Geschichte und Funktion
Weinbau im Moselkerner Elztal
Betriebsstruktur
Ende des Weinbaus im Elztal
Geschichte und Funktion
Diese Transportseilbahn wurde in einer Zeit errichtet, als diese an der Mosel noch nicht allgemein üblich waren. In den 1960er Jahren wurden Tranportleistungen in der Steillage vorwiegend mit menschlicher Arbeitskraft verrichtet. Weite Verbreitung fanden Transportbahnen auf fest installierten Schienen dann in den späten 1980er Jahren, vor allem die sog. Monorakbahnen. Sie revolutionierten an der Mosel den arbeitsintensiven Steillagenweinbau.
Weinbau im Moselkerner Elztal
Im Moselkerner Abschnitt des Elztales wurde im ausgehenden 19., frühen 20. Jahrhundert großflächig Weinbau betrieben. Die Weinberge zogen sich bis hinter der Ringelsteiner Mühle. Eine Karte von 1961 verzeichnet für das Elztal folgende Lagen: Ringelstein, In der Schlaus, Kampesberg, Aufm Pilling, Im Brater, Vor der Mühl, Kirchberg und Latzkell. In einem Reiseführer heißt es 1922: „Hübsch bewaldete Felsen und schön angelegte Weinberge schließen das grüne Wiesental ein […]“.
Die Lagen des unteren Elztales hatten grundsätzlich dieselben Vorzüge wie die Weinlagen der Mosel: Moselschieferböden und steilste Hanglage, was einen günstigen Winkel der Sonneneinstrahlung bewirkt. Es kam jedoch sehr darauf an, wie nahe die Weinberge an der Talweitung im Mündungsbereich der Elz lagen. Denn die Mosel als Fluss bewirkt eine lang nachwirkende Erwärmung des Tals, wohingegen die Elz und ihr Tal merklich kühler sind. Auch kommt in den hinteren Elzlagen weniger Sonne an. Der die Weinberge umgebende Wald konnte sich positiv und negativ auswirken: wuchs er zu hoch, schränkte er die Sonneneinstrahlung ein. Andererseits war der Waldsaum unterhalb der Hangkante ein effektiver Schutz gegen kalte Winde. Man geht davon aus, dass im Elztal ausschließlich Riesling angebaut wurde. Eine vom Terroir her gute Lage war der Brater. Der Volksmund führt diesen Flurnamen daher auch auf „braten“ und somit die im Hang entstehende Hitze zurück. Die Namenforschung sieht in diesem Flurnamen jedoch ein moselromanisches Reliktwort und leitet ihn vom lateinischen „pratum“, Wiese ab. Das bezieht sich auf die unten im Tal liegenden Wiesen. Der „Brater“ schloss sich an den eigentlichen Moselkerner Kirchberg an: eine ehemals kleinteilig terrassierte Steilstlage in Südwest-Exposition im Übergang vom Mosel- zum Elztal. Man geht heute davon aus, dass die Lagen, die weiter hinten im Elztal lagen, nicht genug Sonne erhielten, um einen wirklich schmackhaften Wein zu erzielen. In schlechten Jahren mussten die Winzer Totalausfälle hinnehmen, trotz der vielen Arbeit, die sie investiert hatten.
Betriebsstruktur
Kleine Betriebe erzielten nur etwa ein Fuder pro Jahr. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe an der Terrassenmosel waren Mischbetriebe, das heißt sie bewirtschafteten neben den Weinbergen auch Felder und hielten Vieh. Ein durchschnittlicher Betrieb besaß an Vieh in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Pferd, zwei Kühe und zwei Schweine. Die Viehhaltung diente vor allem der Selbstversorgung, Milch an eine Molkerei abzugeben, war bei dieser Betriebsgröße keine Option. Der rechtsgeschichtliche Hintergrund für diese Betriebsstruktur war die Realerbteilung, bei der der Besitz nicht an den ältesten Sohn vererbt wurde, sondern an alle Kinder verteilt wurde. Das führte dazu, dass die Landwirtschaftsbetriebe aus kleinsten Parzellen zusammengesetzt waren. Deshalb waren die Familien auch darauf angewiesen, dass noch der letzte Quadratmeter Weinberg genutzt wurde. Der Winzer und seine Hilfskräfte - zumeist die Familienmitglieder - mussten früher im Lauf eines Jahres 14 Mal in den Wingert gehen, um alle bis zur Weinlese notwendigen Arbeitsschritte auszuführen: Es begann im Winter mit dem Schneiden und Binden der Reben, die Stöcke mussten gegebenenfalls ausgetauscht und wieder fest gegründet werden. Die Bodenpflege und Unkrautbekämpfung war besonders kräftezehrend. Beim „Heften“ im Sommer wurden die Triebe am Stock angebunden, weil sie sonst auf dem Boden wachsen würden. Überzählige Triebe mussten herausgeschnitten, Geiztriebe entfernt werden. Das Anheften wurde zwei bis drei Mal durchgeführt. Wenn die Triebe über die Stöcke hinauszuwachsen begannen, wurden sie eingekürzt („gestämpt“). Zur Weinlese kamen dann auswärtige Hilfskräfte vor allem von der Eifel. Dazu kamen noch die Arbeiten auf dem Feld und im Keller, die Versorgung von Vieh und Garten. Das war nur mit einer großen Familie zu bewerkstelligen.
Ende des Weinbaus im Elztal
Da die Elztalstraße im 20. Jahrhundert erst etappenweise ausgebaut wurde, waren die Weinberge teilweise nur über schmale Pfade zu erreichen. Das machte ihre Bewirtschaftung noch mühevoller. Nach und nach wurden die Weinberge aufgegeben. Heute sieht man im Elztal in den wieder bewaldeten Hängen noch vereinzelt Terrassenmauern. Auch Reste von ehemaligen Wasserbecken sind noch zu erkennen. In ihnen wurde Kupfervitriol eingeweicht, das für den Pflanzenschutz eingesetzt wurde (noch heute sind Kupferverbindungen im Öko-Weinbau zugelassen für die Bekämpfung der Pilzkrankheit Peronospora).
(Bernhard Kaufmann; Ingeborg Scholz, Moselkern, 2024)