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Gottschalks Mühle an der Itter in Hilden (2024), von Nordwesten aus gesehen.
Copyright-Hinweis:
Hotz, Rainer / CC BY-NC-SA 4.0
Fotograf/Urheber:
Rainer Hotz
Medientyp:
Bild
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Gottschalks Mühle an der Itter in Hilden, Ansicht von Westen, auf das alte Silo. Der ehemalige Getreidespeicher ist heute ein beliebter Veranstaltungsort (2024).
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Gottschalks Mühle an der Itter in Hilden (2024), von Nordwesten aus gesehen.
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Die Mühle an der Itter existierte wohl bereits im 10. Jahrhundert als Teil des Grundbesitzes des Kölner Erzbistums. Zur Zeit der französischen Besatzung der Rheinlande befand sie sich noch bis 1806 im Besitz einer Adelsfamilie und wurde ab 1832 an die Familie Gottschalk verpachtet, die den Komplex ausbauten und auf die auch der Name der Mühle zurückgeht. 1936 ging die Mühle durch Verkauf an die Familie Schmidt über. Der Mühlenbetrieb wurde 1995 eingestellt, die Gebäude wurden danach zunächst als Lager genutzt und ab 2005 umfangreich saniert.
Vom 10. bis zum 19. Jahrhundert Es gibt Hinweise, dass die Mühle bereits im 10. Jahrhundert zum Grundbesitz des Kölner Erzbistums gehörte, dem sogenannten Hohen Hof Hilden. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1347. Ihr oberschlächtiges Mühlrad wurde vom Wasser des Itterbachs angetrieben. Zum „Mühlengut“ gehörten noch ein Hof und Grundstücke mit Wald und Weideland. Über Jahrhunderte war sie die Lehns- und Zwangsmühle des Kölner Erzstifts. Alle abgabenpflichtigen Bauern im Umkreis von einer Meile (die deutsche Landmeile entsprach etwa 7,5 Kilometern) mussten dort ihr Getreide kostenpflichtig mahlen lassen. Der Mahllohn betrug ein halbes Viertel (altes Volumenmaß für Getreide, regional unterschiedlich 15-20 Liter) und verdoppelte sich, wenn der Müller das Getreide selbst abholte.
Unter der französischen Besatzung der Rheinlande (1794 bis 1814) wurden die rechtsrheinischen Territorien des Kurstaats des Kölner Erzstifts 1803 säkularisiert und auf verschiedene Territorien aufgeteilt; das Lehenswesen wurde zusammen mit anderen feudalen Rechten abgeschafft. Die letzten adeligen Besitzer, Freiherr Gremp von Freudenstein und seine Gemahlin geb. Freiin von Weyers, verkauften die Mühle im Jahr 1806. Schließlich wurde sie 1832 von dem Müller Hermann Gottschalk gepachtet. Der Kaufmannssohn aus Elberfeld war ein ehrgeiziger Unternehmer. 1847 gründete er zusätzlich zum Mühlenbetrieb auch eine Fabrik zur Farbextraktion für die Wuppertaler Textilindustrie, die er 10 Jahre lang erfolgreich führte. Als die Fabrik infolge der Erfindung künstlicher Farben durch die „Badische Anilin und Soda Fabrik“ (BASF) unrentabel wurde, verkaufte er sie 1859. Die Mühle ließ er bereits 1849 modernisieren: Der Antrieb der Mahlwerke wurde von Wasserkraft auf Dampfkraft umgestellt. 1862 übertrug er seinem Sohn Julius die Mühle, der sie in den folgenden Jahren zu einem Großbetrieb für Mehl, Schrot und Futtermittel ausbaute. Julius konnte 1872 die bisher gepachtete Mühle als Eigentum erwerben. Von nun an hieß der Mühlenhof „Gottschalks Mühle“.
