Burghaus am Rhein in Bad Hönningen

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bad Hönningen
Kreis(e): Neuwied
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 30′ 55,79″ N: 7° 18′ 18,4″ O 50,5155°N: 7,30511°O
Koordinate UTM 32.379.839,40 m: 5.597.320,43 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.592.608,87 m: 5.598.563,12 m
  • Burghaus am Rhein in Bad Hönningen (2023)

    Burghaus am Rhein in Bad Hönningen (2023)

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    Weber, Hans-Dieter
    Fotograf/Urheber:
    Sammlung Jakob Weiler
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Bauherr und Eigentümer


von Wintzler (1.Viertel des 17. Jhd. - ca. 1821)

Im Gefolge des Kurfürsten Salentin von Isenburg/Arenfels erwarben dessen Hofbeamte der Kölner Adelsfamilie von Wintzler (Schreibweise auch Winzler oder Winzeler) Besitz und Eigentum in Hönningen. Ab dem 17. Jahrhundert finden sich entsprechende Eintragungen im Lagerbuch der Pfarrei. Das im Renaissancestil errichtete Burghaus stammt nach der Überlieferung aus dem 1. Viertel des 17. Jahrhunderts, Bauherr war der 1569 geborene kurkölnische Vizekanzler Christoph von Wintzler (*1569, +1633) und seine Ehefrau Gertrud Sichradt.
Rechts- und Besitznachfolger waren deren Sohn Eitel Friedrich (1614 -1670, Ratsherr und Bürgermeister in Köln). In zweiter Ehe verheiratet mit Elisabeth Silling.
1648 sind der Sohn Heinrich und 1653 ist ausweislich des Hönninger Taufregisters die Tochter Ernestina in Hönningen geboren. In der Taufurkunde von Ernestina wird der Vater als vormals des „Serenißimi Colensis nunc Comitis Isenburgis Consilary“ bezeichnet. Graf Ernst von Isenburg war der Taufpate.
Eitel Friedrichs Sohn Dr. jur. Johann Heinrich von Wintzler (*1648 +1721), war Ratsherr und Bürgermeister von Köln, verheiratet 1675 mit Maria Sofia zum Pütz (*1654 +1718).
Ihre Tochter Maria Margarethe von Wintzler, (*1678 +1758), heiratete 1708 in zweiter Ehe den Johannes Heinrich Ambrosius von Gal, Schreibweise auch Gall; (*1683 +1747). Von 1709 bis 1745 war er Ratsherr und Fiscalrichter in Köln (Wappen von Gall: Eichenzweig mit Eicheln). Von diesen beiden stammte wahrscheinlich der 1722 in das Haus eingefügte (leider zum Teil verdeckte) Türsturz mit der Jahreszahl 1722 und den Namen I(ohann) H(einrich) A(mbrosius) von Gall und M(aria) M(argarethe) von WINZELER, dazwischen das Allianzwappen beider Familien.
Vorher war Maria Margarethe von Wintzler mit Jakob van Daemen verheiratet und hatte aus dieser Ehe eine Tochter. Diese – Maria Anna Theresia – heiratete 1734 den Kölner Bürgermeister Johann Caspar Josef zum Pütz (*1708 +1770), starb aber im gleichen Jahr. Darauf heiratete der Witwer erneut. Die Tochter aus der zweiten Ehe des Johann Caspar Josef zum Pütz, namens Maria Agnes, heiratete 1760 den Kölner Bürgermeister Johann Friedrich von Beyweg (*1730 +1790). Wenn Beyweg 1773 Besitzrechte oder Eigentum am Burghaus hatte, dann kann das nur so erklärt werden, dass das Burghaus als Wintzler-Erbgut an das Kind der Maria Margarethe von Wintzler kam.
Ab wann der Familienverband Wintzler/Beyweg in Hönningen nicht mehr anwesend war, das ist nicht bekannt.
Die ersten Generationen von Wintzler wird hier so breit dargestellt, um zu zeigen, dass diese Familie in Köln sehr einflussreich und ganz sicher auch reich war. Sicher war ihr Haupttätigkeitsfeld in Köln, das Burghaus in Hönningen war wohl eher nur ihr Sommersitz.

