Gut Harzhof bei Holtsee

Hartzhoff, Hartshof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Holtsee
Kreis(e): Rendsburg-Eckernförde
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 24′ 59,56″ N: 9° 50′ 52,9″ O 54,41654°N: 9,84803°O
Koordinate UTM 32.555.030,72 m: 6.030.199,33 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.555.121,16 m: 6.032.172,59 m
Harzhof ist ein adliges Gut in der Gemeinde Holtsee. Der Hof wird 1724 erstmalig genannt. Im 19. Jahrhundert besaß er die Privilegien eines adligen Gutes. Zum Gut gehörten das Dorf Lehmsiek und Teile von Holtsee. Die heutige Anlage geht auf zahlreiche Umbauten, Neubauten und Abrisse zurück. Sie befindet sich in privatem Besitz.

Geschichte der Anlage
Die Gebäude und Einrichtungen
Park und Rehholz
Weitere Anlagen

Geschichte der Anlage
Der Hof Hartzhoff wird urkundlich 1724 erstmalig genannt. Er soll aus der Niederlegung eines Dorfes auf der Koppel Wedderstedt nordöstlich der heutigen Gebäude entstanden sein. Er fungierte als Meierhof des Gutes Hohenlieth (drei Kilometer östlich gelegen) und wurde 1768 eigenständig.
Der Name leitet sich vom niederdeutschen Hart = Hirsch ab. Westlich des Hofes erstreckt sich von Nordost nach Südwest eine Niederung (heute Wald), gespeist von mehreren Quellen.
Der Hof wurde von mehreren Familien bewirtschaftet. Unter Christoph Friedrich Lange besaß es im 19. Jahrhundert die Privilegien eines adligen Gutes. 1803 schaffte man auf dem Hof die Leibeigenschaft ab. Ab 1860 bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er der Familie Schröder. Heute befindet sich hier die Gutsverwaltung Harzhof.
1904 brannte der barocke Wirtschaftshof am südwestlichen Herrenhaus mit seinen Scheunen ab und wurde nur teilweise wieder aufgebaut. Das alte Pächterhaus am nordöstlichen Ende der Hofanlage wurde 1955 abgerissen.
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Die Gebäude und Einrichtungen
Der Hof bestand bis 1955 aus zwei Gutshäusern, die sich auf die dazwischen vorbeiführende Straße Harzhof orientierten. Das ältere am nordöstlichen Ende der Hofanlage stammte von 1799. Es wurde in einer Hofbeschreibung von 1854 als Pächterhaus bezeichnet. Es war ein eingeschossiger Ziegelbau mit hohem Krüppelwalmdach, ursprünglich reetgedeckt. Auf dem Dach stand ein Glockentürmchen. Dieser Bau wurde 1955 abgebrochen.
Hinter dem Pächterhaus stand die Meierei, heute ebenfalls abgebrochen. Auch diese wurde bereits 1854 überliefert. Des Weiteren gab es unweit des Hofes eine Ziegelei mit einer geräumigen Scheune und einem Brennofen. Hier konnten bei einem Brennvorgang bis zu 30.000 Ziegelsteine gebrannt werden. Die Abbaugruben sind auf historischen topographischen Karten noch erkennbar: östlich und südlich der Hofanlage sind zahlreiche Entnahmegruben als mehr oder weniger runde Eintiefungen im Gelände erkennbar.