Die Familien Gottschalk und Schmidt Um 1894 übernahmen Julius Gottschalks Söhne Albrecht und Julius den Betrieb. Sie ersetzten die bisher gebräuchlichen Mühlsteine durch moderne Walzwerke. Dadurch wurde die Produktivität enorm gesteigert; bis zu 325 Doppelzentner Getreide konnten an einem Tag vermahlen werden. Das Unternehmen expandierte mit weiteren Niederlassungen in Neuss und Krefeld. Die „Mühlenwerke Gottschalk AG Krefeld Linn“ wurden mit ihrer verkehrsgünstigen Nähe zur Rheinschifffahrt das neue Hauptwerk der Firma. 1936 wurde die Mühle in Hilden an Hermann und Anneliese Schmidt verkauft, deren Nachkommen heute die Eigentümer sind.
Die Familie Schmidt betrieb die Mühle 59 Jahre lang. 1980 modernisierten sie das Werk mit der Installation einer Turbine, die den Wasserstrom der Itter in Energie umwandelte. 1995 erfolgte schließlich die Einstellung des Mühlenbetriebs. Die nächsten 10 Jahre wurden die Gebäude nur als Lager genutzt, bis die Eigentümer 2005 umfangreiche Sanierungsarbeiten beschlossen. Von der historischen Substanz sollte so viel wie möglich erhalten bleiben und als Spuren der Zeit in die neue Architektur integriert werden.
Der Gebäudekomplex von „Gottschalks Mühle“ gliedert sich heute in mehrere Bereiche: Wohnhäuser an der Ostseite, den schiefergedeckten Mittelbau mit Büro- und Gewerbefläche und im Westen das „Silo“. Dieser ehemalige Kornspeicher wird heute für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Neu hinzugekommen ist der Büroanbau „Kubus“ mit seiner auffälligen Holzlamellenverkleidung und das Treppenhaus mit Aufzug zwischen Wohnhäusern und Mittelbau. Für die Planung und Durchführung des Projekts erhielt das Hildener Architektenbüro Gmeiner im Jahr 2012 den Rheinischen Preis für Denkmalpflege des Landes NRW und war mit dem „Bergischen Mehlkontor Gottschalks Mühle“ Finalist beim Deutschen Fassadenpreis. 2014 erhielten das Architekturbüro die „Auszeichnung guter Bauten“ des Bundes Deutscher Architekten (BDA).
Baudenkmal Am 25. September 1987 wurde die Mühle unter der laufenden Nummer 31 in die Denkmalliste der Stadt Hilden eingetragen.
(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, im Auftrag des Kulturamts der Stadt Hilden, 2024)
Internet www.gottschalksmuehle.de: Geschichte der Mühle (abgerufen 15.07.2024) www.gottschalksmuehle.de: Veranstaltungsort Silo (abgerufen 15.07.2024) www.gemeiner-architekten.de: Architektenbüro Gemeiner, Das bergische Mehlkontor Gottschalks Mühle (abgerufen 15.07.2024) www.bda-bund.de: Bund deutscher Architektinnen und Architekten, Sanierung der Mühle (aufgerufen 15.07.2024) rp-online.de: Gottschalks Mühle - Älteste Mühle Hildens ist ein lebendiges Denkmal (Text Christoph Schmidt, rp-online vom 11.04.2021, abgerufen 16.07.2024)
Literatur
Ebert, Michael; Unger, Ulrike (1986)
Dönekes und Heimatkunde. Geschichte und Geschichten aus Hilden. S. 12-13, Düsseldorf.
Wennig, Wolfgang / Stadt Hilden (Hrsg.) (1974)
Geschichte der Hildener Industrie von den Anfängen gewerblicher Tätigkeit bis zum Jahre 1900. (Niederbergische Beiträge, Bd. 30.) S. 167-169, Hilden.
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC-SA 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz: „Gottschalks Mühle an der Itter”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354144 (Abgerufen: 30. April 2025)
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