Senheimer Weinberge

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Fachsicht(en): Landeskunde, Naturschutz
Gemeinde(n): Mesenich, Senheim (Mosel)
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 05′ 19,12″ N: 7° 12′ 45,78″ O 50,08864°N: 7,21272°O
Koordinate UTM 32.372.149,85 m: 5.550.016,35 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.586.829,39 m: 5.550.973,24 m
  • Video Leuchtpunkt Senheimer Weinberge

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    Leuchtpunkt Senheimer Weinberge

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    Urkunde Leuchtpunkt Senheimer Weinberge

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    Traubenhyazinthe

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    Wilder Majoran

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    Falter in den Senheimer Weinbergen

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    Gottesanbeterin

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    Wiesenbocksbart

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Dass Steillagen-Weinbau die charakteristische Flora und Fauna der Moselweinberge fördert, zeigt sich in den „Bunten Weinbergen“ oberhalb des Ortes Senheim. Vielfältige Aktivitäten dort wirtschaftender Weinbaubetriebe sorgen für Blütenvielfalt und reges Leben in den Rebflächen und den umliegenden Bereichen.
In den oberhalb der Ortslage Senheim steil aufragenden Weinbergen tut sich einiges zur Förderung der Biologischen Vielfalt: bunte Rebzeilenbegrünungen, blühende Säume entlang der Wege, Schafsbeweidung zwischen Reben und in Weinbergsbrachen, lebendiges Weinfass, Insektenhotel, Steinriegel, Totholzstapel. In den zur Sonne ausgerichteten Weinbergshängen finden so viele wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten Lebensräume inmitten der Rebflächen. Das erfordert aber auch ein besonderes Engagement der Weinbautreibenden. Denn die Senheimer Bunten Weinberge bedeuten jede Menge zusätzliche Arbeit.

Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Senheim liegt im sogenannten „Moselkrampen“, einer ausgeprägten Flussbiegung zwischen Bremm und der Cochemer Hebungszone. Das Dorf ist eingebettet in einem Taleinschnitt auf der Prallhangseite und überblickt den gegenüberliegenden Gleithang mit den „Römergräbern“. Die Ortslage Senheim liegt etwas oberhalb der Mosel zwischen fast 400 m hohen Erhebungen. Die Mosel selbst befindet sich auf einem Höhenniveau von ca. 90 m.
Die wichtigsten Weinbergslagen sind die Senheimer Lay und der Senheimer Wahrsager. Die Rebflächen liegen teilweise in Steilstlage mit bis zu 75% Hangneigung. Im vorderen Bereich der Senheimer Lay ist noch die historische Weinbergsanlage zu sehen, wenn leider derzeit nicht mehr vollständig bewirtschaftet. Hier sind auch noch alte Trockenmauern und Felsstrukturen in den Weinbergen vorhanden. Entlang des Höhenweges von Senheim nach Mesenich liegen mächtige Schieferwände.
Die Senheimer Weinberge liegen im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet Schweich bis Koblenz“. Die wärmeliebenden Eichenwälder und Felsen oberhalb der Rebflächen sind als gesetzlich geschützte Biotope ausgewiesen und stehen im Vogelschutzgebiet „Mittel- und Untermosel“ unter Naturschutz. Benachbart finden sich weitere Leuchtpunkte der Artenvielfalt: „Mesenicher Steinreichskäpp“ und „Neefer Petersberg“.

