Burg Göldenitz

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Göldenitz
Kreis(e): Herzogtum Lauenburg
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 53° 43′ 27,49″ N: 10° 37′ 38,41″ O 53,7243°N: 10,62734°O
Koordinate UTM 32.607.370,42 m: 5.954.077,51 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.409.497,03 m: 5.955.663,04 m
Nordwestlich des Ortes Göldenitz liegen in der Niederung des Göldenitzer Mühlenbaches Reste einer mittelalterlichen Burganlage. Es soll sich um die Burg Göldenitz handeln.
Die im Gelände und auf Karten (Luftbilder, LIDAR-Daten) erkennbaren Relikte der Ringwallanlage haben eine Breite (West-Ost) von rund 110 Metern und eine Tiefe (Nord-Süd) von rund 30 Metern im Westen und rund 60 Metern im Osten. Die Gräben der Umwehrung sind als Vertiefungen noch schwach zu erkennen.

Historische Beschreibungen
Nach Angaben des Lehrers Grothkart soll vor 1900 der noch erhaltene Umfassungswall abgetragen worden sein. Noch jahrelang verblieb ein Holzbalken aus dieser Anlage auf einem örtlichen Hof. Dieser viereckige Balken hatte einen Durchmesser von rund 30 Zentimetern und war an einer Seite zugespitzt. Beim Abbau der Wälle sei noch mehr Holz gefunden worden. Auch von Steinen oder Mauersteinen, vermutlich Backsteinen, von dieser Anlage wird berichtet, ohne dass Genaueres bekannt ist (nach chronik-berkenthin.de).
Hofmeister bildete in seiner Beschreibung 1927 eine Karte ab, in der ein Rundling mit „Burg“ kennzeichnet wird. Nach dieser Beschreibung hatte der Rundling einen Durchmesser von rund 21 Metern und eine erhaltene Höhe von etwa 1,2 Metern. Auch er beschreibt, dass diese Burg bei der Errichtung der Wassermühle Anfang des 20. Jahrhunderts abgetragen und dabei größtenteils zerstört worden war. Den Erdaushub nutzte man beim Bau des Mühlendammes. Beim Abtragen des Burghügels hatte man Ziegelsteine gefunden (nach Schröder/Biernatzki 1856; Hofmeister 1927).

Es gibt bislang keine archäologischen Untersuchungen vor Ort, so dass sich konkrete Aussagen zu den vorliegenden Beschreibungen bislang nicht treffen lassen. Neben der wahrscheinlichen Bebauung mit Ziegelbauten spricht auch die Lage in der Niederung für eine mittelalterliche Anlage. Diese lagen in der Regel außerhalb der Siedlungen in schwer zugänglichen Arealen, da sie zuerst dem Schutz der adligen Familie in Notzeiten dienen sollten. Die eigentliche Hofanlage und damit die wirtschaftliche Grundlage der Familien stand innerhalb der zugehörigen Ortsschaften.

Die Herren von Göldenitz
Der Ort Göldenitz lag im 12. und frühen 13. Jahrhundert in der damaligen Grafschaft Ratzeburg, nach 1227 im Herzogtum Sachsen-Lauenburg. Der Ort wurde urkundlich erstmals 1230 erwähnt, war aber sicherlich älter.
Im Ratzeburger Zehntregister von 1230, einem Verzeichnis der vom Ratzeburger Bischof in seinem Bistum verlehnten Zehnten und der Lehnsmänner, wurde ein Nothelm von Göldenitz (Gvldenize) urkundlich erwähnt. Dieser hatte Besitzungen in Sierksrade (nordwestlich von Göldenitz) und in Hakenbek (wüst gefallenes Dorf nordöstlich von Berkenthin). Er wurde vom Herzog von Sachsen-Lauenburg mit Teilen der Ortschaft Klein-Berkenthin belehnt. Nothelm hatte offenbar keine Nachkommen, sein Bruder Heinrich erbte den Besitz. Ihm folgten seine Söhne Detlef, Eckart und Marquard. Diese nannten sich nach ihren Gütern „de Parkentin“. Dieser Gutsbesitz in Klein-Berkenthin bestand bis zu seinem Verkauf 1882. Der Name der adligen Familie von Göldenitz ist in der Familie von Parkentin/Berkenthin aufgegangen.

