Grabhügelfeld und Großsteingräber in Groß Sterneberg bei Hammah

Großsteingrab Hammah 1

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Hammah
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 38′ 1,88″ N: 9° 22′ 20,08″ O 53,63386°N: 9,37224°O
Koordinate UTM 32.524.614,00 m: 5.942.849,88 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.524.694,18 m: 5.944.787,63 m
  • Großsteingrab Hammah 1 (2024)

    Großsteingrab Hammah 1 (2024)

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    Claus Weber / CC BY-SA 4.0
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Nordöstlich von Hammah erstreckt sich auf einer lang ovalen, sandigen Erhebung ein Ensemble von jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Grabanlagen. Dokumentiert sind mindestens 22 Grabhügel, die teilweise Großsteingräber enthielten. Von weiteren, unerkannten Grabanlagen muss ausgegangen werden.

Der Ort Hammah selbst liegt am nordöstlichen Rand der Geestkante, die in vorgeschichtlicher Zeit intensiv besiedelt und genutzt war. Die Grabanlagen befinden sich in rund 400 Metern Entfernung von der Geestkante. Zwischen Geest und der Sandinsel mit den Grabanlagen erstreckt sich eine Rinne, die bis zu vier Metern tief ist.
Die Sandinsel hat eine Länge von rund 1,2 Kilometern parallel zur heutigen Groß Sterneberger Straße. Das Gelände war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vom Kehdinger Moor bedeckt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Moorbildung vor mehr als 7.000 Jahren begann. Um 750 v. Chr. war die Sandinsel vom Moor umgeben, die Grabanlagen waren noch sichtbar. In der Folgezeit dehnte sich durch ansteigenden Meeresspiegel das wachsende Hochmoor über den Grabanlagen aus.
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Um 1897 legte man im Bereich der Sandinsel eine Moorkolonie an, aus der das heutige Groß Sterneberg hervorging. Ziel der Ansiedlung war es, das Moor zu entwässern und für eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung herzurichten. Dabei wurden im Jahr 1913 durch das Absinken der Mooroberfläche drei dicht beieinander liegende Findlinge sichtbar. Archäologische Untersuchungen konnten in der Zeit des Ersten Weltkrieges nicht durchgeführt werden. Nach Kriegsende verhinderte Lehrer Wilhelmi aus Groß-Sterneberg, dass einer der Findlinge als Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen verwendet wurde. Es konnte jedoch eine Untersuchung des Provinzialmuseums in Hannover veranlasst werden.
Die ersten Gräber untersuchte 1921 Karl Hermann Jacob-Friesen, weitere wurden 1948 und vor allem 1983 von der Universität Hamburg unter Leitung von Helmut Ziegert erforscht. 2011 fanden geomagnetische Untersuchungen statt, die Hinweise auf noch weitere Grabanlagen und andere Fundstellen ergaben.
Sicher nachgewiesen wurden bislang vier Grabhügel mit Großsteingräbern der Trichterbecherzeit (3.500–2.800 v. Chr.) und 18 Grabhügel, die überwiegend in die Bronzezeit datieren (2. Jahrtausend v. Chr.). Nicht alle dieser Anlagen sind erhalten geblieben.
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Die archäologischen Untersuchungen ergaben, dass in der Trichterbecherzeit die Großsteingräber 1, 9, 12 und 13 angelegt wurden, sicherlich auf trockenem Boden. Dabei erstreckte sich zwischen der Sandinsel und der Geestkante bereits ein flaches Moor. Vermutlich gab es zwischen den Siedlungen auf der Geest und den Grabanlagen einen befestigten Bohlenweg, für dessen Existenz es erste Hinweise gibt. In der Mittleren Bronzezeit (1.500–1.200 v. Chr.) errichtete man die weiteren Grabhügel. In der Jüngeren Bronzezeit (nach 1.000 v. Chr.) räumte man das Großsteingrab 1 aus und belegte es neu mit einer Brandbestattung. Weitere jüngerbronzezeitliche Nachbestattungen sind an anderen Grabhügeln belegt. Eine Nachbestattung im Grabhügel 1 zeigte die Nutzung noch in der Älteren Eisenzeit (um 750 v. Chr.). Danach konnte sich das Hochmoor über die Grabhügel ausbreiten.
In einigen Fällen gab es Pflugspuren unter den bronzezeitlichen Hügelanschüttungen. Mit einem Alter von mehr als 3.200 Jahren gehören sie zu den ältesten Belegen für Ackerbau mit Pflug im Landkreis Stade. Unklar ist, ob es sich um Relikte der Landwirtschaft handelte, die später von den Grabanlagen überdeckt wurden, oder ob sich hier eine rituelle „Reinigung“ der Flächen zeigte, auf denen dann die Grabanlagen angelegt werden sollten.
Die Grabanlagen auf der Sandinsel können grob einer nordwestlichen und einer südöstlichen Gruppe zugewiesen werden. Zur nordwestlichen Gruppe gehört das Großsteingrab Hammah 1, das direkt an der Bahnhofstraße zwischen Hammah und Groß Sterneberg liegt. Im Südwesten des Grabhügelfeldes liegen die Großsteingräber Hammah 2 und 3, die ebenfalls zu besichtigen sind.
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Grabhügel 1 (Großsteingrab Hammah 1)
Die Grabkammer, Nordwest nach Südost ausgerichtet, besteht aus drei Jochen großer und hoher Wandsteine und zwei großen Platten an den Schmalseiten. Die Zwischenräume sind mit kleinen Futtersteinen gefüllt. In der südwestlichen Langseite deutet ein „Futterstein“ auf einen möglichen ehemaligen Zugang. Das Innere misst 4,5 mal 1,7 Meter, die lichte Höhe betrug etwa einen Meter. Der sich über der Kammer erhebende Grabhügel hatte einen Durchmesser von rund 14 mal 17 Metern bei einer erhaltenen Höhe von rund einem Meter.
In der Kammer fanden sich Reste einer Brandbestattung eines jugendlichen Individuums. An Beigaben fanden sich ein Bronzearmring und zwei Gefäße. Die Funde datieren in die Jüngere Bronzezeit (1.000 bis 800 v. Chr.).
In der Hügelanschüttung wurde ein weiteres Gefäß gefunden, dass in die Jüngere Eisenzeit (Latènezeit, 450 v. Chr. bis Zeitenwende) datiert.
Es ist davon auszugehen, dass die Grabkammer und der Grabhügel in der Trichterbecherzeit angelegt worden waren. In der Jüngeren Bronzezeit wurde das Grab geöffnet und die Bestattung beigesetzt. In die Hügelanschüttung wurde eine weitere Nachbestattung in der Älteren Eisenzeit eingefügt.
Das Großsteingrab wurde 1976 von J. Deichmüller restauriert. Nachuntersuchungen fanden 1976 und 1983 statt.
Das Gelände liegt unmittelbar an der Bahnhofstraße, von hier führt ein kurzer Weg zum Großsteingrab. Vor Ort findet sich eine Informationstafel und eine Bank. An der Straße gibt es keine Parkmöglichkeit.
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(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2024)