Entstehung/Geologie
Die oberhalb der Senheimer Weinberge hervortretende Felsformation markiert den Endpunkt einer unterdevonischen Schieferader, die vom Westerwald kommend die Hunsrückseite der Mosel durchläuft. Sie bildet nur an sehr wenigen Stellen des Moseltals das maßgebliche Ausgangsgestein: z.B. in
Winningen (Laubach-Schichten), Kobern-Gondorf, Hatzenport, Beilstein oder in Senheim. Wir sprechen hier von sogenannten devonischen kalkhaltigen Sandsteinen, Silt und Tonschiefer. Aufgrund des Kalkgehaltes des grauen Schiefers haben die Böden einen nahezu neutralen pH-Wert; eine Seltenheit an der Mosel.
Durch umfangreiche Planierungsmaßnahmen während der Flurbereinigung Ende 70er Jahre wurden die gewachsenen Bodenstrukturen nachhaltig verändert. Teils wurden auch Felsköpfe überplaniert. An diesen Stellen ist der Bodenhorizont recht geringmächtig.
Senheim ist eingebettet zwischen zwei der höchsten Erhebungen rundum. Dies führt häufig dazu, dass bei den üblichen West-Wetterlagen der Regen quasi auf der anderen Moselseite fällt, die Senheimer Hänge selbst jedoch trocken bleiben. Da die Senheimer Weinberge eine Art Lehm-Sperrschicht haben, sind diese Lagen dennoch weniger durch Trockenstress gefährdet, als die umliegender Gemeinden. Lediglich bei geringmächtiger Bodenauflage über anstehendem felsigem Untergrund kann in sehr trockenen Sommermonaten und vor allem in jüngeren Weinbergen die Trockenheit den Reben doch erheblich zusetzen.
Aufgrund der Lage des nach Westen hin offenen Einschnitt eines Seitentals und den davor liegenden recht geraden Moselverlauf weht hier oft ein angenehmer Wind, der im höheren Bereich der Senheimer Lay auch intensiver werden kann. Die Thermik aufgrund dieser Talstruktur wird gerne von den Kranichen während ihres Fluges genutzt. Sie kreisen hier über Senheim um Höhe zu gewinnen.

Flora
Entlang des Höhenweges von Senheim nach Mesenich liegen mächtige Schieferwände mit der dafür klassischen Begleitflora von Wimpernperlgras, Karthäusernelke, Zypressen-Wolfsmilch, Blauem Lattich und der seltenen Labkraut-Sommerwurz. Ähnliche Arten findet man zum Teil auch entlang der Trockenmauern.
Viele der Weinbergsparzellen sind durch eine vielfältige Rebzeilenbegrünung geprägt: Teppiche von Walderdbeeren oder Weißem Mauerpfeffer, Streifen von Scharfem Mauerpfeffer, Echter Weinbergslauch, Traubenhyazinthe, Doldiger Milchstern, Nachtkerze und Königskerze, Wilder Majoran, Natternkopf, auch mal Erdrauch oder Tausendgüldenkraut zeugen von über zwei Jahrzehnte gewährter Spontanbegrünung. Da ist im April auch schon einmal gelbes Landunter, weil der Färberwaid sich einer Parzelle bemächtigt. Oder imposante Exemplare der Königskerze ragen zwischen den Reben hervor. In den letzten Jahren sind auch verstärkt Pflanzenarten wie die Wilde Karde, Odermennig, Wiesenbocksbart und Flockenblumen zu sehen.
In den direktzugfähigen Rebflächen werden häufig artenreiche Begrünungsmischungen eingebracht, die neben der Förderung der Bodenfruchtbarkeit auch das Bodenleben aktiv fördern. Durch den andauernden Blühaspekt der Pflanzen dienen diese Bereiche zudem den Insekten als Nahrungshabitat.
Oberhalb der Weinberge grenzen Gehölzbestände wärmeliebender Gebüsche und Wälder an den Weinberg, u.a. mit Französichem Ahorn, Elsbeere, Mehlbeere, Wacholder, Seidelbast, Astlose Graslilie oder Weiße Waldhyazinthe. Diese lassen sich entlang des Goldlay- oder des Kreuzlay-Steiges entdecken.

