Wegekreuz „Theiskreuz“ in Ulmen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Ulmen
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 13′ 2,66″ N: 7° 00′ 5,57″ O 50,21741°N: 7,00155°O
Koordinate UTM 32.357.428,84 m: 5.564.714,42 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.571.525,70 m: 5.565.071,14 m
  • Wegekreuz "Theiskreuz" in Ulmen (2023)

    Wegekreuz "Theiskreuz" in Ulmen (2023)

    Fotograf/Urheber:
    Inge Dietzen
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Unmittelbar an der Kreisstraße 2 zwischen Ulmen und Vorpochten steht ein als „Theiskreuz“ bekanntes Hölzernes Wegekreuz. Der folgende Text wurde dem LVR freundlicherweise von Inge Dietzen zur Verfügung gestellt:

Ältere Ulmener Leute kannten noch ein mannshohes hölzernes Kreuz, das ehemals auf halbem Weg zwischen Ulmen und Vorpochten stand. Es gibt verschiedene Erklärungen, wie die Bezeichnung dieses Kreuzes und des Flurnamens „Bey Theiskreuz“ in dem ersten Flurbuch von Ulmen aus dem Jahr 1821 zustande kam.

Eine 1903 in Vorpochten geborene Bewohnerin erinnerte sich an die Erzählung ihres Vaters: „Es muss an einem kalten Wintertag gewesen sein, als ein Ulmener Fuhrmann mit seinem Langfuhrwagen ('Langfurt' = die verstellbare Verbindung zwischen dem Vorder- und Hinterwagen) mit 4 seitlichen Rungen, sonst aber ohne Kasten- und Leiteraufbau, mit Stangenholz hoch beladen aus dem Wald Hochpochten in der Gegend der 'Stollenkaul' kommend, die alte Landstraße am 'Endertswasen' hochfuhr. Die schwere Wagenladung, die hoch über die Rungen hinausragte, hatte er mit Ketten zusätzlich gebunden und die Spannhölzer ('Fredel') provisorisch hinter den Rungen verklemmt. Den Übergang vom steilen Enderttalanstieg zur Ebene in Höhe der 'Stereist' schon vor Augen, schaffte sein Wagengespann die schwere Last nicht mehr. Vielleicht auch deshalb nicht, weil es heftig zu schneien begann und der Boden rutschig wurde. Der Fuhrmann griff in die hölzernen Radsprossen, um seine ganze Kraft unterstützend mit einzusetzen. Durch die Bodenglätte kam er ins Straucheln und dabei so unglücklich an ein Kettenspannholz, dass dieses hinter der Runge herausrutschte, sich blitzartig entspannte und den Fuhrmann mit solcher Wucht am Kopf traf, dass er an den Folgen der dabei zugezogenen Verletzung verstarb.“ Eine Eintragung im Sterbebuch der Sankt-Matthias-Pfarrei Ulmen durch Pfarrer Burkard könnte diese Angaben bestätigen: „Am 5. März 1814 verschied plötzlich, nur vier Tage nach dem Tod seiner Ehefrau (und wenige Jahre vor der offiziellen Flurbenennung) der 1770 in Berenbach geborene Josef Theisen, Sohn der Eheleute Matthias Theisen und Eva Maria Schäffers.“

Eine andere mündliche Überlieferung besagt, dass es sich um ein Gelöbniskreuz handele, das ein Ulmener Kriegsteilnehmer mit dem Vornamen Matthias („Theis“) dort errichtet habe, an der Stelle, von wo aus er nach seiner Heimkehr aus dem Krieg zum ersten Mal seinen Heimatort wieder sah. 1803 wird der 23jährige Matthias Joseph Daheim neben drei weiteren Ulmenern in die Napoleonische Armee rekrutiert. Er überlebte die unvorstellbaren Leiden und Entbehrungen in Russland und nahm an der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19.Oktober 1813 teil. Erst am 28.4.1814 kehrte er aus dem Krieg zurück. In der ersten Flurkarte von Ulmen von 1821 wird das Kreuz auf der Parzelle Nr. 1559 (jetzt 138/2) dargestellt. Spuren vom Standort zeigen aber, dass das Kreuz auf der heutigen Parzelle Nr. 13 oder ganz dicht am Grenzverlauf beider Parzellen gestanden hat. Verblüffender Weise hält das Flurbuch von 1821 als Eigentümer des jetzigen Grundstücks Nr. 13 den vorgenannten Matthias Joseph Daheim fest. Auffallend ist auch, dass die Flurkarte von 1821 die umgebende Flur als „Bey Theiskreuz“ anstatt wie jetzt geschrieben „Bei Theisen-Kreuz“ festhält, das im Ursprung wohl auf den Vornamen schließen lässt.

Ob nun der tödliche Unfall des Josef Theisen oder die glückliche Wiederkehr des Matthias Joseph Daheim aus dem Krieg Anlass für die Errichtung des Kreuzes waren, lässt sich nicht mehr einwandfrei klären.
Das Holzkreuz eines unbekannten Stifters aus den Jahren um 1814 stand bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen seiner Heimat- und Brauchtumspflege hat der Eifelverein Ulmen das alte zerfallene Kreuz am 3. April 1996 durch ein neues ersetzt.


(Inge Dietzen / Malte Hennes, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2024)

Wegekreuz „Theiskreuz“ in Ulmen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Vorpochtener Straße
Ort
56766 Ulmen / Rheinland-Pfalz
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1821

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Inge Dietzen (2024), Malte Hennes (2024): „Wegekreuz „Theiskreuz“ in Ulmen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354004 (Abgerufen: 30. April 2025)
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