von Mengershausen (1821 - 1878)

Im Besitz des Burghauses folgte die aus dem Hannoverschen stammende Familie von Mengershausen. Zwar nicht unmittelbar, sondern um 1821. Ob es vorher irgendeine Verbindung zwischen den Familien Beyweg und Mengershausen gegeben hat, ist unklar. Vermutlich bestanden von beiden Familien verwandtschaftliche Verbindungen zur Kölner Familie von Wittgenstein. Aber das ist alles nur eine hypothetische Möglichkeit. Sicher ist nur, dass um etwa 1820 die Familie des Carl Adalbert von Mengershausen (*1792 +1864) und seiner Ehefrau Maria Sophia Leopoldine von Wittgenstein (*1793 +1852) erstmals in Hönningen in Erscheinung tritt. Das Paar hatte 1817 in Köln geheiratet. Wo sie zunächst lebten, ist unbekannt, jedenfalls waren drei Kinder (Katharina, Jakob und Eduard) geboren, bevor die Familie 1821 nach Hönningen zog. Das Paar lebte in einer Mischehe, was damals im katholischen Milieu des Dorfes eine absolute Ausnahme gewesen sein wird. Die Kinder – mindestens fünf weitere wurden hier geboren – stehen im Taufregister der Pfarrei: 1.12.1822 Johann Heinrich Maria; 4.6.1824 Theresia Ludovica; 30.8.1825 Johann Jakob; 9.12.1828 Friedrich Anton Roderich; 1.10.1835 Otto Adalbert Jakob. Sie wurden katholisch erzogen, der Vater Carl Adalbert konvertierte später zur katholischen Religion. Als er 72-jährig am 24.2.1864 das Zeitliche segnete, vermerkte der Pfarrer, dass er „nach dem Empfang der Sterbesakramente“ gestorben sei. Er wurde hier neben seiner bereits 1852 verstorbenen Ehefrau beerdigt.
Vermutlich hatte Carl Adalbert von Mengershausen seinen Militärdienst quittiert. Die Familie war noch nicht lange hier anwesend, da gab es auch schon Streit. Im Arenfelser Archiv, Findbuch S. 21 Nr. 56 gibt es für 1825 ff. eine Akte: „Fürstliche (von der Leyensche) Rentei und Pfarrei Hönningen contra Herrn von Mengershausen“. Was genau der Streitpunkt war, ist noch unbekannt.
Carl Adalbert von Mengershausen hat wohl entsprechend der Familientradition zunächst den „bunten Rock“ getragen und war danach in den Staatsdienst eingetreten. Man wird ihn daher auch als Gutsherrn bezeichnen können, denn er erwarb von der herzoglich-nassauischen Domänenkammer in Weilburg alsbald neben dem Burghaus auch aus dem säkularisierten Ordensbesitz das Hofgut Sionshof der Prämonstratenser Abtei Rommersdorf, (hier immer nur als Mönchhof bezeichnet), und das vormalige Maltesergut Homborn. Wohnung nahm die Familie im Burghaus, so auch der erstgeborene Sohn Heinrich, dem der Mönchhof überschrieben wurde, den Homborn überließ Carl Adalbert seinem Sohn Roderich. Wahrscheinlich wurden beide Gutshöfe verpachtet.
Der Besitz von Mengershausen ging im Erbgang an den Sohn Heinrich von Mengershausen, der in den Katasterplänen als Eigentümer für das Burghaus und den Sionshof (Mönchhof) noch bis 1878 eingetragen ist. LHAK 730 Nr. 765 Bl. 12 (?) 1823, und Bl. 92 von 1878. In Blatt 92 ist Heinrich von Mengershausen als Eigentümer eingetragen. Aus LHAK 655/20 Nr. 227 ist für das Burghaus eingetragen: Gebäudesteuerrolle der Gemeinde 1870. Haus Nr. 116 Eigentümer Heinrich von Mengershausen, Koblenz, bestehend aus Wohnhaus mit Hofraum, Hausgarten, Nebenhaus, Scheune, 2 Ställen, 2 Remisen. Summe 10 Ar 84 qm.
Heinrich von Mengershausen (*1822 +1871) war wie sein Vater Staatsbeamter bei der Regierung in Koblenz. Verheiratet war er mit Ludmilla Freiin von Coels zu Brüggen. Heinrich – „königlich preußischer Assessor“ - lässt am 27.9.1856 die Geburt seiner Tochter Maria Carolina Sofia beim Pfarramt Hönningen beurkunden.