Fauna
Die Blau- und die stark gefährdete Rotflügelige Ödlandschrecke treten hier nebeneinander auf. Weitere Heuschreckenarten sind das Großes Heupferd und die Rebensattelschrecke. Gelegentlich lässt sich auch eine Gottesanbeterin im Weinberg beobachten, die zoologisch den Fangschrecken zugeordnet ist.
Mit Segelfalter und Schwalbenschwanz leben in den Senheimer Weinbergen zwei der drei Ritterfalter. Der dritte im Bund, der Mosel-Apollofalter konnte hier bislang noch nicht gesichtet werden. Weißer Mauerpfeffer als Nahrungspflanze der Raupen wäre ausreichend vorhanden, der Flockenblumen-Bestand als Nektarquelle für die Falter soll noch weiter ausgedehnt werden. Ob das für den vom Aussterben bedrohten Mosel-Apollo reichen wird, muss die Zukunft zeigen. Daneben treten aber viele andere Schmetterlingsarten auf, u.a. Spanische Flagge, Kaisermantel oder Schillerfalter.
Von den Reptilien sind Mauereidechse, Ringel- sowie Schlingnatter nachgewiesen. Das Vorkommen der Smaragdeidechse ist zumindest denkbar, da sie bereits im benachbarten Mesenich vorkommt.
Mehrere Turmfalken, mindestens ein oft auch zwei Rotmilan-Paare, sowie gelegentlich Mäusebussarde lassen sich über den Senheimer Weinbergen beobachten. Daneben sieht man im Weinberg gelegentlich den Grünspecht. Am Ortsrand wurde mutmaßlich eine Zippammer gesehen, ein vom Aussterben bedrohter Charaktervogel der Moselweinberge. Im Dorf sind im Sommer diverse Schwalbennester besiedelt. Im Naturschutzgebiet Taubengrün, aber auch im Senheimer Hafen lässt sich mit Glück der Eisvogel bewundern.

Wein, Kultur, historische Bauten
Die wichtigsten Weinbergslagen sind die Senheimer Lay und der Senheimer Wahrsager. Ein kleiner „Knick“ im Hang grenzt die beiden Bereiche ab. Die Lagen sind nach Süd-Süd-West bis Süd-Süd-Ost exponiert. Aufgrund der etwas höheren Lage reifen die Trauben im Wahrsager (Seitental) etwas langsamer als in der moselzugewandten Lay. Auch wenn das Gestein nahezu gleich aussieht, unterscheiden sich die Weine beider Lagen bei geringen Erträgen sensorisch deutlich.
Die Regulierung der Weinbergsbegrünung in der Steil- und Steilstlage ist sehr arbeitsintensiv. Deswegen ist jüngst mit der Beweidung einzelner Rebflächen mit Ouessant-Schafen begonnen worden. Mit einem gezielten Beweidungsmanagement sollen einerseits Kräuter und Wiesenblumen während der Blühperiode geschont und deren Aussamung gefördert werden. Anderseits sind natürlich die Trauben während der Reifezeit vor Verbiss zu schützen. Stehen die Schafe nicht zwischen den Reben, beweiden sie Weinbergsbrachen und halten diese vor zu starker Verbuschung offen. Oder sie können sich auf den Moselwiesen dem zarteren Grün widmen.
Lebensraumhilfen und -strukturen leisten einen Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt. Die Senheimer Bunten Weinberge ziert ein zum Lebensraumelement umgebautes Weinfass und verdeutlicht damit das enge Zusammenwirken von Steillagen-Weinbau und Artenvielfalt in den Moselweinbergen. Steinriegel, Totholzlager oder Insektenhotel bieten weitere Lebensraumstrukturen, die gemeinsam von den Weinbaubetrieben, teils zusammen mit der Jugend im Dorf, angelegt wurden und noch werden. Einzelne Weinbergsparzellen waren Versuchsflächen beim Projekt „Steillage schafft Vielfalt - das Moselprojekt“ des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e.V..
Auf einem kleinen Rundweg informieren neu errichtete Schautafeln über die biologische Vielfalt der Senheimer Bunten Weinberge und die dazu notwendigen Aktivitäten durch einen rücksichtvollen Weinbau. Er verläuft zum Teil parallel zum bestehenden Weinlehrpfad. Den Leuchtpunkt durchläuft man auch auf der Etappe 17 des Moselsteigs.

(Stefanie Vornhecke, Carsten Neß, Senheim, 2024)

Senheimer Weinberge

Schlagwörter
Ort
56820 Senheim
Fachsicht(en)
Landeskunde, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Stefanie Vornhecke, Carsten Neß: „Senheimer Weinberge”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355591 (Abgerufen: 30. April 2025)
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