Im April 1864 verließen der Tüncher und Zigarrenmacher Philipp Jacob Stahl und seine Frau Barbara (geb. Kiefer) mit ihren vier Söhnen und einer Tochter Edenkoben Richtung Amerika. Um 1888 gründete Stahl im Ort Patterson (110 km westlich New York) eine Zigarrenfabrik. Die Fabrik, unter dem Namen Putnam Cigar Factory, entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem florierenden Unternehmen, in dem auch viele deutsche Einwanderer aus anderen US-Staaten sowie solche aus Ungarn, Tschechien und Polen beschäftigt wurden. Stahl war sozial eingestellt, er ließ für seine Mitarbeiter nebst Familien Wohnungen errichten und stellte Dolmetscher ein, damit die Verständigung und der Arbeitsablauf verbessert wurden. Im August 1896 installierte die Zigarrenfabrik einen neuen Kessel und Motor, wodurch die Maschinen unabhängig von einer Schrotmühle laufen konnten. 1898 erhielt die Fabrik von einem Händler in Kalifornien den Auftrag über die Lieferung von 60.000 Zigarren; im Jahr 1900 einen solchen über die Lieferung von 29.000 nach Honolulu. Stahl war ein gemachter Mann. Die Zeitung The Putnam County Courier berichtete schon 1896, dass der Rat von Patterson darüber diskutierte, den Ortsnamen in Germantown oder „Stahlburg“ zu ändern, wozu es nicht kam. Stahl besaß ein herrschaftliches Privatanwesen, eine Veranstaltungshalle u. a., aber er litt seit Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit. Im Februar 1905 starb er im Alter von 67 Jahren. Schon zuvor hatte sein Sohn Jacob Stahl jr. in New York die „Jacob Stahl jr. & Co Cigars Manufactury gegründet. 1906 beschäftigte man 500 Mitarbeiter. 1890 erhielt die Firma auf der Weltausstellung in Paris die Goldmedaille für die Havanna-Zigarre “Hotel Brunswick„. Eine Zweigniederlassung bestand in Chicago. Auch auf Kuba gab es eine Tochterfirma, in der 200 Einheimische Zigarrenmacher arbeiteten. Die jährliche Produktion betrug knapp zehn Millionen Zigarren!
Am 29. Januar 1913 berichtete die New York Times: “Stahl begeht Selbstmord. Der Zigarrenmann bildete sich ein, von einem Trust verfolgt zu sein. Stahl beging gestern morgen Selbstmord, indem er sich in Brust und Kopf schoss. Vor drei Tagen hatte Mister Stahl im Elks-Club, 43. Straße, nahe 6. Avenue, einen Raum bestellt. Kurz vor Mittag ging Mr. Stahl an ein Telefon und rief seinen Schwager Ambrosi Christ an und bat ihn gleich zum Elks-Club zu kommen. Als Christ eintraf war Mr. Stahl schon eine Stunde tot. Er hinterließ kurze Nachrichten: eine an das Beerdigungsinstitut John Meager, mit der Bitte seine Frau zu benachrichtigen, in einer zweiten bat er die Elks-Club Mitglieder um Entschuldigung, dass er ihr Haus benutzt hatte.„
(Herbert Hartkopf, Edenkoben, 2024)
Jacob Stahl Senior und Junior Zigarrenfabrikanten aus Edenkoben und in den USA
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Herbert Hartkopf: „Jacob Stahl Senior und Junior Zigarrenfabrikanten aus Edenkoben und in den USA”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352115 (Abgerufen: 20. Mai 2024)
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.