Heutiges Erscheinungsbild
Umbaumaßnahmen im 20. Jahrhundert
Geschichte
Kulturdenkmal
Internet
Heutiges Erscheinungsbild
Die mittelalterliche Burg erscheint großteils an den verbliebenen Mauerzügen aus Schieferbruchsteinen nachvollziehbar und zeigt sich als gestreckte rechteckige Anlage des 12. bis 14. Jahrhunderts. Der Hauptzugang von Westen führt von der vom Steeger Tal heraufführenden alten Straße nach Neurath beziehungsweise Rheinböllen („Römerstraße“/K 24). Dieser Zugang sowie der Zuweg von der Stadt her, entlang der nördlichen Ringmauer, waren jeweils durch Torzwinger gesichert.
Der Vorburg im Westen folgt, getrennt durch den Halsgraben, die Kernburg mit der Schildmauer. Im oberen Teil des inneren Burghofes steht der Bergfried, und auf der östlichen Schmalseite schließt der Palas als Abschluss gegen das Rheintal an. Im Süden waren ein weiterer Zwinger mit westlichem rundem Eckturm und ein Graben vorgelagert. Die Stadtmauer schloss im westlichen Drittel des nördlichen Torzwingers beziehungsweise im Süden auf Höhe des Hauptgebäudes an. Am jetzigen „Palas“ ist hofseitig eine wieder verwendete Bauinschrift mit übergiebelter Umrahmung eingesetzt: CARL LVDWIG / PFALTZGRAF / CHVRFVRST / ERNEVERT / MICH / ANNO / 1666.
Im früheren Vorburgbereich befindet sich heute anstelle eines frühneuzeitlichen Geschützturms ein Wasserbehälter, dessen Bauinschrift die Jahresangabe 1929/30 trägt. Vom Torzwinger unterhalb ist die starke Nordmauer mit Schießscharten erhalten, von jenem zur Stadt hin blieb ein Torbogen bewahrt. In dem in den Fels geschroteten Halsgraben befindet sich eine Zisterne, die durch einen Stollen mit dem Brunnen im Burghof verbunden war. Die über einer Felsspitze aufragende Schildmauer aus der vermutlich ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird von Ecktürmchen flankiert. Auf der linken Seite befindet sich der innere Torzwinger der Kernburg mit gotischem Tor. Dahinter ragt der wuchtige runde Bergfried in beherrschender freier Stellung auf. Die Ringmauer im Norden ist teils bis zur Wehrganghöhe (Fischschwanzscharten) erhalten. Der Burghof wurde durch Abarbeitung des Schieferfelsens erstellt. Zu Grundriss und Staffelung der Bauteile ist die Fustenburg bei Stromberg/Kreis Bad Kreuznach aus dem 11. Jahrhundert zu vergleichen.
Umbaumaßnahmen im 20. Jahrhundert
Der Wiederaufbau als „Musterjugendherberge“ erfolgte mit malerischer, dennoch funktionaler Zusammenstellung der unverputzten Bruchsteinbauten unter Schieferdächern: Bis zum Jahr 1927 wurden das „Knabenhaus“ im Norden und das „Mädchenhaus“ im Westen fertiggestellt, beide doppelgeschossig mit Fachwerk, Erkern und Zwerchhäusern in der Art des 17. Jahrhunderts. Die Gemeinschafts- und Versorgungsräume wurden später im „Palas“ unter steilem Walmdach mit Südflügel (in den Jahren 1930/31 und 1934/35) untergebracht. Der „Rittersaal“ im Obergeschoss des „Palas“ wird durch Kreuzstockfenster hervorgehoben. In den Jahren 1938 bis 1939 wurde die Neuerrichtung des Bergfrieds als „Rudolf-Heß-Turm“ mit der monumental gedachten „Ehrenhalle des unbekannten Hitlerjungen“, überkuppelt und in Arkaden geöffnet, begonnen und in den Jahren 1966 bis 1967 fertiggestellt. Darüber hinaus wurde in denselben Jahren auch der Schildmauerabschluss mit Türmchen vollendet. Seit dem Jahr 1929 erfolgte die Ausführung der Torhäuser mit Fachwerkteilen. Alle Bauten sind unter Schieferdächern. Der Grundriss der Anlage wurde in den Jahren 1965 bis 1967 jedoch durch die beträchtliche Süderweiterung des Burghofes um eine Terrasse in seiner ursprünglichen Form verändert.
Nach den jüngsten Umbaumaßnahmen ist von der Ausstattung der 1920er bis 1930er Jahre, nur noch wenig erhalten, darunter die unter dem Düsseldorfer Akademielehrer Adolf Münzer entstandene Ausmalung mit Märchenmotiven. Im „Rittersaal“ finden sich Parkett, Balkendecke und Glasfenster mit Wappen der ehemaligen Landesherren und rheinischer Städte sowie Daten der Burggeschichte, bezeichnet mit AUSFÜHRUNG RICH(ard) GASSEN / DÜSSELDORF. Von der Einrichtung nach den Entwürfen Stahls sind ein schmiedeeiserner Radleuchter und die Bestuhlung erhalten geblieben. Im Treppenhaus befindet sich eine Gedenktafel zum Wiederaufbau der Jahre 1925 bis 1927 mit einer Ansicht der Burg und einem musizierenden Wandervogel, hergestellt von den Düsseldorfer Bildhauern Ferdinand Heseding und Karl Moog (signiert). Der Aufgang von der Ruine der Wernerkapelle zur Burgruine wurde im Jahr 1890 im Sinne eines romantischen Ruinengartens mit Aussichtspunkten angelegt. Rebflächen prägen seit dem Mittelalter die rheinseitigen Hänge des Schlossberges.
