Eine am Kreuzesstamm lehnende Steintafel in Form einer barocken Kartusche wurde vor vielen Jahren entwendet. Sie trug die Inschrift: „Anno 1643, den 6. Juni, hat Herr Lotharius Smitz, Churtrierischer Schultheis zu Leutesdorf, zur Ehrung Gottes dieses Crucifix aufrichten lassen. Amen.“ Was mag wohl der Anlass gewesen sein? Schultheiß Schmitz wohnte in der „Zinn“, jenem kleinen Renaissancehäuschen mit dem rheinzugewandten Giebel in der Rheinstraße. Seine Eltern, Kuno Schmitz und Agnes von Eller, hatten dieses Haus im Jahre 1618 erbauen lassen. Ein Schultheiß war damals Gerichtsbeamter, hier des Kurfürsten von Trier, zu dessen Gebiet Leutesdorf gehörte.
Aus einem der Kirchenbücher erfahren wir, dass 1751 das Kreuz am Siechenhaus mit den Bildnissen von Maria, Johannes und Magdalena, unter einem hohen Dach stehend, anfängt zu verfallen. Dem Pastor war auch hinterbracht worden, es seien „Passanten und liederliches Gesindel“ unter diesem abgelegenen Kreuz abends spät und nachts in „unzüchtigen Werken“ ertappt worden. Darum sollte das hohe Dach abgetragen und aus dem Abfall des Holzes und der Leyen ein kleines Dach über den Figuren errichtet werden, damit „dergleichen Gesindel sich nicht darunter retirieren“ (treffen) könne. Eines sonntags im September 17561 verkündete der Pastor von der Kanzel, es möchten sich Wohltäter melden, die zur Wiederherstellung des Siechenkreuzes beitragen wollten. Es wurden 12 Petermännchen (kleine Münze) gespendet. Diese hat Bürgermeister Mohr empfangen und das Kreuz reparieren lassen.
Im Jahre 1888 war die Kreuzigungsgruppe so stark verwittert, dass man das Christusbild durch ein neues ersetzen musste, die Marienfigur wurde jedoch ganz entfernt. Die kniende Figur stellt also nicht Maria, sondern Magdalena dar. Als vor Jahren bei einem Sturm ein umstürzender Baum das Christusbild zerschlagen hatte, stellten Leutesdorfer Künstlerinnen im Auftrag des Bürgermeisters die Figuren wieder her. Auch in den Jahren 1989 und 2008 war eine Aufarbeitung nötig.
Kulturdenkmal
Das Siechenkreuz in der Betz zwische Haus-Nr. 21 und 23 ist unter Denkmalschutz gestellt. Es wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Neuwied (Stand 09.02.2023, dort S. 24) geführt. Der Eintrag lautet: (zwischen) In der Betz 21 und 23, sog. Siechenkreuz, 1643; kleine Grab- oder Wegekreuze, 17./18. Jh.
(übernommen von Werner Schönhofen, Rebecca Mellone, regionalgeschichte.net, 2024)
Internet
regionalgeschichte.net: Leutesdorfer Kreuze (abgerufen am 20.06.2024)