätwinter bis zum zeitigen Frühjahr und ist so eine beliebte Nektarpflanze für die allerersten Hummeln und Wildbienen. Eine botanische Besonderheit der Nieswurz ist ihre „eingebaute Heizung“: Sie kann die Temperatur in ihren Blüten auf 6° über der Umgebungstemperatur erhöhen und so auch bei niedrigen Temperaturen Hummeln anlocken.
Auf den Felsen bei der Grevenburg finden sich Wimpernperlgras und aufgeblasenes Leimkraut. Auch die Felsenfetthenne gedeiht hier. In den angrenzenden Trockengebüschen wachsen z.B. die Mehlbeere, Felsenkirsche oder Wildbirnen.
Fauna
Die Mauereidechse nutzt die großen Mauern zum Sonnen und Verstecken. Ihre Beute findet sie im Krautsaum am Fuß der Mauer. Selbst wird sie zur Beute von Schlingnatter und Ringelnatter.
Am Wasserablauf im Hohlweg tummeln sich zahlreiche Insekten (z.B. Blauflügelige Ödlandschrecke, Blaue Holzbiene, Rote Schmuck-Wanze), darunter viele Schmetterlingsarten (z.B. Schachbrettfalter, Zitronenfalter, Aurorafalter, Admiral, Tagpfauenauge), Weinbergschnecken, Kellerasseln und Tausendfüßer, die sich über das zusätzliche Wasserangebot freuen.
In den mit Hecken bewachsenen Weinbergsbrachen und am Waldrand finden viele Vögel Nistmöglichkeiten, z.B. Kohlmeise, Schwanzmeise und Blaumeise, Distelfink und Buchfink, Amsel, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Gimpel und Sperling. Turmfalke und Mäusebussard jagen in den Weinbergen und Obstwiesen.
Wein, Kultur, historische Bauten
Unter den Mauern mit den 5 Entlastungsbögen in einer Reihe fällt der 4. Spannbogen ganz besonders auf. Hier ist auf der äußeren Umrandung der alte, aus rotem Sandstein gefertigte Torbogen des alten Moseltors von 1860 befestigt.. Nach dem verheerenden Stadtbrand wurde er in einem Keller wiedergefunden, mit dem Abschlussstein dazu. Zwischen zwei Bögen befinden sich sogar noch die alten „Rutschen“, die zum Abtransport der Trauben „direkt in die Bütt“ verwendet wurden.
Auf dem Kamm des Schloßberges ist von unten zuerst das Kriegerdenkmal von 1875 zu sehen, das auf dem Fundament eines alten Wachturms errichtet wurde. Über in Fels geschlagene Stufen geht es hinauf zur über allem wachenden Ruine der „Grevenburg“. Von diesen strategisch günstigen Punkten hat man einen tollen Rundblick über die Moselschleife und durch das Seitental bis in den Hunsrück hinein.
Die Burgruine „Grevenburg“, wurde von Graf Johann III. von Sponheim 1350 erbaut. Seine Mutter Gräfin Loretta wurde bekannt, als sie als Witwe den Erzbischof Balduin von Trier entführte, um das Erbrecht für ihren Sohn zu erhalten. 300 Jahre schützte die alte Burg die Umgebung, da sie mit den damaligen Geschützen von unten nicht zu erreichen war. Ab dem 17. Jahrhundert wurde sie immer wieder belagert (Franzosen, Spanier, Hessen, Holländer) bis sie im Juli 1734 von den Franzosen gesprengt wurde.
Die Burg liegt an der Etappe 13 des Moselsteigs. Auf dem Biodiversitäts-Rundweg durch den Leuchtpunkt „Trarbacher Schloßberg“ informieren verschiedene Informationstafeln über die ökologischen und kulturellen Besonderheiten.
(Ulrike Boor, Carsten Neß, Traben-Trarbach, 2024)