Hinweis
Das Grabhügelfeld ist geschütztes Bodendenkmal.

Internet
www.wikiwand.com: Großsteingräber bei Hammah (abgerufen 22.8.2024)

Literatur

Jacob-Friesen, Karl Hermann (1924)
Die Steinkammern im Moore von Hammah (Kreis Stade). In: Prähistorische Zeitschrift 15, S. 28-40. o. O.
Nösler, Daniel (Hrsg.) (2013)
Fundsache. Archäologie zwischen Oste und Elbe. S. 44-47, Drochtersen.
Nowatzyk, Gabriele (1986)
Neue Untersuchungen am Steinkammergrab Nr. 1 von Hammah. In: Landkreis Stade (Hrsg.), Landschaftsentwicklung und Besiedlungsgeschichte im Stader Raum. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Die Untersuchungen der Jahre 1983 – 1984 in Hammah und Groß Sterneberg. Beiträge des Landkreises Stade zu regionalen Themen, Bd. 4, S. 34-39. Stade.
Sprockhoff, Ernst (1975)
Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen-Westfalen. S. 21 Kat.Nr. 652 Beilage 5, Bonn.

Grabhügelfeld und Großsteingräber in Groß Sterneberg bei Hammah

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Bahnhofstraße
Ort
21714 Hammah - Groß Sterneberg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Bodendenkmal § 3 Abs. 4 NDSchG Niedersachsen
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn -3500 bis -750

Empfohlene Zitierweise

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Claus Weber: „Grabhügelfeld und Großsteingräber in Groß Sterneberg bei Hammah”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355487 (Abgerufen: 5. Mai 2025)
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