Protestantische Friedenskirche Römerberg-Mechtersheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Römerberg
Kreis(e): Rhein-Pfalz-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 15′ 55,48″ N: 8° 23′ 52,78″ O 49,26541°N: 8,39799°O
Koordinate UTM 32.456.202,34 m: 5.457.135,22 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.456.260,21 m: 5.458.879,16 m
Während des Bombenangriffs auf Mechtersheim in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 wurde auch die alte protestantische Kirche von 1879 zerstört. Von 1949 bis 1952 errichtete die evangelische Gemeinde in Mechtersheim mit den in der Nachkriegszeit oft begrenzten Mitteln und großer Einsatz- und Spendenbereitschaft ihr neues Gotteshaus. Diese Kirche ist dem Frieden gewidmet.

Die Vorgeschichte
Der Bau der Kirche
Das Gotteshaus, ein Opfer der Flammen
Eine neue Kirche
Kulturdenkmal
Internet


Die Vorgeschichte
Bereits 1570 war Mechtersheim durch die kurfürstliche Kirchenverwaltung zur eigenständigen reformierten Pfarrei und ein „Prädikant“, ein Prediger des neuen Glaubens, wirkte für Heiligenstein und Mechtersheim. Zugleich wurde damals bereits gefordert, „dass eine Kirch zu Mechtersheim nach Nothdurft zu stellen sei.“ Dass dies allerdings noch drei Jahrhunderte dauern sollte, damit hatte wohl keiner gerechnet. Die nach dem Dreißigjährigen Krieg zum Wiederaufbau des Mechtersheimer Hofguts im Jahr 1652 angesiedelten holländischen Kolonisten, denen Mechtersheim den Beinamen Klein-Holland verdankt, bekannten sich zum reformierten Glauben.

In alten Dokumenten ist eine Kapelle in Mechtersheim, wohl aus vor reformatorischer Zeit, bezeugt, die jedoch im 17. Jahrhundert wegen Baufälligkeit durch Alter und Kriegsschäden nicht mehr genutzt werden konnte. Das kleine Dorf war 1674 „ (...) ganz ruiniert, die Häuser in Asche gelegt (...) die Weingärten verdorben, das Feld ganz durchgraben, verwüstet und verderbt worden“. 1818, nach der Union des lutherischen und reformiert-calvinistischen Bekenntnisses in der Pfalz wurde am 29. November 1820 die protestantische Pfarrei Mechtersheim gegründet. Der Gottesdienst fand zunächst in einem angemieteten Gasthauszimmer („obere Stube des Wirtshauses Zum Hirsch“ - Hauptstraße) statt.

Im Jahr 1845, nachdem im Jahr zuvor die ehemalige zum Wohnhaus umgebaute Zehntscheune (heutige Holzgasse) als Pfarrhaus gekauft wurde, trat Friedrich Hessig als erster eigenständiger Pfarrer in Mechtersheim seinen Dienst an. Die Gottesdienste fanden inzwischen in einem simultan von Katholiken und Protestanten genutzten Betsaal des 1827 errichteten Schul- und Gemeindehauses (heute Feuerwehrhaus) statt.
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Der Bau der Kirche
Bereits in der Zeit der französischen Verwaltung 1804-1814 wurde der Bau einer Simultankirche für Reformierte, Lutheraner und Katholiken überlegt, was jedoch durch die Kriegswirren und durch die fehlenden Mittel nicht realisiert wurde. Ab 1846 bestanden Bestrebungen für eine eigene protestantische Kirche. Doch es fehlte das Geld. Im selben Jahr wurde eine Kollekte in allen protestantischen Gemeinden der Pfalz und Bayerns für den Kirchenbau in Mechtersheim genehmigt, die 5587 Gulden und 50 Kreuzer einbrachte. Erst 1864 wurde ein entsprechendes Grundstück in der Schwegenheimer Straße erworben. Im Herbst 1877 konnte mit dem Bau begonnen werden. Unter der Leitung des Speyerer Architekten Heinrich Jester entstand eine Kirche „im gothischen Styl entworfen und herrlich ausgeführt“. Schließlich konnte das neue Gotteshaus am 24. November 1879 eingeweiht werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 67.700 Mark.

