Römerkanal-Infozentrum am Himmeroder Hof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Rheinbach
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 37′ 27,04″ N: 6° 56′ 56,98″ O 50,62418°N: 6,94916°O
Koordinate UTM 32.354.940,06 m: 5.610.040,64 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.208,90 m: 5.610.268,92 m
  • Das Römerkanal-Infozentrum von außen.

    Das Römerkanal-Infozentrum von außen.

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    Tim Liß
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  • Das Römerkanal-Infozentrum von innen.

    Das Römerkanal-Infozentrum von innen.

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    Paul Meixner
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Das Römerkanal-Infozentrum liegt mitten in Rheinbach - am Himmeroder Hof - ziemlich genau in der Mitte des Römerkanal-Wanderwegs. Es vereint eine Ausstellung zum Römerkanal und zum Wasserbau der Römer mit Führungs- und Bildungsangeboten. Zudem stellt es sämtliche Informationen zum Römerkanal-Wanderweg und den Regionen, durch die er verläuft, zur Verfügung. Das Infozentrum ist barrierefrei gestaltet und der Eintritt ist frei.
In der Ausstellung wird der Besucher in drei Abteilungen in die verschiedenen Themen der Aquäduktforschung eingeführt. Damit gibt die Ausstellung einen Überblick über den neuesten Forschungsstand der Römerkanalforschung.

Die Technik des römischen Wasserleitungsbaus
Im Aquäduktbau der Römerzeit wird eine Technik sichtbar, die Laien und Fachleute auch heute noch erstaunen lässt. Es scheint, als hätten die römischen Ingenieure den Wasserleitungsbau genutzt, um das ganze Spektrum ihres Könnens aufzuzeigen. Sowohl die Dimensionen der Aquäduktbrücken, als auch die Gefälleabsteckungen lassen die gründliche Planungs- und Vermessungsarbeit der römischen Zeit erkennen.
Die Ausstellung zeigt die schönsten und aufwändigsten Beispiele aus dem Aquäduktbau im gesamten Römischen Reich. Die großartigen Brücken, die Druckleitungen und die durchstrukturierten Tunnel belegen nicht nur ein außerordentliches technisches Können, sondern sind darüber hinaus ein großartiges Beispiel für die Demonstration des römischen Machtanspruchs. Neben diesen technischen Meisterleistungen wird in der Ausstellung gezeigt, mit welch einfachen Vermessungsgeräten die heute noch festzustellenden Genauigkeiten erzielt worden sind.

Die Eifelwasserleitung - Deutschlands großartigster Technikbau der Römerzeit
Keine Wasserleitung im Imperium Romanum ist so gut erforscht wie die römische Eifelwasserleitung nach Köln, und in kaum einer anderen Wasserleitung wurden technische Elemente des antiken Wasserleitungsbaus in einer Vielfalt vorgefunden, wie hier am Rhein.
Hier gelang es erstmals, die Einteilung einer antiken Baustelle in Baulose archäologisch nachzuweisen: Ein massives Tosbecken bildete die Nahtstelle zwischen zwei Trassenabschnitten. Quellfassungen, Brücken, Sammelbecken und Absetzbecken sind nicht nur archäologisch untersucht worden, sie wurden danach restauriert, wo nötig mit Schutzbauten überdacht und im Verlauf des Römerkanal-Wanderweges - einem der ersten archäologischen Themenwanderwege in Deutschland - für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausstellung gibt mit Fotos, Grabungsdokumentationen und Modellen einen tiefen Einblick in die Vielfalt dieses grandiosen Technikbaus

Vom Kalksinter zum Aquäduktmarmor - Ein Exportschlager des Rheinlands im Mittelalter
Die Vorliebe der Römer für kalkhaltiges Wasser hatte zur Folge, dass sich massenhaft Kalksinter auf den Sohlen und an den Wandungen ihrer Wasserleitungen absetzte. In der Eifelwasserleitung hatten sich abschnittsweise Kalksinterschichten in einer Stärke von bis zu 40 Zentimetern abgelagert. In der Betriebszeit der Eifelleitung hatte das noch nicht zu Störungen geführt, da die Ablagerungen den Gewölbescheitel der Leitung noch nicht erreicht hatten.
Im hohen Mittelalter waren die Transportwege zu den Marmorbrüchen in Norditalien für Schwertransporte nicht mehr nutzbar, womit nördlich der Alpen kein Schmuckstein für die Bauten der Romanik zur Verfügung stand. Die Baumeister mussten daher eine Ersatzlösung finden: Für die in der romanischen Zeit gebauten Kirchen, Klöster und Burgen des Rheinlandes hat man deshalb nicht nur die Steine der Wasserleitung wieder ausgebrochen, um Baumaterial zu gewinne. Ein weiteres Ziel dieses mittelalterlichen „Steinraubes“ war die Kalksinterablagerung, aus der unter der Hand geschickter Steinmetzen ein ganz besonderer Marmor entstand. In Ermangelung anderer Schmucksteine hat man diesen „Aquäduktmarmor“ genutzt, um die Bauten der Romanik auszuschmücken. Verhandelt wurde dieser Baustoff in halb Europa: Alle Dome entlang des Hellweges, die Kathedralen von Roskilde in Dänemark und in Canterbury sowie viele Kirchen in den Niederlanden sind mit Säulen, Altar- oder Grabplatten aus Aquäduktmarmor geschmückt.
Die Ausstellung des Römerkanal-Infozentrums zeigt eine umfangreiche Aquäduktmarmor-Sammlung mit mittelalterlichen Exponaten aus Kalksinter der Eifelwasserleitung.

(Klaus Grewe, Kurator der Ausstellung, 2024)

Internet
www.roemerkanal.de: Infozentrum (abgerufen am 09.04.2024)
www.rheinbach.de: Römerkanal-Infozentrum (abgerufen am 09.04.2024)
www.freundeskreis-roemerkanal.de: Freundeskreis Römerkanal e.V. (abgerufen am 09.04.2024)

Literatur

Grewe, Klaus (1988)
Der Römerkanalwanderweg. Ein archäologischer Wanderführer. (Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland, 1.) Düren.

Römerkanal-Infozentrum am Himmeroder Hof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Himmeroder Wall 6
Ort
53359 Rheinbach
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Klaus Grewe: „Römerkanal-Infozentrum am Himmeroder Hof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352184 (Abgerufen: 19. März 2025)
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