Simultankirche St. Trinitatis und St. Nikolaus in Kaub

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Kaub
Kreis(e): Rhein-Lahn-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 05′ 16,96″ N: 7° 45′ 45,08″ O 50,08805°N: 7,76252°O
Koordinate UTM 32.411.476,81 m: 5.549.153,40 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.411.516,50 m: 5.550.933,57 m
  • Die Kirche in Kaub vom Marktplatz aus gesehen (2006)

    Die Kirche in Kaub vom Marktplatz aus gesehen (2006)

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Die Kirche in Kaub stellt eine bauliche Besonderheit dar, da sie die evangelische und die katholische Kirche als Simultankirche unter einem Dach vereint. Der linke Gebäudeteil beherbergt die evangelische Kirche und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Der 27 Meter hohe Kirchturm war einst Teil der Stadtbefestigung. Der rechte Bauteil - die katholische Kirche - wurde in den Jahren 1771/72 errichtet.

Gebäude und Ausstattung
Die heutige evangelische Kirche wurde ursprünglich im romanischen Stil errichtet, aus dieser Zeit haben sich die ältesten Bauteile erhalten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Zuge von Umbauten auch gotische Elemente eingebracht. So weist das Portal in Form und Beschlag einen spätgotischen Charakter auf. Über dem Portal befindet sich der Gedenkstein der Familie Lehrius aus dem Jahre 1722. Johann Heinrich Lehrius war von 1654 bis 1688 Pfarrer in Kaub. Ein weiterer Gedenkstein aus dem Jahre 1553 befindet sich im Inneren der Kirche. Seine Inschrift lautet: Am ersten Tag der vergeblichen Belagerung der Burg Gutenfels über Kaub durch den Landgrafen Wilhelm von Hessen, am 18. August 1504, verstarb der Kauber Heerführer Laurenz Koch mit 64 Jahren. Er gilt den Kaubern noch heute als Held des Vaterlandes. Unter der Kanzel der Kirche befindet sich eine Gedenktafel. Sie erinnert an das Mitwirken der Kauber Schiffer bei Blüchers berühmtem Rheinübergang in der Neujahrsnacht 1813/14. Die Kauber Schiffer wurden in der evangelischen Kirche in vereidigt und in Pflicht genommen. Beide Kirchen haben eine Orgel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Verbindung mit den Kirchen sei noch ein Kunstwerk aus dem Jahre 1430 erwähnt: Die sogenannte Kauber Madonna. Die Marienskulptur ist ca. 1,30 Meter hoch und aus Lindenholz gefertigt. Während der Kriegswirren und Plünderungen des Dreißigjährigen Krieges wurde sie aus der Kauber Stadtkirche geraubt. Heute befindet sich die Skulptur im Hessischen Landesmuseum in Kassel. Alle Bemühungen der Stadt Kaub, die Skulptur zurück zu erlangen, sind gescheitert. Der Heimat- und Kulturverein ließ eine Kopie erstellen, die nun in der Kirche besichtigt werden kann.

Geschichte
Nach der Einführung der evangelisch-lutherischen Religion im Jahre 1560 fand in der Kauber Pfarrkirche nur noch der reformierte Gottesdienst statt. Nach der Regierungsübernahme der katholischen Linie des Hauses Pfalz-Neuburg im Jahre 1685 wurde das pfälzische Kirchensimultaneum gegründet. Dieses dauerte 20 Jahre und hatte zur Folge, dass auch Katholiken wieder ihre Religion ausüben durften. 1686 erfolgte die Neugründung einer katholischen Kirchengemeinde in Kaub. Von 1687 bis 1707 wurde die Stadtkirche simultan genutzt. Im Jahre 1707 wurde der spätgotische Chorbogen vermauert. Von nun an diente das Langhaus den Protestanten, der Chor aber den Katholiken als Kirchenraum. 1770 fiel der alte vermauerte Chorraum einem Brand zum Opfer und wurde in den Jahren 1771/72 durch den spätbarocken Neubau der St. Nikolaus-Kirche ersetzt. Das Dach der neuen Kirche war mit einer Haubenlaterne, dem sogenannten Dachreiter, ausgestattet. In diesem befanden sich zwei Glocken. Im Jahre 1954 wurde die Kirche unter Pfarrer Peter Ulrichs erweitert und umgebaut. Die Glocken hängen seitdem in einem separaten Glockenstuhl oben in den Felsen, unweit des sogenannten Grafen Hauses. Die Inneneinrichtung der Kirche entspricht in ihrer Gesamtheit dem Rokokostil und ist somit einmalig im Bistum Limburg. Die Holz- und Bildhauerarbeiten wurden von dem kurpfälzischen Holzschnitzer Paul Eggel gefertigt. Der Kreuzweg wurde nach dem Meister Januarius Zick gemalt. Im Kirchenbesitz befinden sich wertvolle sakrale Gegenstände wie u.a. Messkelch, Ziborium, Monstranz, die zum Teil aus der Werkstatt des Augsburger Goldschmiedemeisters Johann Zickel stammen.

Kulturdenkmal
Die Doppelkirche in Kaub wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Lahn-Kreis geführt (Stand 2024). Der Eintrag lautet:
„Ev. Pfarrkirche St. Trinitatis Marktplatz
romanischer Turm, Schiff spätgotisch erweitert, 15. Jh., Innenumbau, 17. Jh.“
„Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus Kirchplatz
vierachsiger Saalbau, 1770-72, Bau- und Werkmeister Rodenbach, 1953/54 verlängert“

(Projektteam der Modellkommune Kaub, 2024)


Internet
kaub.welterbe-mittelrheintal.de: Katholische und evangelische Kirche (abgerufen 03.04.2024)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2024)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Lahn-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, 15. Jan. 2024. Mainz.

Simultankirche St. Trinitatis und St. Nikolaus in Kaub

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schulstraße 27
Ort
56349 Kaub
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Projektteam der Modellkommune Kaub: „Simultankirche St. Trinitatis und St. Nikolaus in Kaub”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352169 (Abgerufen: 12. Mai 2024)
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