Südwestlich von Ludwigshafen-Oggersheim im Verlauf der Bundestraße 9 erstreckt sich ein langgezogenes, frei zugängliches Areal, das als Standort eines frühmittelalterlichen Dorfes, einer Zollstätte und möglicherweise eine Burgstelle diente.
Geschichte Die ursprüngliche Ansicht, bei dem „Hüttengraben“ handele es sich um eine vorrömische oder römerzeitliche Befestigung, wurde nach archäologischen Untersuchungen 1936 bis 1938 und 1965 bis 1966 verworfen (Vgl. Keddigkeit 2002, S. 442).1965/66 deckte man die Reste eines Dorfes auf, das vom 10/11 bis zum 14. Jahrhundert bestand. In diesem Zusammenhang ergrub man die „Fundamente des Chorschlusses einer frühgotischen (um 1280 datiert) Kapelle“ (Keddigkeit 2002, S. 442). Urkundlich nachgewiesen ist darüber hinaus seit 1323 an dieser Stelle eine Zollhütte. Diese „hutte zu Mittelhank“ genannte Zollstation verkaufte damals Graf Friedrich V. von Leiningen-Dagsburg an die Pfalzgrafschaft. Pfalzgraf Ruprecht I. (*1309 - +1390) verpfändete 1351 diese hütte uff der strasse. Die Einnahmen der Zollstelle waren offensichtlich so bedeutend, dass man den Zoll 1392 für die Wittumsausstattung der Ehefrau des Pfalzgrafen Ruprecht Pipans, Gräfin Elisabeth von Sponheim-Vianden nutzte (Vgl. Keddigkeit 2002, S. 442). Ungeachtet der Tatsache, dass bei den vorerwähnten archäologischen Grabungen und in den Quellen eine Burg nicht nachgewiesen werden konnte, wird gleichwohl angenommen, der Hüttengraben sei mit einer Burgstelle identisch, da eine (einträgliche) Zollstelle des (militärischen) Schutzes bedurfte.
Baubeschreibung „Die Burgstelle ist ein ca. fünf Hektar großes, rechteckiges (ca. 200 x 300 Meter) Areal, das von einem früher etwa neun Meter breiten Sohlegraben umgeben war“ (Keddigkeit 2002, S. 443). Dieser durchschnittlich heute immer noch bis zu zwei Meter tiefe, umlaufende Graben ist ebenso wie ein dahinterliegender Wall (=Aushub des Grabens) gut sichtbar. Lediglich im Norden wurde der Graben teilweise eingeebnet. Da die Bundestraße 9 den Hüttengraben in Nord-Süd-Richtung durchschneidet, ist das Areal im Verlauf dieser vierspurigen Straße nachhaltig gestört. Als Indiz für eine frühe Burg wird der sog. Galgenbuckel, eine künstlichen Erhöhung im mittleren Bereich des Hüttengrabens angeführt. Ein auf „Luftbildern zu erkennender dunkler umlaufender Ring um die Anhöhe wird als Rest einer Umfriedung und die Aufschüttung als Mottenhügel gedeutet“ (Keddigkeit 2002, S. 443). Da die Schriftquellen zum Thema „Burg“ schweigen und archäologische Untersuchungen am „Galgenbuckel“ bisher nicht durchgeführt wurden, „bleibt die Annahme, hier habe sich eine Motte befunden, Spekulation“ (Keddigkeit 2002, S. 443).
(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2024)
Literatur
Janisch, Michaela; Render, Jürgen (1997)
Der Hüttengraben bei Oggersheim - Ein historisches Befestigungswerk. Ludwigshafen.
Kaiser, Karl Werner (1938)
Der Hüttengraben. Ausgrabungen 1936-38. In: Heimatblätter für Ludwigshafen a. Rh. und Umgebung 25, (Nr. 21f.) o. O.
Keddigkeit, Jürgen; Übel, Rolf / Thon, A. (Hrsg.) (2002)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 2. F-H. Kaiserslautern.
Wihr, Rudolf (1935)
Hüttengraben und Rehhütte, zwei Zollstätten auf der alten Landstraße. In: Heimatblätter für Ludwigshafen a. Rh. und Umgebung 22., (Nr. 9-11.) o. O.
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