Göldenitz gehörte im 14. Jahrhundert zur Herrschaft Mölln und wurde 1401 von der Hansestadt Lübeck an Herzog Erich IV. von Sachsen-Lauenburg (1354-1411, Regierungszeit 1368-1411) – nach der Verpfändung von 1359 unter Herzog Albrecht V. von Sachsen-Lauenburg (um 1335-1370) – wieder zurück gegeben. Noch 1404 bzw. 1409 wird ein Ludeke Schack auf der Burg Göldenitz ansässig berichtet (Schröder/Biernatzki 1856; Hofmann 1927). Jüngere Nachrichten von der Burg liegen offenbar nicht vor.

Burgenbau in Holstein ab dem 12. Jahrhundert
Das Gebiet um Göldenitz war ursprünglich slawisch besiedelter Raum im östlichen Holstein. Hier siedelten die Wagrier, ein Teilstamm der Abotriten. 1142 hatte der deutsche Kaiser Konrad III. (1093/1095-1152) das Herzogtum Sachsen an Heinrich den Löwen (um 1129/30 oder 1133/35–1195; Heinrich III. Herzog von Sachsen 1142-1180) gegeben. Dieser belehnte Adolf II., Edler Herr von Schauenburg, Graf von Holstein und Stormarn (1128-1164) mit der Grafschaft. Dieser förderte die christliche Missionierung und siedelte Kolonisten aus Westfalen und den Niederlanden an. Bei diesem Landesausbau waren die slawischen Gruppen beteiligt, später kam es zu einer zunehmenden Verzahnung von slawischen und deutschen Siedlungsgebieten (nach Müller 2019).
In Kolonisationsgebieten wirkten adlige Familien am Ausbau des Landes mit, im Auftrag der Landesherren (siehe auch Burg und Landesherrschaft in Schleswig-Holstein (12.-16. Jahrhundert)). Adlige wurden mit entsprechenden Gebieten belehnt und beauftragt, diese zu besiedeln und zu entwickeln. Zwar sind für die Grafschaft Ratzeburg keine solche Verträge überliefert, aber es ist davon auszugehen, dass auch im Lauenburgischen adlige Familien mit Gebieten und Dörfern belehnt wurden.

(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2024)

Internet
www.alleburgen.de: Alle Burgen - Die Burgendatenbank: Göldenitz. Private Seite von Andreas Hein, München (Abgerufen 24.2.2024)
chronik-berkenthin.de: Chronik Berkenthin. Seite der Gemeinde Berkenthin (Abgerufen 24.2.2024)
de.wikipedia.org: Göldenitz (Abgerufen 24.2.2024)
de.wikipedia.org: Ratzeburger Zehntregister (Abgerufen 12.3.2024)

Literatur

Dähn, Arthur (2001)
Ringwälle und Turmhügel. Mittelalterliche Burgen in Schleswig-Holstein. Husum.
Ericsson, Ingolf (1999)
Schleswig-Holstein, Frühe Burgen. In: Deutsche Burgenvereinigung e.V. (Hrsg.), Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch, Band II: Geschichte und Burgenlandschaften, S. 110-114. Stuttgart.
Hofmeister, Hermann / Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (Hrsg.) (1927)
Die Wehranlagen Nordalbingiens. Zusammenstellung und Untersuchung der urgeschichtlichen und geschichtlichen Burgen und Befestigungen. Heft 2: 1. Amt Fürstentum Ratzeburg; 2. Kreis Herzogtum Lauenburg. S. 52-53, Lübeck.
Müller, Ulrich (2019)
Zwischen den Zeiten. Kontinuitäten im Burgenbau und der Burgennutzung. In: Oliver Auge (Hrsg.): Burgen in Schleswig-Holstein. Zeugen des Mittelalters jetzt und einst, S. 37-45. S. 37-45, Kiel/Hamburg.
Schröder, Johannes von; Biernatzki, Hermann (1856)
Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und des Gebiets der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübeck. Band 1. S. 419, Oldenburg in Holstein.

Burg Göldenitz

Schlagwörter
Ort
23919 Göldenitz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1200, Ende nach 1450

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„Burg Göldenitz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352088 (Abgerufen: 22. März 2025)
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