von Mengershausen/Schmising (1878 - ca. 1888)

Offenkundig war Maria Carolina die Erbin des Burghauses. Maria Carolina hat am 1.5.1878 in Koblenz Friedrich Graf Schmising – Kerßenbrock (*1853 +1889) geheiratet. Die Verbindung mit Graf Schmising, der als Preußischer Leutnant a.D. bezeichnet wird, war wirtschaftlich gesehen aber wohl ein Missgriff, denn die Vermögensverhältnisse der jungen Eheleute seien sehr zerrüttet gewesen, wie mündlich überliefert sein soll. Nach LHAK 655/20 an zweiter Stelle der Wählerliste 1882, hatte Graf Schmising folgende Steuerbelastung: 90 Thaler Klassensteuer, 26,40 Th. Gebäudesteuer, 105, 44 Th. Grundsteuer. Ihren hiesigen Besitz konnten sie nicht halten, sie verließen Hönningen in Richtung Österreich. In Hönningen hatten sie zwei Kinder, mit denen sie nach Schwarzach bei Salzburg gezogen sind, wo noch zwei weitere Kinder geboren wurden. Beide Eheleute sind jung gestorben, der Graf 1889 und seine Frau 1893. Damit war die Familie von Mengershausen in Hönningen Geschichte.

Weidner (1888 - 1919)

Ob das Haus nun unter „den Hammer“ kam, oder ob es noch von Graf Schmising verkauft wurde, konnte nicht ermittelt werden. Dem Bad Hönninger Chronisten Langhans zufolge kaufte 1888 ein Weinhändler Weidner das Burghaus für die Firma Weidner und Ascher in Bernkastel und Bordeaux. Weidner starb unverheiratet und ohne Erben.

Chemische Fabrik / Kali Chemie / Solvay (1919 - ca. 2018)

Der Nachlassverwalter von Weidner, Amtsrichter Puteanus aus Essen, verkaufte das Haus dann 1919 an die „Chemische Fabrik“. Später ging das Eigentum am Burghaus auf die Nachfolgefirma „Kali Chemie“ über. Bis 1945 war es sozusagen die Dienstwohnung von Dr. Brecher, dem Direktor dieser Firma. Mit der Übernahme der „Kali Chemie“ durch die Firma „Solvay“ änderte sich der Eigentumsstatus erneut. Inzwischen hat Solvay das ganze Grundstück privat verkauft.

Besonderheiten:

Der Name „Burghaus“ erklärt sich dadurch, dass es von einem Hofbeamten von Burg/Schloss Arenfels erbaut wurde.

Kulturdenkmal
Das Burghaus in der Marktstraße 12 ist unter Denkmalschutz gestellt. Es wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Neuwied (Stand 09.02.2023, dort S. 8) geführt. Der Eintrag lautet: Marktstraße 12, Burghaus; stattlicher Putzbau, 1. Viertel 17. Jh.

(Hans-Dieter Weber, Bad Hönningen 2024)

Literatur

Weiler, Jakob (2019)
Hünnije, mein Heimatstadt. Bad Hönningen.

Burghaus am Rhein in Bad Hönningen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Marktstraße 12
Ort
53557 Bad Hönningen / Rheinland-Pfalz
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1622

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Hans-Dieter Weber: „Burghaus am Rhein in Bad Hönningen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352173 (Abgerufen: 24. März 2025)
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