Geschichte
Die Gründung der Burg durch die Kölner Erzbischöfe datiert vor dem Jahr 1122. Ihre Aufgabe bestand im Schutz des Besitzes der Kölner Kirche in den Viertälern sowie in der Kontrolle der Verkehrswege im Rheintal und in den Hunsrück. Die zuerst genannten Vögte sind Goswin (gestorben vor dem Jahr 1139) und sein Sohn Hermann von Stahleck (gestorben im Jahr 1156), in den Jahren 1138 bis 39 „Comes de Stallecke“ und seit den Jahren 1142 bis 43 Pfalzgraf. Die Burg wurde vorübergehend politischer Schwerpunkt der Pfalzgrafschaft, dann unter Pfalzgraf Konrad von Staufen, der in den Jahren 1156 bis 1195 regierte, Dienststelle von Reichsministerialen. Ab dem Jahr 1310 werden die hier ansässigen Burggrafen genannt und seit dem Jahr 1452 Amtmänner. Darüber hinaus war die Burg auch Schauplatz bedeutender politischer Ereignisse wie den Hochzeiten der Tochter Konrads Agnes mit Heinrich, dem ältesten Sohn Heinrichs des Löwen, im Jahr 1194, wie auch der Hochzeit Kaiser Karls IV. mit der Pfalzgrafentochter Anna im Jahr 1349 sowie von Fürstentreffen bis ins 15. Jahrhundert. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts kam es zur Einbindung der Burg in die neu erstellte Stadtbefestigung. Im Jahre 1371 wird die Burgkapelle St. Paulus genannt. Den Zustand der Anlage um das Jahr 1632 gibt die Stadtansicht Merians wieder.
Nach Belagerungen und schweren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg, vor allem im Jahr 1644 durch katholische Truppen, war der Wiederaufbau unter Hinzufügung von Fachwerkbauten erst im Jahr 1666 abgeschlossen. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges im Jahre 1689, sprengten die Franzosen die Burg. Nachdem sie im Jahr 1804 als Nationalgut an Jakob Stimmel verpachtet worden war, erwarb der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen im Jahr 1828 die Ruine und übereignete sie im Jahr 1829 seiner Gemahlin Elisabeth. In dem Jahr 1840 erfolgte der Besuch Victor Hugos. Wegen Baufälligkeit wurden im Jahr 1850 die noch aufrecht stehenden Bauteile eingeebnet, wie auch die Bauaufnahme von R. Elster aus dem Jahr 1862 zeigt.
Im Jahr 1909 kaufte der „Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz“ die Burg von der Preußischen Domänenverwaltung und begann mit der Bestandssicherung. Daraufhin erfolgte in den Jahren 1925 bis 1938 der Wiederaufbau nach Plänen des auf diesem Gebiet profilierten Düsseldorfer Regierungsbaumeisters Ernst Stahl als Jugendherberge. Die Bauleitung übernahm Karl Hertzner aus Oberwesel. Grundlage bildete der nach „Ausgrabungen“ ermittelte mittelalterliche Grundriss. Die Nutzung unter den Nationalsozialisten ist ab dem Jahr 1934 gekennzeichnet durch die Abhaltung „nationalpolitischer Erziehungskurse“. In den Jahren 1937 und 1938 erfolgten Besuche des „Führerstellvertreters“ Rudolf Heß. Zwischen den Jahren 1940 und 1942 diente die Burg als Wehrmachtslazarett. Danach fungierte sie in den Jahren 1942 bis 1943 als „Straf- und Erziehungslager“ für Jugendliche aus dem luxemburgischen Widerstand. Die Vollendung des Burgausbaus erfolgte in den Jahren 1965 bis 1967 unter Regierungsbaurat Heinrich Grimm aus Westerburg. Abschließend wurde in den Jahren 1992 bis 1996 ein durchgreifender, modernisierender Umbau durchgeführt.
Kulturdenkmal
Die Burg Stahleck wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mainz-Bingen (Stand 14.05.2025) geführt. Der Eintrag lautet: „Burg Stahleck (Denkmalzone)
vor 1122 durch die Kölner Erzbischöfe gegründet, ab Mitte 14. Jh. in die Stadtbefestigung einbezogen, nach 30-jährigem Krieg wiederhergestellt, 1689 gesprengt, 1925-38 Wiederaufbau als “Musterjugendherberge„, Arch. Ernst Stahl, Düsseldorf; Überreste der mittelalterlichen Anlage des 12.-14. Jh.: romanischer Bergfried, 1965-67 aufgemauert, Reste der Ringmauer, größtenteils erneuerte Schildmauer mit Ecktürmchen, wohl 1. Hälfte 14. Jh.“
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Mainz, 2025, bearbeitet von Kristina Sus, Universität Koblenz unter Verwendung eines Auszugs der Denkmaltopografie der Bundesrepublik Deutschland - Kreis Mainz-Bingen, 2007)
Internet
de.wikipedia.org: Burg Stahleck (Bacharach) (abgerufen 13.11.2025)
www.bacharach.de: Burg Stahleck (abgerufen 13.11.2025)
www.jugendherberge.de: Jugendherberge Bacharach (abgerufen 13.11.2025)