Auf dem gegenüber liegenden, südwestlichen Teil des Hofes steht das Herrenhaus. Nach der Hofbeschreibung von 1854 gab es ein älteres Herrenhaus mit zwei Etagen und 12 Zimmern, einem großen Saal und großer Diele. In den 1840er Jahren (nach Lafrenz 2023) entstand der bestehende Bau, ein zweistöckiger Ziegelbau und Wandverputz. Ein flaches Obergeschoss (Drempel) besaß Fenster, darüber erhob sich ein flach geneigtes Walmdach. Der Eingang mit rundbogigen Doppeltüren war als Erker ausgebildet, davor eine breite Freitreppe. Der Zugang wurde 1975 modernisiert.
Vor dem Herrenhaus erstreckte sich bis zur Straße ein Wirtschaftshof in barocker Manier. Zentral lag ein Rasenvorplatz mit Zufahrtsstraßen zu beiden Seiten. An diesen orientierten sich Wirtschaftsgebäude, wie eine Fachwerkscheune von 1745 (mit massivem Giebel und Durchfahrten), ein Kuhhaus, weitere Stallungen sowie zwei Wohnhäuser. Etwas außerhalb lag der Schafstall, der 1976 durch Sturm zerstört, später aber wieder aufgebaut wurde.
Nach dem Großbrand von 1904 wurden die Wirtschaftsgebäude als nüchterne Zweckbauten neu errichtet. Abgebrochen wurden 2009 das neue Kuhhaus von 1913 und ein neues Stallgebäude. Die Geschlossenheit der Hofanlage ging dadurch verloren.
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Park und Rehholz
Hinter dem südlichen Herrenhaus erstreckte sich ursprünglich ein kunstvoll angelegter Park mit Teichen (nach einer Beschreibung von 1906). Die Gestaltung des Gartens wird dem Hamburger Gartenarchitekten Friedrich Joachim Christian Jürgens (1825-1903) zugeschrieben. Er arbeitete in Harzhof für Robert Schröder (1848-1936).
Der Gutspark erfuhr während des Ersten Weltkrieges eine Neugestaltung. Die Arbeiten wurden von russischen Kriegsgefangenen ausgeführt. Dabei entstand ein etwa 750 Quadratmeter großer Teich, um den Wege angelegt wurden. Die freien Flächen waren mit Bäumen und Sträuchern gestaltet. Da die große Teichfläche als Fischteich genutzt wurde, entstand auch ein Überwinterungsteich. Eine Brücke diente der Überquerung des Teiches.
Erhalten ist heute ein Landschaftsgarten mit teilweise erhaltenem Beltwalk (Rundweg am äußersten Rand eines Gartengeländes), Einzelbäumen, einem verlandeten Weiher und Resten der vor Jahren abgebrochenen Brücke. Des Weiteren gab es zwei mit Granitblöcken umrandete Freisitze (einer davon auf einer Insel im Weiher). Am ehemaligen Küchengarten stand ein Gewächshaus.
Jenseits des Weihers erstreckte sich eine Wiese, von großen Bäumen gesäumt, die sich spitzwinklig im Gelände verlor. Am Ende gab es vermutlich einen point de vue (Aussichtspunkt in die Landschaft). In einem abgeteilten Waldstück östlich vom Hof befindet sich das schlichte Schröder'sche Erbbegräbnis.

An den nördlichen Teil des Hofes schließt sich das Rehholz an. In dem zum Gut Harzhof gehörenden Waldstück wurden zwischen 1850 bis 1912 sieben Fischteiche angelegt. Jeder dieser Teiche war mit einer Staumauer mit Durchlass versehen. Das Wasser kam aus einer Quelle im ersten Teich. Dieser lag auf der Waldseite zwischen dem Gutshof und dem „Stinkbüdelsberg“.
Vor der Anlage entstanden die ausgehobenen Flächen aus der Gewinnung von Ton und Mergel für die am „Stinkbüdelsberg“ gelegene Ziegelei (heute Stinkbüdelsbarg westlich des Harzhofes). Einige Teiche wurden letztmalig nach dem Zweiten Weltkrieg als Fischteiche genutzt.
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Weitere Anlagen
In der Niederung westlich der Hofanlagen führt die Straße zwischen Holtsee und Lehmsiek über eine Brücke. Sie lag zwischen dem ehemaligen Schafstall und dem ehemaligen Kuhstall. Sie überbrückt den ehemaligen Pferdeteich und den Vorfluter in das „Rehholz“. Eine frühere offene Überbrückung wurde mit Rohren versehen und massiv verschüttet.
Östlich des Hofes stand das Forsthaus.

Im zum Harzhof gehörigen Dorf Lehmsiek gab es im frühen 19. Jahrhundert eine florierende Metbrauerei.
1929 richtete man auf Harzhof eine Poststelle ein, die sich im Gutsbüro befand, und vor allem den Gutsbeschäftigten diente. Diese Poststelle schloss man bereits 1938 wieder.
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(Jörg Bargmann, Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, 2013 / Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2024)

Literatur

Lafrenz, Deert (2023)
Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Bd. I: Katalog der Gutsanlagen (A bis L); Bd. II: Katalog der Gutsanlagen (M bis W). 3. ergänzte und korrigierte Auflage. In: Studien zur schleswig-holsteinischen Kunstgeschichte, Bd. 19, Bd. 1, S. 256-257, Petersberg.
Oberdieck, Gustav; Rohling, Ludwig; Seeger, Joachim; Perseke, Helmut; Holm, Theodora (Hrsg.) (1950)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Eckernförde. (Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein Band 5.) S. 177, München, Berlin.

Gut Harzhof bei Holtsee

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Harzhof 3-7, 14
Ort
24363 Holtsee
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1724

Empfohlene Zitierweise

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Jörg Bargmann (2013), Claus Weber (2024): „Gut Harzhof bei Holtsee”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354145 (Abgerufen: 19. April 2025)
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