Das Gotteshaus, ein Opfer der Flammen
Während des Bombenangriffs auf Mechtersheim in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 wurde auch die protestantische Kirche zerstört. Es handelte sich nicht um einen direkten Treffer, vielmehr geriet sie wahrscheinlich durch Funkenflug in Brand. Der Innenraum brannte aus, schließlich erschien auch der Glockenturm wie eine brennende Fackel, die zusammenbrechende Turmhaube stürzte ins Kirchenschiff. Der protestantische Pfarrer Imo Schäfer erfuhr erst später in der Ferne von dem Unglück, er befand sich als Sanitäter im Kriegseinsatz an der Ostfront. Die Augenzeugin Maria Anna Löffler, die später in Barcelona (Spanien) lebte, schilderte aus der Erinnerung:
„Der Turm der evangelischen Kirche brannte lichterloh. Den Schlüssel hatte der Kirchendiener vorsichtshalber zum Bauern Bohlender neben der Kirche gebracht, aber die hatte es selbst schwer getroffen, keiner hatte Zeit nach der Kirche zu sehen. So konnte sich der Brand ungehindert ausbreiten. Die Wirtschaft zum Pfälzer Hof in der Schwegenheimer Straße gab es nicht mehr. Die evangelische Kirche war eine gespenstische Ruine.“

Von der evangelischen Kirche standen am Ende nur noch der Stumpf des Turms und die gemauerten Außenwände. Der Dachstuhl war ein Opfer der Flammen geworden. Der Kirchengemeinde war vom ursprünglichen Glockengeläut im Rahmen der durchgeführten Metallschmelze zu Munitionszwecken im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben. Die kleinste der drei Bronzeglocken aus dem Jahr 1879 hing nun in dem einsturzgefährdeten Kirchturm. Mit seinen Helfern konnte Karl Schehlmann diese Glocke aus dem Turm bergen. Von einem provisorischen Holzgerüst im ausgebrannten Kirchenschiff aus rief sie die Gläubigen nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin zum Gottesdienst. Der Mechtersheimer Pfarrer Imo Schäfer sandte, von der Zerstörung der Kirche tief getroffen, von der Ostfront, an der er als Sanitäter diente, seiner „lieben Mechtersheimer Gemeinde“ zwei Briefe mit Gedichten (siehe Verlinkung in der Mediengalerie).
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Eine neue Kirche
Von 1949 bis 1952 errichtete die evangelische Gemeinde in Mechtersheim mit den in der Nachkriegszeit oft begrenzten Mitteln und großer Einsatz- und Spendenbereitschaft ihr neues Gotteshaus. Im Begleitbrief von 1995 zu ihrem Bericht über die erlebte Kriegszeit schreibt die nach Spanien ausgewanderte Mechtersheimerin Löffler: „Europa hat sich seitdem zu seinem Vorteil entwickelt, so dass sich die Jugend diese Zeit nur noch schwer vorstellen kann. Man sollte es aber wissen, um zu vermeiden, dass sich ähnliches wiederholt.“

Die erhalten gebliebene Glocke wurde im Oktober 1995 von Karl Schehlmann und Karl Hufft wieder neu unter dem Turm im Eingangsbereich der Kirche installiert. Sie wird manchmal bei besonderen Gedenkgottesdiensten per Hand geläutet.

Kulturdenkmal
Die protestantische Kirche Mechtersheim wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Pfalz-Kreis geführt (Stand 2024). Der Eintrag lautet:
„Prot. Pfarrkirche Schwegenheimer Straße 3
barockisierender Saalbau, 1877/79, Arch. Heinrich Jester, Speyer“.
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(Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V., 2024)

Internet
www.kulturelleserbe-rlp.de: Lost Places in Römerberg - Neugotische Kirche Mechtersheim (abgerufen 06.03.2025)
www.kulturelleserbe-rlp.de: Kriegsgedichte zur Kirche von Mechtersheim (abgerufen 06.03.2025)
www.evpfalz.de: Die Protestantische Kirchengemeinde in Römerberg (abgerufen 06.03.2025)
de.wikipedia.org: Protestantische Friedenskirche (Mechtersheim) (abgerufen 06.03.2025)
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Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2024)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Pfalz-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Pfalz-Kreis, 22. Jul. 2024. S. 27, Mainz.

Protestantische Friedenskirche Römerberg-Mechtersheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schwegenheimer Straße 3
Ort
67354 Römerberg - Mechtersheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Hartwig Humbert (2024): „Protestantische Friedenskirche Römerberg-Mechtersheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355514 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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